Samstag, 27. März 2021

Zeit und Ewigkeit

 Die unendliche Streitfrage um ein Leben "nach dem Tode" ist schon im Ansatz falsch. Nach meiner Ansicht erlischt mit dem Zeitpunkt des Todes auch die "Illusion der Zeit" (Einstein), "vor" und "nach" haben keine Bedeutung mehr. 

Ewig bedeutet also "zeitlos".                  = Ø

Und so bekommt auch der alte Spruch von Solon

NEMO ANTE MORTEM BEATUS

seinen Sinn. Vielleicht liegt in der Zeitlosigkeit die Glückseligkeit - auch die himmlische. Und nicht im imaginären NICHTS.

🌞

Und diesen bemerkenswerten Satz fand ich bei K. P.  Liessmann:

Wobei Ewigkeit in diesem Zusammenhang ncht als unendliche Dauer missverstanden werden darf. Ewigkeit bedeutet, aus der Zeit hinausgefallen zu sein, bedeutet reine Gegenwärtigkeit.

und diese Passage bei Eugène Ionesco:

Warnende oder prophetische Träuıe kennen die Psychologen seit jeher. Wir in der westlichen Welt wollen nicht daran glauben, weil sich für uns die Ereignisse in der Zeit abspielen. Tatsächlich denken wir kausal. Es gibt ein Vorher ınd ein Nachher, das zweite ıst für uns die Wirkung des ersten. Vorher, nachher, Kausalität, Zeit. Die Orientalen werden von uns Okzidentalen nicht verstanden, denn die Orientalen sehen die Dinge innerhalb einer Gesamtheit von Wechselbeziehungen und Bedeutungen. Das ıst natürlich eine andere Art, sich die Welt zu erklären. denn jede Wahrheit ist nur die Erklärung, die wir für eine Sache oder für die Dinge finden. Um diese Phänomene, die uns ungewöhnlich oder absurd scheinen, zu begreifen, müßten wir einfach unser historisches, kausales Denken durch ein räumliches ersetzen. Eine Raumvorstellung statt einer Zeitvorstellung. Könnten wir uns entschließen, weder historisch noch räumlich zu denken, wären wir sogar freier, denn dann hätten wir eine andere Vorstellung von der Welt, oder vielmehr, da jede bildliche Vorstellung ım Raum ist, eine nicht-bildliche Erklärung der Welt. 

Siehe auch:

 https://kumpfuz.blogspot.com/2019/06/todliche-sicherheit.html 

https://kumpfuz.blogspot.com/2018/07/zeitverlust.html

https://kumpfuz.blogspot.com/2017/05/zeit-leben.html

😖 Und Schopenhauer darf auch noch seinen Senf dazugeben:

Jeder ist nur als Erscheinung vergänglich, hingegen als Ding an sich zeitlos, also auch endlos. Als Ding an sich ist er der Wille, der in allem erscheint, und der Tod hebt die Täuschung auf, die sein Bewußtsein von dem der übrigen trennt: dies ist die Fortdauer.

Kein Stäubchen, kein Atom Materie kann zu nichts werden, - und des Menschen Geist ängstigt sich damit, daß der Tod die Vernichtung seines Wesens sei!

Du, als Individuum, endest mit dem Tode. Allein das Individuum ist nicht dein wahres und letztes Wesen, vielmehr eine bloße Äußerung desselben: es ist nicht das Ding an sich selbst, sondern nur dessen Erscheinung, welche in der Form der Zeit sich darstellt und demgemäß Anfang und Ende hat. Dein Wesen an sich selbst hingegen kennt weder Zeit, noch Anfang, noch Ende. 


Montag, 15. März 2021

Zeichen und Bezeichnetes

Zeichen und Bezeichnetes sind nicht dasselbe. 

Das Bild ist nicht sein Gegenstand.

Aus dieser Verwechslung entsteht der meiste Streit auf der Welt und sind schon Unmengen Blut geflossen, weil es die meisten Menschen nicht ertragen, dass andere Menschen andere Metaphern für wahr halten.

https://kumpfuz.blogspot.com/2020/04/symbole.html

https://kumpfuz.blogspot.com/2018/12/alles-symbole.html

https://twitter.com/kumpfuz/status/570099726663741440?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E570099726663741440%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_c10&ref_url=http%3A%2F%2Fkumpfuz.blogspot.com%2Fsearch%3Fq%3DReligion

Übel Übel

 Alles läßt sich nicht zwingen, und die Kunst des Lebens läuft darauf hinaus, von zwei Übeln das kleinere zu wählen. 

Th. Fontane

Freitag, 12. März 2021

Dampfkraft

"Die Kunst der Lebensführung besteht bekanntlich darin, mit gerade so viel Dampf zu fahren, wie gerade da ist." 

"Ich bin zeitlebens ein nervenkranker Mann gewesen, und es hat auch gehen müssen und ist gegangen. Man muß die Kunst lernen und ausbilden, mit halber und viertel Dampfkraft zu arbeiten, und muß sich daran gewöhnen, immer nur stunden oder tageweis Disposition über sich zu haben. Ist man erst darauf eingefuchst, so lernt man diese guten Stunden ausnutzen und schafft durch weise Ökonomie schließlich dasselbe zusammen wie die Kraftmeier und Schlagedodrogs."

Th. Fontane

?🔅?

Und hierzu musste ich Google bis zum Äußersten (aus)reizen:

..........................

Der biedre Riese

War allein mit seiner Größe.

Sprach: »Zwei Dinge kenn' ich einzig,

Die mir einzuflößen Ehrfurcht

Sind imstande. Nämlich erstens,

Mein Charakter. Darauf zweitens,

Diese Mauer. Beide passen

Wie gegossen aufeinander,

Ganz massiv sind alle beide,

Für die Ewigkeit gegründet.

................................

Und es bebt' und wippt' und wiegte

Und es schwankt' und schwappt' und schwaumelt'

Und es kreischt', es riß, zerspliß,

Ritz an Ritz, die Mauer rings!

Und es stöhnt' und schrie und jaulte

Zeternd Schlagadodro, brüllend

Sank er in zerborstne Klüfte.

Und es schwand und starb sein Laut hin

Ins Getöse, das wild aufdrang

Aus dem neugebornen Chaos.

Schollernd, knallend, krachend, platzend

Rutschten nieder die gelösten

Eisenstücke, Eisenbalken

Quetschten sich dazwischen gellend!

Türme nickten, stürzten drüber,

Diese Balken überwuchtend,

Und sie brachen! Und hinunter

Stürzten Balken, Stücke, Türme,

Die zerrissen in dem Absturz!

Wirrsal, Strudel, Stumpfen, Qualmschutt,

Donnertosende Zerstörung,

Fiel die große Riesenmauer...




Mittwoch, 10. März 2021

Traviato...

 Mein WZ-Posting zur gehypten Traviata-Premiere an der Wr. Staatsoper am. 7.3.2021:

Bei allem Respekt dafür, was Bogdan Roščić unter schwierigsten Umständen auf die Beine stellt: Inszenierungen dieser Art degradieren die Musik zu einem Soundtrack für eine perfekt inszenierte Show. Der Geist des Zu-Schauers wird permanent damit beschäftigt, die visuellen Botschaften zu lesen und zu entschlüsseln und nimmt die Musik nur als mehr oder weniger wohlige Untermalung wahr. Primo lo spettacolo è poi … Im Übrigen alles Ansichtssache. Und: Auch bei mancher Zeffirelli-Inszenierung musste man zuweilen aus Notwehr die Augen schließen….

Bezeichnend auch die Einführugs-Matinee im StOp-Streaming, in der den Ausführungen des Regisseurs gut die Hälfte der Sprechzeit gegönnt wurde. Generell lehne ich solche Interviews (oder das Regie-Geschwurbel in Programmheften) ab: Es zählt nur, was auf der Bühne gezeigt wird. Das ist leider nur zu oft erbärmlich, aber dafür mit ideologischem Brimborium angereichert. Aber wer keinen rechten Zugang zur Musik hat, muss sich halt am 'making of' schadlos halten.

Siehe auchhttps://kumpfus.blogspot.com/2008/01/feuilleton.html