Nun ist der 1. Durchgang des Ring-Zyklus in der Staatsoper unter Simon Rattle vorbei und nach ein paar Tagen Abstand bin ich zu dem Schluss gekommen, dass einzelne Leistungen von Dirigent, Sängern und Musikern nicht
schlecht, ja zum Teil hervorragend waren, aber das Gesamtbild irgendwie nicht ganz stimmig war. Rattle
ist, glaube ich, kein wirklicher „Theaterkapellmeister“, sondern ein
Konzertdirigent. Wirkliche Allrounder wie Karajan, Solti etc. gibt es nur noch
selten. Auch Thielemann ragt als „Symphoniker“ ja nicht besonders über das Mittelmaß
hinaus.
Im Übrigen ging ich gar nicht davon aus, eine Sternstunde zu
erleben. Speziell beim Ring, den ich nun wirklich sehr gut kenne, besteht mein
großes Vergnügen darin, die sicher schon hundertemale in technisch mehr oder
weniger mangelhafter Wiedergabe gehörte Musik durch ein exzellentes Orchester
wieder einmal „live“ zu hören; wenn dabei Sänger und Dirigent nicht allzusehr
stören, ist es mir schon recht. In diesem Sinne hatte ich durchaus großen
Genuss, habe mich wieder mit der Ring-Musik und -Motiven „vollgesogen“,
sodass es mir zum Schluß schon fast zu viel war. – Das große Theatererlebnis
war es also sicher nicht, aber das habe ich gar nicht erwartet, das kommt, wenn es
kommt, ganz unversehens; ich meine damit den Moment, wenn es einem plötzlich
„kalt über den Rücken läuft“. Das gab es manchmal unter Karajan, Stein, Schneider, Thielemann - in der Reihenfolge des Auftretens.
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