Donnerstag, 12. April 2007

PARSIFAL

<--Gestern abend.
Musikalisch so lala (Runnicles), besonders im 2. Akt viel Gebrüll. Amfortas (Struckmann) allerdings ausgezeichnet. Inszenierung wieder armselig, v. a. das Bühnenbild. Wenn heute im Theater der Vorhang aufgeht, öffnen sich keine Räume der Phantasie und Poesie, sondern nüchterne Sport-Mehrzweckhallen für intellektuelle Akrobatik.
Opernhäuser abzubrennen
Geht zu weit; es genügt,
Sich von jenem Teil zu trennen,
Welcher hinter’m Vorhang liegt.
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Karfreitagszauber wunderschön musiziert, Solo-Oboe (M.Gabriel). Daneben an der 2. Oboe Helene M. Kenyeri; erinnert mich stark an R. Ich schaue von der richtigen Seite ins Opernglas, aber es kommt mir vor, als würde ich es verkehrt herum halten. --------------
Zweite Oboe im Orchester zu spielen ist der schlimmste Job, den man sich vorstellen kann. Es ist extrem schwer, ständig tief und leise zu blasen, und man fällt nur auf, wenn es nicht klappt. Der erste Oboist kann richtig singen und heimst hinterher viel Lob ein, der zweite bewegt sich ständig an der Abbruchkante, und hinterher interessiert es keinen Menschen, wenn er seine Sache gut gemacht hat...(aus Tamino-Forum, Bernd Schulz)
---------Retro-Stichworte-----
VULNUS ICTUM CORDIS.
PIROSKArtya.
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Den letzten Parsifal in der Staatsoper erlebte ich Mitte der 60'er Jahre unter Karajan mit Hotter, Wächter, Berry; damals Stehparterre, Anstehen einmal rund um die Uhr, die Bühne war dunkel, dunkel, und der Maestro zerteilte die wabernden Nebel mit fliessenden Bewegungen - tempi passati, tempi passati.
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Auch damals war Frühling - im Jahres- und im Lebenslauf. Es gibt eine Spielart der Liebe - ich nenne sie analog dem ähnlich verwundenden Heimweh das "Liebweh" - die einen befällt wie ein fiebriger Infekt. Leider ist man nach der Abheilung nicht automatisch immun. Aber man kann - wenn man sich dem ganzen nicht mehr aussetzen will - eine Neuinfektion vermeiden, indem man seine Seele abschottet, da geht aber dann auch vieles andere den Bach hinunter; viele machen es trotzdem für den Rest des Lebens. Für Künstler wäre das allerdings tödlich, weil damit auch die Quelle der Inspiration zugemauert wird, wohingegen die cleveren untern ihnen dieser Quelle eine prächtige, kultivierte Fassung geben - auf Kosten der Liebesobjekte natürlich. So können sich auch greise Künstler noch davon befallen lassen (Goethe und Wagner z. B.)
Auf braillisch: Diese Form der Liebe ist ein ungedeckter Wechsel auf eine unermeßliche Summe Glückseligkeit, der dann platzt, wenn man alles darangegeben hat. Der Franzose spricht - wie immer treffsicher - von "l'amour fou". Aber diese seligmachende Verirrung bewegt neben Macht- und Erwerbs-Trieb die Welt!
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"Da fühlte sich – o dass es ewig bliebe! – / Das Doppelglück der Töne wie der Liebe."(Goethe)

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