Sonntag, 29. April 2012

Experten und "Wahr-Sager"



"Aves quasdam .  .  .  rerum augurandarum
          causa natas esse putamus."

     ["Wir denken, dass einige Arten der Vögel 
einzig zu dem Zweck geschaffen
 wurden, den Auguren zu dienen"
—Cicero, De Natura Deor., ii. 64.]

"Quis est enim, qui totum diem jaculans
non aliquando collineet?"
["Wenn wer jeden Tag
 in wie wild in die Gegend schiesst, 
wird er nicht auch manchmal treffen?"
—Cicero, De Divin., ii. 59.]

Samstag, 28. April 2012

Totschlagargumente

Jedem sein Killerargument: Was dem einen "Jude!" ist, ist dem anderen "Antisemit!"
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Die Methoden der Bekämpfung des "alten" Antisemitismus begünstigen die Entstehung eines "neuen".
Dieser ist zwar nicht mehr auf Hass und Ressentiment begründet, sondern schlicht auf Unmut und Groll.
Ist er deshalb weniger gefährlich? Eine Zündschnur ist auch harmlos.

Klimawandel-Religion


Die meisten Veröffentlichungen  zum Thema "Klimawandel" gleichen religiösen Traktaten, insbesondere deswegen, weil sie zwischen Leugnern und Skeptikern keinen Unterschied machen: Deren Argumente werden meist nur zum Zwecke der Widerlegung präsentiert - und mit leiser Verachtung.
Wer heute den Klimawandel an sich leugnet, muss mit Blindheit geschlagen sein, aber betreffs der Ursachen, der Wirkungen und besonders der notwendigen Gegen-Maßnahmen kann man schon verschiedener Meinung sein. Der Leugner sagt: „Es ist alles nicht wahr!“, der Skeptiker hingegen: „Es ist nicht alles wahr!“.
Ähnlich wie im religiösen Bereich wird eine richtige Theologie entwickelt und dann zur Durchsetzung von Zielen verwendet; anders als dort ist aber nicht ganz klar, welches diese Ziele sind und vor allem nicht, wessen Interessen sie dienen. Man soll mithelfen, den Planeten zu retten, muss aber vorher viel konkreteren Zwecken gehorchen. Angesichts der luxuriösen Form mancher dieser Druckwerke kann ich oft die Frage nicht ganz unterdrücken, wer diese wohl finanziert hat.

Vergangenheit und Zukunft

"Wenn die Rose zu Mittag ihre Schönheit verliert, die sie am Morgen besessen, dann war die Schönheit, die sie besaß, wirklich. Nichts in der Welt hat Bestand, und wir sind Toren, wenn wir verlangen, dass etwas dauern solle, aber noch törichter sind wir, wenn wir es nicht genießen, solange wir es haben."
S. Maugham, Auf Messers Schneide.

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"Calamitosus est animus futuri auxius."

     ["Unglücklich der Geist, der über die Zukunft besorgt ist."
     —Seneca, Epist., 98.]

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"Ach, es ist meine angeborene Unart, nie den Augenblick ergreifen zu können, und immer an einem Orte zu leben, an welchem ich nicht bin, und in einer Zeit, die vorbei, oder noch nicht da ist."

Heinrich von Kleist.

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„Die Gegenwart allein ist das, was immer da ist und unverrückbar feststeht, sie allein ist wahr und wirklich: sie ist die real erfüllte Zeit, und ausschließlich in ihr liegt unser Dasein.“

Wahrheit kann es nur in der Gegenwart geben, in jenem Zustand, in dem es keine Zeit gibt.“ (Krishnamurti, Jiddu Krishnamurti) 

„Aus der Zeit wollt ihr einen Strom machen, an dessen Ufern ihr sitzt und zuschaut, wie er fließt. Doch das Zeitlose in euch ist sich der Zeitlosigkeit des Lebens bewußt und weiß, daß Gestern nichts anderes ist, als die Erinnerung von Heute und Morgen der Traum von Heute“.(Khalil Gibran, Der Prophet)

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 <Ich bin überhaupt kein Philosoph, dazu ist mein Verstand viel zu unsystematisch. Und mit „systemischer Philosophie“, also den sog. „Gedankengebäuden“ kann ich nicht viel anfangen, ich verirre mich regelmäßig darin. Ich wohne lieber in einem schlecht und recht zusammengezimmerten philosophischen Verschlag, der aus zusammengeklaubten Brettern und Steinen verschiedenster Herkunft gebaut ist, mehr von Dichtern und Schriftstellern als Schulphilosophen.  Da zieht überall der Wind durch, ich kann auch nicht sagen, dass es gemütlich ist, aber es ist „mein Gedankenhaus“ !>

Montaigne:   „Philosophieren heißt sterben lernen“.



Freitag, 27. April 2012

Gesetze

Wenn man hierzulande  - zumindest in Wien - im Stadtverkehr zwischen 2 Ampeln exakt 50 km/h fährt, oder sogar ein bißchen mehr, verpasst man die Grüne Welle. Analog kommt man im Privatleben nur glimpflich durch, wenn man es mit den Gesetzen nicht ganz genau nimmt. Wird man allerdings "erwischt", bekommt man gerade bei kleinen Delikten jene ganze Härte des Gesetzes zu spüren, die bei der Verfolgung und Ahndung der  groben Delikte so oft vermisst werden.
Eine kleine Unpünktlichkeit bei der Steuer - und man wird voll "gebüsst" (Schweizer Leihgabe ;=).
Ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass sich dabei die Beamten weniger anstrengen müssen, um ihr Leistungssoll zu erreichen. Für die großen Fische sind sie nicht clever genug. Bosheit wird auch oft genug im Spiel sein und das Wissen, dass sich der "kleine Mann" nur schlecht wehren kann oder nur um den Preis weiterer Kosten.

Freitag, 20. April 2012

Antisemitismus...

...ist verwerflich, aber gleichzeitig auch unverzichtbar als immergrüner Reibebaum und wegen der notwendigen Bekämpfung ein immens nachhaltiges 'business-model'.

Sonntag, 15. April 2012

Undichter Ortner in der Wiener Zeitung

Gegen einen Artikel mit wüsten Beschimpfungen gegen G. Grass in der WZ von dem berüchtigten Kolumnisten Chr. Ortner:


DIeser Artikel ist nur durch einen geistigen Dammriss des Kolumnisten zu erklären. - Man kann durchaus gegen das Gedicht sein, aber solche Auslassungen schaden der Sache Israels mehr als dieses Gedicht. Leider ist er nicht der einzige, dem die Feder bei diesem Thema ausgekommen ist. 
So so - dummdreist sind also und Gedicht und Mann, weil sie ausdrücken, dass die Mehrheit der Bürger mehr Angst vor Israel als vor Iran haben. Sie wissen's halt nicht besser, aber dafür haben wir ja die Eliten. Für die ist wohl die Demokratie ganz was Schreckliches! Was tun, wenn das Volk den Meinungsführern nicht folgt? Dann ist allemal das Volk schuld, nicht wahr?
Als "dummdreist" und "undicht" im Sinne von "inkontinent" empfinde ich eher den Kolumnisten. War er es nicht, der unerschrocken für das Frühjahr den Zusammenbruch des Finanzsystems prophezeit hat. Nun, viel Zeit ist nicht mehr. Vielleicht wirft er sich deswegen nun auf politisch-historische Themen.

Samstag, 14. April 2012

Grass in der WZ


Dass es gerade der "Wiener Zeitung" passieren muss, den verfemten Grass nicht mehr rechtzeitig von der Titelseite des Wochenend-Magazins und aus dem Usedom-Artikel darin tilgen zu können!

Da werden sie aber ordentlich Wiedergutmachtung leisten müssen, in Form von willkürlich im Feuilleton oder auf der Integrationsseite plazierten Beiträgen über Judaica, durch Gratisinserate für jüdische Zeitschriften und Einrichtungen - also wie bisher, nur noch intensiver.

Donnerstag, 12. April 2012

Summa

Man muß ertragen lernen, was man nicht vermeiden kann.
Montaigne, Essais


Bei keinem Autor habe ich soviel "Wahrheiten" gefunden, die meinen eigenen Standpunkt wiedergeben und die ich selbst nicht gut formulieren kann.

Heilmittel

Ich hasse die Mittel, welche beschwerlicher sind als die Krankheit.
Montaigne, Essais

Dienstag, 10. April 2012

Killerargument

Was den Antisemiten das Schimpfwort "Jude", das ist den Israelfreunden das Wort "Antisemit": Ein selbsterklärendes Totschlag-Argument.

Montag, 9. April 2012

Parallele

Grass würde es nicht gerne hören, aber die ganze Aufregung um sein Israelgedicht erinnert mich an Thilo Sarrazin: Hier wie dort hat einer eine Meinung artikuliert, welche die eher unklaren Gedanken vieler, wahrscheinlich der meisten Bürger wiedergibt - und wird unverzüglich und unisono von den "Meinungsführern" niedergebrüllt.
Führer, die brüllen müssen, sind schlechte Führer. Wovor haben sie Angst?
Vor ihren "Untergebenen" oder ihren "Vorgesetzten", wahrscheinlich vor beiden.

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Oder verstehen sie sich ohnehin mehr als "Meinungsmacher"?
Das ist auch zeitgemäß, denn:


Alles, was ihr braucht zum Leben,
Kauft ihr fertig vom Regal.
Geradeso bezieht ihr eben
Auch Werte, Meinung und Moral.

Sonntag, 8. April 2012

Prawy und das Regietheater

Vor 30 Jahren hat Marcel Prawy die Hoffnung geäußert, dass sich das Regietheater in der Oper mit der Zeit totlaufen würde. Leider hat er sich geirrt.

https://picasaweb.google.com/111448781314985987614/PrawyRegietheater

Leider nicht eingescanned, sondern nur abfotografiert, daher schlecht lesbar.


Samstag, 7. April 2012

Parsifal 2012-I und III

Gründonnerstag Parsifal StOp unter Thielemann: Wie macht er das bloß, daß man Wagner und Strauss nur mehr unter ihm hören will? Gut, das StOp-Orchester hat auch einen großen Anteil. Daß man sowas um €14 (akustisch) geniessen kann, grenzt an ein Wunder. Nächsten Donnerstag bin ich noch einmal dort.
Die Sängerleistungen waren gemischt; Struckmann und Bankl bleiben im Gedächtnis, Denoke auch - aber mehr darstellerisch.

Wiener Staatsoper5.4.2012
Dirigent: Christian Thielemann
Amfortas - Falk Struckmann 
Titurel - Andrea Hörl
Gurnemanz - Kwangchul Youn
Parsifal - Simon O'Neill
Klingsor - Wolfgang Bankl
Kundry - 
Angela Denoke 
1. Knappe - Stephanie Houtzeel 
2. Knappe - Juliette Mars 
3. Knappe - Norbert Ernst
4. Knappe - Peter Jelosits
1. Gralsritter - Benedikt Kobel
2. Gralsritter - Il Hong

Blumenmädchen 1. Gruppe - 
Ileana Tonca
Olga Bezsmertna
Stephanie Houtzeel 

Blumenmädchen 2. Gruppe - 

Anita Hartig
Alexandra Reinprecht
 
Zoryana Kushpler
  Stimme von oben
 In der Aufführung am 12.4. war O'Neill deutlich besser, aber auch die anderen konnten sich steigern, trotzdem war der Gesamteindruck diesmal nicht so fesselnd - kann aber auch an mir gelegen haben.