Von Manfred Vogel (sehr) frei übersetzt:
Piripiri
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Montag, 11. März 2024
Mittwoch, 28. Februar 2024
Der Skeptiker
Der weise Skeptiker ist ein schlechter Staatsbürger; er ist kein Konservativer; er durchschaut die Selbstsucht des Eigentums und die schlaffe Trägheit unserer Institutionen. Aber er ist auch nicht fähig, mit irgendeiner der demokratischen Parteien, die sich jemals konstituiert, zu arbeiten, denn Parteien verlangen, daß jeder ihnen seine Seele verschreibe, und er durchschaut den Patriotismus des Volkes.
R. W. Emerson
Mittwoch, 31. Januar 2024
Ruhm
…Ruhm, durch augenblickliche Überschätzung
entstanden, wo nicht gar so ein Ruhm wie Hegel ihn hatte und Lichtenberg ihn
beschreibt, »ausposaunt von einer freundschaftlichen Kandidatenjunta und vom
Echo leerer Köpfe widergehallt: - - -aber die Nachwelt, wie wird sie lächeln,
wann sie dereinst an die bunten Wortergehäuse, die schönen Nester ausgeflogener
Mode und die Wohnungen weggestorbener Verabredungen anklopfen und alles, alles
leer finden wird, auch nicht den kleinsten Gedanken, der mit Zuversicht sagen
konnte: herein!« -
Ideologie
Die Verquickung politischer Probleme mit weltanschaulichen Elementen ist ein Charakteristikum einerseits der konservativen, andererseits der revolutionären Programme, da beide gezwungen sind, ihre sachlich und ethisch nicht zu rechtfertigenden Forderungen durch Ideologien zu stützen. Dies ist der Sinn der Ideologiebildung: den Menschen Taten schmackhaft zu machen, die sich gegen ihre Wünsche und ihre Interessen richten.
Gerhard Szczesny
Samstag, 27. Januar 2024
Kontrast
Bei unsereinem aber habe ich stets zwei Dinge ın besonders engem Zusammenspiel gesehn: überhimmlisches Denken und unterweltliches Tun.
Montaigne
Samstag, 20. Januar 2024
Sämtliche Fehlurteile auf der Welt
Sämtliche Fehlurteile auf der Welt entstehen daraus,
daß man uns Furcht vor dem Eingeständnis unsrer Unwissenheit beibringt und wir
daher alles hinzunehmen gehalten sind, was wir nicht widerlegen können. Über
jegliche Sache spricht man in einem dogmatischen Ton, der keinen Einspruch
duldet. Der römische Gerichtsstil hingegen verlangte, daß selbst die Aussage
eines Augenzeugen und das auf sicherster Erkenntnis beruhende Urteil eines
Richters in die Redeform des „mir scheint“
zu fassen seien.
Ich sträube mich sogar gegen Wahrscheinliches, wenn
man es mir als untrüglich hinstellt, Ich liebe vielmehr Ausdrücke, welche die
Unbesonnenheit unsrer Behauptungen mildern und mäßigen, also: vielleicht und
gewissermaßen, ein wenig und man sagt, ich denke und dergleichen.
Ich bin schwer von etwas Unwahrscheinlichem zu überzeugen
und halte mich daher möglichst an das Handgreifliche und Wahrscheinliche. So
entgehe ich diesen alten Vorwürfen: Die Menschen vertrauen am meisten dem, was
sie nicht begreifen und der menschliche Geist hat den Hang, allem Dunklen zu
glauben. Ich merke natürlich, daß man über meine Einstellung in Zorn gerät.
Wer seine Meinung in herausforderndem Befehlston durchsetzen
will, zeigt damit nur, wie schwach sie begründet ist. Daß in einem reinen
Wortstreit um das rechte Dogma jene Leute genausoviel Plausibles vorbringen mögen
wie ihre Widersacher - sei's drum! Wenn man jedoch die praktischen Folgerungen
bedenkt, die sie daraus ziehn, spricht alles für die Gegner.
Montaigne