Montag, 15. Dezember 2008

Götterdämmerung-08-I






Gestern abend in der Staatsoper:




Ein Sitz mit überraschend guter Sicht auf die Bühne. Die Inszenierung von S.E.Bechtolf ist in der Personenführung nicht schlecht, wenn man von einigen psychologisierenden Verdeutlichungs-Mätzchen (speziell bei Hagen) absieht, i.W. kein Regietheater im üblichen üblen Sinn.
St. Gould ist ein stimmliches Phänomen, es ist ihm keine Ermüdung anzumerken, Fr. Johannson singt vor allem laut und weitgehend konsonantenfrei. F.W. Möst dirigiert perfekt wie ein Musikprofessor - man sollte ihm schleunigst diesen Titel geben, wenn er ihn nicht schon hat - alles super richtig, aber ohne tieferes Gefühl.
Alles also ziemlich gut (über die Szene später), aber man erwärmt sich nicht, man wird nicht "ergriffen" (schon durch dieses Vokabel oute ich mich als rettungslos retrovertiert), man applaudiert dann zum Schluß wie in einem Zirkus emotions- und ratlos den Superleistungen der Akrobaten. Mehr als die üblichen 3 Vorhänge waren es dann auch nicht....


Also die Szene: Mehr noch als den überkandidelten, arroganten Regisseuren bin ich den Bühnenbildnern gram. Sie verstehen sich offensichtlich als moderne Architekten und Designer und nicht als Diener des Stücks oder gar der Musik. Auch hier wieder alles kalt, kalt, kalt. Nur ja nicht kitschig werden! Einzig gute Idee die Lösung im III. Akt mit "Ufergegend": Die Rheintöchter ausnahmsweise einmal nicht peinlich und der "Abtransport" der Leiche per Boot relativ gut gelöst - aber warum vertikal? Gegen Ende des Aktes und der Oper statt Inspiration eine Orgie in Bühnentechnik (Hebebühne, Projektionen), aber alles technisch, mechanisch und hektisch, ganz musik-konträr. Einzig die Schlußprojektion mit den grünen Wellen des Rheins war richtig, aber auch viel zu schnell....
Nun, es scheiden sich halt in der Oper die Geister: Ich suche dort - im Gegensatz zum Sprechtheater - weniger den intellektuellen als den sinnlichen Genuß und geniere mich dafür nicht. Jene, die dies anders sehen, sind in der Überzahl. Zu ihnen und von ihnen führt kein Weg mehr. Es bleibt die Musik - wie lange noch?
Am 28.12. bin ich wieder in der Vorstellung, diesmal garantiert ohne Sicht auf die Bühne. Ich werde sehen, ob ich mein musikalisches Urteil ("kalt") ohne visuelle Beeinträchtigung revidieren muss.

P.S.: Von Fr. Balzereit abgesehen - ich konnte nicht erkennen, ob sie an der 2. Harfe saß - waren nur 4 Damen am Werk (die neue Konzertmeisterin, Fr. Brosch als 2. Oboe, Fr. Wex am Cello und eine unbekannte Dame an den Bratschen). Im 3. Akt waren's nur noch 3- Fr. Wex war auch weg. Interessant, daß alle (wieder die Harfenistin ausgenommen) einem eher strengen Typus angehören. Zufall?

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