Sonntag, 21. August 2022

Umwandlung von Begriffen

Typisch dafür, wie wissenschaftliche Entdeckungen von den Medien und dem Laienpublikum aufgenommen werden, scheint zu sein. daß bestimmte, ungenau oder schlicht falsch interpretierte Begriffe oftmals das einzige sind, was auf dem Weg von der Fachzeitschrift zur Illustrierten oder zum Taschenbuch übrigbleibt. Die wichtigen Einschränkungen und Unterscheidungen, manchmal sogar die eigentliche Idee, gehen unterwegs leicht verloren. Man denke nur an den weitverbreiteten Gebrauch so beliebter Begriffe wie »Ökologie« oder »Quantensprung«, ganz zu schweigen von dem New-Age-Ausdruck »Energiefeld«. Natürlich kann man einwenden, daß Begriffe wie »Chaos« und »Energie« schon vor ihrem fachsprachlichen Gebrauch in Umlauf waren. doch werden ja gerade diese fachsprachlichen und nicht etwa die ursprünglichen Bedeutungen entstellt wiedergegeben.

Angesichts immer wirkungsvollerer schriftstellerischer Methoden, mit denen sich bestimmte nützliche Begriffe in nichtssagende Klischees verwandeln lassen, sollten wir unbedingt vermeiden, daß die verschiedenen Komyplexitätsbegriffe dasselbe Schicksal erleiden. 

M. Gell-Mann. 

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>>> "schriftstellerisch" - im Original heißt es 'literary' - und das finde ich nicht gut übersetzt; allerdings fehlt mir auch das entsprechende deutsche Wort dafür. Aber wörtlich "literarisch" wäre immer noch besser.

Sonntag, 7. August 2022

30 % der Autos müssen weg!

 Leserbrief an WZ wg. Artikel am 30.7.22 mit der Überschrift:  "30 Prozent der Autos müssten weg….."

(abgeschickt, aber nicht veröffentlicht).

 …. gemeint sind natürlich damit die Menschen, die sie fahren und die damit gefahren werden – nur darf man das halt so nicht sagen.

Die vielzitierte Gentrifizierung tritt in mancherlei Gestalt auf, gemeinsames Ziel ist in jedem Fall die Verdrängung der Alt-Mieter aus ihren Altbauwohnungen, wobei „alt“ hier sowohl die Mietdauer als auch des Lebensalter der Bewohner bedeutet. Im Wesentlichen gibt es zwei Methoden: Die eine ist die offene und brutale "kapitalistische", wie sie von sog. Investoren gehandhabt wird; dagegen kann man sich u. U. mit Rechtanswälten wehren, wenn man dazu das Geld hat. Gegen das andere Verfahren, ich nenne es das versteckte "ideologische",  ist man wehrlos, denn wie soll man sich gegen politischen Druck wehren - außer einmal alle heiligen Zeiten an der Urne?  

In meinem konkreten Fall „sitze“ ich seit über 50 Jahren in einer ursprünglich devastierten Wohnung im Herzen der Leopoldstadt, die im Laufe der Jahrzehnte mit viel Aufwand immer wohnlicher gemacht wurde; naturgemäß ist der Mietzins für die neuerdings "hippe" Gegend niedrig und aus Sicht der Vermieter skandalös.

Von Anfang an war ich ein eingefleischter Öffi-Benutzer, ein sog. ‚early adopter‘ der Sparangebote wie Jahreskarte, Vorteilskarte und  jetzt Ö-Klimaticket. Daneben hielt ich mit aber auch seit fast 50 Jahren ein Automobil, das mit den Jahren immer kleiner – sprich kürzer – wurde und anfangs meinen nicht-beruflichen Aktivitäten (Ferien, Urlaub) diente und jetzt, da ich am rechten Fuß der Alterspyramide angelangt bin, meine verbliebenen sozialen und touristische Aktivitäten unterstützt; wohlgemerkt nur jene, die öffimäßig nicht zu realisieren sind. Dafür zahle ich natürlich seit Jahren die nicht gerade wohlfeile Parkgebühr der Gemeinde Wien, die ich aber immer öfter als eine offene Verhöhnung empfinde - wenn ich z. B. 20 Minuten und mehr im Grätzel um die Praterstraße herumkurven muß, um ein bescheidenes Plätzchen für mein Minigefährt zu finden.

Das Interregnum der Grünen in der Bezirksverwaltung Leopoldstadt war zwar nur von kurzer Dauer, aber offenbar sehr nachhaltig. Teils haben sie noch selber die Parkplätze weggeschmolzen, teils haben sie offenbar die Bestands-Beamtenschaft unterwandert oder wirksam umerzogen. Jedenfalls wird seit dieser Zeit der Parkraum permanent und systematisch verringert, sei es durch sehr großzügige Gewährung von Sperren zugunsten der Baufirmen (ein Schelm, wer....) oder durch gezielte Parkraumvernichtung zugunsten aberwitziger Fahrradspuren gegen die schmale Einbahn. Es ist mir durchaus klar, dass man der zunehmenden Fahrrradbegeisterung Rechnung tragen muss, aber bitte nicht durch fanatische, praxiswidrige Ho-ruck-Aktionen!

Gegen die Immobilienhaie, in deren Beuteschema ich natürlich ideal passe und die gerade in der Leopoldstadt aus historischen Gründen sehr aktiv sind, kann ich mich mit Hilfe von Rechtsanwälten (noch) wehren, aber was soll man gegen die Vertreibungstaktik einer  Stadt- und Bezirksverwaltung machen, die auf einer grünen Hype-Welle stimmenheischend dahinsurft und dabei die alteingesessenen Bewohner unter sich begräbt?  Denn offenbar arbeiten die Kräfte der Biologie für manche zu langsam.

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Eine "lustige" Episode an der Kreuzung Novaragasse mit der Weintraubengasse: 

Ein junger E-Scooter-Fahrer fährt in der Mitte der Novaragasse gegen die Einbahn mit full-speed, obwohl es dort ausnahmsweise gar keine Fahrrad-Markierung gibt. Von der Weintraubengasse, die an und für sich Vorrang gegenüber der Novaragasse hat, kommt ein  älterer Radler in der Einbahnrichtung auf einem alten Fahrrad, ganz normal und korrekt auf der rechten Seite der Straße. An der Kreuzung stossen die beiden zusammen - gottseidank ohne ernste Folgen außer einem heftigen Schimpfduell: Der E-Mensch beruft sich auf den Rechtsvorrang....


Käme die Sache vor Gericht, käme es hauptsächlich auf die "Gesinnung" der Richter*In an ...... oder ?

??? 

Man darf ja davon ausgehen, dass für die Propheten und Adepten der neuen Mobilitätsformen die STVO für anachronistisch gilt.

Journalisten ...

 Karl Kraus:

Den Journalisten nahm ein Gott, zu leiden, was sie sagen.

Samstag, 7. Mai 2022

Sachen

 ....dass ich keine positive Idee des Unendlichen haben kann, weil ich selbst ein sehr endliches Wesen bin.

...dass ich keine Substanz erkennen kann, weil ich bloß eine Idee von ihren Eigenschaften haben kann, und weil tausend Eigenschaften einer Sache mir noch nicht die Erkenntnis der Sache selbst verschaffen können, und welche überdies noch zehntausend andere unbekannte Qualitäten haben kann. 

Voltaire

Headline

Wie doch Bangen mich bindet!

Sorg und Furcht

fesseln den Sinn.

Wagner, Rheingold

Posthume Version:

"In Ängsten findet manches statt, 
was sonst nicht stattgefunden hat." 
(W.Busch)



Massenmörder oder Kritiker

 There is, perhaps, no more dangerous man in the world than the man with the sensibilities of an artist but without creative talent. With luck such men make wonderful theatrical impresarios and interior decorators, or else they become mass murderers or critics.

Barry Humphries


Freitag, 8. April 2022

Die Wahrheit hat ihre Hindernisse....

 Denn das ist nichts Neues bei den Weisen, uns die Dinge so zu predigen, wie sie nützlich, nicht, wie sie wirklich sind. Die Wahrheit hat ihre Hindernisse, Unbequemlichkeiten und Unvereinbarkeiten für uns. Man muß uns oft täuschen, damit wir uns nicht selber täuschen, und unsere Augen verbinden, unsern Verstand betäuben, um sie zu bilden und zu bessern. »Die Unerfahrenen unterfangen sich zu urteilen; man muß sie daher oft betrügen, damit sie nicht irregehen.« (Quintilian, Inst., II, 17) Wenn sie uns befehlen, drei, vier, fünfzig Kategorien von Dingen mehr als uns selbst zu lieben, so machen sie es wie die Bogenschützen, die, um ins Ziel zu treffen, sehr hoch darüber zielen.


Montaigne

 

I am fond of pigs

 I am fond of pigs. Dogs look up to us. Cats look down on us. Pigs treat us as equal.

W. Churchill