Freitag, 16. Februar 2007

Theater I

Gestern abend Burgtheater:

 "Nathan der Weise" mit K. M. Brandauer. Eine Wohltat! Endlich einmal wieder im Theater 3 Stunden "Sprache" und "no action", also keine unmotivierte Entblössung oder Vergewaltigung, keine Verzierung der Klassiker durch amerikanische Songs. Dass einige Kritiker diese Inszenierung als "langweilig" bezeichnet haben, finde ich bezeichnend für den ganzen Jammer des modernen (deutschen) Regisseurtheaters. 

"Die Bretter der Bühne Kennt er nicht richtig Und macht sich durch kühne Erklärungen wichtig!"

  Gesprochen wurde überwiegend ausgezeichnet mit ein paar Ausrutschern in Richtung "Girlie-Slang": "Harrrz", "komm' " sowie ein paar offensichtlich unverzichtbaren Mätzchen, um dem anwesenden Schulklassenpublikum wenigstens zu ein paar Lachern zu verhelfen. Na, soll sein, dafür wurde der Text unangetastet gelassen, sogar "kömmt" konnte man hören. Ganz allgemein: Mit der norddeutschen "Sprechkultur" im Theater kann ich mich wirklich nicht anfreunden, ich verstehe auch einige Passagen gar nicht, es wird gesprochen, als müssten Schnellsprechrekorde gebrochen werden à la: "Zu Risiko und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt ....." Mein letzter Besuch im Burgtheater ("Medea") reizte mich schon bis aufs Blut, noch mehr aber "Die Möwe" in der Josefstadt. Meine wütende Beschwerde wurde natürlich nie beantwortet: 
  Nun bietet also auch die Josefstadt Mogelpackungen an, wie es das Burgtheater schon länger tut. Es steht Tschechow oder Grillparzer drauf und es ist Deutsches Regietheater drin. Das bedeutet: Penetrante Mätzchen in Regie und Darstellung, keinerlei Respekt vor dem Text, vielmehr Angleichung an Diktion und Tonfall deutscher Privatsender-Gerichts-Soaps . „Nich' “, „Könn' “, „muss los“ etc. klingen auf der Bühne der Josefstadt in einem Klassiker noch hässlicher als so schon. Diese primitive Art der Modernisierung raubt dem Stück – wohl bewusst - jegliche Romantik, aber wozu spielt Ihr das Stück dann überhaupt ? Und warum habt Ihr die altmodischen russischen Patronyme beibehalten wie „Pjotr Nikolajewitsch“ und so - Wolf-Rüdiger wäre doch viel passender. 
Zu dem Thema könnte ich noch kilometerlang schreiben, aber was soll's, sie haben die kulturelle Luftherrschaft.  Zu späteren Zeitpunkten kommen sicher noch einige bissige Gedanken über das Operntheater...

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