Dienstag, 18. Juni 2019

Wer beherrscht wen?

 "Meine intuitive Erkenntnis bestand in der plötzlichen und unerwarteten Einsicht, dass mein Traum mich meinte, mein Leben und meine Welt, meine ganze Realität gegen eine theoretische Struktur, die von einem fremden Verstand aus dessen eigenen Gründen und für dessen eigene Zwecke errichtet war. Es war nicht Freuds Traum, sondern mein eigener; und auf einmal verstand ich auch, was mein Traum bedeutete.
Dieser Konflikt veranschaulicht einen wichtigen Punkt in der Traumanalyse. Sie ist weniger eine  erlernbare Technik als vielmehr ein dialektischer Austausch zwischen zwei Personen. Behandelt man sie als mechanische Technik, dann geht die individuelle psychische Persönlichkeit des Träumers verloren, und das therapeutische Problem  wird auf die Frage reduziert: Wer von beiden,  der Analytiker oder der Träumer wird den anderen beherrschen? Ich wollte meinen Willen nicht anderen Menschen aufzwingen, sondern die Heilungsprozesse aus der eigenen Persönlichkeit des Patienten wachsen lassen, ohne die Würde und Freiheit des betreffenden Menschen einzuschränken."
 Was hier C. G. JUNG anhand der Traumdeutung während einer Lehranalyse bei Freud beschreibt, ist mein Grundproblem mit der Psychoanalyse nach Freud.

Im übrigen haben das Jung und seine Schüler auch nicht anders gehandhabt: Die Träume der Patienten dienten auch dort dem »fremden Verstand« als "Symbole" oder "Archetypen".

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