Sonntag, 3. August 2008

HMK-Postskriptum

Auszug aus "News" Nr. 12/08 vom 20.03.2008 (Heinz Sichrovsky / Susanne Zobl)

"Frau muss gehen!…. Die Oboistin und Englischhornistin Helene Kenyeri, 27, wurde in der Vorwoche davon in Kenntnis gesetzt, dass sie ihr erstes Probejahr nicht bestanden habe und das Orchester verlassen müsse….. Die aus Oberpullendorf im Burgenland gebürtige Musikerin ist unerreichbar. Es gehe ihr schlecht, hört man aus ihrer Umgebung. Sie habe sechzehn Jahre lang mit ausgezeichnetem Erfolg u. a. bei Professoren aus dem Kreis der Wiener Philharmoniker studiert, habe Wettbewerbe und vor eineinhalb Jahren das Probespiel als Zweite Oboistin und Englischhornistin im Opernorchester gewonnen. In weiterer Folge sei sie als erste Frau in die philharmonische Eliteformation "Wiener Hofmusikkapelle" aufgenommen, mit dem renommierten Karl-Böhm-Stipendium der Stadt Graz ausgezeichnet und von Riccardo Muti nach einem Konzert bei den Salzburger Festspielen ausdrücklich gelobt worden. Dass sich die Stimmung gegen sie gewendet habe, sei ihr bis zuletzt verheimlicht worden: Die philharmonische Jury habe schon am 10. März entschieden, doch habe man sie zuletzt sogar auf eine Amerikatournee mitgenommen, ohne sie vom Urteil zu unterrichten. Nun stehe sie mit 1. September quasi vor dem Nichts und könne nur hoffen, mit ihrem Kammermusiktrio "Mignon" zu reüssieren, zu unterrichten oder anderswo unterzukommen.
Holender:, "Stehe hinter dem Orchester". Staatsopernseitig nimmt sich die Causa diametral aus. "Ich habe mich immer für Frauen im Orchester eingesetzt, habe Dirigentinnen beschäftigt und mich immer deutlich zu Wort gemeldet, wenn Schweinereien zu befürchten waren", sagt Direktor Ioan Holender, der in der Causa ausdrücklich selbst Auskunft zu geben wünscht und sich im Einsatz für Orchesterfrauen sogar mit Philharmoniker-Altvorstand Werner Resel überworfen haben soll. "Aber in dieser Sache stehe ich ganz aufseiten des Orchesters. Wenn eine Jury mit 24 zu null Stimmen gegen jemanden entscheidet und wenn sogar 19 von 24 dagegen sind, ihr noch eine weitere Probezeit zu geben, so ist das für mich eindeutig und zu akzeptieren. Wir engagieren hier nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht." Holender weiter: "Frau Kenyeri ist eine gute Oboistin, hat aber Defizite beim Englischhorn. Und das gehört im Staatsopernorchester nun einmal zusammen ..... Auch war das Zusammenspiel mit dem Orchester nicht optimal ...."
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"Nicht optimal"....das ist ja nun wirklich eine reichlich schwammige Definition und Hr. Holender ist gerade der richtige, ehrenwerte Mann, um Schweinereien zu verhindern! Und daß hier eine Schweinerei im Hintergrund gelaufen ist, das riecht man doch meilenweit gegen den Wind!
Beim Englischhorn hat sie ja wirklich einmal gepatzt (Piripiri: Walküre).Die Frage ist, warum man das "Defizit" nicht früher bemerkt hat und sie blindlings in ihr Unglück hat rennen lassen. Ich bin überzeugt, einen Mann hätte man "aufgefangen". - Sind schon ein mieser Verein, diese Herren Tempelritter! Sicher nicht alle von ihnen, aber man muß sie leider an den frontmen messen, die sie sich wählen; und natürlich ist die elitäre Geheimnistuerei ein idealer Nährboden für jede Art Gerüchte.
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Ich besitze eine Reihe von Büchern über die Philharmoniker (einige davon aus der Feder von Mitgliedern), in denen sie wunderwie verherrlicht werden. Diese werden wohl demnächst zum Flohmarkt wandern; die Platten werde ich behalten. - Wiederum muß ich mich auf eine Gratwanderung begeben, um die Bewunderung für künstlerische Leistung von der Bewunderung für Personen - oder Kollektive - zu trennen.


https://www.youtube.com/watch?v=tP1ne0vLkc8

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