Donnerstag, 9. Juli 2015

In einem Boot

Weil man ja doch nicht immer frei im Strom der politischen Meinungen frei herumschwimmen kann, habe ich mich vor einiger Zeit entschlossen, in ein Boot etwas links vom Mittelstrom einzusteigen. Es schien mir noch das akzeptabelste zu sein, mit Insassen, wie ich glaubte, mit den ich zurecht kommen konnte. Ein Boot ganz nach meinem Geschmack schwimmt ja ganz einfach nirgendwo herum und bauen kann ich mir auch keins.
Nun muss ich aber feststellen, dass nach und nach auch in diesem Boot Leute beginnen den Ton anzugeben, die mir nicht gefallen. Es sind einerseits wichtigtuerische, lautstarke Leute, welche die besten Plätze am Rand erobert haben, andererseits aber auch solche, die am Steuer sitzen und die nichts gegen die ersteren zu tun wagen.
Konkret heißt das: Ich fühle mich im Boot der Sozialdemokratie, in das ich auf Einladung des seligen Kreisky gestiegen bin, nicht mehr heimisch, habe mich dort allerdings eh immer nur als Gast betrachtet. Wenn ich aber nun sehe, dass die frühere Partei der "kleinen Leute" immer mehr zu einer modischen Elite-Partei verkommt und dass jene, die sie groß und stark gemacht haben, zunehmend ignoriert werden (außer am 1. Mai), so muss ich mich wohl oder übel verabschieden.
Aber wohin? In das schnelle, forsche Boot da drüben rechts möchte ich auf keinen Fall steigen, das ist von lauter Rabauken besetzt, die allerdings perfekt die Strömung auszunutzen verstehen. Das dicke Boot in der Mitte liegt mir zu tief im Wasser, sind wohl zu viele dicke Leute drauf, wahrscheinlich haben sie auch noch Goldbarren in ihrem Gepäck; da gehöre ich nicht hin. Auf der linken Seite schwimmt ein Boot mit vorwiegend jungen Leuten, die vorgeben, nur mit dem Wind zu segeln, dabei ist der Motor nur gut verborgen. Außerdem ist das Boot vollgerammelt mit Luxus-Fahrrädern. Dort ist kein Platz für ältere Kaliber wie mich. Es geht mir dort auch zu laut zu.
Was tun? Wahrscheinlich werde ich wieder ein Freischwimmer - mit Schwimmreifen.
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Klartext: Die Positionen der Linken und Grünen zu den Themen Asyl und Griechenland kann ich nicht nach- oder mitvollziehen.


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