Donnerstag, 26. Juli 2012

Wagnerei

Alle Jahre wieder: Bayreuth und die ewige Antinazitümelei, heuer ganz besonders arg wegen des russischen Sängers mit den Nazi-Tattoos. Heuchelei zur Potenz.

Jedes Jahr lese ich um diese Zeit auch ein Buch aus dem reichhaltigen Wagneriana-Angebot; heuer das Pamphlet von Gottfried Wagner (Wolfgang W's. Sohn):"Wer nicht mit dem Wolf heult". Leider ein Buch, das vom Hass auf seinen Vater und pharisäischer Selbstgerechtigkeit getragen wird - gepaart mit echt wagnerschem Sendungsbewußtsein  und Präpotenz; inszeniert das Ganze mit linker Gutmensch-Lichtregie. Die Vorworte des "Buch-Paten" Ralph Giordano und die Anbiederung des Autors an Israel sind nur peinlich. Dagegen war das Buch von Friedelind W. ("heritage of fire")durchaus überzeugend, von Brigitte Hamann ganz zu schweigen. Dass er seinen Vater mehrmals hintergangen hat, ist nicht so arg, da ist er sicher nicht allein, aber dass er das politisch rechtfertigt, finde ich abstoßend. Und ich finde auch nicht alles glaubhaft: Dass er sich an eine Beethoven-Aufführung erinnert, natürlich negativ, die er in BT als 4-jähriger gehört hat, ist doch etwas verwunderlich. Er schreibt mehrmals, dass ihn sein Vater geprügelt hat. Ich nehme an, er wurde geohrfeigt, was in den 50- und 60-iger Jahren leider noch nicht verpönt war. Aber "geprügelt" klingt natürlich viel besser. - (Nicht zu Ende gelesen!-- Siehe  unten)
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Im Übrigen liest man, dass bei manchen Aufführungen in BT durchaus nicht mehr alle Plätze besetzt sind; Katharina W. sagte zwar, dass alle verkauft sind. Das mag schon sein, aber sowas wäre früher trotzdem undenkbar gewesen, wurden doch die Karten gehandelt wie Rauschgift-Briefchen. Ich habe selber einige Jahre vergeblich versucht, Karten zu erhalten, lasse es aber jetzt nach den Horror-Berichten meiner "glücklicheren" Freunde bleiben. Und ein unsichtbarer Thielemann hat ohnehin nur den halben Reiz.

Dass die Wagner-Fans aussterben, wie einige Journalisten glauben oder vielmehr hoffen, nehme ich nicht an, nur werden diejenigen, welche sich solche Inszenierungen (bei durchwachsenen Sängerleistungen und stolzen Preisen) gefallen lassen, immer weniger. Das business-model der Wagner-family, es vor allem oder ausschließlich dem Feuilleton (und seinen followern) recht zu machen, dürfte sich offensichtlich auf Dauer doch nicht rechnen.

Die  gestrige Holländerpremiere war ja wieder vom selben Schlag: Thielemann bejubelt, der Regisseur ausgebuht - aber das ist ja für diese Herren der einzig Applaus, der wirklich zählt, alles andere wäre eine Niederlage. Wenn das nicht verkehrt ist!
Zitat Thielemann: "Wenn ein Sänger ausgebuht wird, schadet das seiner Karriere, bei einem Regisseur fördert es die Karriere - da kann doch was nicht stimmen!" - Aber er macht doch fleissig mit - wahrscheinlich könnte er sonst Wagner und Strauss nicht mehr dirigieren.
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14.8.2012: Zwischenbericht: Ich komme mit diesem Buch (G.Wagner s.o.) nicht weiter - mir sind Eiferer zuwider, ganz besonders, wenn sie für eine "gute Sache" kämpfen, aber immer nur sich meinen.
31.8.2012: Ich habe nun das Buch bei 2/3 endgültig weggelegt, was ich sehr selten mache, höchstens bei einem Roman oder Krimi, wenn es ihm nicht gelingt, mich zu fesseln. Aber ich lese nur mehr selten "fiction". - Nein, ich habe es nicht mehr ausgehalten, wie sich da einer als der beste aller Menschen präsentiert. Insofern ja auch ein richtiger Wagner, nur halt andersherum gepolt.
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BAYREUTH-PREMIEREN-PROMI-SEUFZER:
Hartes Gestühl,
Zuviel Gefühl,
DAX läuft davon,
Kein Telefon!

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