A.Lernet-Holenia
Die wenigsten Menschen haben wohl recht
über den Wert des Nichtseins gehörig nachgedacht. Unter Nichtsein nach dem Tode
stelle ich mir den Zustand vor, in dem ich mich befand, ehe ich geboren ward.
Es ist eigentlich nicht Apathie, denn die kann noch gefühlt werden, sondern es
ist gar nichts. Gerate ich in diesen Zustand - wiewohl hier die Wörter ich und
Zustand gar nicht mehr passen -, es ist, glaube ich, etwas, das dem ewigen
Leben völlig das Gleichgewicht hält. Sein und Nichtsein stehen einander, wenn
von empfindenden Wesen die Rede ist, nicht entgegen, sondern Nichtsein und
höchste Glückseligkeit. Ich glaube, man befindet sich gleich wohl, in welchem
von beiden Zuständen man ist. Sein und abwarten, seiner Vernunft gemäß handeln
ist unsere Pflicht, da wir das Ganze nicht übersehen.
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