Montag, 22. November 2010

Geschichtsschreibung nach Vorschrift

Als es noch den Ostblock gab, kaufte ich mir manchmal ostdeutsche Sachbücher, entweder direkt in Ostberlin oder in Brünn oder Budapest, sie waren ja unglaublich billig. Aber sie waren nur brauchbar bei "neutralen" Themen wie Mathematik oder Statistik, schon nicht mehr bei EDV, ausgenommen Informatik-Grundlagen. Teilweise waren auch noch Musik- oder Germanistik-Bücher verwendbar, absolut unlesbar hingegen waren alle geschichtlichen Werke, weil durchgehend und überall die marxistische Grundtendenz und SED-Ergebenheitsadressen hineinverwoben waren.
So viel anders ist es derzeit auch nicht: Nicht nur über die Nazizeit, sondern durchaus auch über frühere Perioden wie das 19. Jh. wird aus einer ganz bestimmten Sicht berichtet, nämlich vom Standpunkt der heutigen "Political Correctness". Man beschränkt sich dabei nicht auf das Berichten, sondern liefert (fast)  immer auch die moralische Beurteilung und integrierte Ergebenheitsadressen an den modernen Mainstream mit. Hat man Angst, die Leser würden es sonst falsch verstehen, sich gar eine eigene Meinung bilden -  oder fürchtet man die mächtigen Führer der Öffentlichen Meinung? Letztere Angst  verstehe ich sogar, denn wer will sich schon selbst vom Markt ausschließen!
Es gibt rühmliche Ausnahmen, z. B. Brigitte Hamann, die bei einem so gefährlichen Thema wie "Hitler in Wien" sich wirklich auf das Beschreiben des damaligen Umfelds beschränkt. Die Dame hat Mut!

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