Mittwoch, 5. Dezember 2012

Bias

Ich stöbere gern auf Flohmärkten nach allerlei alten Bänden, vorzugsweise Sachbüchern zu Geschichte, Literatur und Musik. Unweigerlich stößt man dabei auf Ausgaben aus der Nazizeit. Die meisten davon sind, obwohl oft im rein sachlichen Teil durchaus korrekt, wegen der eingewobenen zeitbedingten - wohl oft der Zensur geschuldeten - Kommentare und Führerlobpreisungen, heute kaum mehr lesbar.

Als es die DDR noch gab, war ich einige Male dort und besuchte gerne Buchhandlungen zu demselben Zweck wie oben erwähnt; auch in  Ungarn konnte man damals ostdeutsche Bücher sehr preisgünstig erwerben. Auch hier dasselbe Phänomen: Wenn es sich nicht gerade um mathematische Werke oder um Klassiker handelte, war alles mit marxistisch-leninistischen Floskeln und Wendungen derart durchsetzt, dass einem die Lektüre verleidet wurde.

Und wie ist es heute, bei uns? Fast alle Themen werden in Politische Korrektheit eingekleidet, überall wird das zeitgeistige Grundgewürz dazugegeben. Die meisten können es schon nicht mehr herausschmecken.
Ich bin überzeugt, dass die meisten der heutigen "Historiker" in ein paar Jahrzehnten nicht mehr lesbar sein werden.

Meine These ist, dass es sich immer um dieselbe Art von Köchen handelt, die stets dem Zeitgeschmack entsprechend kochen. Ändern sich die Zeiten, ändern sich die Gewürze - und diese unterliegen der Mode.

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