Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Dienstag, 23. November 2010
Alter-nativen
Th. Fontane (an W. Hertz)
Montag, 22. November 2010
Atheisten
Das erschien mir schon immer als unfaßbarer Hochmut und deswegen kann ich es auch nicht ernst nehmen.
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Immer mehr festigt sich meine Überzeugung, daß es mehr gibt als Raum und Zeit.
Geschichtsschreibung nach Vorschrift
So viel anders ist es derzeit auch nicht: Nicht nur über die Nazizeit, sondern durchaus auch über frühere Perioden wie das 19. Jh. wird aus einer ganz bestimmten Sicht berichtet, nämlich vom Standpunkt der heutigen "Political Correctness". Man beschränkt sich dabei nicht auf das Berichten, sondern liefert (fast) immer auch die moralische Beurteilung und integrierte Ergebenheitsadressen an den modernen Mainstream mit. Hat man Angst, die Leser würden es sonst falsch verstehen, sich gar eine eigene Meinung bilden - oder fürchtet man die mächtigen Führer der Öffentlichen Meinung? Letztere Angst verstehe ich sogar, denn wer will sich schon selbst vom Markt ausschließen!
Es gibt rühmliche Ausnahmen, z. B. Brigitte Hamann, die bei einem so gefährlichen Thema wie "Hitler in Wien" sich wirklich auf das Beschreiben des damaligen Umfelds beschränkt. Die Dame hat Mut!
Regierungen
Mittwoch, 17. November 2010
Jugendliche Helden
Hippolytos, der "jugendliche Held", wird als barfuß gehender Schlaffi mit Brille, Schlabberhose, Schlabberhemd dargestellt. Zuletzt bei Cechov und Schnitzler ähnlich: Man versteht einfach nicht, warum sich reife Frauen in diese schlaffen Bubis wahnhaft verlieben können. Oder lieben die heutigen "Damen" solche Weicheier und Warmduscher? Andererseits: Wieso wurden Michael Maertens so ein Star?
Ich weiß schon, daß der "jugendliche Held" früherer Generationen heute sehr schwer darzustellen ist ohne der Lächerlichkeit zu verfallen, aber das Äquivalent gibt es ja heute auch - aber sooo schauen die nicht aus. Wenn sie uns schon nicht zutrauen, daß wir die Parallelen zur Gegenwart aus den alten Stücken selber ziehen können, so sollten sie wenigstens die "modernen Helden" in ironischer Verfremdung darbieten - es laufen ja genug "geile" Typen herum, die sich dafür halten, z. B. "Jungmanager".
Aber Ironie haben sie nur für andere Generationen bereit, nicht für sich selber.
Rigoletto
- Sandro Sequi | Inszenierung
- Ramón Vargas | Der Herzog von Mantua
- Dmitri Hvorostovsky | Rigoletto, sein Hofnarr
- Patrizia Ciofi | Gilda, dessen Tochter
- Kurt Rydl | Sparafucile
- Nadia Krasteva | Maddalena
- Donna Ellen | Giovanna
- Janusz Monarcha | Il Conte di Monterone
Montag, 15. November 2010
Sonntag, 14. November 2010
Rettet den Planeten vor den Planetenrettern!
Freitag, 12. November 2010
WZeitungswende
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Eines muß man doch sagen: Unterberger hatte wenigstens den Mut, auch kritische Leserbriefe zu veröffentlichen. Aber diese Art von Mut und noch weniger den Humor, auch mal über sich selber nachzudenken oder gar zu lächeln, gibt es bei den fortschrittlich-liberalen Meinungsmachern nicht!
Rund ist die Erde und dort, wo ich stehe, ist oben;
Hoch vom Gipfel der Welt blick' ich auf alles herab.
Aus: Piri-Piri: PEOPLE
Freitag, 5. November 2010
Gratisdienste
Andrew Lewis.
Sonntag, 31. Oktober 2010
Linke Spießbürger
Was er nicht begreifen will oder kann, daß damit das Mißtrauen seinen Ausdruck findet, welches ihm von jenen Mitmenschen entgegengebracht wird, die sich selbst nicht für so gut halten.
Kennzeichen des Spießbürgertums ist es, daß die eigene Lebensform für die einzig gültige gehalten wird und jede andere, die ihr nicht entspricht, der Verachtung anheim fällt.
Ehrlicher, weil nicht ironisch, wäre natürlich die Bezeichnung "Heuchler" oder noch besser "Tartuffe", weil mit diesem Namen am besten die überaus einträgliche Verbindung von Gesinnung und Geschäft gekennzeichnet wird.
Dienstag, 26. Oktober 2010
Samstag, 16. Oktober 2010
Wien-Wahlen 2010
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Antisemiten
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Lueger: "Wer ein Jud' ist, bestimm' ich".
Muzicant: "Wer ein Antisemit ist, bestimm' ich".
Wie eine Ordensverleihung, die ja auch nur vom Souverän erfolgen kann!
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KNEBEL.
Worüber man nicht reden kann,
darüber muss man schweigen.*
Aus Unsagbarem irgendwann
Wird Untat sich erzeugen.
*(Frei nach L.Wittgenstein)
Aus: Piri-Piri: HEIKLES
Samstag, 9. Oktober 2010
Friedensbemühungen
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So ist das also mit den Friedensbemühungen der USA in Nahost, um die soviel Tamtam gemacht wird. Nachrichten wie diese zeigen, wo der Bartl wirklich den Most holt.
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Eine Antwort würde mich interessieren: Ist eine Demokratie, die ständig und bewußt das Völkerrecht verletzt, besser als ein Staat mit anderer Regierungsform?
Hauptbahnhof
Diverse Argumente der Wiener Linien streifen ans Lächerliche, so z.B. was die Flughafen-Anbindung betrifft: Selbst als Eisenbahnfreund ziehe ich einen direkten Express-Bus einer Umsteige-Bahnverbindung vor. An eine Lösung wie in Frankfurt, Zürich oder Genf, wo auch Fernzüge den Flughafen bedienen, wagt man ja bei uns gar nicht zu denken.
Vollends ins Groteske kippt dann die Sache, wenn der 150-m-Weg zwischen den Verkehrsmitteln als Katastrophen-Vorsorge-Maßnahme verkauft wird.
Als traurige Wirklichkeit bleibt die offensichtliche Arroganz und Inkompatibilität zweier mächtiger Planungsabteilungen zweier mächtiger Institutionen, bei der wieder einmal der Fahrgast auf der Strecke bleibt. Und im Zweifelsfall siegen bei uns immer die Interessen der Bauwirtschaft, in welche Sparte die ÖBB ohnehin seit längerem einzureihen sind.
Volksparteien
Mir ist absolut unverständlich, wie heute ein Arbeiter oder Angestellter, aktiv oder als ASVG-Pensionist, noch für die ÖVP stimmen kann. Das war früher anders, als man auf dem Land noch "schwarz" wählte, weil es der Pfarrer auf der Kanzel mehr oder weniger versteckt "empfahl".
Surrogat der Moralität
Montag, 4. Oktober 2010
Wiedervereinigung
Wahrscheinlich werden die künftigen Kriege ja auch unblutig verlaufen, aber die betroffenen Menschen werden so oder so ruiniert.
Stuttgart 21
Je pompöser der Hoch- und Tiefbau, desto katastrophaler der Vertrauens-Abbau.
Leider gilt in Deutschland der Kompromiß als Niederlage.
Donnerstag, 30. September 2010
Tamsweg mit SK
Freitag, 24. September 2010
Agenturjournalisten
Jeder Journalist ist halt froh, wenn er Meldungen fix und fertig serviert bekommt, und der Zeitdruck tut ein Übriges.
Den Vogel hat übrigens vor einigen Wochen wiederum der ORF abgeschossen, als er flächendeckend in seinen wichtigtuerischen Journalen verkündete, daß Brot und Gebäck im Herbst um 7% (genauso!) teurer würde.
Roma
Montag, 20. September 2010
Soziologie
(H.J. Schoeps)
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Auch von Wolf Schneider las ich kürzlich eine Sentenz über die Soziologen, kann sie aber im Moment nicht mehr finden.
Eintrichterungsversuche
"Ich mag keine Eintrichterungsversuche" (Montaigne)...und ich mag nicht missioniert werden, schon gar nicht von Redakteuren, deren Lebensführung selten vorbildhaft ist; insbesondere die Chefredakteure glauben sich in ihren Leitartikeln zur Homilie verpflichtet, wie ein bestallter Pfarrer zur Sonntagspredigt. Nun ja, sie sind ja auch "bestallt".
Analysen ja, jede Menge bitte, aber keine Heilsbotschaften. Man muß natürlich auch bedenken, daß man als Chefredakteur Kredite abzuarbeiten hat, einerseits zwar virtuelle, aber doch sehr konkrete Rückzahlungen an die Förderer (Auftrag-, Heraus-, Geldgeber) und andererseits eher allgemeine Tributzahlungen an die "Öffentliche Meinung".
Die SN haben ja mittlerweile eine "Klimawandelseite" und die WZ eine Seite "Integration" (mit Schwergewicht Judentum) - zeitgeistiger Agitprop. Es würde mich in diesem Zusammenhang auch interessieren, ob die aufwendig gestalteten und auffällig plazierten Werbeeinschaltungen für jüdische Einrichtungen und Medien in der "Wiener Zeitung" bezahlt wurden oder auch unter "Integration" laufen.
Es ist jedenfalls auffällig, wie viele Zeitungs- und Theater-Leute, nachdem sie "Chef" geworden sind, ein Vergangenheits-Bewältigungs-Programm in ihrem Medium starten (H. Föttinger, R. Göweil, P. Blaha ...), obwohl man vorher nichts in dieser Richtung von ihnen gehört hat.
"Man schreit uns unaufhörlich in die Ohren, als ob man etwas in einen Trichter schüttete; und wir haben nichts weiter zu tun, als nachzusprechen, was man uns vorgesprochen hat." (Montaigne)
Sonntag, 12. September 2010
Die Eliten
Dazu kommt, daß die meisten edel denkenden Menschen bei der praktischen Umsetzung ihrer Ideale sich gerne - nicht selten sogar ausschließlich - der Ressourcen ihrer Mitmenschen zu bedienen pflegen.
Diejenigen, welche die real existierenden Bürden der Integration tragen müssen, haben wenig Verständnis dafür, wenn sich beispielsweise der Chef eines millionenschweren Charity-Konzerns besorgt darüber zeigt, ob man Menschen, die aus absoluter Unfreiheit kommen, 5 Tage relativer Unfreiheit zumuten darf; "dem seine Sorgen möchten sie haben"!
Und wen die Rüpelhaftigkeit und fadenscheinigen Versprechungen des H.C. Strache nicht stören, der wählt dann halt FPÖ - auf daß die Empörungsgenossenschaft frohlocke: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie jener dort!“ (Lukas 18, 11)
Montag, 6. September 2010
Schönwettersender ORF
Von Bernhard Baumgartner (Wiener Zeitung)
Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem mehr gemeckert wird als beim Wetter. Zu heiß, zu kalt, zu trocken zu nass – je nach persönlicher Befindlichkeit passt das Wetter immer irgendwem nicht in den Kram. Das ist weder neu noch originell. Allerdings versucht der Radiosender Ö3 die Meinungsvielfalt in Sachen Wetter regelmäßig unter einer wahren Orgie an Schönwetterjubel zu begraben. Kaum klettern die Temperaturen an die 25-Grad-Grenze heran, bricht im Sender ein Jubelorkan aus, der seinesgleichen sucht. Und ist es dann wieder zu kalt, wird gejammert. Zuletzt bei der großen Hitzewelle im Juli: Als schon das ganze Land unter der Hitze stöhnte, fanden das die Ö3-Menschen in ihrem klimatisierten Bürohaus noch immer ganz toll. Dass es irgendwo da draußen auch Leute geben soll, die es nicht ganz so heiß mögen (zum Beispiel weil sie davon Schmerzen bekommen oder krank sind), hat sich noch nicht herumgesprochen. Es ist auch nicht fein, Zuhörern, die in heißen Büros ausharren müssen, vom Badewetter da draußen vorzuschwärmen.
Allgemeiner gesprochen: Wieso werden Wetternachrichten überhaupt mit Meinung konnotiert? Sind Wetternachrichten vom Objektivitätsgebot ausdrücklich ausgenommen? Warum kann man diese Nachrichten nicht neutral gestalten? Schließlich gibt es beim Wetter so viele unterschiedliche Meinungen, dass man es nie allen recht machen wird können. Interessanter Weise sind etwa die Verkehrsnachrichten immer knochentrocken und neutral gebracht, obwohl es sicher nur sehr wenige Menschen gibt, die einen gepflegten Stau ganz toll finden.
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Mein Leserbrief dazu:
Gerade der ORF, der doch sonst ein so großes Herz für alle Menschen in Not hat, verhöhnt regelmäßig jene Teile der Bevölkerung, für die Hitze eine Qual ist und die daher Angst davor haben. Angst zu verbreiten, ist ein typisches Merkmal des tiefen Boulevards (nicht nur Sex, sondern auch "fear sells").
Nun könnte man einwenden, dass man ja nicht Ö3 zu hören braucht, aber die Regionalradios und ebenso das Fernsehen unterscheiden sich in dem Punkt kaum noch. Unvergesslich, wie Christa Kummer bei jeder Erwähnung des Wortes "Sonne" einen kleinen Hüpfer machte.
Dass in dem sich betont seriös gebenden Ö1 die Wetterprognose ebenfalls mit emotionaler Bewertung verknüpft wird, zeigt nur, dass bereits der ganze ORF durch und durch boulevardisiert ist. Es werden ja alle Meldungen, auch die politischen, mit "Meinung konnotiert". Für mich ist das ein Kennzeichen jenes schlechten Journalismus, der überall Platz greift. Zu einer sauberen Trennung von Information und Meinung sind offensichtlich die meisten Journalisten gar nicht mehr fähig. Oder will es wirklich das Publikum so? Ich fürchte, nach einiger Zeit kann es gar nicht mehr anders wollen.
Sonntag, 5. September 2010
ÖV
Prof. Ulrich Weidmann, ETH
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"...der SBB-Fahrplan ist so konstruiert, daß wir eine Verspätung von 3-5 Minuten abfedern können..."
Werner Wildener, Fahrplanchef SBB
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Der ÖBB-Fahrplan hingegen ist so konstruiert, daß aus einer Verspätung von 3 Minuten eine solche von 10 Minuten wird. Ich habe aber auch schon erlebt, daß aus 5 Minuten eine halbe Stunde wurde.
Kein Wunder, daß der Fahrplan bei den ÖBB ein ewiges Problem ist: Man hat vor einigen Jahren alle "alten Hasen" wegen "Betriebsblindheit" abgezogen und durch Jungspunde ersetzt, die sich mit dem Computer auskennen, aber sonst keinen Bezug zur Sache haben.
O.e. Wildener hat auch gesagt, daß "der Computer erst ganz am Schluß" eingesetzt wird, am Anfang komme die Kreativität, basierend auf genauer Orts- und Lage-Kenntnis.
Und Kreativität entsteht halt nur durch Hingabe.
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Aber bei uns in Österreich glauben die Verkehrsplaner, sie brauchen nicht von anderen zu lernen. In der letzten Zeit haben sie den Wert des Kreisverkehrs entdeckt, dabei aber nicht bemerkt, daß dabei wesentlich ist, daß JEDER Verkehrsteilnehmer, ganz gleich aus welcher Richtung er kommt, vor dem Kreisel abbremsen muß, sodaß gewissermaßen gleiches Recht für alle hergestellt wird. Bei uns sind viele Kreisverkehre so gebaut, daß man aus bestimmten Richtungen durch die Kreuzung durchfahren kann, ohne bremsen oder lenken zu müssen - damit "rauben" sie sich den Vorrang. Das freut den BMW- und AUDI-Fahrer natürlich.
Samstag, 4. September 2010
Sarrazin und Goldhagen
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Es wird sich nur niemand getrauen, es zu schreiben.
Presse und Wahrheit
Oswald Spengler
Maßstäbe & Vorschriften
(F. Dürrenmatt über die Intellektuellen)
Es gibt jetzt der Vorschriften, was man sein soll, so mancherlei Arten, daß es kein Wunder wäre, wenn die Menge auf den Gedanken geriete, zu bleiben, was sie ist.
Lichtenberg
Donnerstag, 2. September 2010
Schweiz 2010
Mein Standort war Zug, das für mich aus familiären Gründen eine besondere Bedeutung hat, vom Fenster des Hotelzimmers aus sah ich auf den Bahnhof.
- Mittwoch: Zug-Lindencham-Heiligkreuz-Arth/Goldau-Rigi-Vitznau(Dampfschiff)-Luzern-Zug
- Donnerstag: Zug-Luzern-Alpnachstadt-Pilatus-Luzern-Flüelen-Göschenen-Zug
- Freitag: Zug-Luzern(Tribschen,Schönbühl)-Brünig-Interlaken/Ost-Spiez-Bern-Langnau-Luzern-Zug
- Samstag: Zug-Zürich-Genf (r.d.MontBlanc,jardin anglaise,Cim.St.Georges) - Vevey-Puidoux/Chexbres (train des vignes) - Lausanne -Yverdon-Neuchâtel-Olten-Zürich (Dörflifest, Indienfest im HB).
Suisse10 |
Ich bin sehr gerne in der Schweiz, nicht nur aus Eisenbahngründen (diesbezgl. ist es natürlich das eldorado), es ist "noch" eine Oase in der EU-Wüste. Trotzdem möchte ich nicht dauernd dort leben, der soziale Druck ist mir etwas zu hoch. So reich zu sein, daß man jederzeit für ein paar Tage dorthin fahren könnte, das wäre das Ideal! ;=)
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Vor 48 Jahren war ich das erstemal in der Schweiz, eingeladen von meinen Tanten nach der Matura. Unvergeßlich der Anblick des Lac Leman nach der Ausfahrt aus dem Tunnel hinter Puidoux/Chexbres:
Donnerstag, 19. August 2010
Diekmann über Israel
Einerlei: Solange in der Demokratie Israel die Ultras in der Regierung sind - und das werden sie wohl bleiben - solange wird es auch keinen Frieden geben. Wo ist also der Vorteil der Demokratie in diesem Fall?
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Das Demokratie-Argument verwendet übrigens auch mit Vorliebe der neue Chefredakteur der WZ, Hr. R. Göweil, ein deklarierter Friedens- und Israel-Freund. Das scheint ja mittlerweile die Voraussetzung für einen solchen Posten zu sein.
Mittwoch, 11. August 2010
Seh-Theater
(Schopenhauer, Gespräche, 1847)
Gilt für die Oper sowieso, aber auch für das Theater, wo auf Sprechkultur kein Wert mehr gelegt wird.
Samstag, 7. August 2010
Gute Werke
Man wünscht sich einen neuen Moliere, der sie der Lächerlichkeit preisgibt. Aber auch wenn einer käme, er hätte keine Chance: Er müsste sich, um in der heutigen Kulturszene Erfolg zu haben, sofort den Guten Werken verschreiben.
Leserbrief an die WZ
Freitag, 6. August 2010
Gedanken und Worte
Ist der Geist einmal der Dinge Herr, folgen die Worte von selbst.
(Montaigne)
Es ist keine Kunst, etwas kurz zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat.
(Lichtenberg)
Ein Gedanke muß sehr gut sein, um eine einfache Darstellung auszuhalten.
(Ludwig Reiners)
Montag, 2. August 2010
Lächelnde Wahrheit
Quid vetat?"
[Horaz, Sat., i. I, 24.]
(Wer hindert uns, die Wahrheit mit einem Lächeln zu sagen)
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Wäre auch als Motto für meinen Blog zu verwenden.
Mittwoch, 28. Juli 2010
Bregenzer Festspiele
Nun, erst einmal für jene Kreuzworträtselfreunde, die immer schon mal wissen wollten, was sich hinter "bekannte Oper von Verdi" verbirgt. Tipp: Es ist nicht "Ernani"!
Und dann für jene, die für ihre moralische Selbstbefriedigung eine Vorlage brauchen. Was eignet sich da besser als vergessene Stücke von vergessenen jüdischen Komponisten, die ein Opfer des Holocaust waren; wenn auch das Thema die Shoa ist - noch besser.
Nicht ganz unerwünschter Nebeneffekt: Man ist weitgehend vor Kritik gefeit, denn welcher Kritiker führt schon so eine feine Klinge, die zwischen inhaltlicher und künstlerischer Kritik so differenziert unterscheidet, ohne daß man ihm einen Strick daraus drehen kann?
Sonntag, 18. Juli 2010
Klima und Medien
"Mit Erstaunen lese ich in der Werbung für das Magazin NEWS, daß sich einer Ihrer Direktoren – ich glaube, der interimistische Direktor – zu einen Prognose für den ganzen Sommer hat hinreissen lassen. Ich bin nicht gewillt, für dieses Druckerzeugnis auch nur einen Cent auszugeben, weswegen ich nicht feststellen kann, ob und inwieweit das Blatt die Aussagen Ihres Mitarbeiters mißverstanden bzw. entstellt hat, denn davon gehe ich aus. Obwohl selber kein Experte (zumindest nicht mehr wie jedermann:=) halte ich Prognosen, die über 8-10 Tage hinaus gehen, für durchaus unseriös. Hat die im höchsten Maße boulevardeske Wetterredaktion des ORF schon auf die ZAMG abgefärbt?"
Daraufhin meldete sich der gewesene interimistische Direktor Rudel (dieser wurde nämlich in der Werbung angeführt) und erklärte mir, wie das gemeint sei, unter Hinweis auf eine Internet-Seite. In dieser wird tatsächlich wissenschaftlich korrekt - also mit Wahrscheinlichkeitsangaben - eine "Saisonprognose" präsentiert. Er ersuchte um Verständnis für die Medienpolitik der ZAMG, u.a. indem er auf die viel schlimmeren Verhältnisse in England hinwies.
Generell halte ich das Verhältnis von Wissenschaft und Medien - und besonders im Bereich der Meteorologie - für höchst bedenklich, in Einzelfällen sogar verachtenswert. Natürlich geht es um Geld und noch häufiger um Eitelkeit. Nie werde ich vergessen, als in den Anfängen der Computer-Kartographie (in den 70'gern) das Fernsehen zu Besuch in einem geographischen Institut der Uni-Wien war: Der "Regisseur" oder Aufnahmeleiter (oder sowas) war ein Ausbund an Überheblichkeit und schlechten Manieren, trotzdem scharwenzelte der Hr. Professor M., der Institutsvorstand, um ihn herum und ließ sich wie ein Schuljunge herumkommandieren. Beschämend. - Der Beitrag im Fernsehen dauerte dann nicht einmal ganze 2 Minuten - aber der Hr. Professor war im Fernsehen !!!
Samstag, 17. Juli 2010
Glaube, Liebe, Hoffnung
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Liebe und Hoffnung werden ja gemeinhin im Gefühlsbereich angesiedelt, der Glaube hingegen als Sache der Vernunft angesehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob nicht im Original eher "Gottvertrauen" gemeint ist, also auch eher eine emotionelle Kategorie. Mit dem Verstand kommt man m. E. in Sachen Glauben nicht weit. In der Realität ist oft so, daß eine emotionelle Grundsatz-Entscheidung getroffen wird und diese dann mit allen (oft beträchtlichen) Mitteln des Verstandes gerechtfertigt wird.
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Für die Wissenschaft gibt es nichts, was sie nicht erklären kann, und wenn nicht schon jetzt, dann in Zukunft - aber eigentlich möchte ich das nicht mehr in allen Sparten erleben.
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Übrigens: Kaum einer weiß, daß am Anfang der ganzen digitalen Herrlichkeit fast immer ein "analog device" steht wie z. B. der Sensorchip in der Digitalkamera oder ein Mikrophon....und am anderen Ende ist auch ein Analog-Gerät: Auge, Ohr.
Ist die Welt nicht doch analog?
Und was ist eigentlich das Gehirn,, analog oder digital?
Montag, 12. Juli 2010
Gesinnung
(Heinrich Heine, Atta Troll, Kaput XXIV, 12. Strophe).
Das vorwiegende Qualitätskriterium in der heutigen Literatur, speziell beim Theater.
Natürlich überzeichnet, weil ..... etwas Talent haben sie schon, aber eben nicht mehr als der Durchschnitt. Um sich von diesem abzuheben, um besser "rauszukommen" ist die richtige Gesinnung vorteilhaft, ja unentbehrlich, u. U. auch die ethnische Herkunft.
Freitag, 2. Juli 2010
Politiker
"Wir machen Aussagen über sämtliche Gegenstände des Universums, wobei wir dem, was die Leute sagen, ohne weiteres Kredit einräumen, also gleichsam Schecks auf ein Konto ausstellen, dessen Bilanz wir niemals gelesen haben."
José Ortega y Gasset, "Der Mensch und die Leute"
zitiert in Montaigne, Essais III/5
...und die daher ohne Schwindeleien nicht überleben können.
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"Der Politiker ist kein Lyriker, Lügen, mindestens innerhalb gewisser Grenzen, ist seine Pflicht"
(O. y Gasset)
"Lockere Anlehnung an die Wirklichkeit", wie es Wolf Schneider formuliert, ist daher der Normalzustand im politischen Leben.
WICHTIG ist nur, daß man es erkennt und ihnen (wie auch den Journalisten und "Wissenschaftlern") einfach
NICHT GLAUBT!
Siehe auch: Piripiri: Lügen
http://kumpfuz.blogspot.com/2007/12/lgen.html
Dienstag, 29. Juni 2010
Zores auf Vorschuß
Montaigne III/5
Oder wie die Juden sagen" Man soll nicht nehmen Zores auf Vorschuß"
Freitag, 25. Juni 2010
Leere
Wem alle Illusionen abhanden gekommen sind, in dem bleibt die große Leere übrig.
Aber die Leere ist nur in der Vorstellung gleichbedeutend mit dem Nichts.
So wie im Theater bleibt immer noch die Feuermauer, auf die man notfalls projizieren kann, auch wenn sie schmutzig ist.
Und dahinter und rundherum ist alles Wirklichkeit.
Ohnehin "...ist alles Schimäre, aber mi unterhalt's" (J.Nestroy)
Im Übrigen sind es sowieso lauter Hirn-, Leber- oder Zwerchfell-Gespinste.
Was für ein Theater!
Mittwoch, 23. Juni 2010
Dichterweisheit
"Von ihren Gedichten also diejenigen vornehmend, welche sie am vorzüglichsten schienen ausgearbeitet zu haben, fragte ich aus, was sie wohl damit meinten, auf daß ich auch zugleich etwas lernte von ihnen. Schämen muß ich mich nun freilich, ihr Männer, euch die Wahrheit zu sagen: Dennoch soll sie gesagt werden:Um es nämlich geradeheraus zu sagen, fast sprachen alle Anwesenden besser als sie selbst über das, was sie gedichtet hatten. Ich erfuhr also auch von den Dichtern in kurzem dieses, daß sie nicht durch Weisheit dichteten, was sie dichten, sondern durch eine Naturgabe und in der Begeisterung, eben wie die Wahrsager und Orakelsänger. Denn auch diese sagen viel Schönes, wissen aber nichts von dem, was sie sagen; ebenso nun ward mir deutlich, erging es auch den Dichtern. Und zugleich merkte ich, daß sie glaubten, um ihrer Dichtung willen auch in allem übrigen sehr weise Männer zu sein, worin sie es nicht waren. Fort ging ich also auch von ihnen mit dem Glauben, sie um das nämliche zu übertreffen wie auch die Staatsmänner."
(«Apologie» 21 e-22 c / 1, 13.)
Freitag, 18. Juni 2010
Mißbildungen
Überliefert von Xenophon.
Danach ist schlechtes Benehmen auch eine Art Behinderung und hat Anrecht auf Mitleid.
Donnerstag, 17. Juni 2010
Israel-Maßstab
...sprach Danielle Spera im WZ-Interview d. W.
Ein klassischer und krasser Fall von Eigenbild-Fremdbild-Diskrepanz, wie mir scheint.
Die "Welt" hat nämlich eher den Eindruck, daß Israel sich selbst ausschließlich mit eigenem Maßstab misst, indem es glaubt, sich wegen der Shoa bis in alle Ewigkeit alles erlauben zu können.
Frankreich-Urlaub 2010 (Nachtrag)
Nachzutragen wäre ein Kurzbericht über unseren heurigen Frankreich-Urlaub in Lyon, Bourges (ZwiSt.) und Saumur (Loire) - wie immer mit dem Wohnwagen & 4 eingelegten heftigen Eisenbahntagen:
- Marseille (TGV;TER)
- Le Croisic; St. Nazaire
- Noirmoutier (SNCF-Car)
- Tours-Bressuire
Das Angebot im Regionalverkehr ist nicht übermäßig üppig und vor allem ziemlich eindeutig auf Zubringerdienste für den TGV ausgerichtet - und dieser ähnelt für die Passagiere schon sehr stark dem Flugverkehr: Ohne frühzeitige Reservierung geht meist gar nichts, Schlangestehen ist obligatorisch. Die Manager freut's.
In Lyon (wo dies nicht überraschend ist) und in Saumur hatten wir diesmal leider Campingplätze ausgesucht, die stark von holländischen und englischen Luxuscampern frequentiert waren (mobilhomes), sodaß wir uns mit dem französischen Lebensgefühl etwas schwertaten.
Noirmoutier en Île, plage des dames...
Buhorkan für Regie im neuen Wiener Tannhäuser
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Regietheater, das ist, als ob man Alte Meister in einem Alu-Rahmen ausstellt - natürlich in einem Alu-Rahmen, der auf Platin-Optik gebürstet ist, damit die hohen Kosten gerechtfertigt sind.
Stimmung? Oweh – jetzt habe ich mich in den Augen der neuen "Opernfreunde" endgültig disqualifiziert.
Dienstag, 11. Mai 2010
Märkte
Die einen fürchten sie und die anderen verehren sie. Ihre Priester und Herolde nennen sich heute Wirtschafts-Journalisten. Die Rolle der politischen Regierungen reduziert sich allmählich auf das Eintreiben von Steuern, damit auch immer genug Geld-Nachschub da ist für das Große Gewinnspiel.
Samstag, 8. Mai 2010
Selbstironie
Th. Fontane, Brief an "Mete".
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D'accord!
Sonntag, 2. Mai 2010
Politiker und Journalisten
In beiden Fällen wird es erst richtig schlimm, wenn sie kooperieren.
Dienstag, 27. April 2010
Mittwoch, 21. April 2010
Mißbrauch III
Es ist aber leider auch Standard, daß man die frühere Praxis verurteilt, ohne zu unterscheiden zwischen der überwundenen Praxis als solcher und den Leuten der damaligen Zeit, die sie ausgeübt haben im Bewußtsein, nichts Unrechtes zu tun.
Da die meisten Leute überhaupt kein historisches Verständnis haben, verurteilen sie auch die Menschen, die - den damaligen Umständen entsprechend - geohrfeigt und geprügelt haben.
Sie unterstellen damit den Vorfahren, daß sie schon damals hätten wissen müssen, daß prügeln nicht korrekt ist. Die gesetzliche Verjährungsfristen haben u. a. auch diesen Sinn, daß nicht mit heutigen Gesichtspunkten früheres Verhalten abgeurteilt wird. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um KAPITAL-Verbrechen!
Die ganze gegenwärtige Moral-Branche lebt davon, daß nicht(s) vergessen und verziehen wird!
Der Großteil der heutigen, ach so anständigen Menschen lebt ja in dem Bewußtsein, den höchsten Stand der Kultur und Korrektheit in der Geschichte der Menschheit erreicht zu haben. Das zeugt von ungeheurem Hochmut. Wir haben allenfalls den Gipfel des Pharisäertums erreicht.
Eugen Roth:
Ein Mensch betrachtet einst näher
die Fabel von dem Pharisäer,
der Gott gedankt voll Heuchelei
dafür, dass er kein Zöllner sei.
Gottlob! rief er in eitlem Sinn,
dass ich kein Pharisäer bin!
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Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner:
Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die andern, ein solch Gleichnis: Sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht untertan.{Matthäus.5,6} 5,6Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner ... Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe. Ich aber sage euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Dill und Kümmel, und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies soll man tun und jenes nicht lassen. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
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Abgesehen davon: Es gab auch früher Menschen, die aus ihrer inneren Einstellung heraus nicht geprügelt haben, aber sie waren die Ausnahme. Meine Mutter z. B. hat nie die Hand gegen mich erhoben außer in einem Fall, wo sie im Nachhinein soviel Angst um mich ausgestanden hat, daß sie die Beherrschung verlor. Und es gab auch Erzieher im Internat, die niemals ohrfeigten.
Montag, 19. April 2010
Flugverbote...
Der Öko-Boden wird ja seit Jahren vorgeackert und geeggt, die grüne Saat ist ausgebracht - nun beginnt sie aufzugehen und wird den Mächtigen reiche Ernte bringen.
Die Ökologie wird vor den Karren der Ökonomie gespannt - siehe die angekündigte "Öko"-Steuer unseres Finanzministers...
Freitag, 16. April 2010
Werte?
Montag, 12. April 2010
Boheme-2010
Samstag, 10. April 2010
Mißbrauch II
"..denn er wird den Heiden übergeben, verspottet und mißhandelt und angespien werden..."
(Lukas,18)
Freitag, 9. April 2010
Über den Wolken ...
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Im Ernst: Ich bin kein großer Freund des Fliegens, hauptsächlich aus obigem Grunde. Dazu kommt, daß ich es nicht schätze, wie Herdenvieh im corral zusammengetrieben und durch diverse enge Gänge gegängelt zu werden. Habe es gestern wieder gesehen bei einem kurzen Besuch von Vienna-Airport. Viele, viele Leute - besser wohl people - lassen sich alles mögliche gefallen, unterwerfen sich den unmöglichsten Regelungen und Zwängen, was sie sonst weit von sich weisen würden.
Das ist es auch, was den Managern der Bahn so gut gefällt, dass sie es auch ihren "Fahrgästen" zugute kommen lassen möchten. Die ersten Schritte dahin sind schon getan...oder schon mehrere, siehe Eurostar, Thalys etc.
Wie lange wird wohl die Freiheit auf Schienen noch grenzenlos sein?
Montag, 5. April 2010
Lärmschutz II
Endlich einmal ein – wenn auch sehr verhaltener – Artikel gegen den
Lärmschutzwahnsinn. Ich halte das für einen der raffiniertesten und frechsten
Abzock-Skandale der letzten Jahre, dessen Ergebnisse wie zum Hohn auch noch ganz offen und für jedermann sichtbar sind. Warum so wenig dagegen protestiert wird, ist klar: Wer will sich schon vorwerfen lassen, daß er einem armen Betroffenen den Umweltschutz nicht gönnt. Aber das weiß ja jeder, dass der sicherste Weg zu einer unanfechtbaren Bereicherung der ist, daß man scheinbar Gutes tut.(Früher hieß es "Tu Gutes und rede darüber", heute "Tu Gutes und
bereichere Dich daran".)Bald kann man ja als Benutzer von Bahn oder Straße ohnehin nicht mehr feststellen, ob dahinter auch wirklich Wohnbauten sind - außer über Satellitenphotos. Der wirkliche Skandal besteht m. E. darin, daß sich hier eine polit-nahe Mafia ein Gesetz mit den "passenden" Parametern beim Parlament sozusagen „bestellt“ hat. ASFINAG und ÖBB müssen jetzt, so sagen sie, sich daran halten, wobei die Bahn sowieso lieber baut als fährt. Aber sonst werden ja bei uns Gesetze auch nicht immer so 100%ig exekutiert.
Parsifal 2010
Inszenierung nach wie vor eine Katastrophe; habe meinen Platz mit schöner Sicht in Loge 9 mit einer alten Dame getauscht, welche dann allerdings etwas verstört war.....
"To call Wolfgang Wagner's production of Parsifal from 1981 intellectually stimulating would be an exaggeration.
Indeed, if you find any of Wolfgang Wagner's productions intellectually stimulating today, you belong to a minority. "
Samstag, 3. April 2010
Prawy über Regietheater
Heute erzeugt die Oper keine Revolutionen mehr, dafür wurde sie das Spielzeug der Regisseure. Wir würden eigentlich von ihnen erwarten, daß sie die ganze moderne Technik in den Dienst der Meisterwerke stellen. Das ereignet sich auch gelegentlich. Aber wie bitter müssen wir für ein paar Meisterregien eines Zeffirelli, Schenk, Rennert und einiger anderer immer wieder büßen.
Viele Regisseure mißtrauen nicht nur der Phantasie des Publikums und der Macht der Musik, sondern sie fühlen sich als vom Himmel gesandte Retter der Oper, die sie im Grunde tief verachten.
Ihre Rettungsaktionen vollziehen sich in verschiedenen Etappen. Zunächst verhindern die Regisseure das Spielen von ungefähr der Hälfte des traditionellen Repertoires, wozu ihnen ihre diktatorische Stellung innerhalb des Opernbetriebes die Macht gibt. Sie sind besonders stolz, wenn sie sagen können, daß sie „eigentlich vom Schauspiel her kommen" (welcher Schneider ist stolz darauf, daß er eigentlich von der Schusterei her kommt?). Zu den verbannten Opern gehören alle, die sie nicht kennen, und das ist die Mehrzahl - besonders aber die sogenannten „Stehopern". Das sind alle jene, in welchen so unerträgliche Dinge dominieren wie Arien, Duette und Chöre. Im Berufsjargon der fachmännisch getarnten Ignoranz heißt das: „Zu Aida` habe ich keine Beziehung."
Daß jemand da oben auf der Bühne eine Arie singt und dabei nicht in jeder Sekunde irgend etwas Originelles tun kann, ist solchen Männern total unbegreiflich. Kann die Arie nicht gestrichen werden, dann machen sie aus dem Sänger oder der Sängerin eine Mickymaus, die für „Bin das Faktotum der Schönen Welt" bei jeder Silbe ein ganzes Ballett eingelernt bekommt, was manchmal zur Folge hat, daß nur Anfänger oder drittklassige Sänger da mittun, die anderen verlassen schon bei der ersten derartigen Anweisung die Bühne.
Kommt so einem Regisseur endlich ein Werk unter, zu
dem er unglückseligerweise eine Beziehung hat, dann setzt eine weitere Etappe der Rettungsaktion ein, nämlich das völlige Ignorieren der szenischen Vorschriften der Autoren. Ich glaube, daß hier die Copyrightbestimmungen eine echte Gesetzeslücke aufweisen. Der „Rosenkavalier" beginnt mit den Worten „Wie du warst! Wie du bist!" Wenn ich heute singen lassen wollte: „Wie du bist! Wie du warst!", würde der Verlag Einspruch erheben. Lasse ich aber den ersten Akt, anstatt im Schlafzimmer der Marschallin, auf leerer Bühne vor einem fünf Meter hohen Phallussymbol spielen, so kann sich niemand dagegen wehren. Und fraglos werden sich Stimmen melden, die das sehr modern finden. Bezieht sich denn der Copyrightschutz nicht auch auf die szenischen Anweisungen? Oberstes Gesetz: Anders um jeden Preis, optisch nicht zur Ruhe kommen lassen, möglichst alles sichtbar ausdeuten. Die Musik langweilt so viele Regisseure tödlich, darum ist auch die szenische Illustration von Ouvertüren ein beliebter Scherz. Wir haben schon das „Aida"-Vorspiel mit wandelnden Kamelen, fatamorganagleichen Visionen ägyptischer Pyramiden und ähnlichem Plunder erlebt.
Eigentlich muß ich diesen Herren, die so die Oper bis zur völligen Unkenntlichkeit entstellen, sehr dankbar sein. Sie sind meine Brotgeber. Wenn ich mich heute im Fernsehen hinstelle und als „Opernführer" erzähle, daß „Elektra" in Griechenland spielt, gelte ich bereits als enormer Fachmann, weil man diese nicht ganz unwichtige Tatsache in vielen Inszenierungen nicht mehr merkt.
Die Oper hat die Diktatur der Primadonnen und die Despotie der Stardirigenten überlebt - jetzt bedroht der außermusikalische Mörder ihren innersten Lebensnerv."
Aus: M. Prawy, Die Wiener Oper/I
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Zur Phantasie: Sie trauen uns keine Phantasie zu, weil sie selbst keine haben. Da ist alles gedankenbasiert, "deduziert", von igendwelchen, meist linken, Theorien abgeleitet. Sie wollen uns immer etwas sagen, nicht erzählen.
Donnerstag, 1. April 2010
Gute Absichten
Montaigne, Essais II/19 (Stilett)
Il est ordinaire de voir les bonnes intentions, si elles sont conduites sans moderation, pousser les hommes à des effects tres-vitieux.
Montag, 29. März 2010
Faschismus
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“
Sonntag, 28. März 2010
Zeitungen
Die meisten Zeitungen glauben aber durchaus auch Botschaften absondern zu müssen; ob dies einem Bedürfnis der Leser entspricht oder doch eher dem der Journalisten, ist die Frage.
Die WZ entspricht eigentlich ganz gut diesem Anforderungsprofil: Sie informiert gut, hat einen akzeptablen Preis, die "features" sind meist gut als Diskussionsgrundlage geeignet.
Das Gebell des früheren schwarzen Kampfhundes A. Unterberger habe ich nie ganz ernst genommen, die Gutmensch-Missionierungsversuche des jetzigen Chefredakteurs zum Thema "Integration"werde ich so lange ignorieren und tolerieren als die anderen Kriterien stimmen. Was allerdings "Integration" mit der Zunahme von jüdischen Themen im Blatt zu tun hat, frage ich mich schon.
Freitag, 26. März 2010
Mißbrauch
Es wurmt mich ungemein, daß es unbedingt Boulevard-Leitmedien wie ORF, Profil, SPIEGEL etc. und ihre Abschreiber sein müssen, die hier in der notwendigen Aufklärung vorangehen, jene heuchlerischen Institutionen also, denen Moral nur dann am Herzen liegt, wenn sich Kapital daraus schlagen läßt.
Und was wird da für ein Mist zusammengeschrieben! Der Zölibat beispielsweise ist an sich nicht die Ursache von Mißbrauch, sondern selbst eine Folge der verqueren kirchlichen Sexual-Einstellung, die ihrerseits tiefe philosophisch-theologische Wurzeln hat; darum fällt auch ihre Anpassung so schwer. Kann man von Journalisten und „Experten“ verlangen, daß sie den Unterschied kennen zwischen dem Zölibat von Weltpriestern und dem Keuschheitsgelübde von Ordensleuten, welche ja meistens die Internate betreiben?
In jeder Art kollektiver Erziehung lauert die Gefahr des Machtmißbrauchs, deswegen ist sie nicht a priori zu verdammen. Ich persönlich verdanke dieser Erziehung neben einigen Problemen auch viel Positives, z. B. in meiner Entwicklung als soziales Wesen; Werte dieser Art haben allerdings in der heutigen Gesellschaft keinen Stellenwert mehr.
Mittwoch, 24. März 2010
Tugend
[Verborgene Tugend ist wie ein totes Faultier.—Horaz, Od., iv. 9, 29.]
Siehe auch: "Wer leise spendet, ist verblendet...." aus Piri-Piri: TUT GUT
Ja, das ist die Wunderformel: Bereichere Dich unverschämt durch Gutes-Tun, niemand kann Dich mehr kritisieren!
Oder: Zeige mit dem Finger auf die eindeutigen Verfehlungen anderer - dann spricht niemand über Deine eigenen (siehe Kirche-Mißbrauchsdebatte).
Heute schmeissen die Sünder die ersten und größten Steine!
Generell gilt: Engagiere Dich für eine "gute Sache" und Du wirst gewinnen - zumindest Macht über Deine Mitmenschen (siehe Rauchverbots-"Diskussion")).
Freitag, 19. März 2010
FOREN
Was in den technischen bzw. hobby-orientierten Userforen oft für Blödsinn verzapft wird, ist eigentlich eher zum Lachen. Da liefern sich z. B. CANONisten und NIKONisten heftige Schlachten, oft über Produkte, die noch gar nicht am Markt erhältlich sind.
Am schlimmsten sind die Leserforen von Tageszeitungen, da lassen einige Leute im Schutz der Anonymität echt die Sau raus, insofern ist es fast schon wieder interessant, weil es ein Blick hinter die gesellschaftliche Fassade ist. Da sind Ausdrücke wie "rotes" oder "schwarzes Pack" noch vergleichsweise vornehm. So würde es ausschauen, wenn wir in einem anderen politischen Umfeld leben würden.
Wirklich widerlich sind mir aber die agressiven Pazifisten. Aus ihrer Wortwahl und Brutalität schließe ich, daß sie bei den ersten wären, die unter geänderten politischen Umständen und mit Macht versehen, andere Menschen drangsalieren ( oder mehr) würden. Niemand ist so gefährlich wie ein Mensch, der sich auf der Seite der Guten sieht; er ist durch nichts und niemanden mehr angreifbar.
Sehr lehrreich waren die Äußerungen im Forum des "STANDARD" beim Tod von J. Haider.
Dazuauch : Piri-Piri: TUT GUT und Piripiri: FOREN & LOGEN
Montag, 15. März 2010
Öffentlichkeit
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Deshalb ist auch wahre Menschlichkeit nicht mehr gefragt, nur mehr die "öffentliche Wirkung" der Menschlichkeit.
Mittwoch, 10. März 2010
Klimawandel (Montaigne)
Jenen, die mit Postulaten in den Kampf ziehen, muß man deren jeweilige Umkehrung ins Gesicht postulieren - hat doch jedes von Menschen verlautbarte Postulat soviel Gültigkeit wie irgendein andres, solang der Verstand keinen Unterschied zwischen ihnen feststellt. Deshalb muß man sie samt und sonders auf die Waage legen, vornehmlich die allgemeinen und solche, die uns tyrannisiern.
Sich sicher zu wähnen ist ein sichres Zeichen äußerster Unsicherheit
- und Torheit dazu;
Montaigne II/12 (Übersetzung H. Stilett)
Jenseits
Bleibt darinnen etwas nur, das mein,
kann nichts Göttliches darinnen sein.
Wenn es sich um nichts anderes handelt als das, was uns auch unsre jetzige Seinsweise ermöglicht, zählt es nicht.
Alles Glück der Sterblichen ist sterblich.
Solang uns etwa das Wiedersehn mit unseren Eltern, unseren Kindern und unsren Freunden im Jenseits noch zu rühren noch zu ergötzen vermag - solang wir noch an solchen Freuden hängen, bleiben wir im Bereich der irdischen und endlichen Güter.
Montaigne, Essais II/12
Montag, 8. März 2010
Philosophen
Warum tat Heraklit das gleiche (weswegen er der Dunkle genannt wurde)?
Die Schwerverständlichkeit ist ein Falschgeld, dessen sich die Gelehrten wie die Taschenspieler bedienen, damit die Nichtigkeit ihrer Kunst nicht ans Licht komme - und von
der menschlichen Dummheit wird es gern als gültiges Zahlungsmittel angenommen:
Der Ruhm des dunklen Heraklit glänzt allerorten
besonders in den hohlen Köpfen, denn sie wähnen verborgne Klarheit
hinter rätselhaften Worten.
Clarus, ob obscuram linguam, magis inter inanes, Omnia enim stolidi magis admirantur amantque Inversis quae sub verbis latitantia cernunt.
Montaigne, Essais II/12
Wahrheit
Cicero in: Montaigne, Essais II/12
Hi sumus qui omnibus veris falsa quaedam adjuncta esse dicamus, tanta similitudine ut in iis nulla insit certe judicandi et assentiendi nota.
Nach dem umgekehrten Prinzip verfahren Politiker (und Journalisten), wenn sie der Unwahrheit stets ein Quentchen Wahrheit beimischen.
Mittwoch, 3. März 2010
Brandstetter
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Und was soll das Wort "leider", wenn er über den Antisemitismus vergangener Jahrhunderte berichtet? Er selber schreibt an anderer Stelle, daß man die Vergangenheit nicht mit dem Wissen der Gegenwart beurteilen darf.
Antisemitismus war im 19. JH und früher ein Kavaliersdelikt, siehe Fontane, Wagner; deren begeistertsten Anhänge waren nicht selten selber Juden, die offensichtlich dabei nichts fanden. Wir können das heute nicht verstehen, dabei sollten wir es belassen.
Empathie
- Es scheint, daß die Empathie stärker wird mit der Distanz zum Objekt.
- Häufig konnte ich beobachten, daß sie durchaus konform gehen kann mit rüder Behandlung der Nahestehenden, die man vielleicht als Teil seiner selbst sieht und spürt; vielleicht lieben die Empathiker insgeheim sich selbst nicht so sehr; aber lieben muss man ja.
- Gerne wird bei der tätigen Ausübung der Empathie auf die Ressourcen von anderen zurückgegriffen, besonders gerne auf jene von Partnern, ob diese die empathischen Gefühle teilen oder nicht.
- Die meisten beschränken sich auf Gute Worte und fordern von anderen die Guten Werke
- In der Öffentlichkeit ist es gang und gäbe, daß man unausgesprochen die Mithilfe von anderen für die Mildtätigkeit verlangt, die man selber gerne ausüben will.
- Soweit gut, wenn man selber auch was dazu beiträgt und nicht nur die anderen in die Pflicht nimmt.
Demokratie
Montaigne
Freitag, 12. Februar 2010
Radfahrer
Ich bin überzeugt, daß ihm und seinen Gesinnungsgenossen die Ironie der Situation gar nicht bewußt ist - und auch nicht bewußt zu machen ist.
Sie sind halt immer im Recht.
Sonntag, 7. Februar 2010
Othello-Mist
Und wieder der deutsche Slang (wie auch bei M. Maertens). Wieso sind diese Herren bei uns Stars und nicht zuhause? Dabei gibt es genügend deutsche Schauspieler, die ganz ausgezeichnet sprechen können.
Shakespeare wird vom Regietheater anscheinend nur mehr als content engine mißbraucht, weil die Zeitgenossen nicht instande sind, packende Plots zu liefern. Daß sich dieser dubiose Regisseur auch gleich eine eigene Übersetzung gegönnt hat, hat natürlich nichts mit den Tantiemen zu tun! Dabei sehe ich schon ein, daß die Schlegel/Tieck-Übersetzungen auch ein falsches Bild ergeben: Da wurde der Eindruck erweckt, als sei Sh. ein deutscher Klassiker. Aber deutschen TV-Soap-Slang brauche ich wirklich nicht auf unseren Bühnen.
Ich wünsche mir eine "Originalklang"-Bewegung im Theater!
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Erheiternd: M. war am ganzen Körper schwarz geschminkt, hat aber dabei wohl vergessen, die Farbe auch unter der Vorhaut aufzutragen. Als er dann gegen Ende stückbedingt sich in Erregung steigerte, schimmerte es weiß von der dunklen Bühne...
Dienstag, 2. Februar 2010
Freitag, 29. Januar 2010
Die Bühne + Die Josefstadt
Nun stellt sich Hr. Peter Blaha in seinem Editorial entschlossen hinter die Direktion der Josefstadt, die sich ihrerseits „entschlossen hat, dem Thema Vergangenheitsbewältigung im Frühjahr einen eigenen Schwerpunkt zu widmen“.
Es drängt sich die Frage auf, WESSEN Vergangenheit hier eigentlich bewältigt werden soll? Die Vergangenheit der Theatermacher und der Redakteure kann ja wohl nicht gemeint sein, weil diese doch kaum vor den 50-iger-Jahren geboren und somit über jeden Verdacht erhaben sind. Diejenigen aber aus dem Leserkreis bzw. Publikum, welche die Nazizeit bewußt erlebt und mitgemacht haben, sind weit in den Achtzigern; dieser überlebende Rest ist als Zielgruppe doch schon sehr klein und hat wohl schwerere Sorgen als diesen "Schwerpunkt". Oder wollen die Herrschaften die Vergangenheit der Toten bewältigen?
Bleibt als Rest also nur meine Altersgruppe, heute so rund um den Siebziger: Haben die in den Jahren 38-45 Geborenen bereits als Kleinkinder soviel verwerfliches Gedankengut unbewußt aus der Muttermilch oder aus der Luft in sich hineingesogen, daß sie jetzt einer Bewältigungs-Therapie bedürftig sind?
Als Jahrgang 1943 muss ich allerdings gestehen, daß ich (wie viele andere meiner Generation) in meiner Jugend und danach mich v. a. der Bewältigung der Zukunft gewidmet habe; daß daraus eine Gegenwart geworden ist, die den jetzigen Generationen nicht mehr gefällt, ist sehr zu bedauern, hat allerdings m. E. andere Gründe als eine unbewältigte Vergangenheit, für die man ja doch wohl erst nach der Kindheit verantwortlich gemacht werden kann. Aber schon immer waren die Väter schuld.
Ich bin es wirklich leid, andauernd vonZeitungspapier, Bühnenbretter, Lautsprecher und Bildschirm herunter den moralischen Zeigefinger gezeigt zu bekommen – hauptsächlich deswegen, weil ich die Bevölkerungsgruppe der Künstler und Journalisten (ganz so wie die Politiker) ganz einfach nicht als moralische Instanzen akzeptiere; dazu habe ich zuviel Einblicke in diese Welt gehabt. Für mich beginnt die Anständigkeit in meinem familiären und beruflichen Umfeld, und nur wer das halbwegs „hinkriegt“, hat für mich die Berechtigung, sich zum Sittenrichter über andere aufzuschwingen.
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P. Blaha antwortet:
"Vielen Dank für Ihre Mail, mein Editorial betreffend. Ob in der BÜHNE zu viele Adjektve und Superlative vorkommen ist wirklich eine Geschmacksfrage, wie Sie selbst anführen. Adjektive sind aber nun einmal für eine Sprache essentiell und in einer Berichterstattung über künstlerische Äußerungen, die sich oft nichtsprachlicher Medien bedienen (z.B. die Musik) geradezu notwendig, um sich ihnen verbal zu nähern. Im übrigen glaube ich nicht, dass ein Beitrag wie jener über Aribert Reimann in der Februar-Ausgabe "BRAVO-Niveau" hat. Er vermeidet allerdings auch Fachtermini, weil er sich nicht an einen Experten-Kreis, sondern an ein breites Publikum richtet. Dazu bekennen ich mich als Chefredakteur.
Was das Thema Vergangenheitsbewältigung anlangt, so haben Sie zunächst einmal recht, was meine Generation betrifft. Ich bin 1959 geboren, habe die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus nicht miterlebt. Aber meine Leidenschaft für klassische Musik, die mich schon als Achtjährigen erfasst hatte, hat mir sehr bald schon Dinge vor Augen geführt, die ich als bedenklich und ungerecht empfand. Ich war zwar ein großer Verehrer von Karajan und Karl Böhm (letzteren habe ich sogar persönlich kennenlernen dürfen und viel Zeit mit ihm in Proben, Schallplattenaufnahmen, Konzerten und Opernvorstellungen verbracht), als ich aber Schallplatten von Fritz Busch, Erich Kleiber oder Otto Klemperer hörte, die mich nicht minder faszinierten und deren Qualitäten denjenigen eines Böhm oder Karajan nicht nachstanden, habe ich mich schon gefragt, wieso diese Männer in Deutschland und Österreich keine so wichtigen Positionen einnehmen konnten. Und siehe da, ich musste erfahren, dass man sie in der Nazi-Zeit teils verjagt hatte, teils waren sie von sich aus in die Emigration gegangen. Doch nach dem Krieg hat man sie nicht etwa zurückgeholt, was menschlich angebracht und künstlerisch geradezu das Gebot der Stunde gewesen wäre. Man hat sie bestenfalls als Gäste geduldet. Jene aber, die mit den Nazis kollaboriert hatten, bekamen auch nach 1945 wieder die wichtigen und einflussreichen Positionen.
Ganz besonders schlimm hat man Josef Krips mitgespielt. Im Krieg mit Arbeitsverbot belegt, hat er 1945 das österreichische Musikleben wieder aufgebaut, in der Oper, in Salzburg, mit den Philharmonikern. Doch nach 1947 hat man ihn zugunsten der gerade entnazifierten Musiker links liegen gelassen und ihm später sogar noch eine Konzertreise nach Russland, die er einzig auf Druck der österreichischen Regierung unternahm, um in den Staatsvertragsverhandlungen für positive Stimmung zu sogen, zum Vorwurf gemacht. Als Kommunist wurde er beschimpft, Menschen haben auf der Strasse vor ihm ausgespuckt. Wäre die Vergangenheit damals besser aufgearbeitet worden, wäre so etwas wahrscheinlich nicht möglich gewesen.
Nicht nur Ihre, auch meine Generation wurde noch mit bedenklichem Gedankengut großgezogen. Mit Vorurteilen anderen Menschen gegenüber ist man schnell zur Hand. Ich nehme mich da gar nicht aus, auch an mir selbst muss ich manchmal diese Tendenz feststellen, worauf ich mir dann aber die Mühe nehme, diese Vorurteile zu reflektieren. Was mir immer wieder auffällt ist, dass sich viele Menschen behaglich in ihren Vorurteilen einnisten und sie als schnelle und bequeme Rechtfertigung gebrauchen, die immer zu Hand ist, um nur ja nicht die Schuld bei sich selber suchen zu müssen. Daher ist Vergangenheitsbewältigung notwendig, um diese Mechanismen bewusst zu machen, auch den jüngeren Generationen, damit wir nicht wieder in eine Katastrophe stürzen wie 1938, von der es nachher hieß, das haben wir nicht gewusst und nicht gewollt. Das konnte jene Generation, die als erste die Erfahrung mit totalitären Systemen machte, noch mit einigem Recht von sich behaupten.
Jetzt aber sind wir klüger und können den Anfängen wehren. Dazu aber ist auch Vergangenheitsbewältigung notwendig, und dass sich das Theater in der Josefstadt dem verschreibt, ist eine tolle Haltung, die meinen Respekt und meine Hochachtung verdient. Man könnte es sich im Theater leichter machen, so nach dem Motto: Nur nicht anstreifen, niemanden vergrämen und sich auf seinen künstlerischen Erfolgen ausruhen. Dass dies Direktor Herbert Föttinger nicht tut, dass er sich seiner gesellschaftliche Verantwortung bewusst ist und danach handelt, verdient Hochachtung, die ich auszudrücken niemals zögern werde.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Blaha
Chefredakteur/ BÜHNE
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Ich glaube, er hat mich überhaupt nicht verstanden. Habe zuerst überlegt, zu antworten, aber es ist zwecklos: Wer derart auf dem hohen moralischen Ross sitzt, kann von dort durch nichts und niemand heruntergeholt werden. Deswegen sitzen die Leute ja dort so gerne....
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Interessant auch die präpotente Antwort aus der Josefstadt, wohin ich eine etwa gleichlautende Mail geschrieben hatte:
"Sehr geehrter Herr Kumpfmueller,
danke fuer Ihr Mail.
Ich halte es für ein Missverständnis, davon auszugehen, dass sich das Theater zum „Sittenrichter“ aufschwingen und (Ihnen?) eine „moralische Standpauke“ halten oder Sie „therapieren“ will. Das ist ein Kunst- und Diskursverständnis, das ich nicht teilen kann. Wenn man eine derartige Absicht wittert, muss es mühsam sein, einen Theaterabend unvoreingenommen zu rezipieren.
Meine Einschätzung ist, dass ein Künstler sich nicht in erster Linie mit Themen beschäftigt,
weil er will, dass ein Publikum sich damit beschäftigt.
Sondern weil er selbst sich damit auseinandersetzen will.
Ein Theaterabend ist ein Angebot an ein Publikum, einen solchen reflektierenden Weg mitzugehen.
So jedenfalls sehe ich das.
Beste Grüße aus der Josefstadt
CHS
Christiane Huemer-Strobele
Leitung Kommunikation JOSEFSTADT Theater"
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Nun, wenn man in der Josefstadt DAS unter Kommunikation versteht.....