Freitag, 24. Oktober 2008

Faust


Gestern FAUST in der Staatsoper:


Ein wunderschöner Abend: R. Alagna (großartig), A. Georghiu (nicht ganz so g.), Adrian Eröd als Valentin sensationell, über allem aber Chor und Orchester (in dieser Reihenfolge) unter B. de Billy, welcher sich als exzellenter Kapellmeister erweist, was für mich das höchste Lob bedeutet.

Natürlich ist es Kitsch, das ist aber hier völlig egal. Die Szene bewegt sich genau in der Richtung, die ich vorausgesagt habe: Da den modernen Regisseuren gleich einige Dimensionen (Tiefe, Höhe, Farbe, von unphysikalischen Dimensionen wie Posesie & Phantasie ganz zu schweigen) fehlen, geht es immer mehr in Richtung Oratorienoper mit etwas Bewegung auf der Bühne, meist nach vorn, reliefartig eben.

Ich rege mich darüber nicht mehr auf. Warum soll ich ein Verdauungs-Problem der Regisseure und Kritiker, das durch deren Überfütterung entstanden ist, zu meinem machen?

Montag, 20. Oktober 2008

Gier

"Die Profitgier ist die älteste Religion, hat die besten Pfaffen und die schönsten Kirchen" (B.Traven) ...und die Journalisten schwingen das Weihrauchfass.
Nach einigen Schreckwochen, in denen es ihnen die Sprache verschlagen hat (aber beileibe nicht wegen Glaubenszweifel), sammeln sie jetzt wieder ihre Kräfte und schlagen zurück. Sie erinnern sich an das Credo, das man ihnen auf der Wirtschafts-Uni (früher "Welthandel") beigebracht hat und nach dieser Konfession ist an der Finanzkrise natürlich - man höre und staune - der Staat schuld. Die Politik hat halt nicht so kontrolliert hat, wie sie sollte. Aber galt nicht vor der Misere jede staatliche Einmischung als Sakrileg? "Vor Tische las man's anders" (Schiller) -

Auf keinen Fall ist der omnipotente, heilige Markt schuld: "Denn, so schließt er messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf". (Morgenstern)

"State in fide"! (Paulus)

(Gewidmet A. Unterberger und C. Ortner von der WZ)
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Größer noch als die Freude beim Betanken meines Autos ist die Schadenfreude über die falschen Prophezeiungen der Experten und Publizisten. Nicht nur der Boulevard - der sich ja von Übertreibungen und Superlativen nährt - sondern auch "seriöse" Blätter wie WZ, Presse etc.ergingen sich in Prophezeiungen wie "Öl wird niemals wieder billig" o.ä. Leider hebt man sich die Zeitungen im Normalfall nicht auf, außerdem haben ja Redakteure, speziell Kolumnisten immer recht, weil sie selten eindeutig formulieren. Ich erlaube mir daher schon längere Zeit den Luxus, nur mehr von Fall zu Fall die Form zu bewundern, aber den Inhalt nicht weiter ernstzunehmen.
Andererseits: Wenn man die Begleitumstände betrachtet, wünschte man vielleicht doch, sie hätten Recht behalten.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Bankster

Jetzt klopfen sie sich reumütig an die Brust und pochen demütig an die Tür des Staats. Es wird kein Jahr dauern, dann klopfen sie sich lachend auf die Schenkel und tippen sich an die Stirn wegen der dummen Steuerzahler. Und an hilfswilligen Publizisten/Experten wird es nicht fehlen.

Dienstag, 14. Oktober 2008

PHAETON: Tod trotz Hightech

....titelt "Österreich":

Vielleicht Tod durch Hightech!? Diese Superlimousinen lassen ja nichts mehr zu Arsch und Ohren durchdringen. Die Außenwelt kann nur mehr durch getönte Scheiben und Instrumente wahrgenommen werden.
Abgesehen davon halte ich alle Aussagen wie "....ausgeschlossen" nur 2 Tage nach dem Unfall für verfrüht und genau dazu geeignet, das hervorzurufen, was sie verhindern sollen, nämlich Gerüchte. Ich (natürlich als Laie) könnte mir vorstellen, daß der Kickdown vom Überholvorgang irgendwie nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte.

Haider III

Hätte Haider sich nicht immer wieder selbst ein Bein gestellt, so hätte er es womöglich doch zum Kanzler gebracht, er hatte sozusagen den Drehzahlbegrenzer eingebaut. Politisch korrekte Ausgrenzer wie Vranitzky, wutschnaubende Kritiker wie Hans Rauscher (jetzt Standard, früher Kurier) und ein superschlauer "Dompteur" wie W. Schüssel haben ihn immer nur stärker gemacht.

Mythen

In den letzten Tagen mussten wir uns von einigen modernen Mythen verabschieden:
Mythos 1: Der Markt regelt sich selbst, der Staat ist nur störend. Jetzt aber darf doch die Allgemeinheit die Zocker-Eliten vor dem Untergang retten.
Mythos 2: Nur harte Fakten, Zahlen, Berechnungen zählen in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Zuletzt aber beherrschten nur mehr weiche Begriffe wie Angst, Hoffnung, Vertrauen die Szene.
Mythos 3: Die Leser des STANDARD sind gute - nein: bessere - und anständige Menschen. Am Sonntag musste das Standard-Internetforum wegen "vieler pietätloser Posts" zu Haiders Tod geschlossen werden. Aber auch das am Montag wieder-eröffnete "moderierte" Forum strotzt vor Gehässigkeiten.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Haider II

„Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein
Charakterbild in der Geschichte".
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Ich war nie ein Anhänger, geschweige denn Wähler von H., aber der
Nazi-Dämon, den die internationale, vernetzte Presse aus ihm gemacht
hat, war er nicht. Es ist so eine Sache mit Inland- und Ausland-Sicht
auf Populisten-Politiker: Ich nehme an, daß man in der Schweiz auch
manchmal darüber den Kopf geschüttelt hat, wie man Blocher im Ausland
dargestellt hat oder vielmehr, was man seinen Wählern angedichtet hat.
Ähnlich wird es wohl auch mit Berlusconi sein, der ja nun wirklich ein
Horror ist, aber mit dem 60% der Italiener zufrieden sind (laut "Spiegel")!
In Wirklichkeit ist der Erfolg solcher Politiker ein Anzeichen dafür,
daß in der betreffenden Gesellschaft irgendwas nicht ganz in Ordnung
ist. So ist der Erfolg der beiden Rechtsparteien letzthin in
Österreich kein Anzeichen dafür, daß wir ein "Nazi-Land" sind, sondern
daß viele Wähler von den "Alt-Parteien" über alle Maßen frustriert sind, desgleichen von den sog. "Gutmenschen", die fast ausschließlich einer Gesellschaftschicht
angehören, die sich nicht allzusehr mit Alltags-Sorgen am Wohn- und
Arbeitsplatz herumschlagen muss.
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Den Hervorbringungen manchen linker Redakteure und Kolumnisten (allen voran natürlich H. Rauscher) merkt man die Anstrengung an, mit denen sie herausgedrückt wurden; die armen Hämorrhoiden!
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Merke: Am Anstand und an der Ritterlichkeit einer Gegnerschaft erkennt man den Charakter eines Menschen.

Samstag, 11. Oktober 2008

Haider und Standard

Der Standard (wie übrigens auch der ORF) musste sein FORUM zum Tod Haiders "wegen der vielen pietätlosen Posts" schließen - ich nehme an, aus rechtlichen Bedenken.
Da sieht man wieder einmal, wo die "Guten" und "Anständigen" zuhause sind. Pfui!
Auch für die gequälte Stellungnahme Hans Rauschers gilt:
"Si tacuisses....bonus vir mansisses"* .
Ich war immer äußerst skeptisch zu Haider, aber gegenüber solchen "Haider-Gegnern" bin ich noch viel skeptischer.
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* Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Ehrenmann geblieben"
Aus: Piri-Piri: TUT GUT:
"Du kämpfst für Frieden
Ohn' Unterlass?
Kampf geht hienieden
Einher mit Hass"
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Sehr geehrter Herr Kumpfmüller

Es tut mir leid, dass wir Sie mit diesem Kommentar verärgert haben. Es war eine erste, spontane Reaktion meines Kollegen - er hat auf wenigen Zeilen versucht, der Persönlichkeit und den Umständen des Todes gerecht zu werden. In dieser Verkürzung mag mancher Gedanke nicht bis ins letzte Detail geschliffen sein, nichtsdestoweniger war es nötig, zu dem Geschehen Position zu beziehen. Da waren wir keine Ausnahme, das haben in dieser Zeit nahezu allen Online-Medien (auch international) getan.

Ich möchte Sie bitten, noch einmal die Montagausgabe unserer Zeitung zur Hand zu nehmen. Überfliegen Sie noch einmal die Berichterstattung, lesen Sie noch einmal die Kommentare und urteilen Sie dann.

Ich glaube, wir haben die Tonlage heute ganz richtig getroffen.

Mit freundlichen Grüßen.
Otto Ranftl Leserbeauftragter Leitender Redakteur

Finanzkrise

Angst essen Hirn auf.
Emotion schlägt Ratio.
Psychologie besiegt Mathematik.
Quod erat demonstrandum.

Zum Spiegel-Titel "Angst"

Freitag, 3. Oktober 2008

Wirtschaftskompetenz

Es ehrt Hrn. Unterberger von der WZ, daß er in Nibelungentreue auch jetzt noch die Wirtschaftskompetenz von Schüssel und Bartenstein preist. Die Kompetenz sei ihnen nicht abgesprochen, nur - in der modernen Demokratie entscheiden (leider?) die inkompetenten Massen. Deren Stimme gewinnt man nur mit Vertrauen, im konkreten ÖVP-Fall mit dem Vertrauen, daß das Wohlergehen der Wirtschaft sich auch in Wohltaten für den Normal-Bürger niederschlägt. Den Glauben an diesen Zusammenhang haben die beiden Herren total verspielt, der eine durch Bismarck-Gehabe, der andere mit seiner Kaltschnäuzigkeit und ihrer gemeinsamen Arroganz. Ob es den Zusammenhang früher gegeben hat, bezweifle ich, aber in der Politik zählt nur, was die Leute glauben. Machen wir uns nichts vor, in Wirklichkeit interessiert die Wirklichkeit niemanden.