Freitag, 21. November 2008

Endschüssel

"Versteht Er nicht, wenn eine Sach' ein End' hat?" (aus "Rosenkavalier")möchte man Wolfgang Schüssel zurufen.

Hüter des Schatzes

Schon oft habe ich mich gefragt, warum sich die ÖVP gar so sehr als Hüter des Staats-Schatzes und des Budgets aufspielt. Jetzt wissen wir es: Damit in einer Krise genug Geld für die Banken und für die Wirtschaft da ist.

Donnerstag, 20. November 2008

Lohengrin


Gestern abend Lohengrin in StOp. Die Angelsachsen retten Wagner: Es gibt wieder Wagner-Tenöre, die bis zum Ende des III. Aktes durchhalten wie z.B. R. D. Smith. Solide Aufführung. Richtige Begeisterung kam nicht auf. Wie sollte es auch, wenn man während der "schönsten Stellen" ängstlich bemüht sein muß, nicht auf die Bühne zu schauen. (damit habe ich mich als "romantischer Glotzer" disqualifiziert).
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Einen Vorteil hat diese neue, erbärmliche Art des Rampentheaters allerdings: Akustisch kommt alles sehr gut herunter, insbesondere die Duette, die (wie im Tristan) einfallsloshalber gleich vor einem Vorhang gesungen werden. Aber daß man dafür einen teuren Regisseur braucht!? Das hätten die Haus-Spielleiter auch zusammengebracht. - Aber es gefällt jenen Leuten, die für sich auch einen Fettkloß als Kunstwerk überhöhen können - und diese sind nun mal zurzeit in der Oberhand; solange halt die Subventionen fließen. Was soll's.

Daß auch der Chor seien Vorhang bekommen hat, finde ich super. Kommt sowieso immer zu kurz gegenüber dem Orchester. Dieses ist zwar aller (musikalischen) Ehren wert, aber manchmal dem Chor an Präzision unterlegen, weil nicht so engagiert.

Sonntag, 16. November 2008

Wallenstein

Nachtrag zur Wallenstein-Vorstellung im Burgtheater am 12.11.2008:

Der Anfang ließ das Schlimmste befürchten: Statt "Wallensteins Lager" ein 10-minütiger Soldier-RAP an der Rampe, eine Plage für Augen und Ohren - der Schulklasse um uns herum gefiel es aber selbstverständlich. Wie enttäuscht waren sie, als es dann verhältnismäßig "normal" und klassisch weiterging - entsprechend "unruhig" waren sie dann auch im Verlauf der weiteren Vorstellung - zumindest jene, die nicht mittels eines Walkmans vorgesorgt hatten.

Als wir uns nämlich vom Lärm erholt hatten, begann eine ganz gute Vorstellung nach "althergebrachten" Maßstäben. Es wurde auch zumeist gut gesprochen (im Gegensatz zum vorjährigen Pressebericht), die Schauspieler mit G. Voss an der Spitze waren sowieso erstklassig. Natürlich gab es die üblichen Regietheater-Mätzchen wie Maschinenpistolen im 30-jährigen Krieg etc., aber darüber muß man einfach hinwegsehen, will man sich nicht um jeden Genuß bringen. Und natürlich musste die Liebeszene zwischen Thekla und Max einen Fauteuil zu Hilfe nehmen, in aufrecht stehendem Zustand kann heute offensichtlich keine Liebeszene mehr inszeniert werden. Obwohl man sagen muß, daß vor allem der Darsteller des Max Piccolomini in seiner Schlichtheit sehr überzeugend wirkte - sein Verdienst oder das des Regisseurs?
Insgesamt trotz einiger Einwände ein guter Theaterabend. Die starke Kürzung war wohl unumgänglich, aber z.T. sinnentstellend. Die Darstellung Wallensteins als entschlußloses Weichei durch G. Voss ist zumindest diskussionswürdig, großartig war sie dennoch.

ÖVP und Wirtschaft

Zu einem Artikel von E. Busek über die Zukunft der ÖVP (WZ vom 12.11.08):

Buseks Artikel ist wie immer sehr geistreich, aber auch ein wenig abgehoben. Die Realität ist viel einfacher: Die Chancen der ÖVP auf künftige Mehrheiten stehen und fallen mit der Glaubwürdigkeit des viel strapazierten Satzes: "Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut". Oder gibt es einen Grund, warum ein Unselbständiger sonst ÖVP wählen sollte?
Leider wurde das Vertrauen in diese Maxime durch die Regierung Schüssel/Bartenstein nachhaltig erschüttert (unter tatkräftiger Mithilfe der WZ).
Wie immer in der Politik ist natürlich der Wahrheitsgehalt dieser Aussage völlig irrelevant, es geht nur darum, was die Wähler glauben.

Erfolgspartei

Zu einem Interview Josef Prölls in der Presse vom 15.11.2008:

Nun ist es klar: Die ÖVP ist die Partei der Leistungsträger. Daraus folgt, daß die anderen Parteien (laut Pröll ohnehin alle sozialistisch) die Vertreter der Minderleister ("Owizahrer"?) sind. Das wird ein Problem geben, insoferne doch die letztere Wählergruppe klar die Mehrheit stellt, was in einer Demokratie nicht unwichtig ist. Vielleicht wäre auch eine Namensänderung angebracht, wie wär's mit "Erfolgs-Partei"?
Ich erinnere mich: Vor Schüssel/Bartenstein konnten sich auch noch andere Bevölkerungsgruppen mit der ÖVP identifizieren oder hatten zumindest das Vertrauen, daß eine gesunde Wirtschaft auch ihnen Vorteile bringt.

Mittwoch, 12. November 2008

Musica Juventutis


Auszug aus der "Presse" vom 11.11.2008.

Nach wie vor bin ich ja der Ansicht, daß beim Rauswurf aus dem StOp-Orchester es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Warum hat man ihr keine Hilfe gegeben, sie quasi im Regen stehen lassen? Das Englisch-Horn-Defizit müsste ja schon früher bekannt gewesen sein, das war nur ein Vorwand. Hat man beim Substituieren nicht gemerkt, daß "das Zusammenspiel nicht ideal" war?

Post, Telekom, AUA ....

Das ist die Crux mit den heutigen Top-Managern: Kaum einer versteht was vom eigentlichen „Geschäft" seiner Firma, fast alle sind sie nur Finanzexperten und haben als solche nur die Gewinnmaximierung für die Eigentümer im Sinn. So fehlt ihnen dann auch die nötige branchenspezifische Kreativität, die gefragt wäre, wenn ihr Unternehmen in schwieriges Fahrwasser gerät. Es fällt ihnen halt nur ein, was sie in der Betriebswirtschaftslehre gelernt haben: Abbau von Personal und Leistung – wodurch das Angebot der Firma noch weniger attraktiv wird – ein Teufelskreis. In letzter Zeit beginnt man allerdings auch an den Finanzkünsten vieler Manager zu zweifeln, was im staatsnahen Bereich auch nicht wirklich verwundert, sind es doch nicht die Besten, die von der Politik an ihre Stellen gehievt wurden.

Samstag, 8. November 2008

Burgtheater

Wie man liest, ist das Burgtheater in finanziellen Schwierigkeiten. Wundert mich nicht. Einen erfolgreichen Kurs zwischen den Forderungen des FAZTAZWAZ-Feuilletons samt Lokal-Filialen (mit seinen Gratiskarten) und dem Geschmack der einheimischen, zahlenden Abonnenten zu steuern erfordert ein Geschick, das einem Kulturfunktionär selten gegeben ist; und man kann auch nicht von ihm verlangen, die übersättigten Kritiker zu vergrämen, werden die schönsten Intendatenposten doch de facto vom Groß-Feuilleton vergeben, weil ein Politiker ja keine Zeit hat, um ins Theater zu gehen und sich auf die "Fachleute" verlassen muß. Außerdem ist schlechte Presse das Letzte, was er brauchen kann.

Ich wäre ja dafür, die Theatersubventionen stark zu kürzen: Ich würde für's Leben gern dabei zusehen, wie alsbald und grandios die Regietheaterblase zerplatzen würde. Aber es würde ja wieder nur das Theaterfußvolk treffen, wie immer, wenn abgewickelt, abgebaut, freigestellt, verschlankt, umgetopft wird. Die "Macher" würden es sich schon wieder richten und wieder irgendwo oben schwimmen.

Früher ein eifriger Burgtheater-Besucher, gehe ich jetzt nur mehr selten hin. Ich habe es satt, mmer diese Angst haben zu müssen, daß sich plötzlich irgendjemand unmotiviert die Kleider vom Leib reisst, um uns entweder seinen magersüchtigen Corpus oder seinen brie-farbenen Schmerbauch zu zeigen. Wenn im Original eine Liebesbezeigung poetischer Natur wie etwa ein Kuß steht, so muß heute daraus ein zumindest angedeuteter Geschlechtsverkehr werden u. zw. n allen möglichen van-de-Velde-Positionen. Die armen Dichter früher durften ja nicht zeigen, was sie eigentlich darstellen wollten - sagen uns die Regisseure. Überhaupt muss uns die moderne Regie erst erklären, was der Autor mit seinen beschränkten Mitteln einfach nicht optimal rübergebracht hat. Andeutungen sind für den heutigen Menschen schlichtweg nicht konkret genug, dafür würde man ja Phantasie brauchen! Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder Zuschauer seine eigenen Gedanken machen würde!
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Und dann die jungen Damen auf dem Theater, die sind ja generell ganz schlecht ernährt und haben dadurch offensichtlich so wenig Resonanzboden, daß sie nicht laut sprechen können, ohne zu schreien oder zu kreischen, falls Emotionen "rübergebracht" werden sollen. Sprechtechnik würde ja helfen, aber das wäre zutiefst unzeitgemäß. Handwerkliche Qualitäten haben sie offensichtlich nicht - welche dann, fragt man sich. Wahrscheinlich haben sie die richtige Gesinnung. Heute noch "Burgtheaterdeutsch" zu verlangen, finde ich übertrieben, aber ich würde zumindest gerne verstehen, was auf der Bühne gesprochen wird (ich höre laut HNO "wie ein Luchs"). Wenn ich norddeutschen Slang hören will, kann ich das im Privat-Fernsehen bei den Seifenopern billiger haben.

Daß ich nichts generell gegen deutschen Schauspieler habe, zeigt meine Hochachtung für Darsteller wie Gert Voss, Martin Schwab und einige andere mehr, die akzentfreies, schönes Deutsch sprechen können, von anderen darstellerischen Fähigkeiten zu schweigen. Auch in der Geschichte waren es immer wieder deutsche Schauspieler (z.B. Hugo Thimig), die das Burgtheater prägten, ganz ohne "Verwienerung".

Mittwoch, 5. November 2008

Blase

Jetzt, wo die Finanzblase geplatzt ist, möchte ich nur noch erleben, wie auch die Regietheater-Blase platzt.

Lösegeld

Ist auch schon egal, für welche Sorte Abenteurer der Staat haftet, für solche in der Wüste oder für solche in den Vorstandsetagen der Banken.