Freitag, 26. Juli 2013

Hitze

"Die Hitze des Sommers greift mich stärker an als die Kälte des Winters...die Unannehmlichkeit der Hitze, gegen die man weniger tun kann als gegen die der Kälte..."
Montaigne

Zum Thema Hitze muss ich mich als Angehöriger jener Minderheit outen, welche die Sonne nur als notwendiges Übel betrachtet und daher an einem Übermaß derselben besonders leidet. Diese Minderheit - wenn sie denn überhaupt eine ist - wird insofern besonders benachteiligt, weil sich auch die Boulevard-Medien (allen voran der ORF), welche sich sonst in aufopfernder Weise um Minderheiten kümmern, hier  gänzlich herzlos zeigen, indem sie ständig das „herrliche Badewetter“ bejubeln. Nichts also von "Inklusion"!

Radfahrer

Die Radfahrer“ als moralische Kategorie gibt es wohl nicht; wohl gibt es sie aber als politische, die zum heiß und teilweise peinlich umworbenen Liebesobjekt nicht nur der Grünen avanciert ist.

Das Phänomen der rüpelhaften Radfahrer ist im Übrigen genau dasselbe wie das Verhalten ansonsten hoch seriöser Leser von „Qualitätszeitungen“ in den angeschlossenen „Leser-Foren“, wenn sie dort regelmäßig alle Hemmungen fahren lassen – weil sie sich hinter der Anonymität verstecken können. 

Soziologisch äußerst interessant finde ich auch,  dass „die Radfahrer“, also jener Teil der Menschheit, die sich auf 2 Rädern fortbewegt, gegenüber jenem, der  sich nur seiner  Beine bedient, exakt so verhält wie die viel geschmähten Autofahrer gegenüber den Radfahrern.
 
Wer auf zwei Beinen durch die Stadt geht,
Muss jeden Hochmut von sich streifen,
Weil für jeden Radler feststeht:
Er ist mehr wert auf zwei Reifen.

Aus:
Piri-Piri: URBANES


Freitag, 5. Juli 2013

Rathkolb hat wieder zugeschlagen...

Schon wieder eine "Historikerkommission", die "belastete Strassennamen" ausforschte.

Ich lehne diese eindimensionale Beurteilung historischer Persönlichkeiten ab, nach der die Bedeutung eines Menschen nur von dem einzigen Fakt abhängig gemacht wird, ob er ein Antisemit  war wie z.B. Wagner, Weinheber, Lueger u. a., die ja wohl auch große positive Leistungen vollbracht haben. Einen Menschen nur deswegen abzulehnen, weil er Jude ist, ist ja auch verwerflich. Vereinfachungen, ob so oder so, werden niemals der komplexen Wirklichkeit gerecht.

Und jetzt ist er darauf gekommen, dass im 19. Jhdt. auch noch viel zu holen ist. Na sowas! Wahrscheinlich gehen ihm schon die Nazis aus....
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Vor einigen Tagen im STANDARD ein Hetzartikel zum Thema (Autor ein gewisser Th. Trenkler), dem allerdings peinliche Sachfehler anhafteten: Eine "Mandowara-Gasse" wurde moniert, angeblich nach Hitlers und Görings Lieblingssänger - das reicht schon! Nun, der hieß Josef von Manowarda, war zwar tatsächlich auch ein Nazi, aber die Gasse war nicht nach ihm benannt, sondern nach einem WKI-Kriegshelden Max Manowarda. Peinlich! Ebenso wurde eine "Anschlussgasse" - ich glaube in Ottakring - moniert, die aber gar nicht nach dem 38'Jahr so benannt wurde, sondern nach irgendeinem Verkehrsprojekt von früher.
Den Vogel schoss der Autor aber mit seiner "Schlusspointe" ab, wo er gehässig anmerkte, nun würde es bald auch eine Gottfried-Küssel-Strasse geben. Das zeigt, dass er die Problematik überhaupt nicht begriffen hat: Die "beanstandeten" Namen, sofern sie richtig zugeordnet wurden, zeigen auf Personen, die außer ihrem Nazi- oder Antisemiten-Kainszeichen irgendetwas anderes "Großes" vollbracht haben. WIe man damit heute politisch umgeht, das ist die Problematik!

Blinder Eifer schadet nur!

Montag, 1. Juli 2013

Vision Europa


Ausschnitt aus einem Interview der WZ mit Miguel Herz-Kestranek:
Sie sind ein glühender Befürworter der europäischen Einigung?
Und ein leidenschaftlicher Kämpfer für diese Vision. Visionen funktionieren nur naiv. Visionäre, die verlacht und verspottet wurden, deren Visionen sich aber irgendwann erfüllt haben, waren - im guten Sinn - meist reine Toren, Parsifale - und als der sage ich: Man muss diese 500 Millionen Menschen begeistern und mitnehmen und das gelingt nur über Herz und Emotion. Nicht über den Verstand, nicht über Wirtschaft allein. Wenn die kracht, sind die Menschen wieder weg. Leopold Figl hat 1945 in seiner Weihnachtsansprache gesagt: "Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben" und er hat geendet: "Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!" Auch das vereinte Europa ist im Aufbau, ist ein work in progress und das ist nichts, woran man sich festhalten kann. Dazu geht es derzeit drunter und drüber, es stimmt noch nicht an allen Ecken und Enden, aber man muss an dieses Europa glauben!
Sie plädieren also für eine Argumentationslinie, die eher auf die emotionale Ebene der Menschen abzielt?
Die PR in der Firma Europa wird fahrlässigerweise vom Vorstand gemacht, und das kopflastig und abgehoben. So erreicht man aber nicht die Herzen von 500 Millionen! Wären die im Herzen überzeugt, würden sie die Krisen durchtragen und blieben bei der Stange. Die Gründungsväter hatten diese innere Haltung, weil sie noch den Krieg im Bauch hatten. Marc Aurel - eigentlich ein großer Europäer - hat gesagt: Wer selbst nicht brennt, kann bei anderen kein Feuer entfachen. 

Mein Leserbrief dazu an die WZ:
Die Äußerungen von M. H-K  über Europa als "work-in-progress" finde ich großartig. Man sollte diese Sätze einrahmen und in die Redaktionstuben hängen, auch in die der WZ, speziell die der Wirtschaftsredaktion. Wenn die EU oder der EURO scheitern sollten, dann ist dies nicht zum geringsten Teil dem Kleinmut - fast möchte man sagen:  dem Defätismus -der Medien geschuldet. Und ich rede hier nicht von Kleinformaten, die den Kampf gegen Europa zu ihrer Leitlinie gemacht haben.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Hitlers Edeljude

Habe gerade das Buch "Hitlers Edeljude" (Ed. Bloch) von B. Hamann gelesen. Wieder sehr beeindruckend, aber auch verstörend: Ohne jeden tendenziösen Subtext beschreibt sie detailliert und akribisch die empörenden Vorgänge rund um den 38-er-Anschluß am Beispiel Linz. Die Ereignisse sprechen ja für sich. Unglaublich, mit welcher Niedertracht und Gemeinheit sich die Nazis alles unter den Nagel rissen, ganz abgesehen von den unzähligen übrigen Grausamkeiten, an denen sich allzuviele - aber nicht alle! - beteiligten.

Gleichzeitig lese ich auch "Unsentimentale Reise" von Albert Drach, ein Bericht über seine Zeit als Flüchtling im Vichy-Südfrankreich. Auch dort war Edelmut Mangelware - aber das hören die Franzosen heute gar nicht gerne. Vor Jahren las ich auch das entsprechende Buch von Lion Feuchtwanger.

Das alles beweist nur, dass sich das Böse nicht geographisch oder ethnisch festmachen läßt, sondern die Grenze zwischen Gut und Böse in einer anderen Dimension verläuft, die für die meisten Meinungsmacher nicht faßbar ist. Ich gebe zu, die Differenzierung ist schwierig. Umso mehr erstaunt es mich, dass sprachlich so begnadete Künstler wie Thomas Bernhard derart in Pauschal-Urteilen schwelgen. Aber vielleicht erklärt das sogar seinen Erfolg. Mir hat es den Zugang zu ihm verbaut.

Sonntag, 16. Juni 2013

Bücher

Das Schöne am "Buchmarkt" ist die weitgehende Irrelevanz von Interpreten, Regisseuren, Dramaturgen und vor allem Kritikern; Lektoren spielen ja eh keine wichtige Rolle mehr, Germanisten sowieso nicht. So habe ich als "Kunde" die freie, ungefilterte Chance, mir Perlen oder Mist aus der Riesenauswahl zu fischen, eine Freiheit, die mir in den anderen Kunstgattungen schon lange verwehrt ist.

Samstag, 8. Juni 2013

Der Teufel trägt nicht immer Hörner

"Jede Analyse, die Hitlers Bild verzerrt, indem sie ihn seiner menschlichen Eigenschaften beraubt, würde uns nur noch blinder machen für die potentiellen Hitlers, die keine Hörner haben".

Erich Fromm

"Es ist eine verhängnisvolle Illusion, zu glauben, das weltpolitische Böse sei im Nationalsozialismus und Faschismus ein für allemal dingfest gemacht worden. Der Ungeist hitlerscher Menschenverachtung lebt fort: Unter anderer Flagge, in anderen Farben, in anderen Teilen der Welt"

A. Speer

Das 2. Zitat muss man natürlich nicht glauben, weil es von jemandem stammt, der desavouiert ist...

Montag, 27. Mai 2013

Heuchler

"Ein Mann, der moralisiert, ist normalerweise ein Heuchler."

O. Wilde, Lady Windermeres Fächer.