Dienstag, 25. Oktober 2011

Blamagen


Für mich stehen die langfristigen Verlierer der gegenwärtigen Finanz- bzw. Euro-Kriste fest: Es sind die Medien, als deren  ultimative Verwirklichung ja die Rating-Agenturen anzusehen sind. Ab dem Zeitpunkt, wo Prophezeiungen unmittelbar die Realität verändern, sind sie sinnlos geworden. Die Glaubwürdigkeit ist ohnedies schon dahin, was ich als langjähriger, begeisterter Konsument von (Print-)Medien sehr bedauere.
Ohne die Medien, die auf jeden Furz der Rating-Agenturen lauern, um ihn dann - mehrtausendfach verstärkt - in die Welt blasen, wäre diese ja ziemlich bedeutungslos.

Dazu 2 Zitate aus Gegenwart und Vergangenheit:

"Gerade dort, wo am meisten Geld und Mühe aufgewendet werden, häufen sich die Blamagen. Besonders anfällig sind die Finanzmärkte. In ein und derselben Ausgabe einer Wirtschaftszeitung sind Ratschläge, Empfehlungen und Warnungen zu lesen, die einander diametral widersprechen.  Die durchschnittliche Trefferquote der Experten kommt der eines Zufallsgenerators nahe. Das wiederum kann kein Zufall sein; es liegt in der Natur der Sache. Systeme wie die globalisierte Wirtschaft, die einen gewissen Grad von Komplexität überschreiten, sind einfach nicht mehr berechenbar. Wundern kann man sich höchstens über das Selbstbewusstsein der sogenannten Analysten, die Tag für Tag ihren nächsten Irrtum verkünden, ohne je an ihrer Unfehlbarkeit zu zweifeln."
Hans Magnus Enzensberger im SPIEGEL vom Oktober 2011

"Ich habe mir die Zeitungen vom vorigen Jahre binden lassen, es ist unbeschreiblich, was für eine Lektüre dieses ist: 50 Teile falsche Hoffnung, 47 Teile falsche Prophezeiung und 3 Teile Wahrheit. Diese Lektüre hat bei mir die Zeitungen von diesem Jahr sehr herabgesetzt, denn ich denke: was diese sind, das waren jene auch." 
Georg Christoph Lichtenberg, im Jahre 1764 (als es noch keinen „Boulevard“ gab)

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