Dienstag, 29. Januar 2008

TALON

aus Fontanes "Von 20 bis 30":

Nur der Feigling ist immer Held.

Theater: ....das eigentümlich Berauschende, das die poetische Scheinwelt hat....

...eine richtige Sparsamkeit vergißt nie, daß nicht immer gespart werden kann; wer immer sparen will, der ist verloren, auch moralisch.

Die Klugen rechnen zuletzt doch nie ganz richtig.

Sonntag, 27. Januar 2008

Meistersinger in der Kritik

Aus Wolfgang Schlüter "Anmut und Gnade":

".... heißt es vom Rezensenten in der Encyclopedie nicht, es falle ihm leichter, über ein gutes Buch zu berichten, als eine gute Zeile zu schreiben? Dabei könnten Musikjournalisten fast immer besser schreiben, als sie es tatsächlich tun. Mangel an Akkuratesse und Reflexion, schlechter Stil, Oberfläch­lichkeit und schlampige Recherche sind selten das Resul­tat geringer Metierbeherrschung, sondern fast immer das Ergebnis von Termindruck, schlechter Bezahlung, Anpas­sungszwängen oder gar massiver Nötigung durch Chef­redaktionen und Führungsetagen. Dort, in den Chef­etagen, nicht auf dem Schreibtisch des Kritikers ist es, wo die Linien des Unversöhnlichen, nämlich des Share­holder-Value und des autonomen Geistes, sich schneiden, und die Schnittmenge bezeichnet, im >Kompromiß<, die Depravation des Geistes selber. Kaum ein Rezensent, der so schreiben darf, wie er könnte, wenn man ihm nicht dreinredete; kaum auch einer, der nicht immer wieder die Artikel, die er abgeliefert, massiv gekürzt, sinnentstellt und umformuliert, im Druck kaum mehr wiedererkennte. Kritik, die den Namen verdiente, wird ihm ausgetrieben von Anfang an. Seine Domäne wird das Periphere und Akzidentelle. Klischeebildung, Effekthascherei, Vergrö­berung und Simplifizierung sind der Preis, den er dafür zu zahlen hat, daß man ihn nicht feuert, wenn der Absatz stagniert. Daß unterm Damoklesschwert der Rendite­Erwartung, der Inserenten- und Abonnentenstatistik so mancher freie oder angestellte Redakteur solche Hetero­nomie verinnerlicht und in vorauseilendem Gehorsam zur eigenen Sache macht, erhellt die Zwänge nur um so schlagender. Am Ende wird sein Zynismus habituell, und seine Resignation wie sein Hohn auf die eigenen Produk­tionsbedingungen wandeln sich zum Hohn auf die Sache, um deretwillen er einst zu schreiben begann. "
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Ich habe mich inzwischen ein bißchen auch in den diversten Klassik- und Opernforen umgesehen, alle erreichbaren Kritiken gelesen und frage mich ernstlich, ob die Schreiber dort diesselbe Vorstellung gehört bzw. besucht haben? Ich habe die 1. Vorstellung im Radio gehört und die 2. gesehen. Es war jedesmal alles in allem, trotz mancher Mängel, ein aufregendes Erlebnis. Aber ich weiß noch von meiner Stehplatz-Zeit her, dass es manchen sog. Fans (für die das Wort "freak" wirklich besser passt) gar nicht um ein musikalisches oder dramatisches Erlebnis geht, sondern um das Ausleben ihrer Agressions- und anderer minderer Triebe. Für sie gibt es nur absolute Ablehnung oder Anbetung, nichts dazwischen und das alles weitgehend argumentfrei. Ich habe es wo immer möglich sogar vermieden, neben solchen Wahnsinnigen zu stehen, begleiten sie doch jede Vorstellung mit unübersehbaren Körpersprache- und unüberhörbaren Urlaut-Äußerungen und zerstören lustvoll jeden Schlussakkord mit frenetisch-atonalen Pro- oder Kontra-Geschrei. Da sind mir die schwätzenden Schulklassen, die schnarchenden Gewerkschaftsmitglieder, die lautstark kommentierenden Schwerhörigen oder die Taktschläger auf der Galerie noch lieber...nein, auch nicht wirklich. Momentan sind mir am liebsten die Plätze mit eingeschränkter Sicht in den vorderen Logen, v.a. auch wegen der Sicht auf die Musiker. Die Akustik im Stehparterre ist natürlich unübertrefflich.

In den Internetforen sind leider viele der o. e. Rüpel ungehindert zugange, teilweise ja schon an ihrem nickname (z.B. "scooter") erkenntlich, die dort ungestraft ihren Hooligan-Neigungen nachgehen und sich sogar der Aufmerksamkeit ernsthafter Teilnehmer erfreuen können. Ich habe anfangs versucht, auch aktiv teilzunehmen ("Der Neue Merker"), aber wieder Abstand genommen: "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern". - Man wünscht sich, die Schreiber dieser Beiträge wären Analphabeten geblieben oder würden sich wenigstens ein anderes Betätigungsfeld wählen, wie Eishockey oder Fußball.

Im übrigen ist es in anderen "Liebhaber-Foren", z.B. Eisenbahn-Foren ähnlich, wenn nicht noch ärger. Schade natürlich, denn man erfährt ja doch viele interessante Fakten, die nicht in den Zeitungen stehen - aber der viele Unrat dazwischen....


Leider habe ich mich zeitlebens mit dem guten Rat: "Unrat vorbeischwimmen lassen" immer schwer getan.

POST

Habe soeben Alois Brandstetters "Zu Lasten der Briefträger" zu Ende gelesen. Köstlich, obwohl m. E. nicht sein bestes Buch.
Heute natürlich vordergründig unaktuell, er müsste es "Zu Lasten der Postmanager" nennen und einige Mißstände neuerer Provenienz geißeln.

Ich würde gerne ein Buch "Zu Lasen der Busfahrer" schreiben - auch da könnte man viele Blüten dran aufhängen....

Freitag, 25. Januar 2008

Hobsbawm

Zitat im Standard vom 22.1.2008:
"....ist der Zusammenbruch von 1918 etwas, das viel wichtiger ist als das meiste, was danach kam".

Wenn doch jene Redakteure des Standard sich das zu Herzen nehmen würden, welche die Geschichte immer auf die Tausend Jahre zwischen 1933 und 1945 verkürzen.

Börse

Leserbrief an den Standard (22.1.2008)

Beim Studium der der Seite 2 Ihrer heutigen Ausgabe komme ich ins Grübeln:

Oben steht: 'Analysten bezeichnen die Verkäufe zwar als "irrational"....' - Und was ist das, wenn der Ölpreis steigt auf den bloßen Verdacht hin, daß Hr. Achmadinedjad Verdauungsstörungen hat? Das ganze Börsen-Auf und -Ab ist doch im höchsten Maße irrational, auch wenn dabei mit Ziffern und Zahlen hantiert wird!

Ganz unten auf der Seite steht zum Thema sinkender Ölpreis: "Damit setzten sich auch am Ölmarkt die Pessimisten durch". Hmmm - wie verschieden man doch die Sache ansehen kann, je nachdem ob man selber spekuliert oder ob mit einem spekuliert wird."

Donnerstag, 24. Januar 2008

WUNDERMITTEL

Noch einmal zu A. Unterbergers "Tagebuch"-Kolumne in der "Wiener Zeitung": Früher habe ich mich oft geärgert, obwohl er ja sehr gut schreibt und durchaus interesante Probleme in sehr eloquenter Weise auf- und angreift, aber er hat leider immer nur eine einzige Lösung parat: Einen beinhartgesottenen Kapitalismus, so wie ihn sich der Wirtschafts- und Schüsselbund imaginiert. In dessen Sicht sind alle Unselbständig-Erwerbstätigen (eingebettete Chefredakteure ausgenommen) notorische "Owizahrer" (wienerisch für Tagedieb), aus denen man nur mit drakonischer Strenge Leistungen herausschlagen kann.
Dramaturgisch ausgedrückt: Exposition und Schürzung im 1. und 2. Akt sind jeweils ausgezeichnet, aber im 3. Akt kommt aber immer nur diesselbe Auflösung des Knotens zur Anwendung, eine Art neoliberaler "deus ex machina", die eine und einzige Patentlösung, das Allheilmittel Privatisierung u.Ä. (A propos, was ist eigentlich noch "neo" an Neoliberal?)

"Mit blitzo geht man schlafen und mit blitzo steht man auf
mit blitzo fängt das leben an mit blitzo hört es auf"
oder
"nun ihr leute hört euch an,
wie die fifi waschen kann,
nur ein druck und eins zwei drei,
keine hexerei."
(Pirron&Knapp)

Seit ich diesen ewig gleichen Ablauf erkannt habe, erspare ich mir den 3. Akt. Ähnlich ergeht es mir übrigens bei seinem Antipoden Hans Rauscher (dzt. Standard), wenn er immer wieder anfängt, sich seiner antifaschistischen Obsession hinzugeben - auch bei allen möglichen Themen.

Montag, 21. Januar 2008

SARKOZY

Ein mächtigeres Potenzmittel als eine Atombombe kann man sich wohl nicht vorstellen.
(Zum heutigen Spiegel-Artikel)

Freitag, 18. Januar 2008

GIPFEL

Rund ist die Erde und dort, wo ich stehe, ist oben;
Hoch vom Gipfel der Welt blick' ich auf alles herab.
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Es gibt Leute, denen bricht jedesmal das Herz, wenn sie die WC-Spülung betätigen müssen.

Siehe auch: http://kumpfus.blogspot.com/2008/01/people.html

Donnerstag, 17. Januar 2008

Meistersinger


Gestern, 16.1. 2008 "Meistersinger" in der Staatsoper unter Chr. Thielemann, der in Wien sehr geliebt und bewundert wird; wie ich finde, zu Recht. Die "Fortschrittlichen" in Deutschland nehmen ihm übel, dass er sich auf das klassisch-romantische Repertoire beschränkt - mit den üblichen Unterstellungen (siehe auch unten). -Statt J. Botha wieder ein anderer adhoc-Einspringer: Raymond Very, ein Amerikaner, der trotz Jetlag seine Aufgabe so weit meisterte, dass es anzuhören war - allerdings mit gehöriger Hilfe Thielemanns und des Orchesters. Darin diesmal am Hochholz M. Gabriel und K. Brosch. Ganz vorzüglich Adrian Eröd als Beckmesser. Und dass man sowas wie die Schenk-Inszenierung noch sehen kann, grenzt an ein Wunder. Hoffentlich ist sie irgendwo als Video aufgezeichnet. - Insgesamt ein großes Erlebnis.

Der Standard, auch "fortschrittlich" wie immer, fühlte sich in seiner Kritik zu politisch-historischen Kommentaren bemüßigt:


http://christianthielemann.blogspot.com/2008/01/medien-meistersinger-in-wien.html.

Mein Leserbrief:"Es wäre schön, wenn Sie in die Oper einen Kollegen schicken könnten, der sich auf die musikalischen, allenfalls szenischen Belange einer Aufführung beschränkt und seine Spalten nicht für Geschichts- bzw. Ethik-Unterricht mißbraucht. Für mich ist nun mal die Oper keine politisch-moralische Anstalt - und auch der Standard ist auch keine

Antwort:"Sehr geehrter Herr Kumpfmüller,Vielen Dank für Ihren Leserbrief.Ihrer Ansicht, die Oper sei "keine politisch-moralische Anstalt", stimme ich zu. Allerdings folgt Kunst zwar immer ihren eigenen Gesetzen, bewegt sich aber nicht im luftleeren Raum. Eine Oper wie die "Meistersinger" transportiert schon von sich aus so viel an Ideengeschichte, dass man diese meiner Meinung nach nicht übergehen sollte; wenn dies in der Interpretation derart stark zu tragen kommt wie im Fall des Beckmesser von Adrian Eröd, lässt sich die musikalische und szenische Leistung nach meinem Dafürhalten erst vor diesem Hintergrund vollständig beurteilen. Mit freundlichen Grüßen Daniel Ender(Standard)

"Kunst lebt nicht nur vom Lieblichen, sondern ist in der Sache politisch" sagt Alfred Hrdlicka. Das könnte ich sogar unterschreiben, wenn man politisch nicht banal im Sinne von Links und Rechts versteht, sondern als "geschichtsbezogen", aber Geschichte nicht auf die Tausend Jahre von 1933 bis 1945 verkürzt, sondern als Kontinuum von Vergangenheit, Gegenwart und Zukuft.

Ich kann einfach diese Bevormundung mancher Kritiker und Regisseure nicht mehr ertragen, die mir immer den Querbezug zur heutigen Realität (und zur deutschen Vergangenheit) mit dem Hammer einbleuen wollen. Man sollte sich ja nicht ärgern, denn damit mißt man den Wichtigtuern jene Bedeutung bei, um die es ihnen zu tun ist und die sie gar nicht verdienen. Ich kann auch die Internetforen, in denen es um Klassik geht (Tamino, Der Neue Merker) schon gar nicht mehr besuchen, weil ich damit meine Gesundheit gefährde (Blutdruck).

Samstag, 5. Januar 2008

Pepperoni

Da sich die Piripiri's in diesem Blog immer öfter zu größeren Pepperoni's auswachsen, habe ich die Epigramme und Vierzeiler ausgelagert:

http://kumpfus.blogspot.com/

Freitag, 4. Januar 2008

Experten

Experten sagen wieder einmal einen Benzinpreis von € 4 voraus ... Experten - niemand außer dem Boulevard nimmt sie noch ernst - oder doch? Was ist mit den gläubigen Lesern des Boulevards? Ist das Publikum wirklich so dumm, sich immer wieder ins Bockshorn jagen zu lassen?
Und die Redakteure? Sind sie alle Zyniker?
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Experten sind die Propheten der modernen Zeit, die meisten davon selbsternannt und falsch. Entweder reissen sie ihren Mund im Interesse von Interessen auf oder um sich wichtig zu machen - und wenn sich beides kombinieren läßt, umso besser. Leider fallen auch immer wieder Redakteure von "seriösen" Blättern in ihrer Seitenfüllnot darauf herein und geben noch ihren Senf dazu; wird aber dadurch auch nicht genießbarer.
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'fear sells'

Donnerstag, 3. Januar 2008

Beste Neue Welt

Schade, dass die Beste der Welten für mich zu spät kommen wird. Eine Welt, in der alles Ungesunde und Unkorrekte getilgt, weil verboten sein wird: Nirgendwo wird mehr geraucht, Autos, Fabriken und Menschen sondern kein CO2 mehr ab, man sieht rundumher nur mehr low-fat-people, natürlich multikulturell gemischt, deren Gesinnung obendrein in höchstem Maße altruistisch ist. Dass jeder Anflug chauvinistischen und faschistoiden Denkens ausgemerzt ist, versteht sich von selbst. Dazu wird es natürlich erst kommen, wenn alle Alten ausgemerzt sind.

FLEDERMAUS


Gestern in der Staatsoper "Fledermaus", die dritte Vorstellung der diesjährigen Silvester-Serie, angeblich die beste (laut den habitues).

B. de Billy dirigierte souverän, an 1. und 2. Oboe Clemens Horak und Helene Kenyeri, E. Ottensamer an der Klarinette, auch die (mir) unbekannte Dame bei Querflöte und Piccolo war ausgezeichnet, insgesamt trotz vieler Substitute eine ausgezeichnete Aufführung.

ABLASS

Kämpfst du für Arigonen,
Wird es sich füglich lohnen:
Für alle Deine Sünden
Wirst Du Vergebung finden!