"Die Alpen sind zu groß, um uns zu etwas nützlich zu sein."
schrieb Gustave Flaubert im 19. Jhdt.
Wenn der wüsste, dass heute hundert Tausende, wenn nicht Millionen, davon leben!
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
"Die Alpen sind zu groß, um uns zu etwas nützlich zu sein."
"Die Leute erfinden einfach Dinge. Wir können es an immer mehr staatlich geförderter Propaganda beobachten. Wir sehen es an vom Internet verbreiteten erfundenen Geschichten. Wir sehen es an einer immer verschwommeneren Grenze zwischen Nachrichten und Unterhaltung. Und wir sehen es an dem völligen Verlust der Scham von politischen Führern, die bereits der Lüge überführt wurden und dann einfach noch mehr und weiter lügen. Nun, Politiker haben immer gelogen, aber früher, wenn man beim Lügen erwischt wurde, da hat man noch gedacht "Oh Mann". Aber heutzutage da lügen sie einfach weiter."
Die meisten denken mit Aristoteles: „Was vielen richtig scheint, das, sagen wir, ist“: ja, es giebt keine noch so absurde Meinung, die die Menschen nicht leicht zu der ihrigen machten, sobald man es dahin gebracht hat sie zu überreden, daß solche allgemein angenommen sei. Das Beispiel wirkt auf ihr Denken, wie auf ihr Thun. Sie sind Schaafe die dem Leithammel nachgehn, wohin er auch führt: es ist ihnen leichter zu sterben als zu denken. Es ist sehr seltsam daß die Allgemeinheit einer Meinung so viel Gewicht bei ihnen hat, da sie doch an sich selbst sehn können, wie ganz ohne Urtheil und bloß kraft des Beispiels man Meinungen annimmt....
Die Allgemeinheit einer Meinung ist, im Ernst geredet, kein Beweis, ja nicht einmal ein Wahrscheinlichkeitsgrund ihrer Richtigkeit. Die welche es behaupten, müssen annehmen 1) daß die Entfernung in der Zeit jener Allgemeinheit ihre Beweiskraft raubt: sonst müßten sie alle alten lrrthümer zurückrufen, die einmal allgemein für Wahrheiten galten: z.B. das Ptolemäische System, oder in allen protestantischen Ländern den Katholicismus herstellen: - 2) daß die Entfernung im Raum dasselbe leistet: sonst wird sie die Allgemeinheit der Meinung in den Bekennern des Buddhaismus, des Christenthums, und des Islams in Verlegenheit setzen.
Was man so die allgemeine Meinung nennt, ist, beim Lichte betrachtet, die Meinung Zweier oder Dreier Personen; und davon würden wir uns überzeugen, wenn wir der Entstehungsart so einer allgemeingültigen Meinung zusehn könnten. Wir würden dann finden, daß Zwei oder Drei Leute es sind, die solche zuerst annahmen oder aufstellten und behaupteten, und denen man so gütig war zuzutrauen, daß sie solche recht gründlich geprüft hätten: auf das Vorurtheil der hinlänglichen Fähigkeit dieser nahmen, zuerst einige Andre die Meinung ebenfalls an: diesen wiederum glaubten Viele andre, deren Trägheit ihnen anrieth, lieber gleich zu glauben, als erst mühsam zu prüfen. So wuchs von Tag zu Tag die Zahl solcher trägen und leichtgläubigen Anhänger: denn hatte die Meinung erst eine gute Anzahl Stimmen für sich; so schrieben die Folgenden dies dem zu, daß sie solche nur durch die Triftigkeit ihrer Gründe hätte erlangen können. Die noch Uebrigen waren jetzt genöthigt gelten zu lassen was allgemein galt, um nicht für unruhige Köpfe zu gelten, die sich gegen allgemeingültige Meinungen auflehnten, und naseweise Bursche, die klüger seyn wollten als alle Welt. Jetzt wurde die Beistimmung zur Pflicht.
Nunmehr müssen die Wenigen welche zu urtheilen fähig sind, schweigen: und die da reden dürfen, sind, solche, welche völlig unfähig eigne Meinungen und eignes Urtheil zu haben, das bloße Echo fremder Meinung sind: jedoch sind sie desto eifrigere und unduldsamere Vertheidiger derselben. Denn sie hassen am Andersdenkenden nicht sowohl die andre Meinung zu der er sich bekennt, als die Vermessenheit selbst urtheilen zu wollen; was sie ja doch selbst nie unternehmen und im Stillen sich dessen bewußt sind. - Kurzum Denken können sehr Wenige, aber Meinungen wollen Alle haben: was bleibt da anderes übrig als daß sie solche, statt sie sich selber zu machen, ganz fertig von Andern aufnehmen?
„…die selbe Erscheinung erscheint diesmal angenehmer, jenes Mal unangenehmer. Jetzt bin ich zu allem aufgelegt, und jetzt wieder zu gar nichts; was mir zu dieser Stunde Spaß macht, wird mir zu einer andern zum Verdruss. Es gehen tausend unbedachte und zufällige Regungen in mir vor. Entweder es wandelt mich eine schwermütige oder wieder eine gallige Laune an; und bald herrscht ungebeten und eigenmächtig der Trübsinn, bald die Fröhlichkeit in mir vor.“
"Ein schwacher Mathematikus wird nie ein starker Philosoph"B. Bolzano
Ich habe die Politik der offenen Grenzen im Sommer 2015 für falsch gehalten. Natürlich ist das, was man tun muss, wenn man die Frage der Sicherung der Außengrenzen ernst nimmt, unschön, hässlich und widerwärtig. Aber ein verantwortungsethischer Politiker muss auch die Konsequenzen sehen. Der Aufstieg der AfD mit diesen Inhalten war ein vorhersehbares Phänomen. Auch der Brexit ist für alle ein Schock. In meinen Augen waren es miese Demagogen, die ihn angeheizt haben, denn er bringt Großbritannien in die größten Schwierigkeiten. Letztlich ist er aber auch ein Ergebnis der Unsensibilität der Politik gegen die Massenimmigration. Wer, wie die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, glaubt, "Wir schaffen das", ist schlicht ein Idiot. Es kommt zu Spannungen, wenn Millionen aus einem vollkommen anderen Kulturkreis sehr rasch in Sozialstaaten einwandern. Das hat mit Fremdenfeindlichkeit nichts zu tun, nur mit einem nüchternen Urteil. Hier haben wir es mit einem tatsächlichen Verlust historischer Erfahrung zu tun.
... das führt zu Ausschlägen in Richtungen, die niemandem gefallen; etwa das Auftauchen von rechtspopulistischen Parteien wie der AfD in Deutschland. Wobei "rechtspopulistisch" ein polemischer Begriff ist, wie alle politischen Begriffe polemisch sind. Nur dadurch leben sie. Der deutsche Soziologe Ralf Dahrendorf antwortete auf die Frage, was Populismus sei: "Populismus ist eine beliebige Bezeichnung für Politiker, die anderer Meinung sind".