Donnerstag, 16. Juli 2015

Die Griechen

Immer wieder betonen die Griechen, dass sie die direkten Nachfahren der antiken Griechen seien, welchen die Welt die Demokratie verdankt. Die Wissenschaft ist sich aber hierin durchaus nicht einig, es gibt auch Stimmen, die von einem mediterranen Mischvolk sprechen. Vielleicht ist es auch gar nicht so wünschenswert, wenn man Egon Friedell Glauben schenkt, der in seiner "Kulturgeschichte der Neuzeit" über die alten Griechen schreibt:
"Am korrektesten wäre es vielleicht, von einer konstítutionellen Amoralität der Griechen zu reden. ››Die Frömmigkeit«,sagt Oedipus bei Sophokles zu Theseus, »habe ich auf derWelt nirgends wie bei euch gefunden und die milde Denk-art und das Meiden der Lüge«; ob damit nur alte Zustände gemeint sein sollen oder die Gegenwart: jedenfalls enthalten diese Worte eine vollendete Anticharakteristik der Athener und der Griechen überhaupt und zugleich eine unfreiwillige Selbstcharakteristik, indem sie zeigen, wie sehr es ihnen an Erkenntnis des eigenen Wesens und Unwesens gefehlt hat. Im ganzen Altertum, das in diesen Dingen nicht sehr rigoros war, war ihre Streitsucht und Schmähsucht, Habgier und Bestechlichkeit, Eitelkeit und Ruhmredigkeit, Faulheit und Leichtfertigkeit, Rachsucht und Perfidie, Scheelsucht und Schadenfreude berüchtigt und sprichwörtlich. Besonders stark entwickelt aber war ihre Lügenhaftigkeit und ihre Grausamkeit. ... Plato klagt, daß bei jedem Prozeß mindestens ein Meineid geleistet werde, da beide Parteien bereit seien zu schwören, und selbst Zeus, der erhabenste der Götter,schwört zahlreiche Meineide. "
Nun, der gute Friedell ist mit seinen Urteilen manchmal etwas gar harsch, aber ein Schmunzeln kann man nicht unterdrücken.
------------------------------
Immer wieder liest man, vorwiegend von linker Seite, von einer Demütigung Griechenlands. Demütigend ist doch allenfalls, dass Griechenland von seinen Eliten immer wieder in eine solche miserable Lage manövriert wird. Und dass in dieser Welt Hilfe höchst selten völlig selbstlos geboten wird, und schon gar nicht im politischen Bereich, sollte jeder Realist einsehen. Aber es gibt ja auch Leute, die einem lebenslang nicht verzeihen, dass man ihnen in der Not geholfen hat.

Keine Kommentare: