Sonntag, 22. November 2015

Moralaskese

Liessmann empfiehlt Journalisten Moralaskese
Moralaskese empfiehlt der österreichische Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann den österreichischen Qualitätsjournalisten in Zeiten von Flüchtlingskrise und islamistischem Terror.
Meinung und Gesinnungsgruppe
Analyse und Diskurs solle man nicht nur durch Moralismus ersetzen, so Liessmann, der auch den Willen zum Guten des Journalismus in der Flüchtlingskrise thematisierte.
Liessmann erinnerte an das Diktum, dass man sich als Journalist auch nicht mit einer guten Sache gemein machen sollte. Den Blick lenkte er auf das diskursive Umfeld in „der Welt der rasenden Informationszirkulation“: „Man liest nur noch das, was in der Gesellschaft der eigenen Gesinnungsgruppe transportiert wird.“ Durch Soziale Netzwerke bewege man sich zunehmend in einer Gruppe von Gleichgesinnten und bekomme hauptsächlich „das Echo der eigenen Wand retourgeworfen“.
Liessmann warnte dabei vor einer Fragmentierung des Wissens von der Welt in der Gruppe der Gleichgesinnten. „Die fragmentierte Öffentlichkeit hält sich für die Öffentlichkeit schlechthin“, so Liessmann: „Journalismus gefällt sich darin, diese Blasen zu verstärken.“
Wie viel Vielfalt hält man aus?
Für die Gegenwart ortet Liessmann die Transformation des Journalismus zum Meinungsjournalismus. Eine Meinung sei eine subjektive Vorstellung, zitierte er Hegel und erinnerte daran, dass eine Meinung noch keine allgemeine Aussage sei: „Meinung ist noch kein Gedanke.“ Die Meinung sein zunächst einmal: „meins“.
Qualitätsjournalismus sei mehr als die Bestätigung der eigenen Weltsicht. In Medien und in einer Öffentlichkeit müsse man mehr Weltsichten begegnen als der eigenen. Mehr Veröffentlichungsorte brächten nicht mehr, sondern weniger Nachrichtenvielfalt, erinnerte Liessmann an eine Debatte vom Jahresbeginn. 

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