Eigentum
Ich weiß, daß mir nichts angehört
Als der Gedanke, der ungestört
Aus meiner Seele will fließen,
Und jeder günstige Augenblick,
Den mich ein liebendes Geschick
Von Grund aus läßt genießen.
J. W. Goethe
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Eigentum
Ich weiß, daß mir nichts angehört
Als der Gedanke, der ungestört
Aus meiner Seele will fließen,
Und jeder günstige Augenblick,
Den mich ein liebendes Geschick
Von Grund aus läßt genießen.
J. W. Goethe
Der Meteorologe berichtet:
"Die Termperatur liegt 10° über dem mehrjährigen Durchschnitt"
In den Medien wird sie wie folgt wiedergegeben:
"Die Temperatur ist um 10° zu hoch".
??
Kein Unterschied?
Ich denke, ein gewaltiger!
Im ersten Statement wird ein Sachverhalt mitgeteilt, im zweiten kommt eine Bewertung dazu, wird der Sachverhalt "eingerahmt" (framing) in ein Bezugssystem und das ist immer die zeitgeistige Strömung, aktuell also die sog. "Klimakrise".
Nach dieser Methode werden seit langem die wissenschaftlichen Erkenntnisse von den Journalisten unter das Volk gebracht. Und dieses Volk hat kaum eine Chance, dieser verbogenen Darstellung der Wirklichkeit zu entkommen.
***
Und übrigens wäre ja noch zu hinterfragen, wie die erste Aussage zustande kam:
Welcher "Durchschnitt" ist eigentlich gemeint: Arithmetisches, Geometrisches Mittel oder gar ein Median?
Und: Wieviele Jahre.....welche geographische Bezugsgröße.....
Im KURIER hat G. Tartarotti in seiner Glosse bedauert, dass es gegen Depression keine Impfung gibt. Mein Leserbrief dazu:
Nein, eine Impfung gibt es nicht, aber mittlerweile sehr gute Psycho-Pharmaka. Diese wirken allerdings erst nach einigen Wochen, im Gegensatz zu den ‚happy pills‘, die einen wie Ikarus sofort der Sonne entgegen tragen, dann aber bald zum Absturz führen, es sei denn, man nimmt sie immer und immer wieder – der Absturz ist aber trotzdem unvermeidlich und ist dann um so schrecklicher. Die Langfrist-Pharmaka hingegen ermöglichen es, die Hologramme, die uns die Botenstoffe im Hirn vorgaukeln, als solche zu entlarven.
NESTROY:
Wenn der Zufall nicht wär', wie viel gelinget denn in der Welt?
Der Zufall ist die
Muttermilch, an der sich jeder Plan vollsaugen muß, wenn er zum kräftigen
Erfolg heranreifen soll.
Dem Zufall danken wir alles, dem seelenguten Kerl, dem der menschliche Eigendünkel fast immer das Verdienst abstreit' t.
Lassen wir ihn leben. Der Zufall lebe hoch!
Ueber das metaphysische Bedürfniß des Menschen
Schopenhauer: Kapitel 17 der "W.a.W.u.V"/II
Eine
Religion hingegen, für die Unzähligen bestimmt, welche, der Prüfung und des
Denkens unfähig, die tiefsten und schwierigsten Wahrheiten sensu
proprio nimmermehr fassen würden, hat auch nur die Verpflichtung sensu
allegorico wahr zu seyn. Nackt kann die Wahrheit vor dem Volke nicht
erscheinen. Ein Symptom dieser allegorischen Natur der
Religionen sind die vielleicht in jeder anzutreffenden Mysterien,
nämlich gewisse Dogmen, die sich nicht ein Mal deutlich denken lassen,
geschweige wörtlich wahr seyn können. Ja, vielleicht ließe sich behaupten, daß
einige völlige Widersinnigkeiten, einige wirkliche Absurditäten, ein
wesentliches Ingredienz einer vollkommenen Religion seien: denn diese sind eben
der Stämpel ihrer allegorischen Natur und die allein passende
Art, dem gemeinen Sinn und rohen Verstande fühlbar zu machen,
was ihm unbegreiflich wäre, nämlich daß die Religion im Grunde von einer ganz
andern, von einer Ordnung der Dinge an sich handelt, vor
welcher die Gesetze dieser Erscheinungswelt, denen gemäß sie sprechen muß,
verschwinden, und daß daher nicht bloß die widersinnigen Dogmen, sondern auch
die begreiflichen, eigentlich nur Allegorien und Akkommodationen zur
menschlichen Fassungskraft sind. …. Von diesem Gesichtspunkte aus wird auch
begreiflich, wie Tertullian, ohne zu spotten, sagen konnte: Prorsus
credibile est, quia ineptum est; – – certum est, quia impossibile. (De carne
Christi, c. 5.) – Diese ihre allegorische Natur
entzieht auch die Religionen den der Philosophie obliegenden Beweisen und
überhaupt der Prüfung; statt deren sie Glauben verlangen, d.h. eine freiwillige
Annahme, daß es sich so verhalte. Da sodann der Glaube das Handeln leitet, und
die Allegorie allemal so gestellt ist, daß sie, in Hinsicht auf das Praktische,
eben dahin führt, wohin die Wahrheit sensu proprio auch führen[194] würde;
so verheißt die Religion Denen, welche glauben, mit Recht die ewige Säligkeit.
Wir sehn also, daß die Religionen die Stelle der Metaphysik überhaupt, deren
Bedürfniß der Mensch als unabweisbar fühlt, in der Hauptsache und für die große
Menge, welche nicht dem Denken obliegen kann, recht gut ausfüllen, theils
nämlich zum praktischen Behuf, als Leitstern ihres Handelns, als öffentliche
Standarte der Rechtlichkeit und Tugend, wie Kant es
vortrefflich ausdrückt; theils als unentbehrlicher Trost in den schweren Leiden
des Lebens, als wo sie die Stelle einer objektiv wahren Metaphysik vollkommen
vertreten, indem sie, so gut wie diese nur irgend könnte, den Menschen über
sich selbst und das zeitliche Daseyn hinausheben: hierin zeigt sich glänzend
der große Werth derselben, ja, ihre Unentbehrlichkeit. …. Der einzige Stein des Anstoßes
hingegen ist dieser, daß die Religionen ihre allegorische Natur nie eingestehn
dürfen, sondern sich als sensu proprio wahr zu behaupten
haben. Dadurch thun sie einen Eingriff in das Gebiet der eigentlichen
Metaphysik, und rufen den Antagonismus dieser hervor, der daher zu allen
Zeiten, in denen sie nicht an die Kette gelegt worden, sich äußert. – Auf dem
Verkennen der allegorischen Natur jeder Religion beruht auch der in unsern
Tagen so anhaltend geführte Streit zwischen Supernaturalisten und
Rationalisten. Beide nämlich wollen das Christenthum sensu proprio wahr
haben: in diesem Sinne wollen die ersten es ohne Abzug, gleichsam mit Haut und
Haar, behaupten; wobei sie, den Kenntnissen und der allgemeinen Bildung des
Zeitalters gegenüber, einen schweren Stand haben. Die andern hingegen suchen
alles eigenthümlich Christliche hinaus zu exegesiren;
wonach sie etwas übrig behalten, das weder sensu proprio noch sensu
allegorico wahr ist, vielmehr eine bloße Platitüde, …
Religionen
sind dem Volke nothwendig, und sind ihm eine unschätzbare Wohlthat. ….Der Werth
einer Religion wird demnach abhängen von dem größern oder geringern Gehalt an
Wahrheit, den sie, unter dem Schleier der Allegorie, in sich trägt,
sodann von der größern oder geringern Deutlichkeit, mit welcher derselbe durch
diesen Schleier sichtbar wird, also von der Durchsichtigkeit des letztern.
https://kumpfuz.blogspot.com/2016/10/religion-und-glaube.html
Immanuel Kant:
,,Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht an Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen ... , dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein."
B. Gracian: Nicht abwarten, daß man eine untergehende Sonne sei.
Es ist eine Regel der Klugen, die Dinge zu verlassen, ehe sie uns verlassen. Man wisse, aus seinem Ende selbst sich einen Triumph zu bereiten. Sogar die Sonne zieht sich oft, noch bei hellem Scheine, hinter eine Wolke zurück, damit man sie nicht versinken sehe und ungewiß bleibe, ob sie untergegangen sei oder nicht. Man entziehe sich zeitig den Unfällen, um nicht vor Beschämung vergehn zu müssen. Laßt uns nicht abwarten, daß .die Welt uns den Rücken kehre und uns, noch im Gefühl lebendig, aber in der Hochachtung gestorben, zu Grabe trage. Der Kluge versetzt seinen Wettrenner bei Zeiten in den Ruhestand und wartet nicht ab, daß er, mitten auf der Rennbahn niederstürzend, Gelächter errege. Eine Schöne zerbreche schlau bei Zeiten ihren Spiegel, um' es nicht später aus Ungeduld zu tun, wenn er sie aus ihrer Täuschung gerissen hat.
So habe ich es immer, wenn es möglich war, gehalten: Selbst bestimmen, wann man abtritt.