Sonntag, 7. August 2022

30 % der Autos müssen weg!

 Leserbrief an WZ wg. Artikel am 30.7.22 mit der Überschrift:  "30 Prozent der Autos müssten weg….."

(abgeschickt, aber nicht veröffentlicht).

 …. gemeint sind natürlich damit die Menschen, die sie fahren und die damit gefahren werden – nur darf man das halt so nicht sagen.

Die vielzitierte Gentrifizierung tritt in mancherlei Gestalt auf, gemeinsames Ziel ist in jedem Fall die Verdrängung der Alt-Mieter aus ihren Altbauwohnungen, wobei „alt“ hier sowohl die Mietdauer als auch des Lebensalter der Bewohner bedeutet. Im Wesentlichen gibt es zwei Methoden: Die eine ist die offene und brutale "kapitalistische", wie sie von sog. Investoren gehandhabt wird; dagegen kann man sich u. U. mit Rechtanswälten wehren, wenn man dazu das Geld hat. Gegen das andere Verfahren, ich nenne es das versteckte "ideologische",  ist man wehrlos, denn wie soll man sich gegen politischen Druck wehren - außer einmal alle heiligen Zeiten an der Urne?  

In meinem konkreten Fall „sitze“ ich seit über 50 Jahren in einer ursprünglich devastierten Wohnung im Herzen der Leopoldstadt, die im Laufe der Jahrzehnte mit viel Aufwand immer wohnlicher gemacht wurde; naturgemäß ist der Mietzins für die neuerdings "hippe" Gegend niedrig und aus Sicht der Vermieter skandalös.

Von Anfang an war ich ein eingefleischter Öffi-Benutzer, ein sog. ‚early adopter‘ der Sparangebote wie Jahreskarte, Vorteilskarte und  jetzt Ö-Klimaticket. Daneben hielt ich mit aber auch seit fast 50 Jahren ein Automobil, das mit den Jahren immer kleiner – sprich kürzer – wurde und anfangs meinen nicht-beruflichen Aktivitäten (Ferien, Urlaub) diente und jetzt, da ich am rechten Fuß der Alterspyramide angelangt bin, meine verbliebenen sozialen und touristische Aktivitäten unterstützt; wohlgemerkt nur jene, die öffimäßig nicht zu realisieren sind. Dafür zahle ich natürlich seit Jahren die nicht gerade wohlfeile Parkgebühr der Gemeinde Wien, die ich aber immer öfter als eine offene Verhöhnung empfinde - wenn ich z. B. 20 Minuten und mehr im Grätzel um die Praterstraße herumkurven muß, um ein bescheidenes Plätzchen für mein Minigefährt zu finden.

Das Interregnum der Grünen in der Bezirksverwaltung Leopoldstadt war zwar nur von kurzer Dauer, aber offenbar sehr nachhaltig. Teils haben sie noch selber die Parkplätze weggeschmolzen, teils haben sie offenbar die Bestands-Beamtenschaft unterwandert oder wirksam umerzogen. Jedenfalls wird seit dieser Zeit der Parkraum permanent und systematisch verringert, sei es durch sehr großzügige Gewährung von Sperren zugunsten der Baufirmen (ein Schelm, wer....) oder durch gezielte Parkraumvernichtung zugunsten aberwitziger Fahrradspuren gegen die schmale Einbahn. Es ist mir durchaus klar, dass man der zunehmenden Fahrrradbegeisterung Rechnung tragen muss, aber bitte nicht durch fanatische, praxiswidrige Ho-ruck-Aktionen!

Gegen die Immobilienhaie, in deren Beuteschema ich natürlich ideal passe und die gerade in der Leopoldstadt aus historischen Gründen sehr aktiv sind, kann ich mich mit Hilfe von Rechtsanwälten (noch) wehren, aber was soll man gegen die Vertreibungstaktik einer  Stadt- und Bezirksverwaltung machen, die auf einer grünen Hype-Welle stimmenheischend dahinsurft und dabei die alteingesessenen Bewohner unter sich begräbt?  Denn offenbar arbeiten die Kräfte der Biologie für manche zu langsam.

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Eine "lustige" Episode an der Kreuzung Novaragasse mit der Weintraubengasse: 

Ein junger E-Scooter-Fahrer fährt in der Mitte der Novaragasse gegen die Einbahn mit full-speed, obwohl es dort ausnahmsweise gar keine Fahrrad-Markierung gibt. Von der Weintraubengasse, die an und für sich Vorrang gegenüber der Novaragasse hat, kommt ein  älterer Radler in der Einbahnrichtung auf einem alten Fahrrad, ganz normal und korrekt auf der rechten Seite der Straße. An der Kreuzung stossen die beiden zusammen - gottseidank ohne ernste Folgen außer einem heftigen Schimpfduell: Der E-Mensch beruft sich auf den Rechtsvorrang....


Käme die Sache vor Gericht, käme es hauptsächlich auf die "Gesinnung" der Richter*In an ...... oder ?

??? 

Man darf ja davon ausgehen, dass für die Propheten und Adepten der neuen Mobilitätsformen die STVO für anachronistisch gilt.

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