Samstag, 4. Juli 2015

Eingebaute Kommentare

Wir hatten in den letzten Jahren der DDR einmal eine Familie aus Dresden bei uns in Wien zu Gast, mit der wir uns während eines Camping-Aufenthaltes dort angefreundet hatten. Das Ganze war fürchterlich kompliziert und kam wohl auch nur zustande, weil die Frau offenbar gute Beziehungen zur SED hatte, nennen wir es einmal so. Wir ahnten das damals schon, aber es war uns damals und ist uns heute egal. Wir waren politisch und moralisch nicht angreifbar und es waren nette Leute, unsere Beziehungen waren ausschließlich kultureller Art - bei Dresden ja nicht verwunderlich. Und wir waren und sind ja von Dresden begeistert, angefangen bei seinen Kunstschätzen, seiner Oper bis hin zu Karl May.
Warum ich hier darauf zurückkomme, ist Folgendes: Unsere Gäste nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass bei unseren TV-Nachrichten kein wertender Kommentar dazu geliefert wurde! (Dazu muss man wissen, dass man in Dresden kein Westfernsehen empfangen konnte, man nannte es das "Tal der Ahnungslosen"). Das war vor ca. 30 Jahren.
Heute sind wir auch bei uns so weit, dass es praktisch keinerlei Nachrichten in Funk und Fernsehen ohne Kommentar mehr gibt, nur wird er nicht mehr separat angeliefert, sondern steckt schon in Auswahl, Reihung und Präsentation der Nachrichten drin. Darüber hinaus wird gratis und franko auch noch eine vorgefertigte Instant-Emotions-Essenz dazugepackt, die man nur aufzulösen braucht.


Ich fürchte nur, dass der "moderne Mensch" nur mehr medial-eingespeichelte und vorgekaute Informationen verdauen kann.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Thielemann zu PEGIDA



Weil das linke Feuilleton Thielemann wieder einmal ins rechte Eck stellt, da er es nicht lassen konnte, sich politisch - oder besser gesellschaftspolitisch - zu äußern, habe ich nach dem Text gesucht. Ich möchte wirklich wissen, was dabei zu inkriminieren ist:



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Falls der Link nicht aufgeht:




Das ewige Heute

"Der wird nicht auferstehn, der vor nicht auferstanden,Der jüngste Tag ist itzt und nicht danach vorhanden"

Daniel von Czepko von Reigersfeld, 1648.

Diskrepanzen

"Zänkisch [ist] vom Frieden, unduldsam von der Toleranz, pfennigfuchsend von Gott die Rede"
Aus: Günther Grass, Das Treffen in Telgte.

Piri-Piri: TUT GUT

Montag, 29. Juni 2015

Weltkrieg I

Selten ist ein Krieg so unglücklich begonnen und so schrecklich beendet worden wie der erste Weltkrieg: diplomatisches Ungeschick und militärische Engstirnigkeit auf deutscher, schlimme Fahrlässigkeit auf österreichisdıer Seite, blinder Revanchegeist in Frankreich, bösartige Machinationen einer kleinen Kriegspartei in Rußland, Sclıwanken zwisclıen Vernunft und Hysterie schließlich in England ließen die Großmächte aus vierzigjähriger Friedenszeit in einen Krieg gleiten, dessen Folgen niemand voraussah und der das Gleichgewicht der Kräfte auf dem europäischen Kontinent endgültig zerstörte.
Daß Deutschland den anderen Mächten nur im Ungeschick, nicht in böser Absicht voraus war,weiß heute jeder Historiker. Die Kriegsschuldfrage diente nur als Vehikel, auf dem die alliierten Staatsmänner in Paris 1919, voran der haßblinde Clemenceau, ihre maßlosen Forderungen an Gebietsabtrennung, Zerstückelung und Reparationen in die Scheuer des Sieges einbrachten.
Aus: Snyder, Morris, Müller: Hier hielt die Welt den Atem an. Stuttgart 1953 

Die beste Kurzfassung für die Ursachen des Kriegsausbruchs 1914, die mir untergekommen ist. Natürlich werden das national orientierte Historiker anders sehen, aber beim Lesen von Chr. Clarks "Schlafwandler" kommen mir ähnliche Gedanken. Was fehlt, ist die Rolle Serbiens als 'detonator'.

Samstag, 27. Juni 2015

Gute Werke

Jetzt ist mir klar, warum die Kirchen und Orden so über Nachwuchsmangel klagen: Wer sich heute dazu berufen fühlt, Gutes zu tun, braucht nicht mehr Priester, Pastor werden oder in einen Orden eintreten, sondern wird Journalist/in: Da ist es um vieles leichter, Gute Werke zu vollbringen, entweder an der Tastatur oder mit dem Mikrophon. Und auf langjährige Schulung kann verzichtet werden - sowie auf sonstige Verzichte auch.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Spendenfreudigkeit

"Bei Flüchtlingskatastrophen spenden Österreicher deutlich weniger als bei Naturkatastrophen...."
beklagt die WienerZeitung.

Bei so riesigen Gute-Werke-Industriekomplexen á la CARITAS u. ä. spielen die Spenden ja ohnehin nur die Rolle eines Deckungsbeitrages. Abgesehen davon kann man aus dieses Erkenntnissen natürlich die verschiedensten Schlüsse im Hinblick auf das Wahlvolk ziehen. Welche die Wiener SPÖ zieht, ist leicht zu erraten. Hauptsache, die Eliten behalten ihr Gutes Gewissen.

Montag, 22. Juni 2015

Zerstörer

"Sonderbar, dass die Zerstörung so oft von denen ausgeht, die in dem Wahn leben, sie seien die Bewahrer der sogenannten heiligsten Güter".

Aus: Jakob Wassermann, Der Fall Maurizius

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Ebenfalls aus diesem Roman der Zwischenkriegszeit:
"Es wird immer nach der Gesinnung gefragt. Wer die gewünschte Gesinnung hat, darf dann auch niederträchtig handeln."