Das Wesen der Kunst ist nicht das Extreme, sondern die Mitte. Über die Grenzen hinauszubrechen ist einfach. Die Mitte zu treffen ist schwer.
H. Rosendorfer
Ist natürlich ein totaler Antagonismus zum gegenwärtigen Verständnis von Kunst.
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Das Wesen der Kunst ist nicht das Extreme, sondern die Mitte. Über die Grenzen hinauszubrechen ist einfach. Die Mitte zu treffen ist schwer.
H. Rosendorfer
Ist natürlich ein totaler Antagonismus zum gegenwärtigen Verständnis von Kunst.
"Was tut eine Katze? Sie frißt, sie jagt, sie tobt herum, sie lauert. Sie denkt nicht. Natürlich geht in ihrem Gehirn etwas vor, aber wir täuschen uns, wenn wir meinen, sie denke. Sie denkt nicht, denn sie hat keine Begriffe. Denken heißt: Instinkte in Begriffe verwandeln. (Der Denkansatz bei der Entschlüsselung der artificial intelligence, der die Entschlüsselung der natürlichen Intelligenz vorausgehen muß, also die Antwort auf die Frage: haben Computer eine Intelligenz?, ist falsch, weil er an der Begriffseite beginnt; er müßte an der Instinktseite anfangen.) Ein Bein und der Schwanz hängen übers Fensterbrett herunter. Über die Silhouette erhebt sich nur ein Ohr. Wenn sie weder frißt, jagt, tobt und so fort, schläft sie.
Wecken
hieße: sie ein klein wenig töten. Nicht nur die Katze, jedes Lebewesen. Ein
gewaltsames oder auch nur durch unberechenbare äußere Einflüsse herbeigeführtes
Ende einmal beiseite gelassen, hat jedes Lebewesen, vermute ich, ein
zugewiesenes Maß an Lebenskraft, das sich im Lauf seines Lebens verbraucht; und
dann erlischt es, das Leben. Wenn das Lebewesen schläft, verbraucht es keine
Lebenskraft oder vielleicht nur ganz, ganz wenig. Was es schläft, lebt es
länger. Mozart hat so wenig geschlafen, heißt es. Wenn er mehr geschlafen
hätte, hätte er vielleicht länger gelebt, aber mehr geschrieben hätte er auch
nicht, denn im Schlaf hat er nicht geschrieben, das nicht; unter allen
möglichen Umständen hat er geschrieben, aber im Schlaf nicht.
Langgestreckt,
schwarz, seidig glänzendes Fell, tief atmend, draußen der leichte Nebel auf der
herbstlichen Wiese. Nicht wecken: sie verlängert grad ihr Leben."
H. Rosendorfer
Muezza (arabisch معزة) war nach der Überlieferung die Katze des islamischen Religionsstifters Mohammed. Über sie existieren einige Legenden: Um das in seinem Arm schlafende Tier nicht zu wecken, soll Mohammed ohne Zögern den Ärmel seines Gewandes abgeschnitten haben, als er zum Gebet gerufen wurde.
"Über die Religion haben die Menschen seit alter Zeit immer menschlich gedacht; und diejenige von diesen Vorstellungen scheint mir noch die wahrscheinlichste und entschuldbarste, die in Gott eine unverstehbare Macht sieht, den Schöpfer und Bewahrer aller Dinge…Wieviel folgsamer und lenksamer sind, sowohl auf religiösem wie auf politischem Gebiet, einfache Menschen ohne besonderen Wissensdrang als die Geister, die bei allen göttlichen und menschlichen Dingen die Gründe erkennen und überwachend und erziehend in sie eingreifen wollen. Nichts, was Menschen erfunden haben, ist so wahrheitsnah und nützlich wie eine solche Hingabe: sie stellt den Menschen nackt und leer hin, wie er ist; sie erkennt seine natürliche Schwäche und ist deshalb bereit, von oben her eine fremde Macht auf sich einwirken zu lassen; sie ist nicht mit menschlichem Wissensdrang belastet und darum um so offener für göttliche Erkenntnis; sie achtet die eigene Urteilskraft gering und gibt dadurch dem Glauben mehr Raum; sie verleitet nicht zum Unglauben und zur Bildung von Dogmen, die der üblichen Religionsübung zuwiderlaufen; sie macht demütig, gehorsam, eifrig, sie ist die geschworene Feindin jeder Häresie und infolgedessen gefeit gegen die respektlosen Irrlehren, die von falschen Sekten verbreitet werden. Sie ist wie ein weißes Blatt, auf das Gottes Finger schreiben kann, was er will. Wir werden um so vollkommener, je mehr wir uns dem Willen Gottes unterstellen und uns ihm hingeben und damit auf unser Selbst Verzicht leisten. «Nimm«, sagt der Ecclesiasticus, «die Dinge in gutem Sinne, so wie sie sich gerade bieten, wie sie gerade heute aussehen und munden; das übrige ist für dich nicht erkennbar».
Der Menschengeist hat keinen Halt, wenn er sich in der Unbegrenztheit gestaltloser Gedanken bewegt: er muß sie zu bestimmten Bildern verdichten, die seiner Welt entnommen sind. So hat sich die göttliche Majestät in das beschränkte Bild einer körperlichen Erscheinung bannen lassen: seine unirdische Helligkeit wird durch Zeichen angedeutet, die unserer Irdischkeit entsprechen: seine Anbetung kommt zum Ausdruck in einem Gottesdienst, den man sehen, und in Worten, die man hören kann: denn es sind Menschen, die glauben und beten; jedenfalls wird schwerlich jemand mich überzeugen, daß nicht eine warme religiöse Stimmung, die sehr nützlich wirkt, von ihr ausgelöst wird: vom Anschauen der christlichen Kruzifixe und der Bilder der Leidensgeschichte, vom Schmuck und den rituellen Bewegungen In unseren Kirchen, von dem andächtigen Gesang und überhaupt von dem sinnlichen Reiz des Gottesdienstes.
Wie die Mohammedaner sind auch manche Christen dem Irrtum verfallen, daß sie nach der Auferstehung ein irdisches, weltliches Leben erhofften, mit allen Freuden und Annehmlichkeiten der Erde. Glauben wir, daß Plato, der doch vom Himmel etwas ahnte und der mit dem Göttlichen so vertraut war, daß dies in seinem Beinamen zum Ausdruck kam, gemeint habe, der Mensch, dieses arme Geschöpf, könne diese unverstehbare Macht irgendwie deuten und daß er geglaubt habe. unser schwaches Fassungsvermögen sei geeignet und die Kraft unserer ausreichend, um uns eine Vorstellung von der oder der ewigen Verdammnis zu ermöglichen. Im Namen der Menschenvernunft müßte man dann so zu ihm sprechen: Wenn die Freuden, die du uns im anderen Leben versprichst, derart sind, wie ich sie hier auf Erden gefühlt habe, so haben sie nichts mit der Ewigkeit zu tun. Wenn auch meine natürlichen fünf Sinne überglücklich gemacht würden und meine irdische Seele alles Glück erführe, das sie hoffen und wünschen kann, so kennen wir doch ihre Begrenzung; das wäre dann alles noch nichts; wenn noch etwas Persönliches darin ist, ist nichts Göttliches dabei; wenn alles das nichts anderes ist, als was wir auch im jetzigen Leben erfahren können, so kann es nicht in Betracht kommen: „Alles Glück der Sterblichen ist sterblich", das Wiedersehen mit unseren Eltern, unseren Kindern und Freunden, angenommen, es könnte in der anderen Welt uns noch berühren und beglücken, und angenommen, es läge uns dann noch etwas an dieser Freude, so bleiben wir immer im Rahmen irdischer und begrenzter Annehmlichkeiten. Ihrer Würde entsprechend können wir die Größe der göttlichen Verheißungen nicht erfassen, solange wir sie noch irgendwie erfassen können; wenn wir uns eine angemessene Vorstellung davon bilden wollen, muß sie unvorstellbar, unsagbar und unverstehbar sein, jedenfalls ganz abweichend von allem, was unsere elende Erfahrung uns lehrt."
Montaigne
Siehe auch: https://kumpfuz.blogspot.com/2018/12/alles-symbole.html