Freitag, 27. April 2007

THRILLER

Ab und zu lese ich ganz gern einen amerikanischen Bestseller-Thriller (die guten englischen von Ambler, le Carré etc. sowieso), allerdings in der Originalsprache, denn auf deutsch sind sie meist unlesbar; eine kleine Auffrischung der Sprachkenntnisse schadet auch nicht. Allerdings passiert es manchmal, dass ich das Buch weglegen muss, weil mir die Phantasie darin allzuweit daneben geht. Solange sich diese Art Autoren innerhalb der haiverseuchten amerikanischen society bewegen, treffen sie ja die Realität ganz gut, obwohl ich zugeben muss, dass ich diese eben auch nur aus Büchern kenne. Leider haben viele dieser Schreiberlinge eine unglückliche Liebe zu 'good old Europe' und da langen sie manchmal ganz kräftig daneben, insbesondere, wenn sie sich - vom Airport weg - in die Geographie begeben, traditionell ja ohnehin eine schwache Seite der Amis. Da kann es schon passieren, dass die spanische Grenze nach San Sebastian verlegt wird; wahrscheinlich hatte der Autor (S.Sheldon) eine ungenaue Karte und er nahm halt an, dass die Grenze beim letzten Buchstaben der Beschriftung verläuft. Außerdem werden diese Werke ja mit einer heißen Nadel gestrickt. Im selben Roman sprechen die ETA-Terroristen untereinander spanisch, zumindest sind einige Brocken davon in den Text eingewoben. Recht lustig sind auch manche deutschen Original-Textstellen: Da will der Autor sagen "Beeilung!" und das dictionary lieferte ihm "Hast!".
Einmal las ich einen "Top-Bestseller" von R. Ludlum: Da kapert der Held im Jugoslawien des II. Weltkriegs eine Damplokomotive (à la B. Keatons 'General') und schlägt sich mit ihr nach Oberitalien und die Schweiz durch. Wer sich ein bißchen mit dem Eisenbahnbetrieb auskennt, weiss, dass sowas technisch äußerst unwahrscheinlich und in Europa organisatorisch unmöglich ist, selbst im Krieg. Als der Autor aber dann die Lok am Gotthard von Göschenen nach Andermatt weiterfahren ließ, war's dann bei mir endgültig aus: Die Strecke ist nämlich schmalspurig und hat eine Zahnstange. - Aber wer wird denn so kleinlich sein - typisch europäische Kleingeisterei!
Ils sont fous, ces americains!
Ich stelle mir vor, dass solche Romane in Zukunft von Computern generiert werden und der Autor nur mehr so eine Art "Emotion-Mixer" darstellt, der vor Mischpult-Reglern sitzt mit den Labels: Suspense, sex, fear, love, betrayal, family-life, adultery, trendy-facts and so on. Aber vielleicht irre ich mich. Vielleicht werden Bestseller schon jetzt so fabriziert. Dann können sie in Zukunft ja noch optimiert werden.

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