Donnerstag, 25. Juli 2019

Wahrheit, noch einmal

Was wir heute Wahrheit nennen, ist nicht, was wahr ist, sondern was man andern einreden kann. 
Montaigne

Vor über 400 Jahren hat er das offenbar auch schon so gesehen - und heute ist es das Grundmuster der Massenmedien und der von ihnen geschaffenen Politiktypen wie Trump oder Johnson...

Mittwoch, 17. Juli 2019

Es gibt keine Geschichte

Es gibt keine Geschichte der Menschheit, es gibt nur eine unbegrenzte Anzahl von Geschichten, die alle möglichen Aspekte des menschlichen Lebens betreffen. Und eine von ihnen ist die Geschichte der politischen Macht. Sie wird zur Weltgeschichte erhoben. Aber das ist ein Affront gegen alle Menschlichkeit und Sittlichkeit. Es ist kaum besser, als wenn man die Geschichte der Unterschlagung oder des Raubes oder des Giftmordes zur Geschichte der Menschheit machen wollte. Denn die Geschichte der Machtpolitik ist nichts anderes als die Geschichte der nationalen und internationalen Verbrechen und Massenmorde (einige Versuche zu ihrer Unterdrückung eingeschlossen). Diese Geschichte wird in der Schule gelehrt, und einige der größten Verbrecher werden als ihre Helden gefeiert.
Aber warum wurde gerade die Geschichte der Macht und nicht zum Beispiel die Geschichte der Religion oder der Dichtkunst ausgewählt? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer dieser Gründe ist, daß die Macht uns alle, die Dichtung aber nur wenige von uns beeinflußt. Ein anderer ist, daß die Menschen geneigt sind, die Macht anzubeten. Aber die Anbetung der Macht ist eine der verächtlichsten Formen der Idolatrie und des Knechtsgeistes. Die Anbetung der Macht ist aus der Furcht geboren: aus einem Gefühl, das wir mit Recht verachten. Ein dritter Grund dafür, daß die Machtpolitik zum Zentrum des Interesses der Geschichtsschreiber wurde, ist, daß die Mächtigen oft den Wunsch hatten, angebetet zu werden, und daß sie die Mittel besaßen, ihre Wünsche durchzusetzen. Viele Historiker schrieben im Auftrag und unter der Aufsicht der Kaiser, der Generäle und der Diktatoren. 
K.R. Popper

Samstag, 29. Juni 2019

Möglichkeitsform

Der Konjunktiv (präzis der K. II) hat keine Konjunktur. In unserer total medienverseuchten Gedanken- und Vorstellungswelt gilt nur mehr Hopp oder Tropp. Es zählen nur mehr Superlative, positiv oder negativ. Zwischenwerte sind uninteressant.
Welche Verarmung!

Donnerstag, 27. Juni 2019

Nach allen Seiten offen

„Das Sein bleibt für uns ungeschlossen; es zieht uns nach allen Seiten ins Unbegrenzte“ 
K. Jaspers

Sonntag, 23. Juni 2019

Feuerfest

Als die oberste Regel aller Lebensweisheit sehe ich einen Satz an, den Aristoteles beiläufig ausgesprochen hat: Nicht dem Vergnügen, der Schmerzlosigkeit geht der Vernünftige nach.“
Kommt zu einem schmerzlosen Zustand noch die Abwesenheit der Langeweile, so ist das irdische Glück im wesentlichen erreicht: denn das übrige ist Schimäre.
Es ist wirklich die größte Verkehrtheit, diesen Schauplatz des Jammers in einen Lustort verwandeln zu wollen und, statt der möglichsten Schmerzlosigkeit, Genüsse und Freuden sich zum Ziele zu stecken, wie doch so viele tun. Viel weniger irrt, wer, mit zu finsterm Blicke, diese Welt als eine Hölle ansieht und demnach nur darauf bedacht ist, sich in derselben eine feuerfeste Stube zu verschaffen. 
A. Schopenhauer

Freitag, 21. Juni 2019

Todsicherheit

Das einzige, was wir über den Tod mit Sicherheit wissen, ist, dass wir aus der Zeit fallen. Ob wir ins Nichts fallen oder in die Ewigkeit, wissen wir nicht, auch nicht, ob das nicht dasselbe ist. Die Frage ist: Gibt es das Nichts nicht, weil es für uns nicht denkbar ist?

"Doch Sterben ist nur Zeitverlust."
J. Ringelnatz

Dienstag, 18. Juni 2019

Wer beherrscht wen?

 "Meine intuitive Erkenntnis bestand in der plötzlichen und unerwarteten Einsicht, dass mein Traum mich meinte, mein Leben und meine Welt, meine ganze Realität gegen eine theoretische Struktur, die von einem fremden Verstand aus dessen eigenen Gründen und für dessen eigene Zwecke errichtet war. Es war nicht Freuds Traum, sondern mein eigener; und auf einmal verstand ich auch, was mein Traum bedeutete.
Dieser Konflikt veranschaulicht einen wichtigen Punkt in der Traumanalyse. Sie ist weniger eine  erlernbare Technik als vielmehr ein dialektischer Austausch zwischen zwei Personen. Behandelt man sie als mechanische Technik, dann geht die individuelle psychische Persönlichkeit des Träumers verloren, und das therapeutische Problem  wird auf die Frage reduziert: Wer von beiden,  der Analytiker oder der Träumer wird den anderen beherrschen? Ich wollte meinen Willen nicht anderen Menschen aufzwingen, sondern die Heilungsprozesse aus der eigenen Persönlichkeit des Patienten wachsen lassen, ohne die Würde und Freiheit des betreffenden Menschen einzuschränken."
 Was hier C. G. JUNG anhand der Traumdeutung während einer Lehranalyse bei Freud beschreibt, ist mein Grundproblem mit der Psychoanalyse nach Freud.

Im übrigen haben das Jung und seine Schüler auch nicht anders gehandhabt: Die Träume der Patienten dienten auch dort dem »fremden Verstand« als "Symbole" oder "Archetypen".