Dienstag, 13. Mai 2014

Opernstories

In einer Kritik über die letzte LOHENGRIN-Inszenierung der Wiener StOp fühlte  sich Hr. Irrgeher von der Wienerzeitung bemüßigt, sich über die "ältliche" Story dieses Werkes zu mokieren. Ich schrieb einen Leserbrief  zu diesem Artikel vom 14.04.2014 ("Blut und Loden"):

"Der Rezensent, etwas milder gestimmt als sein Chef [Edwin Baumgartner, der den Lohengrin wegen Kriegshetze überhaupt verbieten will], empfindet Lohengrin
 als "ältliches Drama", sein Kollege auf derselben Seite findet die
 Story der Arabella "dümmlich" - ich finde solche Äußerungen
 entbehrlich. Schade, dass die wertvollen Premierenkarten an Leute
 vergeben werden, denen das Wesen der Kunstform Oper unzugänglich
 bleibt. Demnächst werden Sie einen Schachsportler ins Stadion schicken,
 von dem wir dann lesen dürfen, wie primitiv die Dramaturgie des
 Fußballspiels ist."

Hr. Irrgeher würdigte mich einer persönlichen Antwort:

 Sehr geehrter Herr Kumpfmüller!

Vielen Dank für Ihren Leserbrief und den lustigen Schach-Vergleich.
 Dennoch möchte ich mich gegen Ihren Vorwurf verwehren, als
 Opernkritiker gewissermaßen qualitätsresistent zu sein. Stimmt zwar -
 ich finde an der Handlung des "Lohengrin" manches ältlich-pathetisch,
 ich verstehe es deshalb auch prinzipiell, dass ein Regisseur versucht,
 diese Geschichte in eine neue, heute nachvollziehbare Form zu bringen.
 Und, zugegeben: Die kriegstreibenden (König) und kadavergehorsamen Töne
 (Chor) im Libretto (Heinrich Mann hat diesen Aspekt in seinem
 "Untertan" mit beißendem Witz kritisiert) freuen mich auch nicht sehr.
 Nichtsdestotrotz -  ich halte den "Lohengrin" sehr wohl für ein
 großartiges, für ein überwältigendes Stück Musiktheater. Auch auf die
 Gefahr hin, mit diesem Satz nun wiederum gönnerhaft zu wirken und Eulen
 in eine Welt zu tragen, die Wagners Meisterwerk seit Generationen
 verehrt: Gesagt haben wollte ich Ihnen das schon.

 Mit lieben Grüßen,
 Christoph Irrgeher

Habe lange überlegt, ob ich antworten soll:

"Sehr geehrter Hr. Irrgeher!
Vielen Dank für Ihre Antwort. Zugegeben, gänzlich irrelevant ist die story einer Oper nicht, wie Webers Euryanthe zeigt, andererseits haben Verdis Trovatore und Forza überlebt. Ich gebe aber auch zu, dass ich nicht in die Oper um des intellektuellen Vergnügens wegen gehe, sondern "...mit sinnlichem Interesse und geistiger Aufmerksamkeit" (THOMAS Mann) dort sitze oder stehe. Unbeschreiblich auf den Nerv gehen mir jene Inszenatoren, die mir, der ich gottseidank nicht gehörlos bin, mit Gebärdensprache den Inhalt des Theaterstücks erläutern wollen. Es ist doch alles in der Musik! Es gibt eine Unfähigkeit und auch Unwilligkeit, Märchen unerklärt zu lassen....."

....bin dann aber nicht weitergekommen und habe es sein lassen, ist ja zwecklos.

Dazu ein interessanter Artikel:
http://www.fachverband-kulturmanagement.org/wp-content/uploads/2012/10/ErwartungenAnDenOpernbesuchUndBevorzugteInszenierungsstile.pdf

Keine Kommentare: