Samstag, 29. November 2014

Zweidrittelmehrheit

Situation der Presse vor dem "Anschluss":

Von den hundertvierundsiebzig Redakteuren in den Wiener Tageszeitungen waren damals hundertdreiundzwanzig Juden. (Helmut Sündermann „Die Grenzen fallen", München 1939). In der „Neuen Freien Presse" waren von vierundvierzig Redakteuren achtunddreißig Juden, im „Neuen Wiener Tagblatt" entsprachen von zweiunddreißig Redakteuren nur sechs dem sogenannten Arierparagraphen. Ähnlich waren die Verhältnisse in den beiden anderen großen Wiener Tageszeitungen, „Neues Wiener Journal" und „Der Tag".

Aus: Milan Dubrovic, Veruntreute Geschichte, Ffm 1987

Laut Karl Poppers Autobiographie sah es auf den Universitäten, zumindest in den sog. geisteswissenschaftlichen Fächern, ähnlich aus. Überrascht auch nicht, weil die deutschsprachigen Eliten aus den "Kronländern" alle nach Restösterreich strömten, sofern sie es konnten.
Man kann daraus vieles erkennen, u. a. auch, welch ein Aderlass das 1938   für Wissenschaft und Kultur war. Popper kritisiert aber auch die mangelnde Zurückhaltung bei der Zurschaustellung dieser "Übermacht".

Inzwischen ist die reconquista dieser Verhältnisse bei den Zeitungen schon wieder weit gediehen, zumindest bei STANDARD und WienerZeitung; bei ersterem schlägt es sich wenigstens in der Qualität nieder.

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