Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Samstag, 26. Dezember 2015
Segen der Widerruflichkeit
aber nicht schlimm –
und ihre Reden sind gesegnet
mit dem Segen der Widerruflichkeit."
Aus: Die Frau ohne Schatten, Text v. Hugo von Hofmannsthal
Über Antisemitismus
«Sagen Sie mir, Rabbi», er lehnte sich im Stuhl zurück, «war Professor Hendryx Ihrer Meinung nach ein Antisemit?»
Der Rabbi schob die Lippen vor. «Das möchte ich nicht behaupten! Er war voreingenommen, das wohl. Die meisten Menschen sind gegen die eine oder andere Gruppe eingestellt. Es ist eine natürliche Reaktion auf den Fremden, auf das Mitglied einer Minorität. Wir Juden haben darunter mehr als andere gelitten. Vermutlich, weil wir in so vielen Ländern eine Minorität dargestellt haben. Aber ich nenne es nicht Antisemitismus, wenn man mich nicht mag, auch wenn man mich nicht mag, weil ich Jude bin. Ich betrachte das nicht als Antisemitismus, falls das Vorurteil nicht in politische, legale oder soziale Handlung umgesetzt wird. Zum Funktionieren einer vielschichtig zusammengesetzten Gesellschaft gehört es nicht, dass ein Teil der Bevölkerung jeden anderen Teil schätzt. Das ist utopisch. Es geht schon, wenn jeder Teil dem anderen gleiche Rechte zubilligt, gleichgültig, ob sie sich schätzen oder nicht. Was nun Professor Hendryx anbelangt, so machte er dann und wann abwertende Bemerkungen über Juden, aber das tat er auch bei Iren, Italienern und Schwarzen. Er neigte dazu, fast über jeden bittere, sarkastische Bemerkungen zu machen.
Harry Kemelman.
Aus seinen Krimis, die in Wirklichkeit Essays über das Judentum sind, habe ich viel darüber gelernt. Das Thema hat mich immer interessiert, aber in der aufdringlichen Form, wie es in den Medien dargeboten wird, kann ich es nicht schmecken und verdauen. Besonders die WZ (Wiener Zeitung) tut sich dabei hervor.
Mittwoch, 9. Dezember 2015
SOLIMAN
https://de.wikipedia.org/wiki/Angelo_Soliman
Zum Schluss verbrannte er im Zuge einer Revolution. Die wird eh bald kommen.
Dienstag, 8. Dezember 2015
Danken ist schwierig
Arthur Schnitzler
Meine Erfahrung ist die, dass manchen Leuten es unangenehm ist, dankbar sein zu müssen. Oder aber sie wissen nicht, wie sie Dank kommunizieren können und das verursacht ihnen Unbehagen.
Montag, 7. Dezember 2015
Donnerstag, 3. Dezember 2015
Mir anvertraut
--------------------------------Musik----->> https://www.youtube.com/watch?v=x0wBzbkKA9w
Denkste
Je länger ich nachdenke,desto mehr denke ich mir,dass alles ganz anders ist,als wir es uns #denken können.
— FranzKumpf (@kumpfuz) 3. Dezember 2015
Deswegen ist Zweifel und Skepsis angebracht gegenüber allen Welterklärern.Link: https://twitter.com/kumpfuz/status/672451962395344896
Dienstag, 1. Dezember 2015
Milliardenopfer
Ganz schön ehrlich, diese Aussage. Mich würde aber interessieren, woher bzw. von wem diese Milliarden genommen werden? Für die Oberschicht, welche diese Gutsein-Orgie initiiert hat, wird es wohl ja kein so großes Opfer bedeuten. Und die anderen wurden und werden nicht gefragt.
Dienstag, 24. November 2015
Amputation
Sonntag, 22. November 2015
Moralaskese
Mittwoch, 18. November 2015
Appeasement?
sagt Frank-Walter Steinmeier.
Natürlich nicht, sondern durch markige Worte von Politikern, flammende Moral-Appelle von Intellektuellen und deren Ausbringung durch die "Meinungsmaschine" (H. Böll).
Was wäre aber geworden, wenn die Alliierten in den 30-iger und 40-iger Jahren auch so gedacht hätten? Ohne Bodentruppen hätten sie Hitler nie bezwungen. Mit Bomben allein lassen sich Terroristen niemals besiegen. Vietnam schon vergessen?
Andererseits ist zu verstehen, dass man nicht eigene Leute dort hinein schickt, während sich Hunderttausende junge Syrer in 'Alemania' friedlich tummeln.
Dienstag, 10. November 2015
Demokraten
Aus: http://kumpfus.blogspot.co.at/2008/01/tut-gutes.html
Dienstag, 27. Oktober 2015
Wohlfeile Gesinnung
-------------
Die fürchterliche Apparatur der Meinungsmaschinen....
Heinrich Böll
Samstag, 24. Oktober 2015
Empörungskünstler
Juvenal
Frei übersetzt: Wenn das Talent nicht ausreicht, muss Entrüstung die Verse machen.
Dabei denke ich an Empörungskünstler wie Konstantin Wecker......
Neue Wende
Montag, 19. Oktober 2015
Change
Sonntag, 18. Oktober 2015
Es gibt 2 Möglichkeiten
»Was heult Ihr, da Ihr doch gar nicht an Gott glaubt?« fragt ihn einer.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, entgegnet der weinende Atheist, »entweder bin ich im Unrecht und es gibt Gott dennoch - dann hat man schon allen Grund, vor ihm zu klagen und zu weinen. Oder aber ich habe recht und es gibt ihn nicht - dann hat man erst recht Grund, darüber zu weinen. «
http://kumpfus.blogspot.co.at/2008/01/grbel.html
Montag, 5. Oktober 2015
Gute Presse
In autoritären Staaten muss die Presse lügen, in der westlichen "freien" Welt darf sie lügen, was sie auch ausgiebig tut: Natürlich nicht auf die plumpe Art, sondern durch Verschweigen, Weglassen, tendenziöse Präsentation ("der umstrittene ....") - und am liebsten, indem sie die Statistik mißbraucht, welche sich aber bekanntlich eh jedem hingibt. Aus vorliegenden Zahlen kann man alle gewünschten Daten und Fakten generieren - und es ist meistens nicht einmal "gelogen"!
Zweifelsfälle
"Von den eindeutigen, den sozusagen »eineindeutigen Fällen« von Bösewichtern abgesehen, gibt es aber sicher auch Zweifelsfälle, und oft erscheint mir ein im allgemeinen Urteil schlecht wegkommender, einer, der eine »schlechte Presse« hat, nicht so schlecht und übel, und mancher Hochgepriesene gar nicht so großartig. Ja, es ist fast wie ein bedingter Reflex, daß der allgemeine Jubel bei mir Widerstand und Widerwillen und eine »Kampagne« Vorsicht und Mißtrauen auslösen. Die Menschen haben ja ein unstillbares Verlangen nach Beipflichten, Beweihräuchern und Hofieren auf der einen und nach Verachten, Verlästern und Schlechtmachen auf der anderen Seite. Das ist die tagtägliche zweiwertige Unlogik. Auflagenstarke Zeitungen leben vom Einteilen: Laus versus vituperium, hieß es in der alten Rhetorik: Lob oder Tadel. Tertium non datur - ein drittes gibt es nicht."
Alois Brandstetter, Vom Hörensagen.
Dienstag, 22. September 2015
Risse
Wer als einfacher Bürger hierzulande mit der Flüchtlingspolitik nicht einverstanden ist, der ist zur Sprachlosigkeit verurteilt und hat eigentlich keine andere Chance, sich bemerkbar zu machen als in der Wahlzelle - mit fragwürdigen und bedenklichen Folgen. Ein kapitaler, unheilvoller Riss also auch zwischen der Meinung eines nicht ganz kleinen Teils der Bevölkerung und der veröffentlichten Meinung. Die 'opinion leaders' ziehen es vor, ihn nicht wahrzunehmen, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf.
Donnerstag, 10. September 2015
Seltsam,
https://twitter.com/kumpfuz/status/640562716772560896
Im übrigen:
https://twitter.com/kumpfuz/status/640188709242077185
Speziell die Deutschen verstehe ich nicht mehr: Da wollen sie alles unternehmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und auf der anderen Seite laden sie den halben Orient zur Einwanderung ein.
Freitag, 28. August 2015
Methoden
Im Schutz der Anonymität agieren beide. Diesen würden sie erst verlassen, wenn ihre Richtung zur absoluten Macht gelangen würde; aber auch dann würden sie das Licht der Öffentlichkeit scheuen, vielmehr als willfährige Schergen und Sbirren ihrer Machthaber weiterwirken, diesen wohlbekannt, aber sonst "geheim".
Montag, 24. August 2015
Toleranz
Friedrich II.
------------------
(Stichwort Islam-Karikaturen)
Sonntag, 23. August 2015
Linksromantiker
“Die Linksromantiker waren und sind die Totengräber der modernen Sozialdemokratie und (freilich ungewollt) die Wegbereiter der rechtspopulistischen Bewegungen.“
Donnerstag, 20. August 2015
Grenzkontrollen
Dann erst den nachhaltigen Gestank dieser Kloake zu bekämpfen kommt zu spät.
Mittwoch, 12. August 2015
Empathie
Eine Bildergeschichte...
Das (a) im Namen erklärt sich folgendermaßen: Man glaubte zuerst, es sei ein Kater - auch der Tierarzt! Erst beim 2. Besuch stellte sich heraus, dass es eine Djamila war - und das stimmte ja 100%ig: Das heisst ja "die Schöne".
Montag, 10. August 2015
Plagiat
Das ist aus "Berliner Luft" von Paul Lincke.Wenn sonst man "Mir kann keener" sagtso sagt in jedem Fallewenn's dem Berliner nicht behagter sanft: "Mir könn'se alle."
So oder so, "ein Ziel, auf's innigste zu wünschen" -leider nur mit viel Geld, aber auch dann nur annähernd zu verwirklichen. Aber zumindest könnte man sich dann "Sanftheit" leisten.
Samstag, 8. August 2015
Menschenfreunde
Ich habe in meinem Leben viele gute Menschen kennen gelernt und auch #Gutmenschen. Es waren aber nicht diesselben.
— FranzKumpf (@kumpfuz) 8. August 2015
Man kann es auch präziser ausdrücken: Die Menge der Gutmenschen und die Menge der guten Menschen sind disjunkt.
Am besten gefällt mir übrigens die Definition der Gutmenschen von G. Chr. Lichtenberg; natürlich gab es den Begriff damals noch nicht, wohl aber die "Menschenfreunde", denn die "... haben, wo sie gehen und stehen, eine Träne in den Augen und einen harten Gulden in der Hand".
Rüdiger von der Zeit
Was erzürn ich mich denn? Ist doch der Lauf der Welt.
Kann mich auch an ein Mädel erinnern.
Wo ist die jetzt? Ja, such dir den Schnee vom vergangenen Jahr.
Das sag ich so:
Aber wie kann das wirklich sein,
daß ich die kleine Resi war
und daß ich auch einmal die alte Frau sein werd!...
Die alte Frau, die alte Marschallin!
Siehgst es, da geht’s, die alte Fürstin Resi!‘
Wie kann denn das geschehen?
Wie macht denn das der liebe Gott?
Wo ich doch immer die gleiche bin.
Und wenn ers schon so machen muß,
warum laßt er mich denn zuschauen dabei,
mit gar so klarem Sinn? Warum versteckt ers nicht vor mir…
Die Macht der Zeit ist nicht nur die Vergänglichkeit und das Altern, nein, man muß sich dabei, wie die Marschallin sagt, auch noch zuschauen. Man wird sich dessen bewußt. Und das hat Konsequenzen. Dramatisch sind sie, weil dazu ja auch das Bewußtsein der Sterblichkeit, der eigenen Befristung gehört. Zum Glück allerdings weiß man nur, daß man sterben wird, nicht aber wann. Das bedeutet eine große Erleichterung, die man sich durch allzu ehrgeizige medizinische Prognosen nicht verscherzen sollte. Unsere Erfahrung der Zeit konfrontiert uns also mit dem Altern und der Sterblichkeit. Aber es kommt noch etwas hinzu: Wir erleben ja nicht nur die linearen Zeit des Nacheinander, des Früher und Später, sondern wir erleben eine dreidimensionale Zeit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und das bedeutet:. Wir erfahren das Nicht-Mehr und das Noch-Nicht, was gewiß eine Bereicherung ist, aber doch auch eine schwierige Berührung mit dem Nichtwirklichen, entweder weil es vergangen ist oder weil es künftig ist. Vollkommen wirklich ist eigentlich nur die Gegenwart. Aber auch diese ist im nächsten Moment schon wieder verschwunden. Auch darüber, über dieses Mysterium der Zeit, klagt die Marschallin:
wie man nichts packen kann,
wie alles zerlauft zwischen den Fingern,
alles sich auflöst, wonach wir greifen,
alles zergeht, wie Dunst und Traum
Sobald wir, wie die Marschallin, auf die Zeit achten, merken wir, wie diese gegenwärtig erlebte Wirklichkeit sich unablässig in die Vergangenheit auflöst und verschwindet. Es verschwindet natürlich nicht alles. Das Äußere bleibt noch eine Weile lang, doch die entsprechenden inneren Zustände fließen ab, bis dieses Äußere wie eine stehengebliebene Fassade oder Ruine wirkt.
Ein Beispiel: Ich nehme einen Brief zur Hand. Er ist zerrissen. Ich weiß noch, bei welcher Gelegenheit es geschah, ich kann auch versuchen, mir den inneren Zustand von damals - Erregung, Enttäuschung, Wut - in Erinnerung zu rufen, doch selbst wenn ich ihn jetzt noch zu spüren glaube, kann ich nicht wissen, ob es auch wirklich der Zustand von damals ist. Es fehlt das ‚Original‘, an dem ich die gegenwärtige Erinnerung messen könnte. Das Ungeheuerliche, was man häufig vergißt: Alle subjektiven Zustände sind verschwunden und können, trotz aller Aufzeichnungssysteme niemals als dieselben wiedererlebt werden.
Weil das so ist, hat Marcel Proust auch so großes Aufhebens gemacht von jenem Augenblick, da er die reine Wiederkehr des Vergangenen zu erleben meinte. Das große deja vu. Mit der Geschmackserinnerung der in den Tee getauchten Madelaine ist ihm plötzlich ein längst vergangener Zustand der Kindheit wieder gegenwärtig, nicht als erinnerter sondern eben als ‚originaler‘. Das Ich damals und das Ich jetzt verschmelzen für einen lichterlohen Moment. Für Proust ein platonischer Erlösungsaugenblick von Überzeitlichkeit. Ein solcher Momente der Wiederkehr bestätigt als geradezu mystische Ausnahme die Regel, welche besagt, daß in der Zeit nichts wiederkehrt, weil, selbst wenn es wiederkehrte, wir es als solches nicht identifizieren könnte, da die Vergleichsgröße, eben das vergangene Original, nicht zur Verfügung steht. Wir können ein Musikstück auf einer CD immer wieder hören. Es bleibt dasselbe Musikstück. Aber wie einem zumute war, als man es das erste Mal hörte, können wir nur vermuten. Wissen können wir es nicht. Die Vergangenheit unserer Seelenzustände ist unwiderruflich verloren. Um so rätselhafter ist dann das Gefühl, daß man doch irgendwie derselbe bleibt oder, mit den Worten der Marschallin gesagt:
Aber wie kann das wirklich sein,
daß ich die kleine Resi war
und daß ich auch einmal die alte Frau sein wird!…
Wie kann denn das geschehn,…
Die Zeit verändert einen und läßt es doch zu, daß man zu sich selbst auch weiterhin „Ich“ sagen kann. Man gewöhnt sich daran, in den besten Momenten allerdings kann man darüber erstaunen, daß obwohl alles vergeht und durch einen hindurchgeht, man sich selbst irgendwie gleichbleibt. Wahrscheinlich allerdings nur, weil einen die anderen, nicht zu vergessen das Finanzamt, als den gleichen ansehen.
Weil unaufhörlich die Dinge und Menschen in die Vergangenheit entschwinden, gibt es so unendlich vieles, für das man selbst jeweils der einzige und vor allem der letzte Zeuge ist und wenn die Zeugen verschwinden, stürzt das einst Wirkliche vollkommen ins Unwirkliche. Es ist dann so, als wäre es nie gewesen. Was von keinem mehr erinnert wird, ist aus der Welt verschwunden.
Gegen diese Furie des Verschwindens hat Jorge Luis Borges halb ernst halb ironisch eine Art ornithologischen Gottesbeweis ersonnen, der ungefähr so geht: Ich habe geträumt und wache auf. Mir träumte, ich sah einen Zug Vögel. Ich habe sie nicht gezählt. Kein anderer kennt meinen Traum. Es war aber eine bestimmte Menge. Also muß es Gott geben, nur er weiß, wieviel Vögel es waren, die durch meinen Traum flogen. Der zugrundeliegende Gedanke ist der: Damit etwas im Sein bleibt, muß es in einem Bewußtsein sein. Sonst ist es als wäre es nie gewesen. Wenn man sich aber ein Bewußtsein vorstellt, das alles Sein enthält, dem kein Ereignis ins Nicht-Sein entgleitet, dann ist der Name für dieses alles Sein umfassende und deshalb alles im Sein haltende Bewußtsein – Gott. So jedenfalls hat man ihn sich in den Religionen vorgestellt, als Herr der Zeit, oder man könnte auch sagen als ein riesiges Speichersystem, wo alles was geschehen ist und, noch verrückter, was künftig geschehen wird, in sich versammelt enthält. Das erst wäre im eigentlichen Sinne die Macht über die Zeit, die imstande wäre, die Macht der Zeit, durch die alles vergeht, zu brechen. Überflüssig zu sagen, daß solche Macht über die Zeit göttlich ist, uns jedenfalls ist sie unzugänglich.
Doch in einem anderen Sinne üben wir durchaus Macht aus über die Zeit, doch nur so, daß wir die Macht haben, etwas mit ihr zu machen: daß wir sie vergesellschaften und bewirtschaften. Die große Klage der Marschallin über die Macht der Zeit klingt aus mit den Versen:
Manchmal hör ich sie fließen unaufhaltsam.
Manchmal steh ich auf, mitten in der Nacht,
und laß die Uhren alle stehen
Die Marschallin hält also die Uhren an, um die Zeit anzuhalten. Aber natürlich weiß sie, daß sie zwar die Uhren anhalten kann, nicht aber die Zeit. Denn die Zeit ist keine Uhr.
Was ist denn überhaupt eine Uhr? Sie ist ein Instrument mit regelmäßigen, periodischen Geschehensabläufen mit deren Hilfe die Dauer eher unregelmäßigen Geschehensabläufe, und das ist der Rest des Lebens, gemessen werden. Früher nahm man als Maßeinheit Naturabläufe – die Bewegung der Gestirne oder der Sonne. Als Uhr konnte aber auch zum Beispiel dienen eine bestimmte Sandmenge, die durch einen engen Hals rinnt: die Sanduhr. Noch später begann man mechanische Uhren zu konstruieren. Aber die gesellschaftliche Gewohnheit der Zeitmessung hat dazu geführt, daß im allgemeinen Bewußtsein die ‚Zeit’ selbst häufig verwechselt wird mit den Instrumenten, mit deren Hilfe man sie mißt. Als ob die Zeit etwas ist, das taktmäßig wie etwa der Sekundenzeiger voranschreitet. Schon dieser Ausdruck ‚voranschreitet’ ist mißverständlich. Die Zeit ‚schreitet’ nicht, eher ‚fließt’ sie. Aber auch das ist nur eine ziemlich hilflose Metapher. Auch die Marschallin probiert einige Metaphern aus, sie zerläuft, sie zergeht, sie rieselt , sagt sie.
Wenn die Zeit als reines Objekt auch so schwer zu fassen ist, die Uhren sind sehr wohl zu fassen. Sie üben, wenn sie einmal existieren, eine große Macht im Zusammenleben der Menschen aus. Die Uhr ist nicht nur ein physisches sondern vor allem ein gesellschaftliches Objekt. Sie ist, so könnte man sagen, ein Instrument zur Vergesellschaftung der Zeit, sie koordiniert die zeitlichen Bezugspunkte des gesellschaftlichen Getriebes, zunächst im lokalen Rahmen und später global und kosmisch. In der Neuzeit ist die Uhr derart dominierend geworden, daß man zu dem Schluß kommen kann, die Uhr ist trotz oder sogar wegen der Digitalisierung immer noch die maßgebende Maschine des modernen Industriezeitalters. Englische Industriearbeiter zerschlugen im 19. Jahrhundert bei einigen Revolten nicht etwa nur die Maschinen, an denen sie arbeiteten, sondern auch die Uhren über den Fabrikanlagen. Ihr Zorn richtete sich gegen die verhaßten und allgegenwärtigen Symbole der Zeitmessung.
Die Uhren koordinieren das gesellschaftliche Geschehen, aber die Uhren müssen auch untereinander koordiniert werden, zwischen raumentfernten Punkten. Vor allem die Eisenbahn und ihre Fahrpläne im 19.Jahrhundert machen es nötig. Vorher hatte jeder Ort seine eigene Zeit, jetzt ist es erforderlich und auch technisch möglich, auf Gleichzeitigkeit umzustellen. Es ist kein Zufall, daß der junge Albert Einstein, der die Relativität der Zeit entdeckte, in Bern daran arbeitete, die eidgenössischen Bahnhofsuhren auf Gleichzeitigkeit zu bringen. Zu welchen Rätselhaftigkeiten das führt, ist bekannt.
Erst mit den gewachsenen Koordinierungsleistungen der Uhren konnte sich - menschheitsgeschichtlich übrigens zum ersten Mal – das erstaunliche Phänomen der Pünktlichkeit herausbilden. Die Uhren zeigen nicht nur an, was ist – sondern wirken als Verhaltenssteuerung. Dazu paßt, daß die größten und auch schönsten Uhren schon bald an den Kirchtürmen prangten und von dort ihre mahnende Botschaft erschallen ließen. Später finden wir sie an den Bahnhöfen und in den Werkhallen bis sie schließlich an unseren Handgelenk als Armbanduhren auftauchen. Von diesem Augenblick an wissen alle, was die Stunde geschlagen hat.
Ein dichtes gesellschaftlich geknüpftes Netzwerk der Zeit legt sich seitdem über das Leben. Das war früher anders. Zeitregelungen gab es zwar auch, aber sie waren längst nicht so engmaschig wie heute. Der gesellschaftlich erzeugte Zeitdruck erhöht sich. Was aber ist es genau, das da drückt, wenn der Zeitdruck zunimmt?
Den Zeitdruck gibt es unter dem Eindruck, daß die Zeit knapp ist.
Die Zeit ist knapp. Wie kann Zeit überhaupt ‚knapp’ werden? Entscheidend ist es nun, sich klar zu machen, daß Zeit selbst nicht knapp werden kann, sie wird knapp nur im Verhältnis zu bestimmten Vorhaben. Jede Tätigkeit, jedes Ereignis beansprucht eine bestimmte Dauer. Steht diese nicht hinreichend zur Verfügung, kann die Zeit knapp werden. Die Knappheit der Zeit ist also keine Eigenschaft der Zeit, sondern ein Problem, das bei ihrer Nutzung für bestimmte Tätigkeiten und in bestimmten gesellschaftlichen Organisationsformen auftritt.
Wir leben heutzutage unter einem strikten Zeitregime. Genau geregelte Arbeitszeit, Freizeit, Schul- und Ausbildungszeit. So sehr ist man eingespannt in die gesellschaftlichen Zeitpläne, daß Horvath einmal die geistvolle Bemerkung machen konnte:
Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme nicht dazu…
Das Gefühl der Zeitverknappung wächst mit der Dynamik der Beschleunigung, die vor allem ökonomische Ursachen hat. Die Beschleunigungsdynamik kam in Gang, nicht nur weil man sich im Raum immer schneller bewegen konnte, sondern weil es ökonomisch bei den eingesetzten Kapitalien auf schnelle Verwertung durch Erfolge am Markt ankam. Unsere Ökonomie ist letztlich Zeitökonomie. Produktiver sein, heißt schneller sein. So entsteht der Zwang zur Beschleunigung bei den Produktionsmethoden und beim Wechsel der Produkte. Auch die ‚Lebenszeit’ der Produkte muß verkürzt werden. Zur Beschleunigungsökonomie gehört deshalb die Wegwerfökonomie. Der Abfall bleibt nicht nur hinter uns, wir schieben ihn auch wie eine riesige Bugwelle vor uns her. Das gilt für den Müll jeder Art, auch für Schulden und den vom extrem beschleunigten spekulativen Finanzhandel erzeugten Finanzmüll, der in bad banks ausgelagert wird. Man kann sicher sein, daß uns die dort gelagerten kontaminierten sogenannten Finanzprodukte ebenso wie etwa der Atommüll noch große Schwierigkeiten bereiten werden. Besonders weil inzwischen die EZB mit dem Kauf der faulen Staatsanleihen selbst zu einer finanziellen Mülldeponie geworden ist, allerdings ausgestattet mit der Lizenz zum Gelddrucken.
Doch bei aller Beschleunigung dürfen wir nicht vergessen: Ebenso wie die Zeit selbst nicht knapp werden kann, so kann sich auch die Zeit nicht beschleunigen, sondern nur die Ereignisse, mit denen wir sie vollstopfen. Zeitknappheit und Beschleunigung sind nicht Eigenschaften der Zeit selbst sondern eine Folge des gesellschaftlichen Umgangs mit ihr. Dabei geht es heute nicht nur um Beschleunigung von Ereignissen, sondern auch um das Gegenteil, nämlich um Verzögerung und Aufschub. Wenn man befürchten muß, daß bestimmte Entwicklungen über kurz oder lang auf einen Kollaps zutreiben, finanziert man einen Aufschub, um die Stunde der Wahrheit hinauszögern, mit Krediten, von denen die Geber wie die Nehmer wissen, daß sie nie zurückgezahlt werden. Das ist bekanntlich das Betriebsgeheimnis der Griechenlandrettung. Gekaufte Zeit hat Wolfgang Streek, der Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, diesen Vorgang genannt. Klar ist, daß unter diesen Bedingungen der gekauften Zeit sich der Zeitdruck und in Folge davon die Beschleunigung dann doch steigert. Und wieder ist es, wie gesagt, nicht die Zeit selbst, die drückt, sondern die selbst geschaffenen Fristen und Termine.
Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Civilisation in eine neue Barbarei aus schreibt Nietzsche und fährt fort: Es gehört desshalb zu den nothwendigen Correkturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in grossem Masse zu verstärken.
Die Verstärkung des beschaulichen Elements – das sagt sich so leicht. Natürlich muß man auch bei sich selbst anfangen. Aber die Erfolge werden beschränkt sein, wie der Berliner Volksmund weiß: ‚Mensch, geh in dir!‘, - ‚War ik schon, is och nischt los.‘
Im Ernst, eigentlich ist nicht mehr und nicht weniger erforderlich als eine neue Zeitpolitik, eine Revolution des gesellschaftlichen Zeitregimes. Man müßte andere Arten der Vergesellschaftung und Bewirtschaftung der Zeit entwickeln und durchzusetzen. Und dabei wird die ‚Zeit’ notwendig zu einem politischen Thema und gerät in den Bereich der politischen Entscheidungen. Die politische Klasse hat das noch kaum begriffen. Es hat auch lange genug gedauert, bis man die ‚Natur’ als Thema der Politik entdeckte. Und so wird es wohl noch ein wenig dauern bis man bemerkt: Es ist eine politische Machtfrage, die verschiedenen Geschwindigkeiten, die der Ökonomie und die der demokratischen Entscheidungsprozeduren aufeinander abzustimmen, was darauf hinauslaufen würde, die Ökonomie unter das Zeitmaß demokratischer Entscheidungen zu bringen. Ebenso ist es eine politische Machtfrage, ob es der Finanzwirtschaft weiterhin erlaubt bleiben soll, mit der Zukunft so gemeingefährlich zu spekulieren, wie sie das bisher getan hat und noch tut. Es ist eine politische Machtfrage zu entscheiden, welchen Preis an Umweltschäden und Lebensbelastungen wir zu zahlen bereit sind - nur um eine schnellere Fortbewegungsart zu ermöglichen. Es ist eine politische Machtfrage, Lebenszyklen und Arbeitsprozesse zu synchronisieren. Und es ist eine politische Machtfrage, wieviel Zeit wir den Kindern geben und lassen wollen und den Alten und dem Altern. Bei alledem sind wir nicht Herrn der Zeit. Aber an der Art und Weise der Vergesellschaftung der Zeit können wir sehr wohl etwas ändern.
In diesem Sinne hat die Marschallin im „Rosenkavalier“ schon wieder recht, wenn sie des Nachts aufsteht und die Uhren anhält."
Rüdiger Safranskis Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2015
Dienstag, 4. August 2015
Gabčíkovo
Verschiedene Formen von Informationen
- Nachrichten: Eine Information über Tatsachen, die für die Adressaten vermutlich neu und interessant sind und unter diesem Aspekt aus möglichen Zusammenhängen gerissen werden;
- meist (aber nicht zwingend) ohne die unterhaltenden Elemente des
- Features.
- i. U. zum Kommentar unter striktem Verzicht auf die Meinung des Schreibers;
- i. U. zur Reportage ohne subjektive Elemente und Impressionen;
- i. U. zum Korrespondentenbericht ohne (oder mit vorsichtiger) Deutung;
Aus: Wolf Schneider, Deutsch für Profis - ein Buch, das offenbar heute kaum ein Journalist gelesen hat.
Dienstag, 28. Juli 2015
Feigheit
Sonntag, 26. Juli 2015
Schreibtischwohltäter
#Asyl:Die Schreibtischwohltäter werden uns noch einen #Kanzler #Strache bescheren und dann werden sie es nicht gewesen sein wollen.
— FranzKumpf (@kumpfuz) 26. Juli 2015
#Asyl: Die sog. Anständigen in diesem Land werden ihre Anständigkeit noch so weit treiben, daß die wirklich Unanständigen ans Ruder kommen.
— FranzKumpf (@kumpfuz) 26. Juli 2015
Begegnungen
Ich bin ein leidenschaftlicher Spazierengeher und lege dabei gerne lange Strecken zurück, 10 km sind keine Ausnahme, winters in der Stadt (oft mit einem Freund) und sommers am Land. In der Stadt ist man leider an bestimmten Stellen Freiwild für Radfahrer*, am Land hingegen ist man ein Störfaktor für Leute, die ihre Hunde frei laufen lassen. Für die dabei mitunter enstehenden spannungsgeladenen Momente machen sie natürlich mich verantwortlich und funkeln mich böse an - die Halter, nicht die Hunde. Mit denen komme ich meistens gut zurecht, ich zeige (und habe meistens) keine Angst vor ihnen.
Die Nordic-Walker werden in letzter Zeit seltener, vielleicht haben die Stock-Hersteller das Sponsoring der Orthopäden eingestellt. Mich hat immer belustigt, mit welchem Überlegenheitsgehabe über mich einfachen Fußgänger sie wild entschlossen durch die Gegend stapften; dabei wurde ich nie das Gefühl los, dass diese Typen vorher nie auf den Gedanken gekommen wären, sich der freien Natur auszusetzen. Auch Jogging ist offenbar nicht mehr die große Mode, zumindest auf dem Land. ab und zu läuft mir einen sehnige, gestählte junge Dame über den Weg, die für's Grüßen keinen Atem mehr hat. Die Gegend, in der ich mich im Sommer aufhalte, ist gottseidank für Mountain-Biker nicht aufregend genug, sodass ich (noch?) vor denen Ruhe habe.
Einfach nur gehen, das ist für viele Leute einfach nicht gut genug, es muss was Besonderes dabei sein.
----------------
*:
Samstag, 25. Juli 2015
Methusalemkomplott
Dazu passt der folgende Ausschnitt aus G. C. Lichtenberg:
"Sollte nicht manches von dem, was Herr Kant lehrt,
zumal in Rücksicht auf das Sittengesetz, Folge des Alters
sein, wo Leidenschaften und Meinungen ihre Kraft ver-
loren haben, und Vernunft allein übrig bleibt? - Wenn
das menschliche Geschlecht in seiner vollen Kraft, etwa
mit dem vierzigsten Jahre, stürbe, was für Folgen würde
dieses auf die Welt haben! Aus der Verbindung der ruhi-
gen Weisheit des Alters entsteht viel Sonderbares. Ob es
nicht noch einmal einen Staat geben wird, wo man alle
Menschen im fünfundvierzigsten Jahre schlachtet?"
Ein bißchen Philosophie...
spruch; es ist dem Menschen unmöglich, aus sich heraus
zu gehen. Wenn wir glauben, wir sehen Gegenstände, so
sehen wir bloß uns. Wir können von nichts in der Welt
etwas eigentlich erkennen, als uns selbst, und die Verän-
derungen, die in uns vorgehen. Ebenso können wir un-
möglich für andere fühlen, wie man zu sagen pflegt; wir
fühlen nur für uns. Der Satz klingt hart, er ist es aber
nicht, wenn er nur recht verstanden wird. Man liebt we-
der Vater, noch Mutter, noch Frau, noch Kind, sondern
die angenehmen Empfindungen, die sie uns machen; es
schmeichelt immer etwas unserem Stolze und unserer
Eigenliebe. Es ist gar nicht anders möglich, und wer den
Satz leugnet, muß ihn nicht verstehen. .....
Aus nichts leuchtet, glaube ich, des Menschen höherer Geist
so stark hervor, als daraus, daß er sogar den Betrug ausfindig
zu machen weiß, den ihm gleichsam die Natur spielen wollte.
Nur bleibt die Frage übrig: wer hat recht, der,
welcher glaubt, er werde betrogen, oder der es nicht glaubt?
Unstreitig hat der recht,
der glaubt, er werde nicht betrogen. Aber das glauben
auch beide Parteien nicht, daß sie betrogen werden. So-
bald ich es weiß, so ist es kein Betrug mehr.
........
Ich glaube doch nun auch wirklich, daß die Frage,
ob die Gegenstände außer uns objektive Realität haben,
keinen vernünftigen Sinn hat. Wir sind unserer Natur
nach genötigt, von gewissen Gegenständen unserer
Empfindung zu sagen, sie befänden sich außer uns; wir
können nicht anders. - Die Frage ist fast so töricht, als
die: ob die blaue Farbe wirklich blau sei. Wir können un-
möglich über die Frage hinausgehen. Ich sage, die Dinge
sind außer mir, weil ich sie so ansehen muß, es mag
übrigens mit jenem außer mir sein eine Beschaffen-
heit haben, welche es will; darüber können wir nicht
richten."
G.Chr. Lichtenberg
Freitag, 24. Juli 2015
Strafing
Schwer ist er auf jeden Fall und auch gefährlich, denn die vorwiegend linksdrehenden Medien, allen voran der ORF, haben die Meinungs-Lufthoheit und knallen jeden erbarmungslos ab, der sich aus der Deckung wagt.
("Strafing" ist der militärische Fachausdruck für Tieffliegerbeschuss)
Donnerstag, 23. Juli 2015
Paradies
Dienstag, 21. Juli 2015
Nichtsein
A.Lernet-Holenia
Die wenigsten Menschen haben wohl recht
über den Wert des Nichtseins gehörig nachgedacht. Unter Nichtsein nach dem Tode
stelle ich mir den Zustand vor, in dem ich mich befand, ehe ich geboren ward.
Es ist eigentlich nicht Apathie, denn die kann noch gefühlt werden, sondern es
ist gar nichts. Gerate ich in diesen Zustand - wiewohl hier die Wörter ich und
Zustand gar nicht mehr passen -, es ist, glaube ich, etwas, das dem ewigen
Leben völlig das Gleichgewicht hält. Sein und Nichtsein stehen einander, wenn
von empfindenden Wesen die Rede ist, nicht entgegen, sondern Nichtsein und
höchste Glückseligkeit. Ich glaube, man befindet sich gleich wohl, in welchem
von beiden Zuständen man ist. Sein und abwarten, seiner Vernunft gemäß handeln
ist unsere Pflicht, da wir das Ganze nicht übersehen.
Samstag, 18. Juli 2015
Ein warmer Sommernachmittag...
https://schusterelf.wordpress.com/2015/07/03/ein-warmer-sommernachmittag-eis-und-viele-liebe-leut/
Eine tolle Idee und gelungene Durchführung von meinem Freund SK, anläßlich unseres (fast) gleichen Geburtstages.
Freitag, 17. Juli 2015
Iran-Deal
Donnerstag, 16. Juli 2015
Die Griechen
"Am korrektesten wäre es vielleicht, von einer konstítutionellen Amoralität der Griechen zu reden. ››Die Frömmigkeit«,sagt Oedipus bei Sophokles zu Theseus, »habe ich auf derWelt nirgends wie bei euch gefunden und die milde Denk-art und das Meiden der Lüge«; ob damit nur alte Zustände gemeint sein sollen oder die Gegenwart: jedenfalls enthalten diese Worte eine vollendete Anticharakteristik der Athener und der Griechen überhaupt und zugleich eine unfreiwillige Selbstcharakteristik, indem sie zeigen, wie sehr es ihnen an Erkenntnis des eigenen Wesens und Unwesens gefehlt hat. Im ganzen Altertum, das in diesen Dingen nicht sehr rigoros war, war ihre Streitsucht und Schmähsucht, Habgier und Bestechlichkeit, Eitelkeit und Ruhmredigkeit, Faulheit und Leichtfertigkeit, Rachsucht und Perfidie, Scheelsucht und Schadenfreude berüchtigt und sprichwörtlich. Besonders stark entwickelt aber war ihre Lügenhaftigkeit und ihre Grausamkeit. ... Plato klagt, daß bei jedem Prozeß mindestens ein Meineid geleistet werde, da beide Parteien bereit seien zu schwören, und selbst Zeus, der erhabenste der Götter,schwört zahlreiche Meineide. "Nun, der gute Friedell ist mit seinen Urteilen manchmal etwas gar harsch, aber ein Schmunzeln kann man nicht unterdrücken.
------------------------------
Donnerstag, 9. Juli 2015
Hitze im Hirn
----------------------------Moral Pronouncement----------------------------
Leider muss man heutzutage noch extra und feierlich feststellen, dass man selbstverständlich jedem (echten) Flüchtling ein ordentliches Quartier wünscht und zwar, sobald es irgend geht.
In einem Boot
Nun muss ich aber feststellen, dass nach und nach auch in diesem Boot Leute beginnen den Ton anzugeben, die mir nicht gefallen. Es sind einerseits wichtigtuerische, lautstarke Leute, welche die besten Plätze am Rand erobert haben, andererseits aber auch solche, die am Steuer sitzen und die nichts gegen die ersteren zu tun wagen.
Konkret heißt das: Ich fühle mich im Boot der Sozialdemokratie, in das ich auf Einladung des seligen Kreisky gestiegen bin, nicht mehr heimisch, habe mich dort allerdings eh immer nur als Gast betrachtet. Wenn ich aber nun sehe, dass die frühere Partei der "kleinen Leute" immer mehr zu einer modischen Elite-Partei verkommt und dass jene, die sie groß und stark gemacht haben, zunehmend ignoriert werden (außer am 1. Mai), so muss ich mich wohl oder übel verabschieden.
Aber wohin? In das schnelle, forsche Boot da drüben rechts möchte ich auf keinen Fall steigen, das ist von lauter Rabauken besetzt, die allerdings perfekt die Strömung auszunutzen verstehen. Das dicke Boot in der Mitte liegt mir zu tief im Wasser, sind wohl zu viele dicke Leute drauf, wahrscheinlich haben sie auch noch Goldbarren in ihrem Gepäck; da gehöre ich nicht hin. Auf der linken Seite schwimmt ein Boot mit vorwiegend jungen Leuten, die vorgeben, nur mit dem Wind zu segeln, dabei ist der Motor nur gut verborgen. Außerdem ist das Boot vollgerammelt mit Luxus-Fahrrädern. Dort ist kein Platz für ältere Kaliber wie mich. Es geht mir dort auch zu laut zu.
Was tun? Wahrscheinlich werde ich wieder ein Freischwimmer - mit Schwimmreifen.
-------------------
Klartext: Die Positionen der Linken und Grünen zu den Themen Asyl und Griechenland kann ich nicht nach- oder mitvollziehen.
Widerlich,wie alle mit #Griechenland ihr innenpolitisches Süppchen kochen und dabei die Luft mit ideologischen Darmblähungen verstinken!
— FranzKumpf (@kumpfuz) 17. Juli 2015
Aber...
Das heißt also:
Eine Äußerung wie:"Ich bin ein großer Bewunderer jüdischer Leistungen in Kultur und Wissenschaften, aber das dominante Auftreten einiger ihrer Vertreter in der Öffentlichkeit finde ich penetrant" ist total unakzeptabel und stempelt einen sogleich zum Antisemiten.
Oder:
Mit dem Statement: "Es ist klar, dass Österreich eine Zuflucht für wirkliche Kriegsflüchtlinge anbieten soll, aber ich bin gegen einen ungefilterten Zustrom aus aller Welt, d. h. ich bin für entsprechende Kontrollen" stellt man sich in den Augen der opinion leaders sofort außerhalb der Politischen Korrektheit und damit in ihren Augen außerhalb der anständigen Gesellschaft.
Diese Beispiele sind nur gewählt, weil sie momentan aktuell sind, es gäbe aber noch viele andere.
Aber meine ganze Wesens- und Denkart ist auf "Differenzieren" abgestellt, weil man meiner Meinung nach nur so der Welt-Wirklichkeit ein bißchen näher kommt.
ABER:
http://kumpfuz.blogspot.co.at/2012/02/wahrheit.html
Montag, 6. Juli 2015
Erhabenheit
L. Murschetz
Samstag, 4. Juli 2015
Aviso
Warum er trotzdem öffentlich zugänglich ist, hat den einzigen Grund, dass ich mir dadurch einen gewissen Zwang auferlege, sorgfältig zu formulieren. Meine früheren "Sudelbücher" (Lichtenberg möge mir diese Anleihe verzeihen) auf Papier oder auch schon später auf elektronischem Medium waren oft genug nicht ordentlich artikuliert und daher - wen wundert es? - auch nicht richtig durchdacht.
Eingebaute Kommentare
Warum ich hier darauf zurückkomme, ist Folgendes: Unsere Gäste nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass bei unseren TV-Nachrichten kein wertender Kommentar dazu geliefert wurde! (Dazu muss man wissen, dass man in Dresden kein Westfernsehen empfangen konnte, man nannte es das "Tal der Ahnungslosen"). Das war vor ca. 30 Jahren.
Heute sind wir auch bei uns so weit, dass es praktisch keinerlei Nachrichten in Funk und Fernsehen ohne Kommentar mehr gibt, nur wird er nicht mehr separat angeliefert, sondern steckt schon in Auswahl, Reihung und Präsentation der Nachrichten drin. Darüber hinaus wird gratis und franko auch noch eine vorgefertigte Instant-Emotions-Essenz dazugepackt, die man nur aufzulösen braucht.
Moderne #Medien:Keine Nachricht ohne mitverpackte moralische Botschaft,keine #Information,die nicht in #Emotion eingewickelt wird.
— FranzKumpf (@kumpfuz) 14. Mai 2015
Ich fürchte nur, dass der "moderne Mensch" nur mehr medial-eingespeichelte und vorgekaute Informationen verdauen kann.
Mittwoch, 1. Juli 2015
Thielemann zu PEGIDA
Das ewige Heute
"Der wird nicht auferstehn, der vor nicht auferstanden,Der jüngste Tag ist itzt und nicht danach vorhanden"
Daniel von Czepko von Reigersfeld, 1648.
Diskrepanzen
"Zänkisch [ist] vom Frieden, unduldsam von der Toleranz, pfennigfuchsend von Gott die Rede"Aus: Günther Grass, Das Treffen in Telgte.
Piri-Piri: TUT GUT
Montag, 29. Juni 2015
Weltkrieg I
Selten ist ein Krieg so unglücklich begonnen und so schrecklich beendet worden wie der erste Weltkrieg: diplomatisches Ungeschick und militärische Engstirnigkeit auf deutscher, schlimme Fahrlässigkeit auf österreichisdıer Seite, blinder Revanchegeist in Frankreich, bösartige Machinationen einer kleinen Kriegspartei in Rußland, Sclıwanken zwisclıen Vernunft und Hysterie schließlich in England ließen die Großmächte aus vierzigjähriger Friedenszeit in einen Krieg gleiten, dessen Folgen niemand voraussah und der das Gleichgewicht der Kräfte auf dem europäischen Kontinent endgültig zerstörte.Aus: Snyder, Morris, Müller: Hier hielt die Welt den Atem an. Stuttgart 1953
Daß Deutschland den anderen Mächten nur im Ungeschick, nicht in böser Absicht voraus war,weiß heute jeder Historiker. Die Kriegsschuldfrage diente nur als Vehikel, auf dem die alliierten Staatsmänner in Paris 1919, voran der haßblinde Clemenceau, ihre maßlosen Forderungen an Gebietsabtrennung, Zerstückelung und Reparationen in die Scheuer des Sieges einbrachten.
Die beste Kurzfassung für die Ursachen des Kriegsausbruchs 1914, die mir untergekommen ist. Natürlich werden das national orientierte Historiker anders sehen, aber beim Lesen von Chr. Clarks "Schlafwandler" kommen mir ähnliche Gedanken. Was fehlt, ist die Rolle Serbiens als 'detonator'.
Samstag, 27. Juni 2015
Gute Werke
Donnerstag, 25. Juni 2015
Spendenfreudigkeit
"Bei Flüchtlingskatastrophen spenden Österreicher deutlich weniger als bei Naturkatastrophen...."beklagt die WienerZeitung.
Bei so riesigen Gute-Werke-Industriekomplexen á la CARITAS u. ä. spielen die Spenden ja ohnehin nur die Rolle eines Deckungsbeitrages. Abgesehen davon kann man aus dieses Erkenntnissen natürlich die verschiedensten Schlüsse im Hinblick auf das Wahlvolk ziehen. Welche die Wiener SPÖ zieht, ist leicht zu erraten. Hauptsache, die Eliten behalten ihr Gutes Gewissen.
Montag, 22. Juni 2015
Zerstörer
"Sonderbar, dass die Zerstörung so oft von denen ausgeht, die in dem Wahn leben, sie seien die Bewahrer der sogenannten heiligsten Güter".
Aus: Jakob Wassermann, Der Fall Maurizius
-----------------------
Ebenfalls aus diesem Roman der Zwischenkriegszeit:
"Es wird immer nach der Gesinnung gefragt. Wer die gewünschte Gesinnung hat, darf dann auch niederträchtig handeln."
Sonntag, 21. Juni 2015
€-Tropf
Samstag, 13. Juni 2015
So ein Pech
Jetzt bricht bei den medialen Moralwächtern sowie bei Pollack&Co. ein veritabler Shitornado los. Aber leider war der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Weisung des Innenministerin für einige Printmedien in dieser Liga extrem ungünstig, da sie es nur mehr rein informativ in die Wochenend-Ausgabe einrücken konnten und keine Zeit mehr blieb, ein wertendes Campaigning zu starten. Das haben sie gar nicht gern, solche gefährlichen Meldungen ohne ideologische Gebrauchsanweisung auf das dumme Publikum loszulassen. Die WZ muss sogar bis Dienstag warten, wenn sie nicht eine Sonderausgabe einschiebt. So mussten sie auf ihre Online-Zweige ausweichen. Aber wenigstens war der ORF auf dem Posten, um seine guten Werke zu vollbringen.
Achtung SPÖ!
#SPÖ aufgepasst: Eure Sympathisanten in den #Medien machen euch von einer Groß- zu einer #Mittelpartei!
— FranzKumpf (@kumpfuz) 13. Juni 2015
Die SPÖ gibt sich der Illusion hin, dass es genügt, die Medien unter Kontrolle zu halten, die das "Volk" dann schon in die richtige Richtung leiten. Dazu füttert sie einerseits den Boulevard in gerade unverschämter Weise an, bringt im StaatsrundfunkORF alle wichtigen Posten unter ihren Einfluß oder reißt sich gleich eine ganze Zeitung unter den Nagel wie die staatseigene WienerZeitung (WZ). Sie vergisst aber dabei, dass ihre Gewährsmänner und -frauen in den Medien einer ganz bestimmten Schicht angehören, die eben nicht ihr "Ohr am Volk" haben, auch wenn sie sich in ihrer Hybris das oft einbilden. Die Politiker selbst sind in den meisten Fällen auch schon so abgehoben, dass sie gar nicht mehr spüren, wie der Wind in den Niederungen weht. Tut es einer doch, so wird er sofort verbellt - natürlich wieder mit Hilfe der Sympathisanten in den Medien.Konkrete Beispiele: Dass sie sich nicht trauen, in der Asylantenfrage über Grenzkontrollen auch nur zu reden oder dass ihre Bosse ganz offen mit den griechischen Polit-Ganoven sympathisieren ist allein der Tatsache geschuldet, dass sie nur mehr die Freuqenzen den ihnen hörigen Medien hören können und die tiefen Töne nicht mehr.
Nur weiter so und sie - aber leider auch wir alle - kriegen die Rechnung bei den nächsten Wahlen.
Dienstag, 9. Juni 2015
Wieder einmal...
Damit, dass es vor allem jüdische Künstler von der Ostküste sind, um deren Befindlichkeiten es sich handelt, hat es, glaube ich, nichts zu tun. Ich liebe z. B. die Krimis von H. Kemelman sehr und die spielen voll in diesem Milieu. Aber das ist natürlich keine "Literatur" und auch schon älteren Datums. Aber mit den irischen Amerikanern kann ich auch nichts anfangen.
Sonntag, 7. Juni 2015
Salto
Ein Mensch betrachtete einst näher
die Fabel von dem Pharisäer,
der Gott gedankt voll Heuchelei
dafür, dass er kein Zöllner sei.
Gottlob! rief er in eitlem Sinn,
dass ich kein Pharisäer bin!
-------------------------------------
Lukas 18, 9–14:
Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel:
Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Freitag, 5. Juni 2015
Artensterben
Wahrscheinlich schon, denn die meisten von ihnen haben ja keine Vorstellung davon, wie sehr diese "Geschöpfe" früher das Leben erschwerten, vor allem auf Reisen. Und historische Reiseberichte sind ja doch nur alte Hüte. Auch steht das Wort "Ungeziefer" sicher schon auf dem Index.