Montag, 24. September 2018

Kunst des Alterns

Aus  »Die Kunst des Alterns«  von Betrand Russell: 
»Man sieht alte Menschen, die sich von der Furcht vor dem Tod bedrücken lassen. Bei den Jungen ist diese Furcht gerechtfertigt. Junge Menschen, die sich mit gutem Grund vor dem Tod im Krieg fürchten, haben recht, wenn sie mit Bitterkeit daran denken, daß sie des Besten, was das Leben zu bieten hat, beraubt werden könnten. Aber bei einem alten Menschen, der alle Freuden und Leiden kennengelernt und sein Werk, so gut er konnte, vollbracht hat, mutet die Todesfurcht irgendwie verächtlich und unwürdig an. Die beste Möglichkeit, sie zu überwinden, ist - so jedenfalls will es mir scheinen -, seinen Interessenkreis stetig zu erweitern, die Grenzen des Ichs langsam hinauszurücken, bis schließlich das persönliche Leben in dem des gesamten Universums aufgeht. Eine individuelle Existenz ist wie ein Fluß, der, noch klein an der Quelle, eng in seinem Bachbett fließt, sich über Felsen wirft und in Wasserfällen hinunterstürzt. Langsam wird der Fluß breiter, die steilen Ufer verschwinden, das Wasser strömt ruhiger, vereint sich schließlich ohne offensichtlichen Wechsel mit dem Meer und verliert unspürbar die eigene Existenz. Wer im Alter sein Schicksal so betrachten kann, wird den Tod nicht mehr fürchten. « 
Das sind die schönsten Sätze über das Alter, die ich kenne.

https://kumpfuz.blogspot.com/2010/11/alter-nativen.html
http://kumpfus.blogspot.com/2008/01/neige.html

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