Montag, 30. Oktober 2017

Gleichung

«Wer auch nur eine einzige Seele zerstört, der wäre gleich zu erachten einem Menschen, der eine ganze Welt zerstört hätte; und wer auch nur nur eine einzige Seele errettet,  der ist gleich zu erachten einem Menschen, der eine ganze Welt gerettet hätte.» 
aus dem Talmud 

Dienstag, 24. Oktober 2017

Achtung vor dem Alter



".....einer Jugend, die die Achtung vor dem Alter nicht kennt, nicht zuletzt aus dem Grunde, weil das Alter heute dazu neigt, sich möglichst jung zu gerieren - und solcherart sich lächerlich zu machen. Leider wird eine Jugend ohne Achtung vor dem Alter, sobald sie einmal selber alt geworden ist, auch die Selbst-Achtung nicht kennen, und ein altersbedingtes Minderwertigkeitsgefühl wird sie quälen."
V. E. Frankl 

Voltaire

Dienstag, 17. Oktober 2017

Das Böse ist immer und überall

"Hier ist jeder Pharisäismus höchst unangebracht, in dem sich die eine Nation gegenüber der andern wiegen mag. Geben wir es doch nur zu: jeder Mensch, und jeder einzelne genau so wie jedes einzelne Volk, «ist» schlechterdings «in Begleitung» des Bösen. Und diese Begleitung ist wahrhaftig, um es musika­lisch auszudrücken, eine «obligate» Begleitung:  Das Böse ist ubiquitär! Und sofern wir gerade in den letzten Jahren gesehen haben, zu was allem der Mensch fähig ist, so haben wir auch gelernt, daß dazu jeder einzelne fähig ist. Gewiß, nicht in jedem wird das Böse Wirklichkeit; aber in jedem ist es angelegt zu­mindest als Möglichkeit; und als Möglichkeit war das Böse nicht nur in jedem, sondern als Möglichkeit ist es auch und bleibt es auch in jedem. Glauben wir nur das nicht: daß der Teufel eine Nation gepachtet hat oder daß er irgendeine Partei mono­polisiert hat. Und auch der irrt, der da meinte, der National­sozialismus sei es gewesen, der das Böse erst geschaffen habe: dies hieße den Nationalsozialismus überschätzen; denn er war nicht schöpferisch - nicht einmal im Bösen. Der Nationalsozia­lismus hat das Böse nicht erst geschaffen: er hat es nur geför­dert - wie vielleicht kein System zuvor: gefördert durch eine negative Auslese, die er betrieb, und durch die «fortzeugend Böses gebärende» Macht des bösen Vorbildes. 
Aber sollen wir nun den Spieß umkehren? Sollen wir nun «dasselbe in Grün» machen oder, wie man eigentlich sagen müßte, das Braune in Schwarz oder Rot? Sollen wir dasselbe und immer wieder dasselbe tun und nur die Vorzeichen ändern? - Ich kenne einen Jungen, der einmal gefragt wurde, ob er sich nicht von einem alkoholischen Getränk bedienen wolle; und in seiner sprachlichen Unbeholfenheit meinte dieser Junge: «Danke, nein, ich bin ein - Antisemit von Alkohol.» So etwa mutet einen so mancher Ismus von heute an: man ist zwar vielleicht nicht mehr ein Antisemit im eigentlichen, ursprünglichen Sinne, man ist also nicht mehr ein Antisemit von «Semiten», aber dafür ist man ein «Antisemit» von irgend etwas anderem. Mit den glei­chen Mitteln, deren System man doch zu bekämpfen vorgibt, will man das System selber bekämpfen. Daraus aber ergibt sich ein innerer Widerspruch, nicht unähnlich dem, den etwa ein «Verein der - Gegner der Vereinsmeierei» enthielte. Und sag­ten wir vorhin, nur das Vorzeichen sei ein anderes, dann könn­ten wir mit ebenso viel Recht jetzt sagen: die Vorsilbe ist die gleiche geblieben - nämlich das «Anti»!"
Viktor E. Frankl 

Montag, 16. Oktober 2017

Bücher

"Zu verlangen, dass einer alles, was er je gelesen, behalten haben sollte, ist wie verlangen, dass er alles, was er je geges­sen hat, noch in sich trage. Er hat von die­sem leiblich, von jenem geistig gelebt, und ist dadurch geworden, wie er ist." 
Arthur Schopenhauer 
"Derjenige ist weise, der erkannt hat, daß intellektuelle Freuden die erfüllendsten und dauerhaftesten sind. Es gibt wenige Sportarten, die man zu seinem eigenen Vergnügen ausüben kann, wenn man die Blüte des Lebens hinter sich gelassen hat. Bis auf Patience, Schachprobleme und Kreuzworträtsel gibt es keine Spiele, die man ganz allein spielen kann. Das Lesen ist frei von solchen Nachteilen. Es gibt keine Tätigkeit (ausgenommen vielleicht die Handarbeit, doch die vermag den unruhigen Geist nicht zu fesseln), die man leichter aufgreifen kann, jederzeit und beliebig lange, und die man leichter wieder beiseite legen kann, wenn andere Dinge rufen. In dieser erfreulichen Zeit öffentlicher Bibliotheken und billiger Ausgaben ist kein anderes Vergnügen so günstig zu haben."
W. S. Maugham


                                                       Bildergebnis für Katzen und Literatur

Eine Variante, Loriot nachempfunden, der aber auf Möpse abzielte:
„Ein Leben ohne Katzen und Literatur ist möglich, aber sinnlos!“

Samstag, 14. Oktober 2017

Zeitvertreib

"Das sind Leute, die wirklich ihre Zeit vertrei­ben; sie übersteigen die Gegenwart und was sie besitzen, um der Hoffnung und um Schatten und vager Bilder wil­len, die ihre Phantasie ihnen vorsetzt und die desto schnel­ler und weiter fliehen, je mehr man ihnen nachjagt. Der Nutzen und Zweck ihres Jagens ist das Jagen, so wie Alex­ander sagt, das Ziel seines Mühens sei die Mühe."

Montaigne 

Freitag, 13. Oktober 2017

Meisterstück

"Habt ihr euer Leben recht bedacht und eingerichtet? Dann habt ihr das allergrößte Werk verrichtet.Unsere Sitten zu festigen ist unsere Pflicht, nicht Bücher zu dichten; und nicht Schlachten und Provinzen zu gewinnen, sondern die Ordnung und die Ruhe unserer Lebensführung. Unser großes und herrliches Meisterstück ist es, richtig zu leben. Alle anderen Dinge, regieren, Schätze sammeln, bauen, sind nur Zugaben und höchstens Verzierungen."
"Keine Wissenschaft ist so schwer wie die, sein Leben gut und natürlich zu leben; und keine unserer Krankheiten ist so verheerend wie die Verachtung unseres eigenen Wesens." 
Montaigne 

Sonntag, 1. Oktober 2017

Wissenschaft

"Man hat mehr damit zu tun, die Auslegungen auszulegen als die Sache selbst; und es gibt mehr Bücher über Bücher als über irgendeinen anderen Gegenstand: wir tun nichts, als uns gegenseitig mit Anmerkungen zu versehen. Alles wimmelt von Kommentaren; an Autoren ist großer Mangel. Besteht nicht die vornehmste und ruhmreichste Wissenschaft unseres Jahrhunderts darin, die Wissenschaftler zu verstehen? Ist das nicht der gewöhnliche und letzte Zweck all unseres Studierens? Wir pfropfen eine Meinung auf die andere. Die erste dient der zweiten als Wildling, die zweite der dritten. So klettern wir von Sprosse zu Sprosse. Daher kommt es, daß, wer am höchsten gestiegen ist, oft mehr Ehre als Verdienst hat; denn er ist auf der Schulter des Vorletzten nur um ein Getreidekorn höher gestiegen."
(Montaigne)

Und wie ich an der Uni feststellte, verbraucht so mancher hoffnungsvolle Assistent seine ganze Kraft beim Hinaufklettern zum Professorentitel, sodass er, endlich oben, keine Energie mehr hat - nicht einmal für das Getreidekorn.