Montag, 8. März 2010

Philosophen

Warum haben denn keineswegs nur Aristoteles, sondern auch die meisten andern Philosophen es darauf an,gelegt, schwerverständlich zu schreiben, wenn nicht, um der Nichtigkeit des Gegenstands ein Ansehn zu geben und die Neugier unsres Geistes beschäftigt zu halten, indem sie ihm als Futter solch hohle und abgefleischte Knochen hinwerfen, auf daß er an ihnen herumnage? Kleitomachos erklärte, aus den Schriften des Karneades habe er niemals erkennen können, welcher Meinung er sei. Warum ist Epikur in seinen Werken dem Leichtverständlichen ausgewichen?

Warum tat Heraklit das gleiche (weswegen er der Dunkle genannt wurde)?
Die Schwerverständlichkeit ist ein Falschgeld, dessen sich die Gelehrten wie die Taschenspieler bedienen, damit die Nichtigkeit ihrer Kunst nicht ans Licht komme - und von
der menschlichen Dummheit wird es gern als gültiges Zahlungsmittel angenommen:
Der Ruhm des dunklen Heraklit glänzt allerorten
besonders in den hohlen Köpfen,
denn sie wähnen verborgne Klarheit
hinter rätselhaften Worten.
Clarus, ob obscuram linguam, magis inter inanes, Omnia enim stolidi magis admirantur amantque Inversis quae sub verbis latitantia cernunt.
Montaigne, Essais II/12

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