Freitag, 4. Februar 2011

Fontane über Kunst und Künstler

"Die Vorstellung, daß ein Dichter, Maler oder überhaupt ein Künstler etwas Besonderes sei,  während die ganze Gesellschaft (und so war es immer) auf der niedrigsten Stufe steht, ist so niedrig, daß die meisten übergelegt werden  müßten. Von dieser Regel gibt es nur sehr wenig Ausnahmen,  Scott z. B., aber Byron ist schon wieder entsetzlich. Man muß den Künstlern gegenüber, wenn es wirkliche Künstler sind, Verzeihung üben und fünfe gerade sein lassen, aber ihre Mischung von Blödsinn, Sittenfrechheit und Arroganz auch noch zu feiern, ist mir widerwärtig. Schon die bloßen Redensarten, »meine Kunst ist mir heilig« (namentlich bei Schauspielerinnen), bringt mich um.
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In Anschauungen bin ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst. Da versteh ich keinen Spaß. Wer nicht selber Künstler ist, dreht natürlich den Spieß um und betont Anschauung, Gesinnung, Tendenz...."

Th. Fontane an seine Frau,  im Juni.1883 aus Thale.
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Und da finden Kritiker und Kulturpolitiker nichts dabei, daß im  Burgtheater ein Schauspieler mit Sprachfehler auftreten oder ein Theaterdirektor ein traditionsreiches Haus ungestraft herunterwirtschaften kann - sie haben ja die rechte linke Gesinnung.

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