Sonntag, 24. Juni 2007

OBJEKTIV

Vor dem Bauch ein langes Rohr
Ist des Jägers höchstes Glück,
Ich hingegen ziehe vor
Die Linse mit dem weiten Blick.

Macht und Recht

Mancher sagt, das Recht sei der Knecht der Macht. Weit gefehlt! Sie stehen beide auf derselben Stufe und können jeweils ohne den anderen gar nicht existieren. Jede Macht sucht Recht und Recht sucht immer sofort eine Macht.
Die Macht braucht das Recht, um sich zu behaupten und schafft sich zu diesem Zweck notfalls ihr eigenes.
Recht ohne Macht andererseits ist ohnmächtig und muss sich rasch der Macht verdingen. In der Praxis heisst das: Der Schwache muß sich, um Recht zu bekommen, unter die Fittiche der Macht begeben; das heißt Demokratie.
Und die Ausüber des Rechts suchen sich jeweils möglichst schnell eine Macht, der sie dienen können; dabei sind sie nicht wählerisch.

Zwischen Geld und Macht besteht ebenfalls eine hohe Korrelation, diese ist aber nicht unbedingt linear, denn aber einem bestimmten Ausmaß an Macht verliert Geld die Bedeutung und Geld allein bedeutet nicht unbedingt sofort auch Macht. Aber viel Geld gibt auch Macht, denn es gibt kein Recht, das nicht käuflich wäre, weil - siehe oben.

Samstag, 23. Juni 2007

ZEITKRITIK

ZEITKRITIK*.
Mit schweren Ruten
Geißeln kann jeder,
Die wirklich Guten
Nehmen die Feder.
(*für H. Hufnagl†, Kurier)

Öffentliches Leben


LIZENZ-NEHMER.

Reformen braucht das Land,
Sagt die Öffentliche Hand,
Und tarnt damit den raschen
Zugriff in private Taschen.

GEMEINWESEN.
Bei Politik- und Wirtschafts-Dingen
Gilt es, dich um Geld zu bringen,
Und wer das am besten kann,
Ist hier wie dort der größte Mann.

POLITIKER-LAUFBAHN.
Einst, als junger Mann,
Wollte er gestalten,
Später lag ihm dran,
Pfründen zu erhalten.

KOTHURN-TANZ.
Der Übermut der Ämter
Ist ein unverschämter
Versuch von Zwergen,
Kleinwuchs zu verbergen.

Dienstag, 19. Juni 2007

Regietheater

Regietheater: Trotz Ficken, Furzen, Scheißen, Brunzen auf der Bühne ein reines Kopfvergnügen für Insider!

Regietheater, das sind subventionierte Liveshows –
Rotlicht-Szene, wehre Dich!

Leserzuschrift an den Spiegel anl. Interview mit C. Harfouch.

Sonntag, 10. Juni 2007

DRESDEN

Über die Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg habe ich einige Bücher gelesen. Die meisten davon konnten sich nicht ganz freimachen vom Grundtenor: "Irgendwie geschah ihnen ja doch nicht ganz unrecht, denn sie haben ja angefangen". Der Punkt ist aber der, daß diese Greuel im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit geschehen sind. Aber so hehre Ideale sind nun einmal nicht die Triebfedern des Kriegshandwerks, sondern Hass, Rachsucht, "Auge um Auge, Zahn um Zahn", business nicht zu vergessen; das edelste der Gefühle dürfte noch die typisch angelsächsische Empörung über "unfairness" und "bad habits" der Nazis gewesen sein. Für mich ist Dresden das Symbol dafür, was herauskommt, wenn man Experten, die ihre Sachen perfekt machen wollen und können, von der Leine läßt: "Vernunft wird Unsinn .....". Fast alle Historiker sind sich einig, daß ganz allgemein "moral bombing" nicht zum Ziele führt und speziell die Auslöschung Dresdens nicht kriegsentscheidend war. Man kann also relativ leicht behaupten, daß der Fall Dresden ein sinnloser Auswuchs des Militarismus und letztlich sinnlos war, aber was ist mit Hiroshima und Nagasaki? Diese Barbarei hat tatsächlich den Krieg beendet! Ein Paradoxon, das nur ganz gescheite Leute auflösen können.
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Leute wie Arthur Harris oder Hudson Lowe - Büttel mit Lizenz - sind es, die meine Sympathie-Einstellung zu den Engländern etwas trüben.

Samstag, 9. Juni 2007

Deutschland-Besuch I


Erst jetzt komme ich dazu, über einen Camping-Kurzurlaub in der 2. Mai-Hälfte zu berichten, den wir in Dresden und Berlin (genauer Werder/Hvl) verbracht haben. Deutsche Campingplätze werden - speziell in den neuen Ländern - weniger als Touristen-Einrichtungen denn als Erziehungs-Anstalten betrieben. Dieses permanente Mißbilligen, Zurechtweisen und Maßregeln ist neben einer gewissen Grundveranalagung eine Erbschaft von früher. Der dies schreibt, hat die DDR mehrmals bereist, als sie noch nicht die "alte DDR" war; damals nahm man das in Kauf wie so vieles andere. Was außerdem aufregt, ist der immer noch anzutreffende Nepp, der ganz schlimm in den Jahren nach der Wende war. Man wollte halt endlich richtig hinlangen. Und im Jammern sind unsere lieben Nachbarn nachwievor Weltmeister, im Osten noch ein bißchen penetranter und nicht selten in der Spielart "Das war früher besser, nur nicht so schön verpackt". Na ja, nicht jeder kann damit umgehen, dass die Ideale seiner besten Jahre sich als fauler Zauber herausgestellt haben.


Soweit das Negative. Wir fahren ja trotzdem immer wieder hin, die genetischen Wurzeln meiner Frau und die kulturellen von mir liegen nun einmal dort. Der Besuch von Dresden war schon überfällig, das letztemal lag die Frauenkirche noch darnieder. Der Anblick der wiederaufgebauten Kirche raubt einem schlichtweg den Atem. Hier ist vollste Bewunderung am Platz - für George Bähr und für die Wiederaufbauer.

Fast genau so schön die Szenerie, die sich nun von der Treppe der Brühl'schen Terrasse bietet - wenn nicht gerade ein Bierzelt vor der Katholischen Kirche aufgebaut ist.
Der zweite Schwerpunkt der Reise war Th. Fontane gewidmet mit Besuchen in Neuruppin und Rheinsberg sowie Spaziergängen im Tiergarten. Das leider ziemlich verschmutzte Denkmal dort erinnert allerdings eher an Bismarck; wäre da nicht der Schlapphut. Richard Wagner nebenan hat man einen eigenen Baldachin gegen Weeterunbill gespendet - aber der liebte es ja schon immer etwas komfortabler und protziger.
Ich ging dann noch bis zur Königin Luise - "umkreisend diese".

Donnerstag, 7. Juni 2007

DON CARLOS

Gestern abend DON CARLOS in der 5-aktigen französischen Fassung unter B. de Billy. Also - die italienische Fassung gefällt mir letztendlich doch besser. Sehr ärgerlich an der Inszenierung die Autodafe-Szene als Unterbrechnung der großen Pause. Andererseits hat das Spektakel dem Fun-People-Teil des Publikums wahnsinnig gut gefallen: Endlich einmal laute Unterhaltung während der Musik erlaubt, wie vor 200 Jahren, nur diesmal auch mit Handy und DigiCam.
Deprimierendes Fazit: Auch auf Plätzen mit Sichteinschränkung entgeht man den Regisseuren nicht. Im übrigen ist mir das wenige Geschehen im linken Bühneneck, das ich sehen konnte/musste, eher wie Schmiere vorgekommen.
HMK diesmal an Englisch-Horn, wenig zu tun, außer in der Romanze der Elisabeth im 2. (1.?) Akt ("Weine nicht...."). Danach verschwunden.