Samstag, 27. Dezember 2008

Werbung & Charity

Neuerdings setzt man bei Plakatwerbung auf emotionelle Schockwirkung, um via Schuldgefühl Spendenbereitschaft zu evozieren. Beliebt ist die Augenpartie von Moribunden oder Babygesichter, denen man durch Grafiktools mongoloides Aussehen oder abgrundtiefen Weltskeptizismus a la Inspektor Trautmann verleiht. So eine kleine Manipulation kostet nichts, bringt aber Hunderttausende Mehreinnahmen.....

Und spenden muß man ja, um sein Gewissen zu beruhigen, auch wenn man weiß, daß nur ein Bruchteil davon den wirklich Bedürftigen zu Gute kommt, aber ein wenig halt doch.

Dadurch, daß nun Spenden an "mildtätige" Organisationen steuerfrei sind, erspart sich der Staat jene Millionen, die er sonst direkt für soziale Hilfsmaßnahmen aufwenden müsste.


CHARITY-BUSINESS.

Wer leise spendet,

Ist verblendet:

Mit Show-Getöse

Bringt's Erlöse!

Aus: http://kumpfus.blogspot.com/2008/01/tut-gutes.html

Montag, 15. Dezember 2008

Kabinett Unterberger III

An die Adresse der "Wiener Zeitung":

Wir schreiben das Jahr 2008, die Medienlandschaft in ganz Österreich wird von von rotgrünen Journalisten beherrscht.
In ganz Österreich? Nein, denn am Wiedner Gürtel in Wien leisten einige unbeugsame Redakteure erbitterten schwarzen Widerstand. Aber wie lange noch?
Ist doch durch die Verbannung von Miraculix kein "Kabinett Unterberger III" mehr zustandegekommen und somit die weitere Versorgung mit Zaubertrank gefährdet!

Götterdämmerung-08-I






Gestern abend in der Staatsoper:




Ein Sitz mit überraschend guter Sicht auf die Bühne. Die Inszenierung von S.E.Bechtolf ist in der Personenführung nicht schlecht, wenn man von einigen psychologisierenden Verdeutlichungs-Mätzchen (speziell bei Hagen) absieht, i.W. kein Regietheater im üblichen üblen Sinn.
St. Gould ist ein stimmliches Phänomen, es ist ihm keine Ermüdung anzumerken, Fr. Johannson singt vor allem laut und weitgehend konsonantenfrei. F.W. Möst dirigiert perfekt wie ein Musikprofessor - man sollte ihm schleunigst diesen Titel geben, wenn er ihn nicht schon hat - alles super richtig, aber ohne tieferes Gefühl.
Alles also ziemlich gut (über die Szene später), aber man erwärmt sich nicht, man wird nicht "ergriffen" (schon durch dieses Vokabel oute ich mich als rettungslos retrovertiert), man applaudiert dann zum Schluß wie in einem Zirkus emotions- und ratlos den Superleistungen der Akrobaten. Mehr als die üblichen 3 Vorhänge waren es dann auch nicht....


Also die Szene: Mehr noch als den überkandidelten, arroganten Regisseuren bin ich den Bühnenbildnern gram. Sie verstehen sich offensichtlich als moderne Architekten und Designer und nicht als Diener des Stücks oder gar der Musik. Auch hier wieder alles kalt, kalt, kalt. Nur ja nicht kitschig werden! Einzig gute Idee die Lösung im III. Akt mit "Ufergegend": Die Rheintöchter ausnahmsweise einmal nicht peinlich und der "Abtransport" der Leiche per Boot relativ gut gelöst - aber warum vertikal? Gegen Ende des Aktes und der Oper statt Inspiration eine Orgie in Bühnentechnik (Hebebühne, Projektionen), aber alles technisch, mechanisch und hektisch, ganz musik-konträr. Einzig die Schlußprojektion mit den grünen Wellen des Rheins war richtig, aber auch viel zu schnell....
Nun, es scheiden sich halt in der Oper die Geister: Ich suche dort - im Gegensatz zum Sprechtheater - weniger den intellektuellen als den sinnlichen Genuß und geniere mich dafür nicht. Jene, die dies anders sehen, sind in der Überzahl. Zu ihnen und von ihnen führt kein Weg mehr. Es bleibt die Musik - wie lange noch?
Am 28.12. bin ich wieder in der Vorstellung, diesmal garantiert ohne Sicht auf die Bühne. Ich werde sehen, ob ich mein musikalisches Urteil ("kalt") ohne visuelle Beeinträchtigung revidieren muss.

P.S.: Von Fr. Balzereit abgesehen - ich konnte nicht erkennen, ob sie an der 2. Harfe saß - waren nur 4 Damen am Werk (die neue Konzertmeisterin, Fr. Brosch als 2. Oboe, Fr. Wex am Cello und eine unbekannte Dame an den Bratschen). Im 3. Akt waren's nur noch 3- Fr. Wex war auch weg. Interessant, daß alle (wieder die Harfenistin ausgenommen) einem eher strengen Typus angehören. Zufall?

Dienstag, 9. Dezember 2008

ÖVP und Kurier

Leserbrief an Chr. Kotanko zu dessen Kommentar: Josef Prölls ÖVP: Aufstieg oder Untergang:

Eher wohl Untergang. Die Zeiten, in denen man nach Überzeugung wählte, sind vorbei. Auch auf dem Land geht keiner mehr zur Beichte, wenn er "rot" gewählt hat. Warum sollte ein Unselbständiger, ein ASVG-Pensionist - werdend oder seiend - die ÖVP wählen, seit Schüssel/Bartenstein eindeutig klar gemacht haben, welchen Interessen die "VolksparteI" verpflichtet ist?

Antwort des Hr. Chefredakteurs:
sehr geehrter herr kumpfmüller, danke für Ihr feedback. heute wird sich entscheiden, ob und wie die regierung zustandekommt. dann werden wir weitersehen - auch bei der övp. schönen sonntag, christoph kotanko

Nichttsagend wie die ganze Zeitung, diese Antwort.

Sympathie

Je älter ich werde, desto mehr Menschen gehen mir auf die Nerven. Da ich annehme, daß dies auf Gegenseitigkeit beruht, sollte ich was dagegen tun. Aber was? Immerhin gibt es Menschen, die laut einem Bonmot "nur Gott lieben kann".
Leider weiß ich nicht, von wem dieser Ausspruch stammt.

Fremde Gesichter, Laute, Kleider
Lieb' ich als guter Mensch - doch leider:
Auf manchen Plätzen und an manchen Tagen
Schlägt mir die Mischung auf den Magen.

Aus: Piri-Piri: URBANES

Freitag, 21. November 2008

Endschüssel

"Versteht Er nicht, wenn eine Sach' ein End' hat?" (aus "Rosenkavalier")möchte man Wolfgang Schüssel zurufen.

Hüter des Schatzes

Schon oft habe ich mich gefragt, warum sich die ÖVP gar so sehr als Hüter des Staats-Schatzes und des Budgets aufspielt. Jetzt wissen wir es: Damit in einer Krise genug Geld für die Banken und für die Wirtschaft da ist.

Donnerstag, 20. November 2008

Lohengrin


Gestern abend Lohengrin in StOp. Die Angelsachsen retten Wagner: Es gibt wieder Wagner-Tenöre, die bis zum Ende des III. Aktes durchhalten wie z.B. R. D. Smith. Solide Aufführung. Richtige Begeisterung kam nicht auf. Wie sollte es auch, wenn man während der "schönsten Stellen" ängstlich bemüht sein muß, nicht auf die Bühne zu schauen. (damit habe ich mich als "romantischer Glotzer" disqualifiziert).
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Einen Vorteil hat diese neue, erbärmliche Art des Rampentheaters allerdings: Akustisch kommt alles sehr gut herunter, insbesondere die Duette, die (wie im Tristan) einfallsloshalber gleich vor einem Vorhang gesungen werden. Aber daß man dafür einen teuren Regisseur braucht!? Das hätten die Haus-Spielleiter auch zusammengebracht. - Aber es gefällt jenen Leuten, die für sich auch einen Fettkloß als Kunstwerk überhöhen können - und diese sind nun mal zurzeit in der Oberhand; solange halt die Subventionen fließen. Was soll's.

Daß auch der Chor seien Vorhang bekommen hat, finde ich super. Kommt sowieso immer zu kurz gegenüber dem Orchester. Dieses ist zwar aller (musikalischen) Ehren wert, aber manchmal dem Chor an Präzision unterlegen, weil nicht so engagiert.

Sonntag, 16. November 2008

Wallenstein

Nachtrag zur Wallenstein-Vorstellung im Burgtheater am 12.11.2008:

Der Anfang ließ das Schlimmste befürchten: Statt "Wallensteins Lager" ein 10-minütiger Soldier-RAP an der Rampe, eine Plage für Augen und Ohren - der Schulklasse um uns herum gefiel es aber selbstverständlich. Wie enttäuscht waren sie, als es dann verhältnismäßig "normal" und klassisch weiterging - entsprechend "unruhig" waren sie dann auch im Verlauf der weiteren Vorstellung - zumindest jene, die nicht mittels eines Walkmans vorgesorgt hatten.

Als wir uns nämlich vom Lärm erholt hatten, begann eine ganz gute Vorstellung nach "althergebrachten" Maßstäben. Es wurde auch zumeist gut gesprochen (im Gegensatz zum vorjährigen Pressebericht), die Schauspieler mit G. Voss an der Spitze waren sowieso erstklassig. Natürlich gab es die üblichen Regietheater-Mätzchen wie Maschinenpistolen im 30-jährigen Krieg etc., aber darüber muß man einfach hinwegsehen, will man sich nicht um jeden Genuß bringen. Und natürlich musste die Liebeszene zwischen Thekla und Max einen Fauteuil zu Hilfe nehmen, in aufrecht stehendem Zustand kann heute offensichtlich keine Liebeszene mehr inszeniert werden. Obwohl man sagen muß, daß vor allem der Darsteller des Max Piccolomini in seiner Schlichtheit sehr überzeugend wirkte - sein Verdienst oder das des Regisseurs?
Insgesamt trotz einiger Einwände ein guter Theaterabend. Die starke Kürzung war wohl unumgänglich, aber z.T. sinnentstellend. Die Darstellung Wallensteins als entschlußloses Weichei durch G. Voss ist zumindest diskussionswürdig, großartig war sie dennoch.

ÖVP und Wirtschaft

Zu einem Artikel von E. Busek über die Zukunft der ÖVP (WZ vom 12.11.08):

Buseks Artikel ist wie immer sehr geistreich, aber auch ein wenig abgehoben. Die Realität ist viel einfacher: Die Chancen der ÖVP auf künftige Mehrheiten stehen und fallen mit der Glaubwürdigkeit des viel strapazierten Satzes: "Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut". Oder gibt es einen Grund, warum ein Unselbständiger sonst ÖVP wählen sollte?
Leider wurde das Vertrauen in diese Maxime durch die Regierung Schüssel/Bartenstein nachhaltig erschüttert (unter tatkräftiger Mithilfe der WZ).
Wie immer in der Politik ist natürlich der Wahrheitsgehalt dieser Aussage völlig irrelevant, es geht nur darum, was die Wähler glauben.

Erfolgspartei

Zu einem Interview Josef Prölls in der Presse vom 15.11.2008:

Nun ist es klar: Die ÖVP ist die Partei der Leistungsträger. Daraus folgt, daß die anderen Parteien (laut Pröll ohnehin alle sozialistisch) die Vertreter der Minderleister ("Owizahrer"?) sind. Das wird ein Problem geben, insoferne doch die letztere Wählergruppe klar die Mehrheit stellt, was in einer Demokratie nicht unwichtig ist. Vielleicht wäre auch eine Namensänderung angebracht, wie wär's mit "Erfolgs-Partei"?
Ich erinnere mich: Vor Schüssel/Bartenstein konnten sich auch noch andere Bevölkerungsgruppen mit der ÖVP identifizieren oder hatten zumindest das Vertrauen, daß eine gesunde Wirtschaft auch ihnen Vorteile bringt.

Mittwoch, 12. November 2008

Musica Juventutis


Auszug aus der "Presse" vom 11.11.2008.

Nach wie vor bin ich ja der Ansicht, daß beim Rauswurf aus dem StOp-Orchester es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Warum hat man ihr keine Hilfe gegeben, sie quasi im Regen stehen lassen? Das Englisch-Horn-Defizit müsste ja schon früher bekannt gewesen sein, das war nur ein Vorwand. Hat man beim Substituieren nicht gemerkt, daß "das Zusammenspiel nicht ideal" war?

Post, Telekom, AUA ....

Das ist die Crux mit den heutigen Top-Managern: Kaum einer versteht was vom eigentlichen „Geschäft" seiner Firma, fast alle sind sie nur Finanzexperten und haben als solche nur die Gewinnmaximierung für die Eigentümer im Sinn. So fehlt ihnen dann auch die nötige branchenspezifische Kreativität, die gefragt wäre, wenn ihr Unternehmen in schwieriges Fahrwasser gerät. Es fällt ihnen halt nur ein, was sie in der Betriebswirtschaftslehre gelernt haben: Abbau von Personal und Leistung – wodurch das Angebot der Firma noch weniger attraktiv wird – ein Teufelskreis. In letzter Zeit beginnt man allerdings auch an den Finanzkünsten vieler Manager zu zweifeln, was im staatsnahen Bereich auch nicht wirklich verwundert, sind es doch nicht die Besten, die von der Politik an ihre Stellen gehievt wurden.

Samstag, 8. November 2008

Burgtheater

Wie man liest, ist das Burgtheater in finanziellen Schwierigkeiten. Wundert mich nicht. Einen erfolgreichen Kurs zwischen den Forderungen des FAZTAZWAZ-Feuilletons samt Lokal-Filialen (mit seinen Gratiskarten) und dem Geschmack der einheimischen, zahlenden Abonnenten zu steuern erfordert ein Geschick, das einem Kulturfunktionär selten gegeben ist; und man kann auch nicht von ihm verlangen, die übersättigten Kritiker zu vergrämen, werden die schönsten Intendatenposten doch de facto vom Groß-Feuilleton vergeben, weil ein Politiker ja keine Zeit hat, um ins Theater zu gehen und sich auf die "Fachleute" verlassen muß. Außerdem ist schlechte Presse das Letzte, was er brauchen kann.

Ich wäre ja dafür, die Theatersubventionen stark zu kürzen: Ich würde für's Leben gern dabei zusehen, wie alsbald und grandios die Regietheaterblase zerplatzen würde. Aber es würde ja wieder nur das Theaterfußvolk treffen, wie immer, wenn abgewickelt, abgebaut, freigestellt, verschlankt, umgetopft wird. Die "Macher" würden es sich schon wieder richten und wieder irgendwo oben schwimmen.

Früher ein eifriger Burgtheater-Besucher, gehe ich jetzt nur mehr selten hin. Ich habe es satt, mmer diese Angst haben zu müssen, daß sich plötzlich irgendjemand unmotiviert die Kleider vom Leib reisst, um uns entweder seinen magersüchtigen Corpus oder seinen brie-farbenen Schmerbauch zu zeigen. Wenn im Original eine Liebesbezeigung poetischer Natur wie etwa ein Kuß steht, so muß heute daraus ein zumindest angedeuteter Geschlechtsverkehr werden u. zw. n allen möglichen van-de-Velde-Positionen. Die armen Dichter früher durften ja nicht zeigen, was sie eigentlich darstellen wollten - sagen uns die Regisseure. Überhaupt muss uns die moderne Regie erst erklären, was der Autor mit seinen beschränkten Mitteln einfach nicht optimal rübergebracht hat. Andeutungen sind für den heutigen Menschen schlichtweg nicht konkret genug, dafür würde man ja Phantasie brauchen! Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder Zuschauer seine eigenen Gedanken machen würde!
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Und dann die jungen Damen auf dem Theater, die sind ja generell ganz schlecht ernährt und haben dadurch offensichtlich so wenig Resonanzboden, daß sie nicht laut sprechen können, ohne zu schreien oder zu kreischen, falls Emotionen "rübergebracht" werden sollen. Sprechtechnik würde ja helfen, aber das wäre zutiefst unzeitgemäß. Handwerkliche Qualitäten haben sie offensichtlich nicht - welche dann, fragt man sich. Wahrscheinlich haben sie die richtige Gesinnung. Heute noch "Burgtheaterdeutsch" zu verlangen, finde ich übertrieben, aber ich würde zumindest gerne verstehen, was auf der Bühne gesprochen wird (ich höre laut HNO "wie ein Luchs"). Wenn ich norddeutschen Slang hören will, kann ich das im Privat-Fernsehen bei den Seifenopern billiger haben.

Daß ich nichts generell gegen deutschen Schauspieler habe, zeigt meine Hochachtung für Darsteller wie Gert Voss, Martin Schwab und einige andere mehr, die akzentfreies, schönes Deutsch sprechen können, von anderen darstellerischen Fähigkeiten zu schweigen. Auch in der Geschichte waren es immer wieder deutsche Schauspieler (z.B. Hugo Thimig), die das Burgtheater prägten, ganz ohne "Verwienerung".

Mittwoch, 5. November 2008

Blase

Jetzt, wo die Finanzblase geplatzt ist, möchte ich nur noch erleben, wie auch die Regietheater-Blase platzt.

Lösegeld

Ist auch schon egal, für welche Sorte Abenteurer der Staat haftet, für solche in der Wüste oder für solche in den Vorstandsetagen der Banken.

Freitag, 24. Oktober 2008

Faust


Gestern FAUST in der Staatsoper:


Ein wunderschöner Abend: R. Alagna (großartig), A. Georghiu (nicht ganz so g.), Adrian Eröd als Valentin sensationell, über allem aber Chor und Orchester (in dieser Reihenfolge) unter B. de Billy, welcher sich als exzellenter Kapellmeister erweist, was für mich das höchste Lob bedeutet.

Natürlich ist es Kitsch, das ist aber hier völlig egal. Die Szene bewegt sich genau in der Richtung, die ich vorausgesagt habe: Da den modernen Regisseuren gleich einige Dimensionen (Tiefe, Höhe, Farbe, von unphysikalischen Dimensionen wie Posesie & Phantasie ganz zu schweigen) fehlen, geht es immer mehr in Richtung Oratorienoper mit etwas Bewegung auf der Bühne, meist nach vorn, reliefartig eben.

Ich rege mich darüber nicht mehr auf. Warum soll ich ein Verdauungs-Problem der Regisseure und Kritiker, das durch deren Überfütterung entstanden ist, zu meinem machen?

Montag, 20. Oktober 2008

Gier

"Die Profitgier ist die älteste Religion, hat die besten Pfaffen und die schönsten Kirchen" (B.Traven) ...und die Journalisten schwingen das Weihrauchfass.
Nach einigen Schreckwochen, in denen es ihnen die Sprache verschlagen hat (aber beileibe nicht wegen Glaubenszweifel), sammeln sie jetzt wieder ihre Kräfte und schlagen zurück. Sie erinnern sich an das Credo, das man ihnen auf der Wirtschafts-Uni (früher "Welthandel") beigebracht hat und nach dieser Konfession ist an der Finanzkrise natürlich - man höre und staune - der Staat schuld. Die Politik hat halt nicht so kontrolliert hat, wie sie sollte. Aber galt nicht vor der Misere jede staatliche Einmischung als Sakrileg? "Vor Tische las man's anders" (Schiller) -

Auf keinen Fall ist der omnipotente, heilige Markt schuld: "Denn, so schließt er messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf". (Morgenstern)

"State in fide"! (Paulus)

(Gewidmet A. Unterberger und C. Ortner von der WZ)
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Größer noch als die Freude beim Betanken meines Autos ist die Schadenfreude über die falschen Prophezeiungen der Experten und Publizisten. Nicht nur der Boulevard - der sich ja von Übertreibungen und Superlativen nährt - sondern auch "seriöse" Blätter wie WZ, Presse etc.ergingen sich in Prophezeiungen wie "Öl wird niemals wieder billig" o.ä. Leider hebt man sich die Zeitungen im Normalfall nicht auf, außerdem haben ja Redakteure, speziell Kolumnisten immer recht, weil sie selten eindeutig formulieren. Ich erlaube mir daher schon längere Zeit den Luxus, nur mehr von Fall zu Fall die Form zu bewundern, aber den Inhalt nicht weiter ernstzunehmen.
Andererseits: Wenn man die Begleitumstände betrachtet, wünschte man vielleicht doch, sie hätten Recht behalten.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Bankster

Jetzt klopfen sie sich reumütig an die Brust und pochen demütig an die Tür des Staats. Es wird kein Jahr dauern, dann klopfen sie sich lachend auf die Schenkel und tippen sich an die Stirn wegen der dummen Steuerzahler. Und an hilfswilligen Publizisten/Experten wird es nicht fehlen.

Dienstag, 14. Oktober 2008

PHAETON: Tod trotz Hightech

....titelt "Österreich":

Vielleicht Tod durch Hightech!? Diese Superlimousinen lassen ja nichts mehr zu Arsch und Ohren durchdringen. Die Außenwelt kann nur mehr durch getönte Scheiben und Instrumente wahrgenommen werden.
Abgesehen davon halte ich alle Aussagen wie "....ausgeschlossen" nur 2 Tage nach dem Unfall für verfrüht und genau dazu geeignet, das hervorzurufen, was sie verhindern sollen, nämlich Gerüchte. Ich (natürlich als Laie) könnte mir vorstellen, daß der Kickdown vom Überholvorgang irgendwie nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte.

Haider III

Hätte Haider sich nicht immer wieder selbst ein Bein gestellt, so hätte er es womöglich doch zum Kanzler gebracht, er hatte sozusagen den Drehzahlbegrenzer eingebaut. Politisch korrekte Ausgrenzer wie Vranitzky, wutschnaubende Kritiker wie Hans Rauscher (jetzt Standard, früher Kurier) und ein superschlauer "Dompteur" wie W. Schüssel haben ihn immer nur stärker gemacht.

Mythen

In den letzten Tagen mussten wir uns von einigen modernen Mythen verabschieden:
Mythos 1: Der Markt regelt sich selbst, der Staat ist nur störend. Jetzt aber darf doch die Allgemeinheit die Zocker-Eliten vor dem Untergang retten.
Mythos 2: Nur harte Fakten, Zahlen, Berechnungen zählen in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Zuletzt aber beherrschten nur mehr weiche Begriffe wie Angst, Hoffnung, Vertrauen die Szene.
Mythos 3: Die Leser des STANDARD sind gute - nein: bessere - und anständige Menschen. Am Sonntag musste das Standard-Internetforum wegen "vieler pietätloser Posts" zu Haiders Tod geschlossen werden. Aber auch das am Montag wieder-eröffnete "moderierte" Forum strotzt vor Gehässigkeiten.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Haider II

„Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein
Charakterbild in der Geschichte".
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Ich war nie ein Anhänger, geschweige denn Wähler von H., aber der
Nazi-Dämon, den die internationale, vernetzte Presse aus ihm gemacht
hat, war er nicht. Es ist so eine Sache mit Inland- und Ausland-Sicht
auf Populisten-Politiker: Ich nehme an, daß man in der Schweiz auch
manchmal darüber den Kopf geschüttelt hat, wie man Blocher im Ausland
dargestellt hat oder vielmehr, was man seinen Wählern angedichtet hat.
Ähnlich wird es wohl auch mit Berlusconi sein, der ja nun wirklich ein
Horror ist, aber mit dem 60% der Italiener zufrieden sind (laut "Spiegel")!
In Wirklichkeit ist der Erfolg solcher Politiker ein Anzeichen dafür,
daß in der betreffenden Gesellschaft irgendwas nicht ganz in Ordnung
ist. So ist der Erfolg der beiden Rechtsparteien letzthin in
Österreich kein Anzeichen dafür, daß wir ein "Nazi-Land" sind, sondern
daß viele Wähler von den "Alt-Parteien" über alle Maßen frustriert sind, desgleichen von den sog. "Gutmenschen", die fast ausschließlich einer Gesellschaftschicht
angehören, die sich nicht allzusehr mit Alltags-Sorgen am Wohn- und
Arbeitsplatz herumschlagen muss.
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Den Hervorbringungen manchen linker Redakteure und Kolumnisten (allen voran natürlich H. Rauscher) merkt man die Anstrengung an, mit denen sie herausgedrückt wurden; die armen Hämorrhoiden!
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Merke: Am Anstand und an der Ritterlichkeit einer Gegnerschaft erkennt man den Charakter eines Menschen.

Samstag, 11. Oktober 2008

Haider und Standard

Der Standard (wie übrigens auch der ORF) musste sein FORUM zum Tod Haiders "wegen der vielen pietätlosen Posts" schließen - ich nehme an, aus rechtlichen Bedenken.
Da sieht man wieder einmal, wo die "Guten" und "Anständigen" zuhause sind. Pfui!
Auch für die gequälte Stellungnahme Hans Rauschers gilt:
"Si tacuisses....bonus vir mansisses"* .
Ich war immer äußerst skeptisch zu Haider, aber gegenüber solchen "Haider-Gegnern" bin ich noch viel skeptischer.
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* Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Ehrenmann geblieben"
Aus: Piri-Piri: TUT GUT:
"Du kämpfst für Frieden
Ohn' Unterlass?
Kampf geht hienieden
Einher mit Hass"
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Sehr geehrter Herr Kumpfmüller

Es tut mir leid, dass wir Sie mit diesem Kommentar verärgert haben. Es war eine erste, spontane Reaktion meines Kollegen - er hat auf wenigen Zeilen versucht, der Persönlichkeit und den Umständen des Todes gerecht zu werden. In dieser Verkürzung mag mancher Gedanke nicht bis ins letzte Detail geschliffen sein, nichtsdestoweniger war es nötig, zu dem Geschehen Position zu beziehen. Da waren wir keine Ausnahme, das haben in dieser Zeit nahezu allen Online-Medien (auch international) getan.

Ich möchte Sie bitten, noch einmal die Montagausgabe unserer Zeitung zur Hand zu nehmen. Überfliegen Sie noch einmal die Berichterstattung, lesen Sie noch einmal die Kommentare und urteilen Sie dann.

Ich glaube, wir haben die Tonlage heute ganz richtig getroffen.

Mit freundlichen Grüßen.
Otto Ranftl Leserbeauftragter Leitender Redakteur

Finanzkrise

Angst essen Hirn auf.
Emotion schlägt Ratio.
Psychologie besiegt Mathematik.
Quod erat demonstrandum.

Zum Spiegel-Titel "Angst"

Freitag, 3. Oktober 2008

Wirtschaftskompetenz

Es ehrt Hrn. Unterberger von der WZ, daß er in Nibelungentreue auch jetzt noch die Wirtschaftskompetenz von Schüssel und Bartenstein preist. Die Kompetenz sei ihnen nicht abgesprochen, nur - in der modernen Demokratie entscheiden (leider?) die inkompetenten Massen. Deren Stimme gewinnt man nur mit Vertrauen, im konkreten ÖVP-Fall mit dem Vertrauen, daß das Wohlergehen der Wirtschaft sich auch in Wohltaten für den Normal-Bürger niederschlägt. Den Glauben an diesen Zusammenhang haben die beiden Herren total verspielt, der eine durch Bismarck-Gehabe, der andere mit seiner Kaltschnäuzigkeit und ihrer gemeinsamen Arroganz. Ob es den Zusammenhang früher gegeben hat, bezweifle ich, aber in der Politik zählt nur, was die Leute glauben. Machen wir uns nichts vor, in Wirklichkeit interessiert die Wirklichkeit niemanden.

Dienstag, 30. September 2008

Schüssel

Es ist erreicht:
Gusenbauer demontiert,
ÖVP dezimiert.
Es reicht, Hr. Schüssel!

Knieschüsse

Das war die Wahl der Knieschüsse: Die ÖVP hat sich beim unsachgemäßen Hantieren mit der Neuwahl-Waffe selbst beschädigt und die SPÖ hat geglaubt, daß die neuen Jüngst-Wähler ihr quasi automatisch zufallen. Daß diese zufällig ein bißchen weiter nach rechts geraten sind, ist für sie völlig unverständlich und ein Schock. Und als politisch unreif darf man die 16-Jährigen ja auch nicht bezeichnen - oder? Fatales Dilemma.

Samstag, 27. September 2008

Fontane-Archiv


Als ich kürzlich in Potsdam war, habe ich auch das Fontane-Archiv an seinem neuen Standort besucht und konnte sogar hineingehen; der kleine Trick, daß ich dabei die Fontane-Blätter abonniert habe, hat mir ein bißchen geholfen. Ich wollte das aber ohnehin schon länger. Weiters kam mir zupaß, daß der Mitarbeiter eigentlich jemand anders erwartet hatte, aber da ich nun schon mal da war....

....Schmunzeln, als ich auf G. Grass's "Weites Land" zu sprechen kam.

Zur Wahl 2008

Morgen ist also Wahl. Ich befürchte eine Neuauflage Schüssel/Haider, natürlich mit anderen Darstellern auf der Bühne, aber Regisseur und Produzent sind diesselben.

Was mich an der ÖVP am meisten nervt (außer den Personen Schüssel und Bartenstein bzw. dem Kurs, für den sie stehen) ist die Attitüde, als wäre die Republik gleichzusetzen mit dem Staatsschatz. Letzteren betrachten sie offensichtlich als Allerhöchste Privatschatulle der ÖVP und alle anderen dürften von Rechts wegen dort gar nicht hingreifen. Sie reden von Sparen und von Nachhaltigkeit und denken dabei immer nur an ihr eigenes Vermögen bzw. das ihrer Klientel.

Ein alter Trick aller Geldleute: Die anderen verstehen nicht, wie man mit Geld umgeht. Peinlich nur, daß zuletzt die Finanzgenies ihre eigenen Tricks nicht mehr verstanden haben.


Wer herrscht und besitzt, hat immer Recht - zumindest in der jeweiligen Gegenwart. Wenn es ganz anders kommt, haben sie eine logische Erklärung dafür und lassen die Schwarzen Ritter der Presse mit eingelegter Feder (a la Unterberger) auf die dummen Massen los, um ihnen zu erläutern, daß sie auch dann wieder recht haben.

Mittwoch, 24. September 2008

Christliche ÖVP

In einem Kurierinterview verweist ein ÖVP-Mandatar (Spindelegger) auf die "christliche Verantwortung der ÖVP" im Zusammenhang mit "Sparksamkeit".

Es mutet schon seltsam an, wenn sich jetzt die ÖVP an ihre "christliche Verantwortung" erinnert. Unter der schwarzblauen Regierung war davon wenig zu spüren. Da haben Schüssel und sein Vollstrecker Bartenstein (oder ist es umgekehrt?) nicht wirklich "christlich-sozial" agiert.
Und mit dem Titel "Nachhaltigkeit" kann man natürlich alles rechtfertigen, es ist ja nicht zu überprüfen; genauso ist es mit dem "Sparen".
Siehe auch: Piri-Piri: SPAR-LÜGEN

Nicht weniger wundere ich mich, wenn die ÖVP gerade jetzt so auf ihre Wirtschaftskompetenz pocht: Ist sie nicht immer als Vertreter und Verteidiger jener Ideologie aufgetreten, deren jämmerliche Folgen man jetzt in der Finanzkrise beobachten kann?

A propos Bartenstein: Ein Industrieller als verantwortlicher Minister für Arbeit - das ist ja wohl der klassische Fall für "Bock als Gärtner". Und die ÖVP merkt es gar nicht mehr, wie dieser Mann die Glaubwürdigkeit der ÖVP als "Volks-"Partei ruiniert hat.
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CHRISTPARTEI.
Gott kann sich Gnade leisten.
Ihr, seine Jünger hierzulande,
Seid dazu - jedenfalls die meisten -
Aus Wirtschaftsgründen nicht imstande.
Aus: Piri-Piri: HÖHERES:

Samstag, 20. September 2008

Deutschland


...seit ein paar Tagen zurück von einer "klassischen Bildungsreise" aus dem Flaschenpfandland: Berlin(Babylon-Ausstellung), Potsdam (Fontane-Archiv),Thale (Fontane und HSB), Weimar (G.&Sch.-Wohnhäuser u.v.a.m). Unvergeßlich: Park an der Ilm mit G.'s Gartenhaus.
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A propos Flaschenpfand: Es gibt auch noch Unsinns-Steigerungen. Vom Campingplatz Riegelspitze mussten wir unseren Müll wieder mit auf die Reise nehmen, weil die "Werkstoff-Deponie" nur wenige Stunden am Tage geöffnet war, und das zu Zeiten, an denen wir natürlich in Berlin oder Potsdam unterwegs waren.
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Dazu das passendes Zitat des deutschen Nationaldichters: "Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage" - und zwar durch Übertreibung, eine deutsche National-Eigenschaft.

Über andere Reiseeindrücke später mehr.

Finanzkrise

Die Kommentare zur rezenten Finanzkrise in wirtschaftsfreundlichen Zeitungen offenbaren einen Grad an Gelenkigkeit, die selbst chinesische Schlangenmenschen vor Neid erbleichen lassen. Auch die Gedächtnis-Lücken-Akrobaten laufen zu voller Form auf. So ungefähr müsste sich der "Osservatore Romano" lesen, wenn sich das Evangelium als Fälschung herausgestellt hat.

Freitag, 29. August 2008

Schiller heute

"....Was Schiller heute zu einem unzeitgemäßen Autor macht, wurde 1951 als Gipfel der Kunst empfunden. Wird Schiller heute nur noch ironisch gebrochen auf die Bühne gebracht, sehnte man sich damals nach dem reinen, eindeutigen Gefühl, das bei ihm zu finden war. Ernste Klarheit wurde nicht als lächerlich empfunden...."
(Peter Michalzik, Gustaf Gründgens)
Auch 1962 wurde Schiller noch ernstgenommen: In der 8. Klasse des Humanistischen Gymnasiums lasen wir in der Deutschstunde mit verteilten Rollen "Die Jungfrau von Orleans" (ich durfte den Lionel sprechen); weder unsere verehrte Professorin noch wir fanden dabei irgendwas lächerlich - für manche war es höchstens ein bißchen langweilig, im Gegensatz zu den "Räubern" oder auch "Don Carlos".
Beim kürzlichen Wiederlesen von "Jungfrau" und "Carlos" (angeregt durch einen Essay von Th. Mann und weil wir morgen Richtung Weimar aufbrechen) empfand ich ähnlich: Bei ersterem Stück musste ich mich etwas durchquälen und genoss eigentlich nur die Sprache, letzteres "dramatisches Gedicht" nahm mich wie in alten Zeiten gefangen.
Man kommt ins Grübeln darüber, was sich in den letzten ~50 Jahren so Grundlegendes geändert hat, daß man die "Jungfrau" oder gar die "Braut von Messina" heute nicht mehr aufführen kann - außer natürlich, um Schiller als Nazi-Wegbereiter zu desavouieren oder Schiller-Verehrer zu verspotten (das ist ja im modernen Regietheater zulässig).
Ist Pathos wirklich etwas Unanständiges? Ja, ich weiß schon, nach dem Holocaust .... Thema beendet.

Doch noch ein Hinweis: Im Krieg durften einige Schillerstücke gar nicht gespielt werden oder nur gekürzt, z. B. wurde der Pastor-Moser-Auftritt in den Räubern gestrichen.

Dienstag, 26. August 2008

Journalisten-Leitsatz

Immer wieder lese ich in diversen Kolumnen der "Wiener Zeitung"von der Bevorzugung der SPÖ in der Berichterstattung des ORF. Das mag sein und es ist nicht schön. Aber in der Ära Schüssel/Lindner war es genau umgekehrt - und das hat mir auch nicht gefallen. Da es sich bei den Autoren ja wohl bis auf wenige um diesselben Redakteure wie früher handelt, muß ich annehmen, daß der alte Journalisten-Leitsatz nach wie vor Geltung hat: "Wes' Brot ich ess, des' Lied ich sing" - und in diesem Sinn ist diese Kritik Kollegen-Schelte!

Sonntag, 10. August 2008

Stalin vs. Hitler

Es wird berichtet, daß in Rußland der Stalinkult fröhliche Urständ feiert und daß Putin dazu aufgefordert hat, auf die Geschichte der Sowjetunion stolz zu sein. Die vielen Millionen Toten, die nur durch Stalin umgekommen sind, werden anscheinend als unvermeidliche Kollateralschäden betrachtet. Mit dem russischen Ölmuskel schwillt auch das russische Selbstbewußtsein; bei Paranoikern verheißt das nichts Gutes! Jetzt werden sie es uns endlich zeigen!

Pech für die Unentwegten hierzulande, daß sich Hitler bei seinen Massen-Morden nicht auf das eigene Volk beschränkt hat. So wurde die Symbolgestalt des ewig umherirrender Juden er- und abgelöst durch jene des ewig büßenden Deutschen.

Sonntag, 3. August 2008

In der Regie .....

Wiederholte Ansage in "Bayern 4 Klassik" anläßlich der Direktübertragung der diesjährigen Wiederaufnahme-Premiere:
"Wir übertragen <Die Meistersinger> von Richard Wagner in der Regie von Katharina Wagner....."
Sänger und Dirigent kamen dann irgendwann unter "ferner liefen"; im Normalfall (bei den übrigen Übertragungen war das dann auch so) wird der Regisseur erst am Schluß genannt, er ist ja wohl bei einer Radio-Übertragung nicht wirklich relevant; aber es wird ja auch schon häufig vor der Übertragung die Szene beschrieben, unter dem Motto: "Was die Besucher sehen....". Ich wünsche es nicht einmal zu hören!
Ich finde das ganze be - schön sprechen! - verfehlt und höchst überflüssig!

Kultur und ORF

Machen wir uns nichts vor: Die Kultur hat beim ORF den Stellenwert der Kulturseite in Fellner's "Österreich" - ein netter Aufputz, ein kleiner Luxus, auf dem man bei Bedarf verzichtet; dumm nur, daß ich durch meine Rundfunkgebühr quasi Abonnent dieses Mediums bin.
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Vielleicht nebensächlich, aber bezeichnend: Fährt man mit dem Auto durch Österreich, bekommt man - und durchaus nicht nur in inneralpinen Seitentälern - beim Automatik-Suchlauf des Radios flächendeckend und fffffortissimo Sender wie FM4, Ö3, Regional-Perma-Fun-Sender herein, Ö1 dagegen, wenn überhaupt, nur schwach oder mit Störungen. Aber vielleicht liegt es an meinem Autoradio oder an meiner Antenne...

HMK-Postskriptum

Auszug aus "News" Nr. 12/08 vom 20.03.2008 (Heinz Sichrovsky / Susanne Zobl)

"Frau muss gehen!…. Die Oboistin und Englischhornistin Helene Kenyeri, 27, wurde in der Vorwoche davon in Kenntnis gesetzt, dass sie ihr erstes Probejahr nicht bestanden habe und das Orchester verlassen müsse….. Die aus Oberpullendorf im Burgenland gebürtige Musikerin ist unerreichbar. Es gehe ihr schlecht, hört man aus ihrer Umgebung. Sie habe sechzehn Jahre lang mit ausgezeichnetem Erfolg u. a. bei Professoren aus dem Kreis der Wiener Philharmoniker studiert, habe Wettbewerbe und vor eineinhalb Jahren das Probespiel als Zweite Oboistin und Englischhornistin im Opernorchester gewonnen. In weiterer Folge sei sie als erste Frau in die philharmonische Eliteformation "Wiener Hofmusikkapelle" aufgenommen, mit dem renommierten Karl-Böhm-Stipendium der Stadt Graz ausgezeichnet und von Riccardo Muti nach einem Konzert bei den Salzburger Festspielen ausdrücklich gelobt worden. Dass sich die Stimmung gegen sie gewendet habe, sei ihr bis zuletzt verheimlicht worden: Die philharmonische Jury habe schon am 10. März entschieden, doch habe man sie zuletzt sogar auf eine Amerikatournee mitgenommen, ohne sie vom Urteil zu unterrichten. Nun stehe sie mit 1. September quasi vor dem Nichts und könne nur hoffen, mit ihrem Kammermusiktrio "Mignon" zu reüssieren, zu unterrichten oder anderswo unterzukommen.
Holender:, "Stehe hinter dem Orchester". Staatsopernseitig nimmt sich die Causa diametral aus. "Ich habe mich immer für Frauen im Orchester eingesetzt, habe Dirigentinnen beschäftigt und mich immer deutlich zu Wort gemeldet, wenn Schweinereien zu befürchten waren", sagt Direktor Ioan Holender, der in der Causa ausdrücklich selbst Auskunft zu geben wünscht und sich im Einsatz für Orchesterfrauen sogar mit Philharmoniker-Altvorstand Werner Resel überworfen haben soll. "Aber in dieser Sache stehe ich ganz aufseiten des Orchesters. Wenn eine Jury mit 24 zu null Stimmen gegen jemanden entscheidet und wenn sogar 19 von 24 dagegen sind, ihr noch eine weitere Probezeit zu geben, so ist das für mich eindeutig und zu akzeptieren. Wir engagieren hier nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht." Holender weiter: "Frau Kenyeri ist eine gute Oboistin, hat aber Defizite beim Englischhorn. Und das gehört im Staatsopernorchester nun einmal zusammen ..... Auch war das Zusammenspiel mit dem Orchester nicht optimal ...."
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"Nicht optimal"....das ist ja nun wirklich eine reichlich schwammige Definition und Hr. Holender ist gerade der richtige, ehrenwerte Mann, um Schweinereien zu verhindern! Und daß hier eine Schweinerei im Hintergrund gelaufen ist, das riecht man doch meilenweit gegen den Wind!
Beim Englischhorn hat sie ja wirklich einmal gepatzt (Piripiri: Walküre).Die Frage ist, warum man das "Defizit" nicht früher bemerkt hat und sie blindlings in ihr Unglück hat rennen lassen. Ich bin überzeugt, einen Mann hätte man "aufgefangen". - Sind schon ein mieser Verein, diese Herren Tempelritter! Sicher nicht alle von ihnen, aber man muß sie leider an den frontmen messen, die sie sich wählen; und natürlich ist die elitäre Geheimnistuerei ein idealer Nährboden für jede Art Gerüchte.
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Ich besitze eine Reihe von Büchern über die Philharmoniker (einige davon aus der Feder von Mitgliedern), in denen sie wunderwie verherrlicht werden. Diese werden wohl demnächst zum Flohmarkt wandern; die Platten werde ich behalten. - Wiederum muß ich mich auf eine Gratwanderung begeben, um die Bewunderung für künstlerische Leistung von der Bewunderung für Personen - oder Kollektive - zu trennen.


https://www.youtube.com/watch?v=tP1ne0vLkc8

Dienstag, 29. Juli 2008

ÖVP wirbt um Grüne....

So überraschend ist das nicht: Stammen die meisten grünen Bannerträger doch aus dem bürgerlichen Lager. Nachdem bei den höheren Söhnen und Töchtern mit dem Älterwerden der rebellisch-revolutionäre Impuls etwas nachgelassen hat, verspüren sie halt doch wieder Sehnsucht nach den väterlichen Fleischtöpfen. So wächst wieder zusammen, was zusammen gehört und wir werden uns über wirkungsvolle Synergien zu unseren Lasten freuen dürfen.

Mittwoch, 23. Juli 2008

Blasenfrei

"Blasenfrei zapfen" heißt es an der Zapfsäule. Wir selber werden aber durchaus nicht blasenfrei abgezapft - obwohl die Damen und Herren Wirtschaftsredakteure uns fast jeden Tag beweisen, daß der hohe Ölpreis eine ganz "natürliche" Sache ist und so hoch sein muß.
Nun, sollte es anders kommen (und es gibt schon Anzeichen dafür) und die Blase platzen, dann werden sie uns auch das wieder als logisch erklären. Und die früheren tiefschürfenden Erläuterungen hat eh schon jeder vergessen.

Sonntag, 20. Juli 2008

Wen soll ich wählen?

Das BZÖ ist nur eine ORF-Comedy-Show - und ich bin kein Kärntner.
Die irrealen „Raus“ -Parolen der FPÖ sind mir zu primitiv - und dazu dieser hautgout.
Die Devise „kommt alle herein“ der GRÜNEN ist nur für unerbittliche Gutmenschen verdaubar - und außerdem sind sie verkappte Bürgerliche.
Bei der ÖVP ist schon der Name falsch, denn spätestens seit Schüssel/Bartenstein geht das Wohl des Volkes nicht mehr mit dem der Wirtschaft konform - und von Neugebauer möchte ich mich nicht vertreten lassen.
Die SPÖ bietet vor allem ein SOZIales Netzwerk für Funktionäre und Apparatschiks - und Ziehsöhne oder Wahlneffen von Zeitungs-Baronen sind auch nicht überzeugender als Banker und Sanierer.
Was schließlich eventuelle Splitter-Protest-Rest-Parteien betrifft: Als Schuhlöffel zur Macht für Egomanen bin ich mir doch zu schade - und ungültig wählen stärkt wieder nur die Großparteien.
Es bleibt nur der Wahlwürfel - vielleicht gibt es sowas als Zeitungsbeipack statt einer CD!

Siehe auch: Piri-Piri: POLITISCH LIED

Dienstag, 8. Juli 2008

Kronenzeitung wird Amtsblatt

Vor nicht allzulanger Zeit antwortete Hr. Dichand in einem Interview auf die Frage, ob er nicht eine eigene Anti-Europa-Partei gründen wolle, etwas kryptisch, daß man darüber nachdenken müsse. Nun ist das Rätsel gelöst: Er hat sich dafür eine bereits bestehende Partei zu eigen gemacht. Der Bürger hat daraus den Vorteil, daß er die ohnehin so schwer zu verstehende Politik nun täglich in der Krone erklärt bekommt - und das sogar im Vorhinein. Hoffentlich startet Hr. Dichand bald eine Kampagne gegen die hohen Spritpreise.

Eine Gefahr sehe ich allerdings für die "Wiener Zeitung": Über kurz oder lang wird dann wohl die Krone das "Amtsblatt der Republik Österreich" werden. Das Format dafür hätte sie ja schon.

Der Stronach-Versuch, sich AUSTRIA unter den Nagel zu reissen, ist ja gescheitert, vielleicht gelingt es Dichand wenigstens mit der roten Reichshälfte

Unterberger again

Mein Orthopäde will mir das Lesen der täglichen Unterberger-Kolumne verbieten: Der abrupte Wechsel von lebhaftem Kopf-Nicken zu heftigem Kopf-Schütteln sei ganz schlecht für meine Halswirbelsäule.

Samstag, 5. Juli 2008

Boulevardpolitik

"Man muß das positiv sehen: Politik ist eh so kompliziert, in Zukunft braucht man nur die Krone aufzuschlagen und bekommt sie erklärt, sogar im Vorhinein! Jetzt müsste nur jemand Hrn. Dichand so weit bringen, daß er eine Kampagne gegen die hohen Spritpreise startet - dann dürfen wir erwarten, daß auch die Politik was tut."
(Leserbrief an Kurier zu einem Artikel über "Politik, Boulevard, SPÖ")
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Etwas ist wirklich faul an der Leserbrief-Redaktion des Kurier: Mal bekommt man eine Empfangsbestätigung, mal nicht; hängt offensichtlich davon ab, wer dort "on duty" ist. Als ich noch öfter den Kurier "beglückte", konnte man auch deutlich feststellen, ‏daß eine Veröffentlichung stark davon abhing, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit man die Sendung wegschickte. Natürlich war auch nicht alles gut, was ich schickte, aber ich tat es doch oft genug und wurde auch relativ oft veröffentlicht,daß es für diesen "statistischen" Befund reicht. - Mir scheint überhaupt, daß man dort noch etwas arroganter ist, als man es bei Zeitungen ohnehin ist (DerStandard natürlich außer Konkurrenz). Da stellt man dann vielleicht auch den SPAM-Filter etwas zu scharf ein.....

Kritiker

Die schärfsten Kritiker, so sagt man, sind äußerst empfindlich, wenn sie selber kritisiert werden. Auch von mir sagt man das, aber das stimmt natürlich nicht!
Jetzt stellt sich die Frage, ob ich hier ein Smiley einfügen soll? Aber ich werde davon Abstand nehmen. Ist ja nicht zum Lachen.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Humor & Leben

"Der Humor hat das Darüberstehen,das heiter-souveräne Spiel mit den Erscheinungen dieses Lebens,auf die er herabblickt, zur Voraussetzung."

"Kunst des Lebens -Leicht zu leben, ohne Leichtsinn,heiter zu sein, ohne Ausgelassenheit,Mut zu haben, ohne Übermut."

Th. Fontane

Sonntag, 29. Juni 2008

Regietheater...

Leserbrief an "Wiener Zeitung" betr. Artikel über Regietheater:

"Es ist absurd: Während in der Literatur "Bearbeitungen" verpönt sind und immer genauere Übersetzungen fremdsprachiger Literatur aufgelegt werden, während man in der Musik dem "Originalklang" frönt, serviert man uns am Theater die Klassiker verschnitten mit billigem deutschen Rot-Fusel und etikettiert das als "modernes Theater".
Nein, diskutieren mag ich über "Regietheater" nicht mehr, nicht privat und nicht in irgendwelchen Internet-Foren. Über Geschmack läßt sich vielleicht streiten, über Ideologien nicht. Wem's gefällt, der soll hingehen. Für meine Person habe ich die Lösung gefunden, daß ich einfach nicht mehr hingehe und in der Oper Plätze mit Sichteinschränkung kaufe. Aber auch da entkommt man den Regisseuren nicht mehr - siehe "Don Carlos" von Konwitschny.
Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis man sich auch in der Oper an der Musik vergreift. Mit Schreibmaschinengeklapper statt (immerhin in der Partitur notierten) Hammerschlägen fängt es schon an (Bayreuther Meistersinger unter der Regie der Wagner-Urenkelin Katharina) und aus deutschen Landen werden schon Fälle vermeldet, wo der Regisseur in die musikalische Dramaturgie eingreift."

Sonntag, 22. Juni 2008

Rechner

"Wer rechnet, ist immer in Gefahr, sich zu verrechnen. Die einfache dumme Kuh trifft immer das richtige Gras."

Th. Fontane in einem Brief an O. Brahm

"Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr."

Mephistonheles in Goethe, Faust 

Perspektiven

Das Schwierigste beim Altern ist es, den Übergang von echter , 3-dimensionaler Perspektive in gemalte Scheinperspektive einerseits wahrzunehmen, andererseits auch zu bewältigen.

Piri-Piri: ABEND

Freitag, 20. Juni 2008

Justiz und Recht

Die größten Schweinereien werden unter dem Titel des Rechts begangen, aber auch die vielen, vielen "kleinen" Schweinereien unter dem Mantel des Rechts sind nicht zu verachten. Wer aus eigener Schuld in die Fänge der Justiz gerät, ist sowieso schlimm dran. Noch schlimmer dran ist derjenige, der aus anderen Gründen auf die "Dienste" der Justiz (oder überhaupt der Behörde) angewiesen ist, beispielsweise wegen Sachwalterschafts- oder Verlassenschaftsfragen. Grundsätzlich steht da immer der Verdacht im Raum, daß man unredliche Absichten habe; d.h. jeder, der dort hineingerät, ist anscheinend von Haus aus verdächtig und muß erst beweisen, daß er honorig ist. Die "Unschuldsvermutung" ist ein durchaus künstliches Konstrukt.

Was mir auffällt, ist der überaus hohe Anteil von (jungen) Frauen im Richterstand, zumindest im Zivilbereich; nicht, daß ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, aber ich finde hier wie überall, daß allzuviel ungesund ist. Nach Fontane ist ja "Intuition besser als Studium", aber ich fürchte, daß gerade bei dieser Sorte von Frauen das studium (lat. für "Fleiß") sie in diese Position gebracht hat. - Andererseits ist mir vor kurzem ein Rechtspraktikant untergekommen, der nicht imstande war, 12% von einem bestimmten Betrag zu berechnen; war wohl ein "Quotenmann".

Insgesamt kann ich mein sehr tiefes Mißtrauen gegenüber den Behörden, oder eher den Personen darin, nicht verhehlen. Siehe auch: Piri-Piri: GLEICHHEIT

Mittwoch, 18. Juni 2008

Freier Markt

Die entscheidende Triebfeder im sog. "Freien Markt" ist und bleibt die Gier. Diese wird nur in Schranken gehalten von der Gier der anderen Teilnehmer. Aber auf diesen Mechanismus ist kein Verlass: Immer öfter kommen die Anbieter drauf, daß sie mehr abschöpfen, wenn sie auf der Preistreiberwelle mitschwimmen, statt "konkurrenzmäßig"und theoriekonform zu unterbieten. Die Politiker haben sich ja schon lange von diesem Thema abgemeldet, sie tolerieren die offenen und heimlichen Kartelle, sofern sie sich nicht gleich daran beteiligen.
Am Widerlichsten sind mir aber die Journalisten, die willfährig alle Raubzüge rechtfertigen, indem sie die - meist per Agentur vorgefertigten - "Erklärungen" unters Volk bringen (siehe "Wiener Zeitung", "Die Presse" - aber auch andere....)

Deutsche Überheblichkeit

Auch andere Völker sind nicht frei von Überheblichkeit, speziell bei großen Sportveranstaltungen wie derzeit der leidigen Fußball-EM. Was aber macht die spezielle deutsche Spielart so unerträglich? Es ist einerseits die teilweise absurde Maßlosigkeit, gepaart mit absoluter Humorlosigkeit; da ist kein Körnchen Salz drin. Andererseits aber triefen sie vor Selbstmitleid bei Niederlagen. Am Ärgsten ist aber das dann folgende Flagellantentum - vor dem (und auch häufig im) Spiegel ausgeübt.

Ich möchte den Deutschen nicht den Humor absprechen - ganz im Gegenteil - aber er ist dort nur auf einem relativ hohen Niveau zu finden, nicht in der Masse (Ausnahme:Berlin).

"Österreich"

Jede Gesellschaft braucht anscheinend ein gewisses Ausmaß an Boulevard-Medien (so wie Müllabfuhr und Kanalisation), die heißen dann "Bild" oder "Blick" oder "SUN" oder auch RTL etc. Daß diese bei uns aber "Österreich" heißt, stört mich doch gewaltig. Man hat ja gerichtlich versucht, dagegen vórzugehen, aber gegen die geballte (nicht nur finanzielle) Macht eines Fellner hat man hierzulande keine Chance mehr.

Samstag, 31. Mai 2008

Ordnungen

Aus F. Dürrenmatts "Justiz":

"So wurde ich in die Welt gesetzt, ohne sie durchschauen zu können, weil ich mich mit ihr nie auseinandergesetzt hatte, weil ich mir vorstellte, in ihr müsste die Waisenhausordnung herrschen, in der ich aufgewachsen war. Unvorbereitet wurde ich in die Raubtierordnung der Menschen gestoßen, unvorbereitet sah ich mich den Trieben gegenüber, durch die sie geformt wird, Gier, Haß, Furcht, List, Macht, aber ebenso hilflos wurde ich jenen Gefühlen ausgesetzt, welche die Raubtierordnung menschlich macht, der Würde, dem Maß, der Vernunft, der Liebe endlich. Ich wurde von der menschlichen Wirklichkeit weggetrieben wie ein Nichtschwimmer von einem reißenden Fluß....."

Man ersetzte "Waisenhaus" durch "Internat"....

Sonntag, 25. Mai 2008

LKW-Irrsinn

Zum Spiegel-Artikel vom letzten Montag:
"Letzte Woche durfte ich auf dem Weg in den Urlaub die A3 von Anfang bis Ende mit einem Wohnwagen-Gespann befahren: Mehr als die Hälfte der LKW kommen aus den neuen EU-Ländern und dahinter; nicht wenige davon, wie man weiß, wahrscheinlich bremsenlos oder sonstwie desolat. Vom Fahrstil rede ich nicht. Die meiste Zeit rollte ich eingeklemmt inmitten der LKW-Kolonne - wenn sie denn rollte. Insgesamt erlebte ich in den 2 Tagen 5 große Staus (also solche über 2 km, die der DLF der Erwähnung Wert findet), suchte verzweifelt Park-Möglichkeiten an den Rast-Stationen, die man eher Abzock-Stationen nennen sollte, sah 2 verbrannte Lastzüge und fühlte mich mindestens 4-mal gerade noch davongekommen. Und da geben manche Leute teures Geld für Abenteuer-Urlaub in entlegenen Regionen aus!"
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Überhaupt habe ich schön langsam den Eindruck, die EU ist eine Erfindung der Spediteure.
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Ein Campingurlaub in Belgien (deswegen die A3) musste leider abgebrochen werden, daher konnte ich nach 3 Tagen gleich wieder zurückfahren. Wirklich ein Wahnsinn!

Donnerstag, 8. Mai 2008

Siegfried

Am 4. Mai im neuen Siegfried: Sensationelle Vorstellung, was die Sänger-Qualität betrifft, v. a. natürlich St. Gould. Endlich ein Siegfried, wo man nicht schon ab dem 2. Akt Angst hat, daß er wegbricht. N. Stemme und J. Uusitalo muß man auch erwähnen, sonst wäre es nicht gerecht....
Das Orchester unter einem "perfekten" F. Welser-Möst auch sehr gut, sogar die Hörner hatten einen exzellenten Tag. An der Oboe II Frau Brosch, die sich nun offensichtlich behauptet hat.
Wie gesagt, sensationelle Aufführung - aber ewig (?) im Gedächtnis bleiben wird mir die letzte Parsifal-Vorstellung unter Chr. Thielemann - obowhl diese bei weitem nicht perfekt war!
Das ist eben Oper!

Mittwoch, 16. April 2008

Rosenkavalier 08


Heute abend Rosenkavalier unter D. Runnicles. Ein guter, aber kein großer Abend. Kenne die alte Schenk-Inszenierung schon. W. Bankl solide, aber nicht umwerfend, A. Kirchschlager hervorragend, Jane Archibald als Sophie sang nicht schlecht, war aber nicht zu verstehen, ich dachte schon, sie singt in einer anderen Sprache (beim Schlußduett) - das ist heute schon die Ausnahme.
Die Orchesterbesetzung ganz nach Herrn Resels Idealvorstellung: Außer Frau Balzereit (Harfe) und Frau Plaichinger (Violine) keine Frauen - nun, die Philharmonikerdamen bringt nicht einmal der Hr. Orchesterdirektor mehr weg; ob R. Küchl gestört hat, dass 1,5m hinter seinem rechten Ohr eine Dame gefiedelt hat?
Für die Oboe II hat man ein Weißhaupt (Gesicht bekannt, aber momentan nicht zuordenbar) aus der Versenkung geholt. Bin gespannt, ob HMK noch einmal auftaucht, ihr Vertrag läuft ja bis August, ich glaube es aber nicht, wie soll sie sich da noch einmal hineinsetzen unter die Brüder.....

Dienstag, 15. April 2008

Viel Harmonischeres

Warum ich bei diesem Thema so gehässig bin? Mir geht die Arroganz der von mir ansonsten so bewunderten Philharmoniker bzw. des Staatsopernorchesters auf die Nerven. Natürlich hat jeder Verein das Recht, Bedingungen für die Aufnahme seiner Mitglieder zu stellen und mögen diese noch so ausgefallen sein. Eine Frauen-Quote zu verlangen, wie dies (nicht nur) von amerikanischer Seite gefordert wird, halte ich für Schwachsinn. Es ist nur so, daß die Ph. diese Aufnahme-Bedingungen nicht werden durchhalten können - oder sie müssen andere aufgeben, wie z.B. die Wiener Oboe oder das Wiener Horn. Es fehlt einfach schon heute, und das wird sich noch steigern, an geeignetem männlichen und "KauKasischen" Nachwuchs.
Eine Bastion zu verteidigen, die nicht gehalten werden kann, wird von vielen Männern für heldenhaft gehalten; gerechtfertigt ist ein Rückzugsgefecht nur dann, wenn man etwas oder jemanden (anderen) in Sicherheit bringen will. Aber das ist es ja nicht, sondern nur Selbstüberschätzung und Sturheit, was auch ein bißchen mit dem Alter zu tun hat. In vielen Organisationen in der Wirtschaft, in Kultur und Religion findet man ja ähnliche Verhaltensweisen und sehr oft sind alte oder alternde Männer dafür verantwortlich.
Und - Männerbündlerei ist mir generell suspekt, vor allem die "frontmen" sind mir ein Greuel.
Siehe auch: Piri-Piri: ABEND

Freitag, 11. April 2008

Viel Harmonisches

Die Wr. Philharmoniker sehen sich selbst wohl als eine Art Tempelritter, jedenfall haben sie deren Arroganz. Deren Schicksal allerdings wünsche ich ihnen nicht, aber ...
.....
Werner Resel:
Ein Geharnischter, der sich für Sarastro hält.

-
Früher war er General, jetzt darf er Mutter der Kompanie spielen.

Samstag, 5. April 2008

Bewunderung & Liebe

Aus gegebenen Anlässen - Karajan-Centennial und Staatsopernorchester-Personalpolitik - ein paar Gedanken:
Der Mensch möchte auch lieben, was er bewundert, es drängt ihn, dem Einzelnen oder dem Kollektiv, das ihm tiefe, vielleicht unvergeßliche Erlebnisse verschafft hat, statt nur kalter Bewunderung auch wärmere Gefühle entgegenzubringen. Im Bereich der Kunst stößt er dabei bald auf Schwierigkeiten, nämlich dann, wenn er feststellt, daß das Objekt der Bewunderung durchaus auch wenig liebenswerte, ja vielleicht abstoßende Züge aufweist. Klassische Beispiele sind Richard Wagner, Bertolt Brecht, der ztierte Karajan, u.v.a., aber eben auch die Wr. Philharmoniker, in welchen offensichtlich eine ungute Art Korpsgeist herrscht, eine Männerbündlerei, die sich in so unsäglichen Typen wie Werner Resel verkörpert. Ein anderes Beispiel ist J. Holender, der durchaus bewundernswerte Arbeit macht (wenn man die Geschichte der Wiener Operdirektoren kennt), mir persönlich aber - freundlich formuliert - wenig liebenswert erscheint. -
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Nicht leicht, hier die eigenen Gefühle zu sortieren und fein säuberlich zu separieren....

Donnerstag, 3. April 2008

FIRED

"On Monday, March 10, 2008, oboist Helene Kenyeri was fired from the Vienna State Opera Orchestra after the unsuccessful completion of her trial period. Her contract will end on August 31, 2008." (Osborne-Conant).

Also war es nicht der Schnupfen, was sie in der Parsifal-Aufführung so verzweifelt dreinblicken ließ. - Was mag da abgelaufen sein? Hat der notorische Werner Resel - halali! -wieder eine erlegt ? Hat sie zu viele Preise gewonnen, war sie vielleicht zuwenig demütig? Hat sie dem Druck nicht standgehalten? Dieser dürfte für junge Musiker da unten ziemlich mörderisch sein, wie ich so aus meinen Parterre-Logen-Beobachtungen schließe: Da wird kein Pardon gewährt, wenn einem Knappen ein Schnitzer passiert (wie z.B. Trompete um einen Takt zu früh im letzten Tristan) - das gibt eisige Mienen bei den etablierten Gralsrittern, während sie sich schon einmal kollegial zugrinsen, wenn einem von ihnen eine kleine Unaufmerksamkeit unterläuft. - Kein ideales Betriebsklima, will mir scheinen, zumindest nicht für Damen.

".....und was du frägst, das kannst du nie erfahren."

Mittwoch, 2. April 2008

TRISTAN


Gestern Tristan unter Leif Segerstam. Ein ausgezeichneter Dirigent, aber das volle Gegenteil zu Chr. Thielemann, natürlich auch körperlich ;=), aber v.a. in der "Arbeit": Während Th. zu jedem Zeitpunkt das Zwiegespräch mit den Musikern sucht, um das Letzte aus ihnen herauszuholen (mit erstaunlichem Erfolg), dabei ohne die Gesamtarchitektur zu vernachlässigen, dirigiert S. konsequent, höchst fachgerecht und umsichtig anhand der Partitur (Taschenausgabe) -begeistert hat er mich nicht; das liegt aber nicht an ihm, sondern zum geringen Abstand zum Parsifal.

Begeistert hat mich dagegen John Treleaven als Tristan - zwar schauspielerisch eine Lachnummer (was aber in dieser Inszenierung gar nichts ausmacht), aber sängerisch von einer Pracht und Stärke, die ich schon lange bei keinem Tenor mehr erlebt habe. Normalerweise zittert man ja heute schon spätestens im 2. Akt, ob er auch durchhält. Wie die Kritikerin im Neuen Merker schrieb, hätte man ihm auch noch einen 4. Akt zugetraut.....nun, da sei Gott vor, bei aller Liebe zu Wagner, aber der Tristan ist mir schon lang genug (im Gegensatz zum Parsifal...).

Am Cor anglais - im Tristan nicht ganz unwichtig - diesmal A. Öhlberger; kleine Verwirrung meinerseits, als er in der 2. Pause Englischhorn und Noten zusammenpackte und verschwand ....mitten in der Aufführung die Besetzung wechseln, das trauen sie sich doch nicht....aber natürlich wechselte er nur ein wenig zum Bühnenorchester.

Zur halb-konzertanten Inszenierung, die man nur als Frechheit bezeichnen kann: Da sehnt man sich doch gleich nach voll-konzertant. Wenn Voll-Plastik nicht mehr drin ist, kann man ja auch Relief bewundern, aber auch das muß gekonnt sein. Inferior.

Sonntag, 30. März 2008

Klimawandel 0

Es gibt anscheinend einen bestimmten statistischen Anteil der Bevölkerung, der sich zum Priester- oder Hohenpriestertum berufen fühlt. Da dieser "Job" in der heutigen Gesellschaft schon sehr mühsam geworden ist, weil er "nur mehr" aus Seelsorge und tätiger Nächstenliebe besteht und - mit Ausnahme einiger Würdenträger - keine Machtausübung mehr bedeutet, ist der Zulauf auch minimal geworden. Und da man weiters "himmlische Mächte" heute ohnehin nicht mehr metaphysisch, sondern nur metereologisch verstehen kann, stellen sich die einschlägig Disponierten eben in den Dienst der Dreieinigkeit von Wirtschaft, Politik und Medien (V,S und Hl.G) und missionieren Ihre Zeitgenossen mit der Botschaft vom Klimawandel. An der Front findet man dabei sicher viel echten Glauben - und auch Uneigennützigkeit; genau diese spreche ich aber dem "höheren Klerus" dieser Kirche ab.

Freitag, 28. März 2008

Parsifal-08/2x


.....eigentlich kann man sagen, daß Thielemann den Sängern die Show gestohlen hat. Auch während der Aufführung hatte man den Eindruck, daß die Sänger eher wie ein (etwas fragiles) Begleitinstrument zum felsenfesten Klangkörper des Orchesters behandelt wurden. "Die da oben" wurden mitgenommen die Hauptsache, waren eindeutig "die da unten" im Graben.
In einer Parterreloge sitzend, konnte ich durch das Opernglas die "innige" Kommunikation zwischen Dirigent und Instrumentalisten perspektivisch verkürzt beobachten und kam mir dabei des öfteren wie ein indiskreter Voyeur vor - da war eindeutig Erotik im Spiel ;=).
Insgesamt: Unvergessliche Momente, vor allem in den ppp-Stellen.
-----------Dazu:-----------------
DER NEUE MERKER : Kritiken der Wiener Staatsoper : Opernzeitschrift für Opernf... Page 1 of 1
WIENER STAATSOPER: „PARSIFAL" am 26.3.2008


Was bei der Premieren-Serie Spannung, Neugier, Diskussionen verursacht, wird oft bei späteren Vorstellungen nur mehr eine abgestandene, hässliche, müde Sache. Nicht anders die posthume DDR-Nostalgie der Mielitz mit dem ängstlichen Vermeiden der zahlreich vorkommenden religiösen Bezüge, aber auch aller Naturstimmungen. Dafür bringt sie den Sieg der „Massen der Werktätigen", die ja im „realen Sozialismus" nie etwas zu sagen hatten. Auch wird fast immer das Gegenteil von dem gemacht, was im Libretto steht. Ein Beispiel: wenn es heißt „Hoch steht die Sonne", wird es „natürlich" finster. In der 23. Aufführung dieser Inszenierung mit neuer Besetzung sind auch nur mehr Reste der einst starken Personenführung vorhanden. Genug davon! Als verdienter Ausgleich für die miese Optik, beginnend mit der Bedürfnisanstalt im ersten Bild, wurde man mit musikalischen Sternstunden versöhnt. Unter dem großartigen Christian Thielemann waren auch unsere Philharmoniker, sowie der starke geforderte Staatsopernchor/Thomas Lang ganz fabelhaft, voll engagiert und ganz dem Werk hingegeben. Allein, wie der Dirigent die Szenen aufbaut, steigert, zurücknimmt, die Sänger trägt, die Schönheit des Klangs erblühen lässt und das ganze Werk zu einem grandiosen Dom aufbaut. Davon werden manche noch ihren Enkeln erzählen. Zum sängerischen Personal in der Reihenfolge des Besetzungszettels: Wahrhaft ein Wagner-Sänger allerersten Ranges ist Falk Struckmann als Amfortas. Er beweist das immer aufs Neue, denn seine Stimme, das Timbre, seine Technik und Kraft, also alles zusammen, ist ideal für den Gralskönig. Mit seinem noblen Ton ist Ain Anger eine Luxusbesetzung für die kurze Aufgabe als Titurel. Wolfgang Bankl hat sich den Klingsor rauf beste, vorbildliche Weise angeeignet. Ein Hüne von Gestalt, mit einer außerordentlichen Stimme voller Kraft und Schönheit gesegnet, das ist Stephen Milling. Die besonders lange Rolle des Gurnemanz ermüdet ihn überhaupt nicht, er findet immer eine vorzügliche Gesangslinie, ausdrucksvoll, schön geformt und mit auffallend gutem Legato. So kann man Wagner auch singen! Sollte man! Thomas Moser, vor 30 Jahren ein ranker Mozart-Sänger, ist der sehr gut ernährte „schöne Knabe" Parsifal. Mit seiner lyrischen Stimme muss er sich für die lange, Kräfte raubende Partie merklich verausgaben und besonders im 3. Akt doch sehr zurückhalten. Aber er hielt durch. Auf der Bühne wirkt er tapsig in den Bewegungen und sehr gebremst im Temperament. Die Kundry, eigentlich eine Sopranrolle, ist für viele Mezzos eine deutliche Grenzpartie. Auch Mihoko Fujimura entgeht nicht dieser Tatsache, weil sie die hohen Töne richtig heraus schleudern muss. Aber ihr Einsatz beeindruckte viele Besucher. Allerdings ist der
2. Akt auf der Bühne (nicht im Orchester) völlig unerotisch, es gibt kein Knistern, keine Gefühlsaufwallungen zwischen Kundry und Parsifal. In diesen Akt hat die Regisseuse auch eine Islamismus-Kritik eingebaut: Anfänglich sind die Blumenmädchen sehr züchtig, ganz in Schwarz verhüllt, aber dann, was darunter ist, wenn sie die dunklen Tücher abstreifen (nun, so aufregend ist das aber auch nicht). Recht gut anzuhören sind die Gralsritter Gergely Németi und Clemens Unterreiner; gut zusammengestellt sind die Blumenmädchen mit Ileana Tonca, Jessica Pratt, Sophie Marilley, Simina Ivan, Alexandra Reinprecht und Elisabeth Kulman; Daniela Denschlag ist eine gute Stimme von oben; aber auch die Knappen sind zufrieden stellend mit Cornelia Salje, Daniela Denschlag, Alexander Kaimbacher und Peter Jelsosits. Der Abend war ein denkwürdiges Erlebnis. Thielemann wurde bereits vor Beginn und nach den Pausen mit vielen Bravos empfangen. Es zeigt sich, dass das Publikum seine zwar recht langen, aber äußerst intensiven Deutungen sehr zu schätzen weiß. Zum Abschluss gab es ganz großen Jubel und zahlreiche Bravorufe mit deutlich erkennbaren Abstufungen von Seiten des Publikums, wie es auch dem Eindruck des Rezensenten entspricht: Thielemann, Milling, Struckmann, Fujimura und Moser.
Martin Robert BOTZ

Donnerstag, 27. März 2008

Parsifal-08/2


Gestern noch einmal Parsifal in der StOp. Struckmann etwas angegriffen aber trotzdem großartig.
Thielemann wieder ein Erlebnis ... bin noch ganz fertig. Ihm zu Ehren (?) gleich 2 Konzertmeister: Rainer Küchl und Werner Hink. Auch sonst fast überall die Großmeister (Ottensamer etc.) am Werk.
An der 1. Oboe diesmal M. Gabriel, womöglich noch besser.
Ein Abend, den man nie vergessen kann. Wohl auch selten, dass deutlich die weitaus größten Ovationen dem Dirigenten gelten, sogar die Musiker blieben länger...... ein Wunder, hat er doch sie (und sich) zum Star des Abends gemacht.

(morgen Forts.)

Mittwoch, 26. März 2008

DEMOKRATIE

In der modernen Demokratie gewinnt der die Macht, der besser täuschen kann und nicht der, der besser arbeitet.

IMPRESS

Der könnte ein Vermögen machen, der eine Methode eines garantiert gut ausgehenden - natürlich glaubhaften - Selbstmordversuchs entwickeln würde.
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Was heißt denn in diesem Zusammenhang "gut ausgehend"?

Sonntag, 23. März 2008

Parsifal-08


Ostern ist da und da gibt es für mich 2 musikalische Fixsterne: Matthäuspassion und Parsifal.
Wie im vorigen Jahr auch heuer wieder in der StOP: Parsifal, diesmal unter Thielemann, welcher schon ein anderes Kaliber ist als Runnicles. Wie er es immer wieder bravourös schafft, auch weniger "starke" Sänger wie Th. Moser "sanft zu betten" und Schöngesang zu ermöglichen! So leise und schön zugleich spielen sie nur bei ihm. - Struckmann, Bankl waren sehr gut, auch der Gurnemanz von Stephen Milling. - Am Englischhorn diesmal - schwer beschäftigt - Frau Brosch. Frau Kenyeri (HMK) litt an einem schweren Schnupfen und war sichtlich "not amused"; sie spielte die undankbare 2. (bzw.3.) Oboe. Den Karfreitagszauber (u.a.) musizierte Clemens Horak unübertrefflich.
Über die Inszenierung sollte man ja schweigen, aber die Fairness gebietet, zu sagen: Denkt man sich Bühnenbild, Requisiten und Kostüme (natürlich nicht bei den Damen)weg, wäre sie sogar passabel, denn es findet tatsächlich Personenregie statt - oder was halt im Repertoire davon noch übriggeblieben ist.
Für Mittwoch habe ich noch eine Karte.....
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Übrigens wurde in Radio Stephansdom die 1961 StOP-Aufführung von Parsifal unter Karajan übertragen, also jene Aufführung, über die ich an anderer Stelle berichtete. Habe sie aufgenommen und werde sie mir auf CD brennen. Im Handel gibt es sie auch, aber relativ teuer.

Samstag, 22. März 2008

Securities

Zu einem gestrigen Bericht im Kurier:
"...Mit nicht geringem Erstaunen lese ich im Kurier, daß laut dortigen <securities> das Photographieren im Bahnhof Praterstern 'nicht ohne Erlaubnis' möglich ist. Da habe ich mich also als langjähriger Anrainer und Eisenbahnphotograph einer notorischen Übertretung schuldig gemacht, indem ich seit vielen Jahren zuerst den Verfall und jetzt den Wiederaufbau dieses Bahnhofs in Bildern festgehalten habe. Muß ich jetzt einer Strafe gewärtig sein oder kann ich mit Gnadenerlaß rechnen, wenn ich alle Bilder sofort vernichte bzw. lösche? Und wo bekäme man denn als Privatperson so eine Erlaubnis? Und wo beginnt die Photographierverbotszone? Darf man im Bahnhofsbereich mit seinem 'hochwertigen Branchenmix' auch keine Bilder von Verwandten oder Bekannten bei der Verabschiedung mehr machen?

Ich hätte gedacht, daß derartige Verbote mit dem Fall des Eisernen Vorhanges aus der Welt geschafft seien, habe dabei aber vergessen, dass in den Kadern der "securities" die totalitäre Mentalität weiterlebt. Und zum Schluß noch eine Bemerkung, die es gestattet, meine Stellungnahme als unsachlich abzutun: Manche der Securities unterscheiden sich wirklich nur durch die Uniform und nicht durch die Physiognomie von den Elementen, die sie abhüten sollen."

Freitag, 21. März 2008

Groucho

Einst hatte ein Journalist Groucho Marx kurz vor seinem Tod um eine existentielle Zusammenfassung gebeten, der große Komiker hatte die Ironie vom Gesicht gezogen wie eine Gummimaske, an der Schwelle zum Grab gab es für weniger als die Wahrheit keine Zeit mehr. »Die meisten von uns«, hatte er gesagt, »müssen versuchen, ihre niedrige Intelligenz geflissentlich zu kompensieren. Es ist nur eine Frage der Übung
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Zitiert aus Peter Roeg, "Das stille Mädchen":

Epigramme

Gefunden bei Erich Kästner:
".... Schließlich ließe sich anmerken, daß jedes echte Epigramm, der Poetik gemäß, zwei Regeln erfüllen muß: es soll „Erwartung" wecken und pointierend „Aufschluß" geben. So hat es Lessing formuliert, und er hat es noch den größten Meistern schwer angekreidet, wenn und sooft sie das Gesetz übertreten hatten. Das war keine Beckmesserei. Dieses Gesetz ist keine Spitzfindigkeit der Philologen, sondern es wohnt dem Epigramm inne.
Erwartung und Aufschluß? Ein beliebiges Beispiel mag die Doppelregel veranschaulichen, und zwar ein Vierzeiler, dessen Verfasser wohl kaum in den Verdacht geraten wird, Scaligers, Boileaus, Batteux', Lessings und Herders Theorien über das Epigramm studiert zu haben. Der Vierzeiler steht, in ungelenken Lettern, auf einem Tiroler Marterl und ist dem Andenken an' einen tödlich verunglückten Holzknecht namens Martin Hofer gewidmet.
„Es ist nicht weit zur Ewigkeit"
lautet die gewagte, Erwartung weckende Behauptung. Und die dem verweilenden Wanderer Aufschluß erteilenden, wahrhaftig überraschenden Beweiszeilen hießen:
„Um acht ging Martin fort,
um zehn Uhr war er dort."

Von Meleager und Martial bis zu Martins Marterl - das Gesetz wird von allen respektiert, auch von denen, die es gar nicht kennen. Ausnahmen bestätigen auch auf diesem Gebiete die Regel."


Siehe dazu auch:
http://kumpfus.blogspot.com/
"Triginta toto mala sunt epigrammata libro."
Si totidem bona sunt, Lause, bonus liber est.

(Martial, Buch VII, 81)

Donnerstag, 20. März 2008

Wieder Broder

....Spiegel: "Alles Adolf".

Ohne Adolf wäre Herr Broder höchst wahrscheinlich höchst unbekannt.
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Adolf Hitler eine Witzfigur? Dann aber auch Willem-Zwo! Ob das ein wertvoller Beitrag zur Zeitgeschichte ist?
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Ich dachte immer, es sei politisch unkorrekt, Hitler und Stalin zu vergleichen. Herr Broder darf das offenbar.

Gedenkerei

In diesem Monat drucken alle Medien ausführlich über den Anschluß vor 70 Jahren. Wenn die Beiträge - wie die Ihren - neue Informationen oder Sichtweisen bringen, so ist das zu begrüßen. Allzuoft allerdings wird nur der politisch korrekte Zeigefinger dargeboten; dieser verliert seine Wirkung, wenn er zu oft erhoben wird. Wir hatten schon (und werden noch haben) Gedenkjahre und Gedenktage. Es fehlen noch Gedenk-Wochen, Gedenk-Stunden und Gedenk-Minuten. Wird man in 5 Jahren - immerhin ist das der 3/4-Jahrhundert-Termin - auch wieder neues Material haben oder nur das bekannte noch einmal präsentieren? Alles soll mir recht sein, wenn man nur nicht immer die Zeitgeschichte im Jahre 1933 resp. 1938 beginnen lassen und die folgenden 12 auf 1000 Jahre auswalzen würde. Es gäbe auch schon vorher einige gedenkwürdige Daten, z.B. aus dem 19. Jahrhundert, auf dem die Misere des 20. größtenteils aufbaut. Ich persönlich halte z.B. die Amtsantritte von Kaiser Franz Josef oder Willem-Zwo für nachhaltig tragische Termine.

Dienstag, 11. März 2008

Chiefs

Die gegenwärtige Tendenz in der globalisierten Wirtschaft geht ja in die Richtung: Immer weniger Indianer und immer mehr Chiefs. Die Tendenz an sich ist ja nicht schlecht, denn irgendwann wird hoffentlich der Punkt erreicht, wo die Führungskräfte genauso entbehrlich und austauschbar sind wie die Arbeitskräfte.

65

Wenn man 65 wird, beginnt man langsam zu begreifen, wie unsere Gesellschaft funktioniert und muß sich anstrengen, nicht in Zynismus abzugleiten. Natürlich ist auch Scham und Zorn dabei, nicht schon früher drauf gekommen zu sein.

Sonntag, 9. März 2008

FOREN & LOGEN

Protokoll eines gescheiterten Versuchs, sich in einem elitären Forum (TAMINO-Klassik-Forum) registrieren zu lassen (Auszüge aus dem Mailverkehr):
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Lieber Mitgliedsbewerber,
Sie haben sich bei Tamino Klassikforum registriert Um festzustellen, daß es sich um ein "reales " Mitglied handelt - und keine Fakeanmeldung - ersuche ich Sie - mir Ihre Daten, wie:
Realname , Adresse und Festnetz-Telefonnummer zu übersenden (Die Daten werden nicht veröffentlicht und auch nicht an Dritte weitergegeben)
JEDOCH: Es muss eine Nummer sein, die im TELEFONBUCH STEHT, ansonst hat sie keinen Aussagewert. Wer also nicht im Telefonbuch steht, der braucht gar nicht erst versuchen eine Freischaltung zu bekommen - Ich antworte dann (aus Zeitgründen) nicht. Eine anonyme Anmeldung wird es bei Tamino nie mehr geben - wir hatten schlechte Erfahrungen Da das Forum aus Sicherheitsgründen über kein Postfach mehr verfügt bitte ausschließlich an meine email-Adresse: adventuremail@aon.at (diese Adresse ist im Impressum des Forums ebenfalls angeführt) . Sie erhalten dann binnen 1-48 Stunden einen Telefonanruf, der Ihre Identität bestätigt. Zugleich können wir gemeinsam besprechen ob Tamino ihren Vorstellungen entspricht und ob Sie zu uns passen. Sollte dies der Fall sein erfolgt anschliessend die Freischaltung zum Status eines Neuling-Mitglieds und somit Schreibrechte für Beiträge in diesem Forum. PN und Lesen der Mitgliedslisten wird jedoch nicht mehr möglich sein. Diese Funktionen werden nach schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit - nicht mehr zur Verfügung gestellt........Jeder Versuch diese Regel zu umgehen zieht den sofortigen Ausschluß aus unserem Forum nach sich.
Sollten Sie sich jedoch NICHT bei Tamino angemeldet haben, oder Sie Ihre Anonymität unter gar keinen Umständen aufgeben wollen, dann brauchen Sie nicht zu reagieren: Binnen weniger Stunden/Tage lösche ich formlos Ihre Anmeldung.
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred Schmidt
Tamino Klassikforum
Verwaltung

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S.g. Hr. Schmidt!

Wie schon bei meinem ersten "Anmeldeversuch" mitgeteilt, habe ich keine Festnetz-Nummer mehr, seit ich in Pension bin und nur die Hälfte des Jahres zuhause. Da Ihre Anforderungen so streng sind, erhebt sich überhaupt die Frage, ob ich in dieses Forum passe, das sich selbst doch eher elitär sieht; vor allem ist nicht sicher, ob ich "hochwertige Beiträge" zuwegebringe. Ich bin nur ein einfacher Klassik- bzw. Opern-Freund, der sich gerne über einschlägige Themen informiert und sich - nicht allzu hochgestochen - darüber unterhält. Ich trage z.B. auch keinen Chronometer, sondern nur eine einfache, schöne Uhr mit Handaufzug.
Wenn diese Grund-Einstellung den Ansprüchen dieses Forums nicht genügt, muß ich halt "ohne Meister selig sein".

P.S.: Der Grundton Ihrer Mail erinnert mich an meine System-Administratoren in meiner aktiven Zeit. Auch diese waren sensibler im Umgang mit ihren Systemen als mit unseren Kunden.

----Regeln etc.---------- http://www.tamino-klassikforum.at/board.php?boardid=21
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Sehr geehrter Hr. Schmidt!

Zur Vorbereitung auf das Initiationsgespräch habe ich mir noch einmal die Forenregeln und -bedingungen genau durchgelesen. Dabei ist mir auch der Name des Forums klar geworden: Um in den Tempel der Weisheit zu gelangen, muß man erst durch diverse Prüfungen und darf sich auch von Geharnischten nicht abschrecken lassen. Nun, soviel liegt mir auch wieder nicht an Sarastro's oder Paminen's Gunst....

Ironie beiseite: Der Prüfung "sprachlich artikulieren können und entweder Konzert- oder Opernliebhaber sein, bzw idealerweise CDs sammeln" würde ich wohl standhalten können, nicht aber jener der Post-Regelmäßigkeit und würde so früher oder später ein Opfer Ihrer "formlosen" Säuberungsmaßnahmen.

Wohlgemerkt: Die Rigidität Ihrer Regeln finde ich schon in Ordnung, mir ist der rüde Umgangston in anderen Foren ein Greuel, aber bei Ihnen ist mir doch zuviel Tabulatur. Als Pensionist habe ich keine Lust mehr darauf, mich immer wieder (vor Ihnen?) beweisen zu müssen.

Ich bitte um Verständnis, dass ich deswegen von einer Mitgliedschaft Abstand nehme und entschuldige mich dafür, Aufwand verursacht zu haben. - Ja, noch was: Sie schreiben in Ihren preliminaries: "Mitlesen ist ohnehin möglich". Das dürfte nicht (mehr?) ganz stimmen. Oft stoße ich beim Googeln nach musikalischen Fragen auf eine Ihrer Seiten und kann diese in den seltensten Fällen lesen.

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Ob A. Schmidt,wohl sein richtiger Name ist? In einem anderen Forum schrieb der Moderator die wildesten Beiträge unter anderem Namen; durch Stilanalyse war aber erkennbar, wer dahintersteckte. -
Sonst: Kein Kommentar.

Montag, 3. März 2008

Gedenksplitter

Thema Anschluß vor 70 Jahren:

Umfrage des Kuriers untern Jugendlichen: Ich finde die Antworten der jungen Leute erstaunlich reif. Vor allem die Erkenntnis, daß die Gestalt des Bösen sich stets wandelt und vielleicht auch einmal in gänzlich unerwartetem Gewand auftritt, passt nicht ins Konzept der professionellen Nazi-Versilberer. Diese predigen Wachsamkeit immer nur gegenüber den schon bekannten Ausprägungen: Im Glanz der Scheinwerfer bewachen sie den Haupteingang, die offene Hintertür im Dunkeln interessiert sie nicht.
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Es bedeutet keine Herabminderung des Films "Die Fälscher", wenn man feststellt, dass er ohne die einschlägige Thematik niemals in die Nähe des Oscars gekommen wäre. Ruzowitzky hat das ja selbst realistischerweise in seiner Dankesrede anklingen lassen.
So wachsen auf dem Mist der Greueltaten immer noch die ertragreichsten Bäume und so werden aus den Jahren 33-45 letzten Endes doch noch 1000 Jahre.

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Zur Ausstellung der StOP zu o.a. Thema im Mahlersaal quält mich v.a. eine Frage: Bekommt Chr. Thielemann, wenn er zu Ostern in Wien ist, dort Saalverbot?

Wird in 5 Jahren wieder gedenkt? Immerhin 3/4 Jahrhundert!

Samstag, 1. März 2008

"Österreich"

Polizei, Innenministerium, BAWAG: Allmählich gewinne ich den Eindruck, das politische Geschehen der letzten Zeit in Österreich gehorcht einer Inszenierung von W. Fellner für "Österreich": Tiefster Boulevard jedenfalls, als solcher auch ORF-gerecht. Was kann man mehr wünschen?

Leserbrief an den Standard

Charity

"....and charity, as is it well known, covereth a multitude of sins, in another sense than that in which it is said to do so in Scripture."
(Walter Scott, Ivanhoe)

Siehe auch:
Piri-Piri: TUT GUT
und:  http://kumpfuz.blogspot.com/2009/05/gutmenschen.html

"charity begins at home" (Engl. Sprichwort)
Die Gutmenschen (ich sage ja lieber "Edelmenschen") setzen ihre Wohltaten gerne etwas höher und weiter an.

Sonntag, 17. Februar 2008

King Lear

....am 14.2.2008 im Burgtheater mit G. Voss und M. Schwab. Recht saubere Aufführung, anschaubar, aber v. a. auch anhörbar; d. h., es wurde - mit einigen Ausnahmen - sehr gut gesprochen. - Vor einiger Zeit habe ich wieder das Buch gelesen (heutzutage meist das größere Vergnügen) und mir einige Zeilen notiert:

"As flies to wanton boys, are we to the gods.
They kill us for their sport."

"Thou shouldst not have been old till thou hadst been wise."

"What, in ill thoughts again? Men must endure
Their going hence, even as their coming hither; Ripeness is all:
come on."

"We have seen the best of our time: machinations, hollowness, treachery, and all ruinous disorders, follow us disquietly to our graves."
(Wir haben das Beste von unsrer Zeit schon gesehen. Untreue, Ränke, Verrath und alle verderbliche Unordnungen verfolgen uns bis in unser Grab.)

Donnerstag, 14. Februar 2008

Cosi fan tutte


...nein, kein Kommentar zur aktuellen politischen Lage, sondern nur der (B)Log zum letzten STOP-Besuch:

Unter der Führung von Ricardo Muti gelang trotz kleinerer Mängel ein hervorragender Abend. Es sangen u. a. B. Frittoli und A. Kirchschlager. An die in den Cosi wichtigen Oboen ließen sie diesmal keine Damen heran ... ob eine in der Bühnenmusik im 2. Akt beteiligt war, konnte ich nicht erkennen.

In der Pause erschien auch Z. Mehta in der Proszeniumsloge und hörte sich den 2. Akt an.

Schon interessant, daß Mozart die zärtlichste Musik für jene Text-Stellen schrieb, die den vorgetäuschten Gefühlen unterlegt sind. - Nun ja, von Richard Strauss wird auch berichtet, dass er am Vormittag die himmlischte Sphärenmusik schrieb, um dann am Nachmittag einen gepflegten Skat zu dreschen.

Montag, 11. Februar 2008

Regie-Theater

Aus: Wolfgang Schlüter, Anmut und Gnade:
"Die plane inszenatorische Verdoppelung des Schäbigen, diese antiauratische bloße Abbildlichkeit des Alltäglichen und gewalttätig Realen, all diese Popmusik-Einlagen, Blutkübel und Video-Projektionen sind tautologisch. So eine Bühnenwelt büßt an Provokation ein, was sie an correctness gewinnt. Sie fühlt sich bemüßigt, sagen wir: Hans Sachsens deutschnationales Pathos zu entlarven - und entmündigt damit das Publikum, indem sie Interpretation mit Didaktik verwechselt, lästig am Ärmel zupft und mit der Verdunkelung des Erwartungshorizontes der Zuschauer deren Bestes preisgibt - ihre Imaginationskraft. "
Siehe auch:
In meiner Jugend waren Bearbeitungen und Kürzungen literarischer Werke gang und gäbe, heute sind sie verpönt, jeder Germanist wühlt sich in die Archive, um ja die Urfassungen und vielleicht auch noch deren Varianten aufzuspüren und zu publizieren. Ob das beim Theater auch wieder einmal kommen wird?

Sonntag, 10. Februar 2008

Contrat social

"Wollt ihr dem Staat eine feste Grundlage geben, so duldet weder übertrieben Reiche noch Bettler. Diese beiden, natürlich unzertrennlichen Stände sind gleichermaßen unheilvoll für die öffentliche Wohlfahrt; aus dem einen gehen die Helfershelfer der Tyrannen hervor, aus dem anderen die Tyrannen; zwischen ihnen spielt sich stets der Schacher mit der öffentlichen Freiheit ab; der eine kauft und der andere verkauft"
(J.J.Rousseau)

Dienstag, 29. Januar 2008

TALON

aus Fontanes "Von 20 bis 30":

Nur der Feigling ist immer Held.

Theater: ....das eigentümlich Berauschende, das die poetische Scheinwelt hat....

...eine richtige Sparsamkeit vergißt nie, daß nicht immer gespart werden kann; wer immer sparen will, der ist verloren, auch moralisch.

Die Klugen rechnen zuletzt doch nie ganz richtig.

Sonntag, 27. Januar 2008

Meistersinger in der Kritik

Aus Wolfgang Schlüter "Anmut und Gnade":

".... heißt es vom Rezensenten in der Encyclopedie nicht, es falle ihm leichter, über ein gutes Buch zu berichten, als eine gute Zeile zu schreiben? Dabei könnten Musikjournalisten fast immer besser schreiben, als sie es tatsächlich tun. Mangel an Akkuratesse und Reflexion, schlechter Stil, Oberfläch­lichkeit und schlampige Recherche sind selten das Resul­tat geringer Metierbeherrschung, sondern fast immer das Ergebnis von Termindruck, schlechter Bezahlung, Anpas­sungszwängen oder gar massiver Nötigung durch Chef­redaktionen und Führungsetagen. Dort, in den Chef­etagen, nicht auf dem Schreibtisch des Kritikers ist es, wo die Linien des Unversöhnlichen, nämlich des Share­holder-Value und des autonomen Geistes, sich schneiden, und die Schnittmenge bezeichnet, im >Kompromiß<, die Depravation des Geistes selber. Kaum ein Rezensent, der so schreiben darf, wie er könnte, wenn man ihm nicht dreinredete; kaum auch einer, der nicht immer wieder die Artikel, die er abgeliefert, massiv gekürzt, sinnentstellt und umformuliert, im Druck kaum mehr wiedererkennte. Kritik, die den Namen verdiente, wird ihm ausgetrieben von Anfang an. Seine Domäne wird das Periphere und Akzidentelle. Klischeebildung, Effekthascherei, Vergrö­berung und Simplifizierung sind der Preis, den er dafür zu zahlen hat, daß man ihn nicht feuert, wenn der Absatz stagniert. Daß unterm Damoklesschwert der Rendite­Erwartung, der Inserenten- und Abonnentenstatistik so mancher freie oder angestellte Redakteur solche Hetero­nomie verinnerlicht und in vorauseilendem Gehorsam zur eigenen Sache macht, erhellt die Zwänge nur um so schlagender. Am Ende wird sein Zynismus habituell, und seine Resignation wie sein Hohn auf die eigenen Produk­tionsbedingungen wandeln sich zum Hohn auf die Sache, um deretwillen er einst zu schreiben begann. "
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Ich habe mich inzwischen ein bißchen auch in den diversten Klassik- und Opernforen umgesehen, alle erreichbaren Kritiken gelesen und frage mich ernstlich, ob die Schreiber dort diesselbe Vorstellung gehört bzw. besucht haben? Ich habe die 1. Vorstellung im Radio gehört und die 2. gesehen. Es war jedesmal alles in allem, trotz mancher Mängel, ein aufregendes Erlebnis. Aber ich weiß noch von meiner Stehplatz-Zeit her, dass es manchen sog. Fans (für die das Wort "freak" wirklich besser passt) gar nicht um ein musikalisches oder dramatisches Erlebnis geht, sondern um das Ausleben ihrer Agressions- und anderer minderer Triebe. Für sie gibt es nur absolute Ablehnung oder Anbetung, nichts dazwischen und das alles weitgehend argumentfrei. Ich habe es wo immer möglich sogar vermieden, neben solchen Wahnsinnigen zu stehen, begleiten sie doch jede Vorstellung mit unübersehbaren Körpersprache- und unüberhörbaren Urlaut-Äußerungen und zerstören lustvoll jeden Schlussakkord mit frenetisch-atonalen Pro- oder Kontra-Geschrei. Da sind mir die schwätzenden Schulklassen, die schnarchenden Gewerkschaftsmitglieder, die lautstark kommentierenden Schwerhörigen oder die Taktschläger auf der Galerie noch lieber...nein, auch nicht wirklich. Momentan sind mir am liebsten die Plätze mit eingeschränkter Sicht in den vorderen Logen, v.a. auch wegen der Sicht auf die Musiker. Die Akustik im Stehparterre ist natürlich unübertrefflich.

In den Internetforen sind leider viele der o. e. Rüpel ungehindert zugange, teilweise ja schon an ihrem nickname (z.B. "scooter") erkenntlich, die dort ungestraft ihren Hooligan-Neigungen nachgehen und sich sogar der Aufmerksamkeit ernsthafter Teilnehmer erfreuen können. Ich habe anfangs versucht, auch aktiv teilzunehmen ("Der Neue Merker"), aber wieder Abstand genommen: "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern". - Man wünscht sich, die Schreiber dieser Beiträge wären Analphabeten geblieben oder würden sich wenigstens ein anderes Betätigungsfeld wählen, wie Eishockey oder Fußball.

Im übrigen ist es in anderen "Liebhaber-Foren", z.B. Eisenbahn-Foren ähnlich, wenn nicht noch ärger. Schade natürlich, denn man erfährt ja doch viele interessante Fakten, die nicht in den Zeitungen stehen - aber der viele Unrat dazwischen....


Leider habe ich mich zeitlebens mit dem guten Rat: "Unrat vorbeischwimmen lassen" immer schwer getan.