Die meisten Artikel zum Thema Bahn gehen von falschen Voraussetzungen aus:
Die Eigentümer und teilweise auch die Betreiber interessieren sich nicht für die Menschen mit ihrem Bedürfnis, möglichst rasch, bequem und billig von einem Ort zum anderen zu kommen, sondern für die Reisenden als Konsument von Erzeugnissen aus Handel und Industrie.
Der Passagier "("AX" im Flugverkehr, wo diese Betrachtungsweise schon lange üblich ist) ist sozusagen das Wasser, das im Vorbeifließen die Turbinen des Handels und der Industrie antreibt.
Beim Bahnhofs-BAU interessiert nicht der Reisende als Reisender, sondern als Ein- oder Aussteiger sowie als Wartender, insofern er lokale Infrastruktur benützen kann oder muss. Der Reisende in Bewegung ist wichtig allein dadurch, dass er dabei andere Produkte der BAU-Wirtschaft benützen muss: Gleis-BAU, Lokomotiv- und Waggon-BAU, Brücken-BAU und selbstverständlich Tunnel-BAU.
Wer das übertrieben findet, soll sich die Besetzung der Spitzenposten in Gegenwart und Zukunft anschauen.
Ganz klar ist indes: Nicht ein für die Reisenden zufriedenstellender Betrieb ist das Hauptziel der Bahnmanager, sondern die Aus- und Abschöpfung seiner Kaufkraft.
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Samstag, 4. Februar 2012
Ethikunterricht
...sollte man nicht nur an Volksschulen, sondern v. a. der Wirtschaftsuniversität lehren, aber man wird wohl keinen Professor dafür finden.
Radwege in Wien
Der erfolgte Umbau des Radweges beim „Hansy-Eck“ (früher „Eminger-Eck“) am Praterstern ist eine reife Humorleistung der Stadt Wien:
· Der beste Witz war das Schild mit der Aufforderung „Radfahrer absteigen“ .Wohnlagebedingt komme ich dort mehrmals am Tage vorbei und habe während der ganzen Umbautage keinen einzigen Radfahrer im Schiebezustand erlebt, dafür aber einige artistische Aktionen zur Verhinderung von bilateralen oder Fußgänger-Beschädigungen. Offensichtlich haben moderne Fahrräder nur defekte oder überhaupt keine Bremsen.
· Der größte Witz aber ist die endgültige Lösung : Während der Radweg so verschwenderisch verbreitert wurde, dass 2 Radfahrer nun in voller Schussfahrt aneinander vorbeifahren können (eben weil sie der Bremsung nicht fähig sind), ist der verbliebene Gehweg so schmal, dass 2 Jogger, die aneinander vorbeilaufen wollen, Gefahr laufen, sich an den Ellbogen zu verletzen, oder Nordic-Walker sich mit den Sticks ins Gehege kommen müssen. Vom ganz abnormalen Fuß- oder Spaziergänger hingegen wird erwartet, dass er sich einbremst, falls es eng wird, z.B. wenn Kinderwagen beteiligt sind oder wenn Gepäcksstücke getragen werden.
Ich kann mir diese offensichtliche, beschämende Geringschätzung der Fußgänger durch die Gemeinde Wien nicht anders erklären, als daß man ihnen demnächst ohnehin das Wahlrecht entzieht - oder auf den natürlichen Abgang hofft.
Ganz generell würde ich mir wünschen, dass die Radfahrer den Fußgängern jene Rechte zugestehen, die sie von Autofahren so vehement fordern.
· Der beste Witz war das Schild mit der Aufforderung „Radfahrer absteigen“ .Wohnlagebedingt komme ich dort mehrmals am Tage vorbei und habe während der ganzen Umbautage keinen einzigen Radfahrer im Schiebezustand erlebt, dafür aber einige artistische Aktionen zur Verhinderung von bilateralen oder Fußgänger-Beschädigungen. Offensichtlich haben moderne Fahrräder nur defekte oder überhaupt keine Bremsen.
· Der größte Witz aber ist die endgültige Lösung : Während der Radweg so verschwenderisch verbreitert wurde, dass 2 Radfahrer nun in voller Schussfahrt aneinander vorbeifahren können (eben weil sie der Bremsung nicht fähig sind), ist der verbliebene Gehweg so schmal, dass 2 Jogger, die aneinander vorbeilaufen wollen, Gefahr laufen, sich an den Ellbogen zu verletzen, oder Nordic-Walker sich mit den Sticks ins Gehege kommen müssen. Vom ganz abnormalen Fuß- oder Spaziergänger hingegen wird erwartet, dass er sich einbremst, falls es eng wird, z.B. wenn Kinderwagen beteiligt sind oder wenn Gepäcksstücke getragen werden.
Ich kann mir diese offensichtliche, beschämende Geringschätzung der Fußgänger durch die Gemeinde Wien nicht anders erklären, als daß man ihnen demnächst ohnehin das Wahlrecht entzieht - oder auf den natürlichen Abgang hofft.
Ganz generell würde ich mir wünschen, dass die Radfahrer den Fußgängern jene Rechte zugestehen, die sie von Autofahren so vehement fordern.
Die Bühne + Die Josefstadt
BRIEF an "BÜHNE" und JOSEFSTADT-Direktion:
Ich bekomme die Zeitschrift "Die Bühne" unverlangt als Abonnent der Josefstadt. Bis jetzt habe ich mich immer nur über den boulevardesken Stil dieserZeitschrift geärgert – zu viele Adjektive und Superlative für meinen Geschmack. Während der vorangegangenen Chefredaktion näherte sich „Die Bühne“ manchmal bedenklich dem Niveau von „BRAVO“ (Ausgabe Hochkultur). Als ich aber aus der Jubiläumsnummer erfuhr, daß die Wurzeln der Zeitschrift in den Bekessy-Sümpfen liegen, war mir dann wieder alles klar („Karl Kraus – schau oba“)!
Nun stellen Sie sich in Ihrem Editorial entschlossen hinter die Direktion der Josefstadt, die sich „entschlossen hat, dem Thema Vergangenheitsbewältigung im Frühjahr einen eigenen Schwerpunkt zu widmen“.
Darf ich mir die Frage erlauben, WESSEN Vergangenheit hier eigentlich bewältigt werden soll? Ihre eigene kann ja wohl nicht gemeint sein, weil Sie doch kaum vor den 50-iger-Jahren geboren und somit über jeden Verdacht erhaben sind. Diejenigen aber aus Ihrem Leserkreis, welche die Nazizeit bewußt erlebt und mitgemacht haben, sind weit in den Achtzigern; dieser überlebende Rest ist als Zielgruppe doch schon sehr klein und hat wohl schwerere Sorgen als diesen Ihren Schwerpunkt. Oder wollen Sie die Vergangenheit der Toten bewältigen?
Bleibt als Rest also nur meine Altersgruppe, heute so rund um den Siebziger: Haben die in den Jahren 38-45 Geborenen Ihrer Ansicht nach bereits als Kleinkinder soviel verwerfliches Gedankengut unbewußt aus der Muttermilch oder aus der Luft in sich hineingesogen, daß sie jetzt Ihrer Bewältigungs-Therapie bedürftig sind?
Als Jahrgang 1943 muss ich allerdings gestehen, daß ich (wie viele andere meiner Generation) in meiner Jugend und danach mich v. a. der Bewältigung der Zukunft gewidmet habe; daß daraus eine Gegenwart geworden ist, die den jetzigen Generationen nicht mehr gefällt, ist sehr zu bedauern, hat allerdings m. E. andere Gründe als eine unbewältigte Vergangenheit, für die man ja doch wohl erst nach der Kindheit verantwortlich gemacht werden kann. Aber schon immer waren die Väter schuld.
Ich bin es wirklich leid, andauernd via Zeitungspapier, Bühnenbretter, Radio und TV moralische Standpauken aufgedrängt zu bekommen – hauptsächlich deswegen, weil ich die Bevölkerungsgruppe der Künstler und Journalisten (ganz so wie die Politiker) ganz einfach nicht als moralische Instanzen akzeptiere; dazu habe ich zuviel Kontakte in diese Welt gehabt. Für mich beginnt die Anständigkeit in meinem familiären und beruflichen Umfeld, und nur wer das halbwegs „hinkriegt“, hat für mich die Berechtigung, sich zum Sittenrichter über andere aufzuschwingen.
Ich bekomme die Zeitschrift "Die Bühne" unverlangt als Abonnent der Josefstadt. Bis jetzt habe ich mich immer nur über den boulevardesken Stil dieserZeitschrift geärgert – zu viele Adjektive und Superlative für meinen Geschmack. Während der vorangegangenen Chefredaktion näherte sich „Die Bühne“ manchmal bedenklich dem Niveau von „BRAVO“ (Ausgabe Hochkultur). Als ich aber aus der Jubiläumsnummer erfuhr, daß die Wurzeln der Zeitschrift in den Bekessy-Sümpfen liegen, war mir dann wieder alles klar („Karl Kraus – schau oba“)!
Nun stellen Sie sich in Ihrem Editorial entschlossen hinter die Direktion der Josefstadt, die sich „entschlossen hat, dem Thema Vergangenheitsbewältigung im Frühjahr einen eigenen Schwerpunkt zu widmen“.
Darf ich mir die Frage erlauben, WESSEN Vergangenheit hier eigentlich bewältigt werden soll? Ihre eigene kann ja wohl nicht gemeint sein, weil Sie doch kaum vor den 50-iger-Jahren geboren und somit über jeden Verdacht erhaben sind. Diejenigen aber aus Ihrem Leserkreis, welche die Nazizeit bewußt erlebt und mitgemacht haben, sind weit in den Achtzigern; dieser überlebende Rest ist als Zielgruppe doch schon sehr klein und hat wohl schwerere Sorgen als diesen Ihren Schwerpunkt. Oder wollen Sie die Vergangenheit der Toten bewältigen?
Bleibt als Rest also nur meine Altersgruppe, heute so rund um den Siebziger: Haben die in den Jahren 38-45 Geborenen Ihrer Ansicht nach bereits als Kleinkinder soviel verwerfliches Gedankengut unbewußt aus der Muttermilch oder aus der Luft in sich hineingesogen, daß sie jetzt Ihrer Bewältigungs-Therapie bedürftig sind?
Als Jahrgang 1943 muss ich allerdings gestehen, daß ich (wie viele andere meiner Generation) in meiner Jugend und danach mich v. a. der Bewältigung der Zukunft gewidmet habe; daß daraus eine Gegenwart geworden ist, die den jetzigen Generationen nicht mehr gefällt, ist sehr zu bedauern, hat allerdings m. E. andere Gründe als eine unbewältigte Vergangenheit, für die man ja doch wohl erst nach der Kindheit verantwortlich gemacht werden kann. Aber schon immer waren die Väter schuld.
Ich bin es wirklich leid, andauernd via Zeitungspapier, Bühnenbretter, Radio und TV moralische Standpauken aufgedrängt zu bekommen – hauptsächlich deswegen, weil ich die Bevölkerungsgruppe der Künstler und Journalisten (ganz so wie die Politiker) ganz einfach nicht als moralische Instanzen akzeptiere; dazu habe ich zuviel Kontakte in diese Welt gehabt. Für mich beginnt die Anständigkeit in meinem familiären und beruflichen Umfeld, und nur wer das halbwegs „hinkriegt“, hat für mich die Berechtigung, sich zum Sittenrichter über andere aufzuschwingen.
aSoziale Medien
Ich bin zwar Mitglied bei facebook, weil man sonst mit einigen Zeitgenossen nicht kommunizieren kann, aber der ganze Stil dort liegt mir nicht; diese unglaubliche Einengung des Spektrums z. B. rund um die Begriffe "gefällt mir" oder "Freund" finde ich zumindest "befremdend", ja eigentlich erbärmlich. Und ich habe zu wenig Sendungsbewußtsein und Missionierungsdrang, um meine aktuelle Beschäftigungen oder gar Empfindungen der Mitwelt mitzuteilen.
Erfolg hat man natürlich mit so einer Einstellung nicht.
Lebensweg
"Wenn man auf seinen Lebensweg zurücksieht, den "labyrinthisch irren Lauf" desselben überschaut und nun so manches verfehlte Glück, so manches herbeigezogene Unglück sehen muß; so kann man in Vorwürfen gegen sich selbst leicht zu weit gehn. Denn unser Lebenslauf ist keineswegs schlechthin unser eigenes Werk; sondern das Produkt zweier Faktoren, nämlich der Reihe der Begebenheiten und der Reihe unserer Entschlüsse, welche stets ineinandergreifen und sich gegenseitig modifizieren. Hiezu kommt noch, daß in beiden unser Horizont immer sehr beschränkt ist, indem wir unsere Entschlüsse nicht schon von weitem vorhersagen und noch weniger die Begebenheiten voraussehen können, sondern von beiden uns eigentlich nur die gegenwärtigen recht bekannt sind. Deshalb können wir, solange unser Ziel noch fern liegt, nicht einmal gerade darauf hinsteuern; sondern nur approximativ und nach Mutmaßungen unsere Richtung dahin lenken, müssen also oft lavieren. Alles nämlich, was wir vermögen, ist, unsere Entschlüsse allezeit nach Maßgabe der gegenwärtigen Umstände zu fassen, in der Hoffnung, es so zu treffen, daß es uns dem Hauptziel näherbringe. So sind denn meistens die Begebenheiten und unsere Grundabsichten zweien, nach verschiedenen Seiten ziehenden Kräften zu vergleichen, und die daraus entstehende Diagonal ist unser Lebenslauf. - Terenz hat gesagt: in vita est hominum quasi cum ludas tesseris: si illud, quod maxime opus est jactu, nun cadit, illud quod cecidit forte, id arte ut corrigas; wobei er eine Art Tricktrack vor Augen gehabt haben muß. Kürzer können wir sagen: das Schicksal mischt die Karten, und wir spielen."
(A. Schopenhauer)
(A. Schopenhauer)
Freitag, 3. Februar 2012
Wahrheit
- Die Wahrheit ist, dass die Wahrheit niemanden interessiert.
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- "Wahrheit ist der Name, den wir unseren wechselnden Irrtümern geben".
- Rabindranath Tagore.
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- In Wirklichkeit sieht alles anders aus, als es wirklich ist.
- Stanislaw Jerzy Lec (1909-66)
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