Donnerstag, 17. Juni 2010

Buhorkan für Regie im neuen Wiener Tannhäuser

Was besseres als ein Buhorkan in einem Wiener Theater kann einem deutschen Regietheatermacher ja gar nicht passieren: Man muß bedenken, daß er sich ja nach einem echten Erfolg beim hiesigen Publikum dann in Deutschland nicht mehr blicken lassen könnte. Je näher dem Skandal, desto höher der Marktwert.
Und der gewiefte Musikttheaterdirektor Holender kalkuliert so: Diejenigen, die wegen der Musik kommen, kommen sowieso und jenen, die Oper nur  als Psycho-Rebus mit soundtrack oder als intellektuelle Herausforderung geniessen können, muß ja auch etwas geboten werden. Und für seine weiteren Tätigkeiten ist ein geneigtes internationales Feuilleton allemal weitaus nützlicher als ein dankbares Wiener Publikum.
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Regietheater, das ist, als ob man Alte Meister in einem Alu-Rahmen ausstellt - natürlich in einem Alu-Rahmen, der auf Platin-Optik gebürstet ist, damit die hohen Kosten gerechtfertigt sind.
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Ich brauche diese verquaste, pseudophilosphische Intellektelei zum „Verständnis“ von Wagner-Opern nicht. Ich gehe nicht aus philosophischen Gründen in die Oper, sondern primär wegen des akustischen und optischen Vergnügens; letzteres gibt es allerdings auch schon immer seltener. Wenn dabei mein Intellekt nicht beleidigt wird, bin ich's schon zufrieden. Ich werde auch diesmal wieder orchesternahe Plätze mit Sichtbehinderung buchen. In diesem konkreten Fall muß ich allerdings darauf achten, daß mir der vor dem Orchester professoral dozierende Franz Welser-Möst nicht die Stimmung ruiniert.
Stimmung? Oweh – jetzt habe ich mich in den Augen der neuen "Opernfreunde" endgültig disqualifiziert.

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