Sonntag, 16. November 2008

Wallenstein

Nachtrag zur Wallenstein-Vorstellung im Burgtheater am 12.11.2008:

Der Anfang ließ das Schlimmste befürchten: Statt "Wallensteins Lager" ein 10-minütiger Soldier-RAP an der Rampe, eine Plage für Augen und Ohren - der Schulklasse um uns herum gefiel es aber selbstverständlich. Wie enttäuscht waren sie, als es dann verhältnismäßig "normal" und klassisch weiterging - entsprechend "unruhig" waren sie dann auch im Verlauf der weiteren Vorstellung - zumindest jene, die nicht mittels eines Walkmans vorgesorgt hatten.

Als wir uns nämlich vom Lärm erholt hatten, begann eine ganz gute Vorstellung nach "althergebrachten" Maßstäben. Es wurde auch zumeist gut gesprochen (im Gegensatz zum vorjährigen Pressebericht), die Schauspieler mit G. Voss an der Spitze waren sowieso erstklassig. Natürlich gab es die üblichen Regietheater-Mätzchen wie Maschinenpistolen im 30-jährigen Krieg etc., aber darüber muß man einfach hinwegsehen, will man sich nicht um jeden Genuß bringen. Und natürlich musste die Liebeszene zwischen Thekla und Max einen Fauteuil zu Hilfe nehmen, in aufrecht stehendem Zustand kann heute offensichtlich keine Liebeszene mehr inszeniert werden. Obwohl man sagen muß, daß vor allem der Darsteller des Max Piccolomini in seiner Schlichtheit sehr überzeugend wirkte - sein Verdienst oder das des Regisseurs?
Insgesamt trotz einiger Einwände ein guter Theaterabend. Die starke Kürzung war wohl unumgänglich, aber z.T. sinnentstellend. Die Darstellung Wallensteins als entschlußloses Weichei durch G. Voss ist zumindest diskussionswürdig, großartig war sie dennoch.

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