Freitag, 12. November 2010

WZeitungswende

Eigentlich hatte ich ja gehofft, daß sich die WZ nach der überfälligen Abkehr von der agressiv vertretenen Schüssel/Bartenstein-Linie wieder in der politischen Mitte etablieren würde, wie es ihr m. E.  historisch angemessen wäre. Sie müsste  ja nicht unbedingt so fad werden wie vor der Unterberger-Ära. Aber offenbar lässt sich in Österreich keine Qualitätszeitung ohne Tendenz machen, dazu kostet es zuviel Geld.

Ich möchte dabei nicht mißverstanden werden: Ich trauere nicht wie so mancher andere ehemalige WZ-Leser dem vergangenen Chefredakteur mit seinem Kampfhund-Gebaren nach, aber die Ölzweig-Attitüde des jetzigen ist mir auch ein wenig suspekt: Allzu sanft und gutmenschlich milde kann es wohl bei der Neuausrichtung auf die neue Linie auch nicht zugehen. Eine Redakteure wurden offensichtlich ausgetauscht, andere, früher sehr schneidige Publizisten haben augenscheinlich ganze Kurpackungen Kreide verordnet bekommen, damit sich ihr Organ geschmeidiger in den neuen Chorklang einfügt. Sogar in den Werbeeinschaltungen manifestiert sich die neue Heilsbotschaft schon, jetzt bin ich nur gespannt, ob und wie sich der Missionierungsauftrag bald im Amtsblatt niederschlägt.

Als letzte Möglichkeit bleibt immer noch die Färbung des Papiers; das würde mir gefallen, verleiht es doch Sozialprestige in der U-Bahn.
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Eines muß man doch sagen: Unterberger hatte wenigstens den Mut, auch kritische Leserbriefe zu veröffentlichen. Aber diese Art von Mut und noch weniger den Humor, auch mal über sich selber nachzudenken oder gar zu lächeln, gibt es bei den fortschrittlich-liberalen Meinungsmachern nicht!

Rund ist die Erde und dort, wo ich stehe, ist oben;
Hoch vom Gipfel der Welt blick' ich auf alles herab.


AusPiri-Piri: PEOPLE



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