Mittwoch, 7. Mai 2025

Mensch und Tier

So viele Jahre ohne Tier schon: 

Kein Klagen an der Tür, kein Grüßen 

Kein sehnsuchtsfeuchter Blick, kein Drängen 


Kein Streichen um das Bein, kein Schnurren 

Kein selbstvergeßnes Mahl, kein Lecken 

Kein traumverlornes Ruhn, kein Schlummern - 

So viele Jahre schon gar kein richtiger Mensch mehr.

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Von einer Katze lernen heißt siegen lernen.

Wobei siegen »locker durchkommen« meint, also praktisch: liegen lernen.

Sie sind ein sieghaftes Geschlecht, diese Katzen.

Es gibt ihrer so viele wie Spatzen im Land.

Doch wer streichelt schon Spatzen?

Sie ist gar kein rätselhaftes Tier,

so eine Katze.

Sie will viel Fraß, etwas Liebe, doch meist horcht sie an der Matratze.

Was eine einzige Katze uns lehrt, lehren uns alle:

So viel wie möglich nehmen, ohne zu geben, und dann ab in die Falle.

 

 

Mit einer Katze leben, heißt die Katze überleben.

Jedenfalls dann, wenn man noch mitten im Leben steht.

Eine Katze steht schneller daneben.

Wie alt wird so eine Katze? Maximal zwanzig Jahre.

Viele streckt's aber auch schon früher hin auf die, sagen wir ruhig: Bahre.

Die ist dann vielleicht dein Schreibtisch. Darauf kriegt sie ihre Injektion.

Sie seicht dir noch rasch die Tischplatte voll, und das war's dann auch schon.

Eine Katze haben,

heißt eine Katze verlieren.

Andere mögen von Menschen reden, ich rede von Tieren.

 


R. Gernhardt


Freitag, 2. Mai 2025

Lieber Gott!

 


Franz Kumpfmüller
Sa, 26.04.2025 16:51
Wenn sie einmal entdeckt haben werden, woher die Gesetze der Wahrscheinlichkeit kommen, denen das Universum und der Zufall ja gehorchen und wenn sie Glaube, Liebe,  Hoffnung  einmal digital nachbauen können, ja --  dann wird es wohl eng für den lieben Gott. 



Die Linken

 Bettina Steiner über den Roman „See der Schöpfung“ von Rachel Kushner.

 Die Linken kommen in diesem Roman nicht gut weg, und jeder, der linke Bewegungen beobachtet hat, erkennt so manches wieder: die narzisstischen Führerfiguren. Die Doppelmoral. Die angeblich egalitäre Organisation, die dazu führt, dass sich erst recht Hierarchien ausbilden, nur liegen sie nicht offen und sind daher umso zerstörerischer. Die vielen „rich kids", die sich in besonders radikalen linken Zirkeln finden. Auch die Verbohrtheit und die Neigung, sich völlig in Thesen zu verlieren. Man baut sich aus Thesen seine eigene Echokammer und findet schwer wieder hinaus.