Montag, 12. März 2007

Rosenkavalier

Gestern Abend Staatsoper "Rosenkavalier" unter Adam Fischer, welchen ich immer mehr zu schätzen beginne, mit einem neuen, jungen "Ochs" (W. Bankl) - recht zufriedenstellend, auch die Damen Denoke, Garanca hervorragend.

Manche bezeichnen diese Oper als Kitsch, Kunsthandwerk. Mag ja sein, aber dann auf höchster Stufe. Natürlich beherrschte R. Strauß alle Technik-Tricks, um Effekte, Gefühle, Rührung nach Belieben zu erzeugen. Wenn er vormittags sein Komponier-Tagewerk absolviert hatte, ging er am Nachmittag bekanntlich ungerührt seinen Skat dreschen... Aber bei Mahler z. B. spüre ich das raffinierte Kunsthandwerk deutlicher durch - trotz der dargestellten aufgewühlten Leidenschaften.

Mich stört das überhaupt nicht. Irgendwann nach der Pubertät muss man ja drauf kommen, dass alle Kunst zuerst einmal aus Handwerk besteht. Inhalt kann sich ohne Form nicht gültig und bleibend verfestigen. Mit dem Alter steigt meine Skepsis gegenüber jener Kunst, die nur aus "Inbrunst" geboren wurde. Ich sehe den Künstler als einen 'oil-drilling-engineer', der dem Gold der Erde durch Röhren den Weg an die Oberfläche bahnt.

Was man auch nicht zu spät ablegen sollte, ist die Auffassung, dass Künstler und Werk auch moralisch gleichzusetzen seien. Gerade bei einigen meiner liebsten Künstler musste ich das "schmerzvoll" einsehen (R. Wagner, B. Brecht, Th. Mann u. a.) - und auch bei Künstler-Kollektiven wie die Wr. Philharmoniker. -

Natürlich auch das eine ganz "unmoderne" Auffassung:

Ein Kunstwerk nur für sich allein
Ist wertlos; es muss sein
Gewickelt in Gesinnungs-Stoff
Samt einem Beipack 'making of'.

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