Donnerstag, 28. Mai 2015

Rattle-Ring

Nun ist der 1. Durchgang des Ring-Zyklus in der Staatsoper unter Simon Rattle  vorbei und nach ein paar Tagen Abstand bin ich zu dem Schluss gekommen, dass einzelne Leistungen von Dirigent, Sängern und Musikern nicht schlecht,  ja zum Teil hervorragend waren, aber das Gesamtbild irgendwie nicht ganz stimmig war. Rattle ist, glaube ich, kein wirklicher „Theaterkapellmeister“, sondern ein Konzertdirigent. Wirkliche Allrounder wie Karajan, Solti etc. gibt es nur noch selten. Auch Thielemann ragt als „Symphoniker“ ja nicht besonders über das Mittelmaß hinaus.

Im Übrigen ging ich gar nicht davon aus, eine Sternstunde zu erleben. Speziell beim Ring, den ich nun wirklich sehr gut kenne, besteht mein großes Vergnügen darin, die sicher schon hundertemale in technisch mehr oder weniger mangelhafter Wiedergabe gehörte Musik durch ein exzellentes Orchester wieder einmal „live“ zu hören; wenn dabei Sänger und Dirigent nicht allzusehr stören, ist es mir schon recht. In diesem Sinne hatte ich durchaus großen Genuss, habe mich wieder mit der Ring-Musik und -Motiven „vollgesogen“, sodass es mir zum Schluß schon fast zu viel war. – Das große Theatererlebnis war es also sicher nicht, aber das habe ich gar nicht erwartet, das kommt, wenn es kommt, ganz unversehens; ich meine damit den Moment, wenn es einem plötzlich „kalt über den Rücken läuft“. Das gab es manchmal unter Karajan, Stein, Schneider, Thielemann - in der Reihenfolge des Auftretens.

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