Über die Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg habe ich einige Bücher gelesen. Die meisten davon konnten sich nicht ganz freimachen vom Grundtenor: "Irgendwie geschah ihnen ja doch nicht ganz unrecht, denn sie haben ja angefangen". Der Punkt ist aber der, daß diese Greuel im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit geschehen sind. Aber so hehre Ideale sind nun einmal nicht die Triebfedern des Kriegshandwerks, sondern Hass, Rachsucht, "Auge um Auge, Zahn um Zahn", business nicht zu vergessen; das edelste der Gefühle dürfte noch die typisch angelsächsische Empörung über "unfairness" und "bad habits" der Nazis gewesen sein. Für mich ist Dresden das Symbol dafür, was herauskommt, wenn man Experten, die ihre Sachen perfekt machen wollen und können, von der Leine läßt: "Vernunft wird Unsinn .....". Fast alle Historiker sind sich einig, daß ganz allgemein "moral bombing" nicht zum Ziele führt und speziell die Auslöschung Dresdens nicht kriegsentscheidend war. Man kann also relativ leicht behaupten, daß der Fall Dresden ein sinnloser Auswuchs des Militarismus und letztlich sinnlos war, aber was ist mit Hiroshima und Nagasaki? Diese Barbarei hat tatsächlich den Krieg beendet! Ein Paradoxon, das nur ganz gescheite Leute auflösen können.
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Leute wie Arthur Harris oder Hudson Lowe - Büttel mit Lizenz - sind es, die meine Sympathie-Einstellung zu den Engländern etwas trüben.
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Sonntag, 10. Juni 2007
Samstag, 9. Juni 2007
Deutschland-Besuch I

Erst jetzt komme ich dazu, über einen Camping-Kurzurlaub in der 2. Mai-Hälfte zu berichten, den wir in Dresden und Berlin (genauer Werder/Hvl) verbracht haben. Deutsche Campingplätze werden - speziell in den neuen Ländern - weniger als Touristen-Einrichtungen denn als Erziehungs-Anstalten betrieben. Dieses permanente Mißbilligen, Zurechtweisen und Maßregeln ist neben einer gewissen Grundveranalagung eine Erbschaft von früher. Der dies schreibt, hat die DDR mehrmals bereist, als sie noch nicht die "alte DDR" war; damals nahm man das in Kauf wie so vieles andere. Was außerdem aufregt, ist der immer noch anzutreffende Nepp, der ganz schlimm in den Jahren nach der Wende war. Man wollte halt endlich richtig hinlangen. Und im Jammern sind unsere lieben Nachbarn nachwievor Weltmeister, im Osten noch ein bißchen penetranter und nicht selten in der Spielart "Das war früher besser, nur nicht so schön verpackt". Na ja, nicht jeder kann damit umgehen, dass die Ideale seiner besten Jahre sich als fauler Zauber herausgestellt haben.
Soweit das Negative. Wir fahren ja trotzdem immer wieder hin, die genetischen Wurzeln meiner Frau und die kulturellen von mir liegen nun einmal dort. Der Besuch von Dresden war schon überfällig, das letztemal lag die Frauenkirche noch darnieder. Der Anblick der wiederaufgebauten Kirche raubt einem schlichtweg den Atem. Hier ist vollste Bewunderung am Platz - für George Bähr und für die Wiederaufbauer.
Fast genau so schön die Szenerie, die sich nun von der Treppe der Brühl'schen Terrasse bietet - wenn nicht gerade ein Bierzelt vor der Katholischen Kirche aufgebaut ist.
Der zweite Schwerpunkt der Reise war Th. Fontane gewidmet mit Besuchen in Neuruppin und Rheinsberg sowie Spaziergängen im Tiergarten. Das leider ziemlich verschmutzte Denkmal dort erinnert allerdings eher an Bismarck; wäre da nicht der Schlapphut. Richard Wagner nebenan hat man einen eigenen Baldachin gegen Weeterunbill gespendet - aber der liebte es ja schon immer etwas komfortabler und protziger.
Ich ging dann noch bis zur Königin Luise - "umkreisend diese".
Donnerstag, 7. Juni 2007
DON CARLOS
Gestern abend DON CARLOS in der 5-aktigen französischen Fassung unter B. de Billy. Also - die italienische Fassung gefällt mir letztendlich doch besser. Sehr ärgerlich an der Inszenierung die Autodafe-Szene als Unterbrechnung der großen Pause. Andererseits hat das Spektakel dem Fun-People-Teil des Publikums wahnsinnig gut gefallen: Endlich einmal laute Unterhaltung während der Musik erlaubt, wie vor 200 Jahren, nur diesmal auch mit Handy und DigiCam.
Deprimierendes Fazit: Auch auf Plätzen mit Sichteinschränkung entgeht man den Regisseuren nicht. Im übrigen ist mir das wenige Geschehen im linken Bühneneck, das ich sehen konnte/musste, eher wie Schmiere vorgekommen.
HMK diesmal an Englisch-Horn, wenig zu tun, außer in der Romanze der Elisabeth im 2. (1.?) Akt ("Weine nicht...."). Danach verschwunden.
Deprimierendes Fazit: Auch auf Plätzen mit Sichteinschränkung entgeht man den Regisseuren nicht. Im übrigen ist mir das wenige Geschehen im linken Bühneneck, das ich sehen konnte/musste, eher wie Schmiere vorgekommen.
HMK diesmal an Englisch-Horn, wenig zu tun, außer in der Romanze der Elisabeth im 2. (1.?) Akt ("Weine nicht...."). Danach verschwunden.
Montag, 7. Mai 2007
Liaisons dangereuses
Gestern in der Josefstadt "Gefährliche Liebschaften": Kein Perrier, sondern Sodawasser.
Vielleicht bin ich voreingenommen, aber mir scheint H. Föttinger besser als Direktor denn als Schauspieler: Mir kommt es immer so vor, als wüsste er nicht, wohin mit seinen Armen - so steckt er sie halt in die Tasche. Aber auch M. Maertens steht ja im Burgtheater immer so lasch und schlapp in der Gegend herum, das soll wohl absolute Lässigkeit andeuten - und Antipathos. Pathos ist ja absolut verpönt im heutigen Theater, aber ich bin der Meinung, daß es ohne ein wenig Pathos auf der Bühne nicht geht.
Andrea Jonasson hatte außer rauchiger Stimme, verruchtem Schreiten, langer Zigarette und langen Beinen nicht viel zu bieten, vielleicht hat sie auch der Regisseur in Stich gelassen, es ist halt nicht jeder ein Giorgio Strehler.
Ich habe vor langer Zeit das Buch gelesen und später auch den Film mit Glenn Close und John Malkovich gesehen - das knisterte und prickelte, u. a. auch deshalb weil Sex nur angedeutet wurde. Es ist ein kapitales Mißverständnis des heutigen Theaters, dass Zuschaustellung von Fleisch auf der Bühne Erotik vermitteln soll oder leichtgeschürzte Barfüssigkeit Natürlichkeit. Und ohnehin müssen sich meistens nur die weiblichen Chargen ausziehen, außer ein Star hat auch eine überdurchschnittlich exhibionistische Veranlagung.
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Peter Stein im Spiegel 19/2007: "Das Nicht-Konventionelle ist seit 25 Jahren die Konvention. Diese Tatsache setzt unsere jungen Regisseure derart unter Stress, dass sie reinen Quark machen, irgendwas zeigen darüber, was sie gerade unter der Vorhaut juckt".
Vielleicht bin ich voreingenommen, aber mir scheint H. Föttinger besser als Direktor denn als Schauspieler: Mir kommt es immer so vor, als wüsste er nicht, wohin mit seinen Armen - so steckt er sie halt in die Tasche. Aber auch M. Maertens steht ja im Burgtheater immer so lasch und schlapp in der Gegend herum, das soll wohl absolute Lässigkeit andeuten - und Antipathos. Pathos ist ja absolut verpönt im heutigen Theater, aber ich bin der Meinung, daß es ohne ein wenig Pathos auf der Bühne nicht geht.
Andrea Jonasson hatte außer rauchiger Stimme, verruchtem Schreiten, langer Zigarette und langen Beinen nicht viel zu bieten, vielleicht hat sie auch der Regisseur in Stich gelassen, es ist halt nicht jeder ein Giorgio Strehler.
Ich habe vor langer Zeit das Buch gelesen und später auch den Film mit Glenn Close und John Malkovich gesehen - das knisterte und prickelte, u. a. auch deshalb weil Sex nur angedeutet wurde. Es ist ein kapitales Mißverständnis des heutigen Theaters, dass Zuschaustellung von Fleisch auf der Bühne Erotik vermitteln soll oder leichtgeschürzte Barfüssigkeit Natürlichkeit. Und ohnehin müssen sich meistens nur die weiblichen Chargen ausziehen, außer ein Star hat auch eine überdurchschnittlich exhibionistische Veranlagung.
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Peter Stein im Spiegel 19/2007: "Das Nicht-Konventionelle ist seit 25 Jahren die Konvention. Diese Tatsache setzt unsere jungen Regisseure derart unter Stress, dass sie reinen Quark machen, irgendwas zeigen darüber, was sie gerade unter der Vorhaut juckt".
Sonntag, 6. Mai 2007
Am Tag, als der Regen kam
Hitze & Sonne
Eure Wonne.
Schatten & Regen
Mir gelegen.
Vorgestern Nacht kam der langersehnte Regen - für fun-people natürlich eine triste Angelegenheit.
Eure Wonne.
Schatten & Regen
Mir gelegen.
Vorgestern Nacht kam der langersehnte Regen - für fun-people natürlich eine triste Angelegenheit.
Samstag, 5. Mai 2007
SCHWEIZ
REISE-EMPFEHLUNG.
Genieße den Reiz,
der üppigen Schweiz,
enthalte Dich Neid’s,
und übe den Geiz.
Die Schweiz ist für mich ein Eldorado, einmal aus familiär-historischen Gründen und dann wegen meines Eisenbahn-Hobbys.
Früher fuhr man in die Schweiz, um die Auszehrung zu kurieren, ich habe mir dort jedesmal galoppierende Geldbeutel-Schwindsucht zugezogen, sodass ich das Land eher fluchtartig verlassen musste......
Genieße den Reiz,
der üppigen Schweiz,
enthalte Dich Neid’s,
und übe den Geiz.
Die Schweiz ist für mich ein Eldorado, einmal aus familiär-historischen Gründen und dann wegen meines Eisenbahn-Hobbys.
Früher fuhr man in die Schweiz, um die Auszehrung zu kurieren, ich habe mir dort jedesmal galoppierende Geldbeutel-Schwindsucht zugezogen, sodass ich das Land eher fluchtartig verlassen musste......
Donnerstag, 3. Mai 2007
ELEKTRA

Richard Strauß mit schlechteren Orchestern oder von Plätzen mit schlimmer Akustik kann sich wie Klangbrei anhören, drum sitze ich möglichst in einer der vorderen Parterrelogen (natürlich mit schlechter Sicht, aber das ist meist ohnehin gesünder für den Magen). Da gehen einem unglaubliche Detail-Schönheiten auf. Und die fortissimo-Orchesterschläge zum Finale fahren buchstäblich durch Mark und Bein.
Peter Schneider auf seinem Hocker wirkt wie ein alter Taktschläger, aber er entlockt den Musikern mit präzisem Schlag nolens volens die berauschendsten Klänge. Wegen der Enge im Graben kann auch keiner zwischendurch hinausgehen, außerdem finden sich nur wenige Pausen in den Partituren.....
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"Ich will dich noch ansehen. Mir ist immer so wohl und so weh, wenn ich dich ansehe"
(Th. Fontane, Grete Minde)
Dienstag, 1. Mai 2007
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