Dienstag, 30. September 2025

Otrovert Inoxman

                     Darin đŸ‘€erkenne ich mich wieder ... jedenfalls das, was nach meiner rigiden 11-jĂ€hrigen Erziehung in  Gemeinschaftseinrichtungen ĂŒbrig geblieben ist!

Otrovertiert: Was hinter dem dritten Persönlichkeitstyp steckt

Lange war immer nur von introvertiert und extrovertiert die Rede. Ein Psychiater hat allerdings einen dritten Persönlichkeitstyp entdeckt: Otrovertiert.

MarlenePolywka

 Die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen setzen sich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen. GrundsĂ€tzlich unterteilt man dabei aber schon lange in introvertiert und extrovertiert (wissenschaftlich auch extravertiert); die Unterscheidung und Bezeichnung geht auf den Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung und sein 1921 erschienenes Werk „Psychologische Typen“ zurĂŒck. Die Begriffe werden oft als Gegensatz zueinander verstanden und beschreiben dabei die zwei Enden einer Skala. Das stimmt auch in Teilen, da sich beide Begriffe auf den Persönlichkeitsfaktor der sogenannten „Extraversion“ beziehen. Dabei leiten sich die Bezeichnungen aus dem Lateinischen ab, in dem „intro“ so viel bedeutet wie „hinein“ und „extra“ dagegen mit „heraus“ ĂŒbersetzt wird. „Vertere“ bedeutet hingegen „wenden“.

Das Maß an Extraversion auf der erwĂ€hnten Skala ist wichtig fĂŒr das Verhalten einer Person in einem sozialen Umfeld. Extrovertierten Menschen wird nachgesagt, dass sie die Gesellschaft anderer Personen genießen und Kraft aus dem sozialen Kontakt ziehen. Das hat zur Folge, dass Personen, die auf andere offen, herzlich und gesellig wirken, oft auch als extrovertiert beschrieben werden. Introvertierte Menschen hingegen verbringen ihre Zeit dieser Theorie zufolge lieber allein oder mit ausgewĂ€hlten Personen. Lange galt deshalb das Vorurteil, dass introvertierte Menschen zwangslĂ€ufig schĂŒchtern und zurĂŒckhaltend seien. Das stimmt allerdings nur bedingt. Grob gesagt kann man aber festhalten, dass Extrovertierte ihre Energie eher nach außen richten, wĂ€hrend sie bei Introvertierten ins Innere abzielt.

Oft kann man eine Person aber auch nicht einfach klar zu einer der beiden Seiten zuweisen. Stattdessen bewegen sie sich, um beim Bild der Skala zu bleiben, auf verschiedenen Stufen der Extraversion. Der US-amerikanische Psychiater Rami Kaminski bringt auch deshalb einen weiteren Persönlichkeitstyp ins GesprĂ€ch, den viele noch nicht kennen: den sogenannten otrovertierten Typ. Doch was genau zeichnet ihn aus und wie findet man heraus, ob man dazu gehört?

Weder introvertiert noch extrovertiert – aber vielleicht otrovertiert

Seine Theorie baute Kaminski auf der Beobachtung auf, dass viele seiner Klientinnen und Klienten nicht wirklich in einen der beiden beschriebenen Typen passen wollten. Und auch bei sich selbst stellte er das fest. Um seine Beobachtungen wissenschaftlich zu untermauern, arbeitete der Psychiater mit einem Biostatistiker zusammen, mit dem er unter anderem einen Fragebogen entwickelte, um ĂŒber eine sogenannte „Otherness Scale“, also eine „Skala der Andersartigkeit“, bestimmte Muster zu erkennen. Bereits 2023 grĂŒndete er darauf aufbauend das „Otherness Institute“, das sich ganz der Forschung von Otrovertierten oder auch Otroverts widmet. Dabei haben otrovertierte Menschen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zu den anderen Persönlichkeitstypen.

Ein wesentlicher Unterschied besteht bereits in der Herangehensweise. Denn wĂ€hrend sich Extro- und Introvertiertheit auf die Interaktion mit anderen Menschen konzentriert, konzentriert sich Kaminski auf einen dritten Typ abseits dessen. Solche Personen mĂŒssen sich weder aus einer Gruppe zurĂŒckziehen, um Kraft zu tanken, noch gibt es ihnen per se Energie, mit einer Gruppe zu interagieren. „Es ist nicht die Gruppe, die sie erschöpft – es ist die Konfrontation mit dem Gruppendenken“, erklĂ€rt der Psychiater. Otrovertierte seien deshalb eigenstĂ€ndiger und stĂŒnden oft am Rande einer Gemeinschaft; immer noch Teil davon, allerdings unabhĂ€ngig. Im „Guardian“ beschreibt Kaminski diese Personen als „Solisten, die nicht in einem Orchester spielen können“.

Otrovertierte sind oft unangepasst und kreativ

Otrovertierte zeichnen sich dem Experten zufolge durch ein hohes Maß an EigenstĂ€ndigkeit und dem BedĂŒrfnis nach Ruhe aus, weshalb man sie auf den ersten Blick auch fĂŒr introvertiert halten könnte. Oft treten sie dabei selbstbewusst und vor allem selbstbestimmt auf, wobei sie so lange gesellig sind, wie sie ihre UnabhĂ€ngigkeit wahren können. Wenn sie ein GesprĂ€ch suchen, dann eher am Rande einer Gruppe und oft gezielt mit einer Person. Solche GesprĂ€che, am besten in einer ruhigen Umgebung geben Otrovertierten durchaus auch Energie, wĂ€hrend dieselbe Situation einen Introvertierten meistens genauso auslaugen wĂŒrde wie einen Extrovertierten.

DafĂŒr haben Otrovertierte oft ein Problem mit gesellschaftlichen ZwĂ€ngen, Ritualen, Regeln und genereller Anpassung. Das hat hĂ€ufig zur Folge, dass sie anecken und von anderen Personen als unangepasst wahrgenommen werden. Als historische Beispiele fĂŒr Otrovertiertheit nennt Rami Kaminski etwa Frida Kahlo oder Albert Einstein.

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Wir kennen Introvertierte, die lieber fĂŒr sich bleiben, und Extrovertierte, die im Rampenlicht aufblĂŒhen. Doch was ist mit Menschen, die sich in keiner dieser Schubladen wiederfinden?    

·         BARBARA SCHECHTNER (Die PRESSE)

Man kennt sie: Die einen blĂŒhen auf, sobald sie im Mittelpunkt. stehen, werfen mit Pointen um sich und mischen sich lautstark in jede Debatte ein. Je mehr Publikum, desto besser. Die anderen halten sich dagegen lieber am  Rand, beobachten still und sind in sich gekehrt. Sie schöpfen Energie aus der mit sich selbst. Introversion und Extroversion, die zwei klassischen Pole der Persönlichkeitspsychologie. Oft wirken sie wie ein Entweder-Oder. Doch tatsĂ€chlich bewegen sich die meisten von uns irgendwo dazwischen.

Das GefĂŒhl, nicht dazuzugehören, kann auch Vorteile haben. Hier setzt der New Yorker Psychiater Rami Kaminski an. Er definiert einen weiteren Persönlichkeitstyp: den der „Otrovertierten". In seinem Buch "Wie schön es ist, nicht dazugehören zu mĂŒssen" schreibt er ĂŒber Menschen, die sich in keine der beiden klassischen Kategorien zugehörig fĂŒhlen. Die sich "anders" fĂŒhlen: Er leitet das Wort vom spanischen "otro" fĂŒr "anders" ab und verbindet es mit dem Suffix "-vert", das aus dem Lateinischen „vertere" (wenden) stammt und auch in intro- und extrovertiert steckt. Demnach ist ein otrovertierter Mensch jemand, der in eine „andere Richtung" schaut.

Otrovertierte Menschen haben viele Facetten, doch ein Merkmal ist allen gemeinsam: das GefĂŒhl, nirgendwo wirklich dazuzugehören. Nicht, weil sie sozial unfĂ€hig wĂ€ren, sondern, weil sie sich bewusst nicht mit Gruppen oder Normen identifizieren - und dies auch nicht wollen. Genau darin unterscheiden sie sich von intro- oder extrovertierten Menschen, die ihre IdentitĂ€t gerade ĂŒber Zugehörigkeit oder deren Abwesenheit definieren. ,,Extrovertierte und Introvertierte sind im Wesentlich Spiegelbilder innerhalb der Gruppe. Im Gegensatz dazu stehen Otrovertierte außerhalb der Gruppe und ihre Haltung macht Gemeinschaft unmöglich - anders als bei Extrovertierten und Introvertierten", erklĂ€rt Kaminski gegenĂŒber der "Presse am Sonntag".

Otrovertierte spĂŒren oft einen  inneren Widerspruch zu Erwartungen, Gruppennormen oder dem, was „alle" machen oder erwarten. Sie haben weniger Interesse daran, sich anzupassen. Sie lehnen Herdendenken ab und stehen zu ihren eigenen Meinungen und Überzeugungen. Sie sind nicht abgestoßen von Menschen, nein, sie sind in der Regel sozial und freundlich. Sie bauen tiefe Beziehungen auf, bevorzugen diese jedoch in einem kleineren, vertrauteren Rahmen. Sie fĂŒhren lieber intensive GesprĂ€che mit einem Freund unter vier Augen als in geselliger Runde und bevorzugen wenige, aber tiefgehende Begegnungen statt vieler ober- flĂ€chlicher. Sie sind ausgesprochen unabhĂ€ngigkeitsliebend und suchen bewusst die Randposition. „Otrovertierte Menschen sind Solisten, die nicht in einem Orchester spielen können", schreibt Kaminski in seinem Buch.

Potenzial im Anderssein. In seinen mehr als vier Jahrzehnten als Arzt und Psychiater hat Rami Kaminski viele Menschen begleitet, die sich als anders erleben und sich zwischen den Polen von Intro- und Extroversion nicht wiederfinden. Er betont, daß es Zeit braucht, dieses Anderssein zu verstehen. Und daß siech darin neue Möglichkeiten eröffnen können, sobald man bereit ist, es anzunehmen.

Kaminski spricht aus Erfahrung: Schon als Kind kannte er dieses GefĂŒhl.  In seiner Pfadfindergruppe, in der es darum ging, die eigenen BedĂŒrfnisse dem Gemeinwohl unterzuordnen, irritierte ihn der Moment des Pfadfinderversprechens. WĂ€hrend die anderen es feierlich aufsagten, fĂŒhlte er nichts. Keine Verbundenheit, keine NĂ€he. „Ich habe innig versucht dazuzugehören, bis ich etwa 25 Jahre alt war", erinnert er sich. Wenn er auf seine Jugend zurĂŒckblickt, beschreibt er sich als „beliebter Außenseiter": Er hatte Freunde, war witzig und fand leicht Anschluss. ,,Aber ich hatte nie das GefĂŒhl, irgendwo dazuzupassen. Immer trennte mich eine unsichtbare Mauer von den anderen." Noch heute empfindet er seine Teenagerjahre als traumatisch, obwohl weder seine Freundin noch seine Familie geahnt hat, wie fremd er sich gefĂŒhlt hat .

„Als Otrovertierter wĂŒrde ich jungen Menschen wohl raten, keine RatschlĂ€ge zu befolgen - · auch nicht meinen", schmunzelt er bei der Frage, wie junge Menschen, die sich ebenfalls „anders" fĂŒhlen, den Mut zum eigenen Weg finden. ,,Aber im Ernst", setzt er nach, ,,die meisten RatschlĂ€ge, die wir von anderen bekommen, basieren auf den gemeinsamen Überzeugungen der Gesellschaft darĂŒber, wie das Leben zu sein hat. FĂŒr jemanden, der sich nicht zugehörig fĂŒhlt, ist gruppenorientierter Rat im besten Fall nutzlos - und im schlimmsten Fall irrefĂŒhrend." Denn all diese Empfehlungen zielten letztlich darauf ab, sich anzupassen, Teil einer Gruppe zu werden und eine bestimmte GruppenidentitĂ€t anzunehmen. ,,Kinder und Jugendliche, die sich anders fĂŒhlen, greifen nach jedem Rat, der ihnen hilft dazuzugehören. Sie sehnen sich zutiefst danach."

Den eigenen Weg gehen. Die meisten .Nichtdazugehörigen", denen er begegnet, haben jedoch bereits erkannt, daß es sinnlos ist, krampfhaft zu versuchen dazuzugehören. ,,Sie haben den Mut gefunden, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie wissen nur nicht, wie sie als Außenseiter gedeihen können. Ich zeige ihnen, daß Nichtdazugehören ein einzigartiger Vorteil sein kann, und ich zeige ihnen, daß es sehr glĂŒcklich machen kann, ein Außenseiter zu sein - solang sie nicht versuchen, Teil der Gruppe zu werden."

Der Otrovertierte will sich nicht automatisch in GruppenidentitĂ€ten einfĂŒgen. Da sie sich nicht verpflichtet fĂŒhlen, die allgemeine Position, Meinung oder Sichtweise zu unterstĂŒtzen, sind Otrovertierte etwa Ă€ußerst unabhĂ€ngig und denken unkonventionell. Sie gehen Probleme aus neuen Blickwinkeln an, was oft zu kreativen Entdeckungen und OriginalitĂ€t fĂŒhrt. Sie messen ihren Erfolg an ihren eigenen Leistungen und brauchen den Vergleich mit anderen nicht. Sie wissen, was ihnen guttut und was nicht. Und sie haben begriffen: ,,Es ist in Ordnung, ich selbst zu sein."

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Freitag, 26. September 2025

Theorien, die alles erklÀren


 Jede Theorie liefert nur ein Vermutungswissen, das sich einer kritischen ÜberprĂŒfung aussetzen muß. Ganz anders sah es aus mit der marxistischen Theorie der Geschichte, mit Freuds Psychoanalyse und Adlers Individualpsychologie. Diese Theorien erweckten den Anschein, praktisch alles erklĂ€ren zu können, was sich innerhalb ihres jeweiligen Bezugrahmens abspielt. Das Studium jeder der drei Theorien schien die Wirkung einer intellektuellen Bekehrung oder Offenbarung zu haben, ein Augenöffnen fĂŒr eine neue Wahrheit, die den noch nicht Eingeweihten verborgen war. Waren die Augen erst einmal geöffnet, erblickte man ĂŒberall bestĂ€tigende Beispiele: die Welt war voll von Verifikationen der betreffenden Theorien. Was immer geschah, es wurde bestĂ€tigt. Eine solche Wahrheit erschien handgreiflich; und UnglĂ€ubige waren einwandfrei solche, die diese handgreifliche Wahrheit nicht sehen wollten; die sich weigerten, sie zu sehen, sei es, weil sie ihrem Klasseninteresse widersprach, sei es, weil ihre VerdrĂ€ngungen noch «unanalysiert» waren und laut nach Behandlung schrien.

Karl Popper

 Siehe auch :  Tschutora

https://draft.blogger.com/blog/post/edit/8017397482075204889/7705382823671525675

 

Sonntag, 21. September 2025

EichstÀtt, Deutschland - Die katholischste Stadt der Welt

EichstÀtt, Deutschland - Die katholischste Stadt der Welt

Von Stefan Hofer  (KURIER)

Katholisch und reich. Nein, es geht nicht um den Vatikan, sondern um EichstĂ€tt. Die oberbayerische Kreisstadt hat zwar nur 13.000 Einwohner, „sie wirkt aber grĂ¶ĂŸer, als sie ist", sagt StadtfĂŒhrer Frank Warmuth bei einem Spaziergang. Er kennt die GrĂŒnde. „Die steilen TalhĂ€nge um die AltmĂŒhl konnte man nicht bebauen, so zieht sich die Stadt zehn Kilometer in die LĂ€nge". Der zweite Grund sei die Bausubstanz. Wenn viel Barock herumliegt und alle paar Meter ein Kirchturm herausragt, wirkt das insgesamt pompös.

EichstĂ€tt, das beschaulich zwischen Ingolstadt und NĂŒrnberg liegt, ist in Österreich kaum bekannt. Dabei ist die Stadt Bischofssitz und Heimat der einzigen katholischen UniversitĂ€t im deutschsprachigen Raum. Zudem kommen viele Wallfahrer. Die Stadt ist insgesamt sehr herausgeputzt. Oder wie Frank sagt: ,,Ein wenig konservativer, braver" als andere StĂ€dte. Und die AltmĂŒhl fließt so faul dahin, man muß schon genau schauen, in welche Richtung sie fließt.

HĂŒbsch ist auch der Marktplatz, wo in der Mitte ein Brunnen mit einer Statue des heiligen Willibald steht. Der angelsĂ€chsische Missionar ( um 700 geboren) kam ĂŒber Umwege wie Rom hierher und wurde zum ersten Bischof von EichstĂ€tt. ernannt, oder wie Frank sagt: ,,Er war eher kein Geistlicher, sondern ein Crocodile Dundee seiner Zeit." Was er damit meint: So ruhig wie heute ging es in der Region nicht immer zu. Sie war Schnittstelle dreier StĂ€mme, der Bayern, Franken und Schwaben - die waren sich um das 8. Jahrhundert nicht immer wohlgesonnen. Willibalds missionarische TĂ€tigkeit soll sie befriedet haben.

Heute streitet man höchstens darum, wer die bessere Leibspeise hat - die Schwaben ihre SpĂ€tzle, die Franken ihr SchĂ€ufele oder die Bayern ihre Weißwurst? Willibald kann dazu nicht mehr befragt werden, omniprĂ€sent ist er aber weiterhin. Ein Gymnasium und die Willibaldsburg tragen seinen Namen.

Und hier  >>>>  verbrachte ich die Jahre 1962-1965.



                             

                             

Samstag, 20. September 2025

Toleranz

 …. Toleranz muß dort ihre Grenze finden, wo sie das Zustandekommen einer humanen Lebensordnung -  im Individuum oder in der Gesellschaft - behindert. Der Verzicht darauf, sich zu einer hierarchischen Ordnung der menschlichen BedĂŒrfnisse und Talente ausdrĂŒcklich zu bekennen und der Verzicht darauf, unserer Einsichts- und SelbstbestimmungsfĂ€higkeit den Vorrang vor allen anderen Tugenden zuzuerkennen, mag in der Optik einer libertinistischen Ethik als besonders duldsam gelten. Er dokumentiert jedoch eine Einstellung, die nicht sieht, daß die Selbstverwirklichung des Menschen eine Aufgabe darstellt, die Orientierung an einem Sollensmodell voraussetzt. Auch der Wille zur HumanitĂ€t setzt also dem Willen zur Duldung klare Grenzen…..….. und ergibt sich aus dem Willen zum Werten von selbst. Wenn dies wirklich eine Überzeugung und ein Wille ist, werden wir uns nicht damit begnĂŒgen können, die humane Wertordnung zu proklamieren, sondern versuchen mĂŒssen, sie durchzusetzen. Hier beginnt das schwierige GeschĂ€ft einer bewußt humanen - also sich nicht einfach auf das Prinzip Freiheit verlassenden - Politik und PĂ€dagogik. Der Widerspruch zwischen dem Gebot, den Freiheits- und Entfaltungsraum des anderen zu respektieren und der Aufforderung, ihn nicht einfach sich selbst zu ĂŒberlassen, ist ĂŒberhaupt nicht lösbar, sondern kann nur im Gleichgewicht gehalten, aufgehoben werden durch eine unentwegte Anstrengung, die das bei einigen schon voraussetzt, was fĂŒr viele gewonnen werden soll: Weisheit, Besonnenheit und Mut.

 Aus: G. Szczesny Die Disziplinierung der Demokratie


Donnerstag, 11. September 2025

Bogdan Roơčić

https://draft.blogger.com/blog/post/edit/8017397482075204889/2858638400927335213 

Zweifellos ein hochintelligenter und gewiefter Manager. Diese Rolle wird in Zukunft wohl von Ki-Androiden ĂŒbernommen werden, falls die entsprechend gekĂŒhlt werden können.


Herausforderung


Das, was jeder Mensch unter allen LebensumstĂ€nden und allein auf sich gestellt zu bestehen hat, was nicht zu Ă€ndern und zu umgehen ist, sind die Grundbedingungen seiner Existenz: er erfĂ€hrt sich als ein unvollkommen ausgestattetes, widersprĂŒchlich angelegtes Wesen. Seine Lebenszeit ist begrenzt. Es bedrohen ihn Alter und Krankheit, UnglĂŒcksfĂ€lle und EnttĂ€uschungen. Er scheitert bei der Lösung privater und sozialer Probleme ebenso wie bei dem Versuch, den Dingen auf den Grund zu kommen und weiß letztlich nicht zu sagen, worauf dieses Leben, aus dem er ebenso ungefragt entfernt werden wird, wie er in es hineingeraten ist, eigentlich wurzelt und welchen Sinn es hat. Es sind diese Grund- und Grenzerlebnisse, die die stĂ€rkste und bestĂ€ndigste Herausforderung fĂŒr den Menschen darstellen, und es sind fĂŒr ihn also jene FĂ€higkeiten am unerlĂ€ĂŸlichsten, die es ihm erlauben, diese Herausforderung zu bestehen: Einsicht, Mut, Gelassenheit. Diese Eigenschaften sind schon in der antiken Philosophie in den Rang von Kardinaltugenden erhoben worden. Sie hießen dort: Weisheit, Tapferkeit (im Sinne von FĂ€higkeit zur Anspannung des Willens) und Besonnenheit (im Sinne von Selbstbeherrschung).

Obgleich uns alle diese Begriffe gelĂ€ufig sind, muten sie doch fremd und antiquiert an. Wir sind auf andere TĂŒchtigkeiten eingestellt. <Gelassenheit –Mut - Weisheit> haben weder in der christlichen Ethik noch in der aufgeklĂ€rten Fortschrittsmoral einen hohen Stellenwert. Wenn wir jedoch eine PrĂŒfung und SelbstprĂŒfung unterhalb der Zone der gĂ€ngigen Denk- und Urteilsschemata ansetzen, und fragen, auf welchen Menschen wir Menschen eigentlich hinauswollen, wie wir gerne wĂ€ren, welche Eigenschaften uns wahrhaft wĂŒnschenswert erscheinen, dann stellt sich heraus, daß - wenn auch verschĂŒttet und verdrĂ€ngt - die ĂŒberragende Bedeutung der Tugenden, die schon die ersten Philosophen fĂŒr die erstrebenswertesten hielten, jedermann gegenwĂ€rtig ist; weil jedermann irgendwann erfahren hat, daß in den kritischen Situationen des Lebens nichts von dem hilft, was uns gewöhnlich an GĂŒtern und Talenten empfehlenswert zu sein scheint: Besitz, Macht, Wissen, Erfolg, Leistungs- und Fortschrittswille. Im Gegenteil: je mehr wir an diesen Werten hĂ€ngen, je unkritischer und distanzloser wir uns mit ihnen identifizieren, um so unfĂ€higer werden wir, die nicht hinwegreformier- und nicht hinweg revolutionierbaren RĂ€tsel und Übel der Welt zu sehen, geschweige denn zu ĂŒberstehen. 

 Aus: G. Szczesny Die Disziplinierung der Demokratie

Montag, 25. August 2025

FĂŒhrer

"... ein immerhin annehmbares Übereinkommen zwischen Traditionalismus und Futurismus, das uns auf jener Ebene befestigen könnte, wo allein der historisch handelnde Mensch  seinen Platz hat und von wo es nur Abstiege gibt, nach links oder nach rechts."

H. v. Doderer

Leider gibt es bei uns nur mehr ganz selten Politiker, die historisch hinreichend gebildet sind,  um historisch zu handeln, dafĂŒr tummeln sich in den "Abstiegen" jede Menge von Leuten, die das Echo in ihrer Blase fĂŒr Wissen halten.

Ich saß in den spĂ€ten Sechziger Jahren beim seligen Prof. L. Rosenmayr im Hörsaal zusammen mit spĂ€ter prominent gewordenen Linken (O. Bronner, M. Fischer, G. Hoffmann-Ostenhof e. a.). Ich habe den Verdacht, dass sie nur deshalb  Soziologie studierten, weil der Wortstamm mit Sozialismus gleich ist. Sie haben sich aus den Vorlesungen nur das Thema 'opinion leadership' gemerkt - v. a. der erstere - und das so erfolgeich, dass mittlerweile der ganze Staat dem 

ORFALTERSTANDARD-Meinungs-Syndikat  zu folgen hat.




Freitag, 22. August 2025

Feine Geschichten


 Von Zoe ]enny ( aus DIE PRESSE)

 "...Gestern war wieder der Schriftsteller bei mir, der von seinem paranoiden Verleger an der kurzen Leine gehalten wird. Er saß wie angeschossen mit eingesacktem Oberkörper im Sessel. ,,Es ist vorbei",' sagte er, ,,meine Zunft ist am Ende." Was denn los sei, fragte ich, und er erzĂ€hlte mir von einer Freundin, deren Tochter im Deutschunterricht ein Gedicht ĂŒber den FrĂŒhling hatte schreiben mĂŒssen. Die Tochter habe sich mit ein paar Klassenkameraden abgemĂŒht, um ein halbwegs passables Ergebnis zu prĂ€sentieren, wĂ€hrend eine andere Gruppe einfach ChatGPT benutzt habe. Das von der KI generierte Gedicht stieß bei dem ahnungslosen Lehrer auf grĂ¶ĂŸte Begeisterung, er klatschte in die HĂ€nde, sprach von lyrischem Talent und hĂ€ngte das Gedicht an die Wand.

„Das gab mir zu denken", fuhr der Schriftsteller fort „und ich habe ChatGPT gebeten, eine Geschichte in meinem Stil zu schreiben." Er lehnte sich vor. ,,Dreißig Sekunden, Frau Doktor GrĂŒnwald", er streckte drei Finger in die Luft, ,,und die KI spuckte eine feine Geschichte aus. In ein paar Jahren wird sie so gut sein, dass man keinen Unterschied mehr erkennt. Ich bin im Begriff, obsolet zu werden - wie alle KĂŒnstler, Schriftsteller und Journalisten. Ein Damoklesschwert hĂ€ngt ĂŒber uns, wir werden in der Bedeutungslosigkeit versinken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Roman einen Literaturpreis erhĂ€lt und sich dann herausstellt, dass er von einer KI verfasst wurde."


Es ist eh nur mehr eine Frage der Zeit, bis ein KI-Text den Bachmann-Preis gewinnt.