Samstag, 23. Februar 2013

Superlative

Wer sich betreffs Mord und Totschlag unter besonderer Berücksichtigung von Mord- und Folter-Methoden ein bisschen in der Geschichte umgesehen hat, ist mit Superlativen für das 20. Jh. vorsichtig.
Rein quantitativ mag das aufgrund der fortgeschrittenen Technik des Massen-Tötens stimmen - das Abschlachten war ja früher immerhin mit manueller "Arbeit" verbunden - aber in "Qualität" und Einfallsreichtum bei Scheußlichkeiten waren uns die früheren Jahrhunderte klar überlegen: Unvorstellbar grausame Verstümmelungen an besiegten Feinden, aber auch an unschuldigen Frauen und Kindern waren an der Tagesordnung.

Der reflexartige Widerstand gegen diese "Relativierung" zeigt nur, dass der eigene Horizont nicht über den geographischen und zeitlichen Tellerrand hinaus reicht. Von "Verharmlosung" ist dann die Rede, was völlig unsinnig ist: Dem lesenden und denkenden Menschen wird beim Lesen historischer Werke nur in erschreckender Weise die menschliche Natur   (über alle Zeiten hinweg) bewusst -  und er sucht die Wurzeln nicht in zeitgebundenem Missverhalten einzelner Völker oder Gewaltherrscher, sondern im Wesen der Menschen verankert. Politische Korrektheit als Gegenmittel ist da zutiefst lächerlich.

Mir ist auch der Hochmut unerträglich, der aus vielen modernen Beurteilungen spricht, als wollte man wegen der "dummen Massen" die historischen Tatsachen verschweigen, weil sie vielleicht falsche Schlüsse ziehen könnten.


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