Dienstag, 21. Juli 2015

Nichtsein

"Daß ich, vorher, geträumt, was ich nun nicht mehr erinnere, ist möglich. 
Beginnt nicht auch das Leben so? 
Beginnt der Tod nicht so, und man weiß nicht einmal, daß er beginnt".

A.Lernet-Holenia
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Die wenigsten Menschen haben wohl recht über den Wert des Nichtseins gehörig nachgedacht. Unter Nichtsein nach dem Tode stelle ich mir den Zustand vor, in dem ich mich befand, ehe ich geboren ward. Es ist eigentlich nicht Apathie, denn die kann noch gefühlt werden, sondern es ist gar nichts. Gerate ich in diesen Zustand - wiewohl hier die Wörter ich und Zustand gar nicht mehr passen -, es ist, glaube ich, etwas, das dem ewigen Leben völlig das Gleichgewicht hält. Sein und Nichtsein stehen einander, wenn von empfindenden Wesen die Rede ist, nicht entgegen, sondern Nichtsein und höchste Glückseligkeit. Ich glaube, man befindet sich gleich wohl, in welchem von beiden Zuständen man ist. Sein und abwarten, seiner Vernunft gemäß handeln ist unsere Pflicht, da wir das Ganze nicht übersehen.

 Lichtenberg (88) 

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