Mittwoch, 3. Januar 2018

Mu

Mein Großvater und sein Wort galten in der Familie etwas. Und so suchte ihn mein Onkel kurz nach seinem Abitur auf, in der Hoffnung, von dem klugen Mann eine richtungsweisende Entscheidung für sein Leben zu erhalten. Lang und breit erläuterte mein Onkel meinem Großvater, welche Neigungen und Optionen er für sich sah: «Einerseits könnte ich der väterlichen Linie folgen und Forstwirtschaft studieren, aber andererseits reizt mich das Künstlerische, ich könnte auch Musik studieren etc. pp.» Geduldig hörte mein Großvater zu und antwortete augenzwinkernd: «Forst oder Musik? Lerne Waldhorn!»
Unser Verstand will klare Entscheidungen, konsequent und logisch. Aber die meisten Dinge im Leben sind nicht so eindeutig, so logisch, so konsequent. Und fast nie können wir absehen, was auf lange Sicht aus dem einen oder dem anderen Weg alles werden könnte. Darüber kann man verzweifeln oder lachen! In asiatischen Sprachen gibt es einen Ausdruck für «weder das eine noch das andere» - das «Mu»,
So wird auch der Zen-Schüler bei anscheinend unlösbaren Rätseln mit dem Verstand in die Sackgasse geführt, bis er sich mit einer Lösung auf einer neuen Ebene aus dem Widerspruch befreit. «Wie klingt das Klatschen einer Hand?» Darüber kann man lange grübeln oder sich die eine Hand an die Stirn hauen, dass es nur so klatscht. 

E. v. Hirschhausen

Steht so ähnlich auch bei Watzlawick 
 https://www.marianne-sikor.de/wahl-statt-unterwerfung-oder-rebellion-ein-beispiel-von-paul-watzlawik/

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